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Einladungswettbewerb | 06/2008

Errichtung einer Rad- und Fußgängerbrücke

Aufgang Bahnhofseite

Aufgang Bahnhofseite

2. Preis

bayer | uhrig architektenPartGmbB

Architektur

Erläuterungstext

Ziel
Die formulierten Wünsche der Gemeinden Enkenbach und Alsenborn an die Rad- und Fußgängerbrücke, fordern zukunftsorientierte Strategien für die Entwicklung einer neuen, beispielhaften Ausformulierung von Konstruktion und Wegeführung. Es fordert gleichsam die Wahrung von Identität und Robustheit und die Schaffung von Vieldeutigkeit und Variabilität. Vorhandene Strukturen sowie das Aufgreifen regionaler Alleinstellungsmerkmale müssen transformiert werden und somit ein Einpassen in den Kontext ermöglichen. Es fordert einen Katalog von Spielregeln für ein Spiel noch unbekannter Akteure.

Analyse
Städtebau
Die heutige städtebauliche Situation lässt nur eine unbefriedigende Annäherung auf die Bahnhofssituation zu. Die unbeachtete Brachfläche entlang der Gleisanlage trägt zu diesem Eindruck bei. Gleichsam ist das Gebiet ein wichtiger Verbindungsraum für die Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, der im Spannungsfeld verschiedener Abwertungstendenzen steht. Die geplante Neuordnung der Wegeführung fordert ein Überdenken im Nutzerverhalten. Eine gewohnte Anbindung ist nicht mehr möglich und genau dies bietet die einmalige Chance das gesamte Areal aufzuwerten. Es gilt den Platz südwestlich des ehemaligen Bahnhofsgebäudes als solchen auszuformulieren und zu nutzen.

Konzept
Gestaltete Übergänge
Die Rad- und Fußgängerbrücke markiert eine Kreuzung und verknüpft Enkenbach mit Alsenborn. Kreuzung heißt Begegnung, Begegnung zwischen Menschen. Die Architektur der Brücke und ihre Erlebbarkeit durch Bewegung im Raum, muss diese Thematik aufgreifen.

Umsetzung
Einfügen in den Kontext
Um ein sinnvolles Einfügen der Brücke zu ermöglichen, erfordert es eine neue Ausbildung der Anknüpfungspunkte. Die vorhandenen Qualitäten dieser Anknüpfungspunkte werden transformiert und gestärkt. Entscheidend ist dabei der neu definierte Platz südwestlich des ehemaligen Bahnhofgebäudes. Diese Maßnahme erzeugt einen Aufenthaltsraum von hoher Qualität –Ankommen, Verweilen, Weitergehen- Der Platz wird zum belebten Stadtbaustein und zum Verteiler für alle Ankommenden. Das Umfeld bietet kulturelle, soziale und gastronomische Angebote [Programmkino, Bibliothek, Jugendzentrum, …] und gibt der Örtlichkeit, neben der Funktion als Verkehrsknotenpunkt, eine weitere Dimension. Die Busanbindung erfolgt nördlich des einstigen Bahnhofsgebäudes mit einfachen StopandGo – Haltestellen entlang der Bahnhofsstraße. Busse mit längerem Zwischenhalt nutzen den von der Verkehrsplanung vorgesehenen Wendehammer. Ebenso dient vor oder nach dem Anfahren der Bushaltestelle der Wendehammer einer eventuell erforderlichen Richtungsänderung. Die Möglichkeit, auf dem Gebiet östlich der Bahngleise einen ParkandRide – Platz anzubieten, stellt eine sinnvolle Ergänzung dar. Über die Brückenanbindung kann in Stoßzeiten ein geregeltes Bringen und Abholen von z.B. Schulkindern erfolgen. Die Brückenanlage ist so konzipiert, dass in Einheit mit jeweils schnellen Verbindungen mittels Treppen, alle Anknüpfungsbereiche barrierefrei erreicht werden, Der östliche Abgang der Brücke geht in ein gestaltetes Landschaftselement über. Dieser Anstieg als räumliche Verortung überwindet stufenlos die Höhendifferenz hinauf zur Rampenmündung. Der Charakter des Hügels lädt zum flanieren und verweilen ein und benötigt aufgrund der Ausformulierung von Geländemodulation und Bepflanzung keine weitere Absturzsicherung.




Material, Form und Farbe
[GOLD ist die Farbe der rechten und wahren Mitte wie die Sonne das Herz der Welt ist – das Wort „goldrichtig“ deutet auf das wahre Maß der Mitte]
Die Brücke besticht durch ihre ambivalente Erscheinung. Als eine Frage des Standpunktes vermittelt uns die Ausformulierung der Konstruktion viele Bilder. Bei tangentialem Blickwinkel wird ein körperhaftes Aussehen der Brückenanlage erzeugt. Es entsteht ein räumliches Objekt das ein Zeichen setzt und den Ort nachhaltig markiert. Mit Änderung des Blickwinkels [orthogonal] ändert sich auch die Anmutung des Ensembles. Durch die filigrane Bauweise, wirkt die Brücke dann transparent, ruhig und unaufdringlich. Die Wahl des Materials – lackierte Stahlbleche – unterstützt den Effekt der sich verändernden Erscheinung. Das Geländer besteht aus Vertikalflachstählen, denen von Seiten der Geometrie sowohl die Linie als auch die Fläche innewohnt. Die Architektur der Brücke und ihre Erlebbarkeit durch Bewegung im Raum, greift diese Thematik auf. Die Stahlkonstruktion erhält eine goldfarbene Metalliclackierung, die von der Farbfassung mit dem sandfarbenen Gehbelag harmoniert. Dies entspricht auch der Wahl der Werkstoffe für den Weg entlang des Landschaftselementes mit Splitt gebundener Decke, sowie Kopfsteinpflaster im Bereich des Bahnhofsvorplatzes aus Grauwacke. Das sich auf dem Platz befindende Relaisgebäude bekommt eine neue Hülle, die mit dem Erscheinungsbild der Brücke korrespondiert. In zweiter Ebene dient die Konstruktion als Rankhilfe für eine Begrünung. Entsprechend dieser Konzeption erhalten auch die Bushaltestellen diese Hüllkonstruktion, die sie als lichte Gefährten innerhalb dieses Bautenensembles erkennen lassen. In der Nacht zeichnet sich die Brücke als Lichtband ab und ermöglicht dem Nutzer an jedem Punkt der Wegstrecke die komplette Einsicht bzw. Übersicht. So genannte „Angsträume“ werden vermieden und somit lädt die Rad- und Fußgängerbrücke auch zu später Stunde ein, selbige zu überqueren.

Das Tragwerk
Die Fahrbahn der Rad- und Fußwegbrücke Enkenbach-Alsenborn spannt in geradlinigen Abschnitten als Durchlaufträgersystem über die Bahngleise und die Bundesstraße. Es handelt sich um eine Stahlbrücke. Es wurde ein angemessenes, ruhiges, zurückhaltendes Tragwerk gewählt. Die Fahrbahn besteht aus einer Stahlplatte, auf die als Gehbelag ein reaktionsharzgebundener Dünnbelag aufgebracht wird. Die Stahlplatte lagert auf vertikalen Stegblechen auf, von denen im Regelfall 5 gleichmäßig über die Brückenbreite angeordnet sind. Die Stegbleche leiten die Lasten im Stützenabstand auf Querbleche ab, die in den Stützenachsen liegen. Die Stützenabstände betragen 7,50 m, über der Bundesstraße 15,0 m. Die große Spannweite über der Bundesstraße wird durch eine Verdopplung der Stegbleche realisiert. Die Stützen sind in der Querschnitts-Schwerachse angeordnet. Um Torsionsbeanspruchungen aus halbseitigen Lasten aufnehmen zu können, werden die Stützen in die Fahrbahn und die Fundamentierung eingespannt. Die Stützen bestehen aus Blechen, die zu Hohlkästen zusammengeschweißt sind. Die horizontale Aussteifung wird durch die eingespannten Stützen sowie durch die Anbindung der Brücke an die Treppenabgänge und den Aufzugsturm gewährleistet. Die aus Blechen gefalzten Treppen bilden in Verbindung mit den Wangen Faltwerke aus, die sich ohne zusätzliche Stützungen selbst tragen.

Lageplan

Lageplan