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Preis 5 / 5

Einladungswettbewerb | 10/2006

Wohngemeinschaft Demenz

Foto 1

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Projekt C IBS Massiv-Bauhaus

Preis

Grassinger Emrich Architekten GmbH

Architektur

mahl gebhard konzepte

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wettbewerbsaufgabe und Projektbeschreibung:
Die Wohnanlage an der Willy-Brandt-Allee liegt im 3. Bauabschnitt Wohnen der Messestadt Riem. Die 212 Wohnungen befinden sich derzeit im Rohbau, es handelt sich ausschließlich um nach EOF-Richtlinien geförderten Wohnraum. Die Freiflächen und alle Wohnungen im Erdgeschoss sind barrierefrei ausgebildet, im Eckhaus - Treppenhaus 4 - wurden konzentriert Wohnungen geschaffen, die auch für Rollstuhlfahrer geeignet sind, hier ist der rollstuhlgerechte Zugang in die Keller-räume und die Tiefgarage gewährleistet. Im 1. und 2. Obergeschoss war in Abstimmung mit der Stadt Mün-chen eine Alten Wohngemeinschaft vorgesehen. Diese zwei Wohnungen wurden vom Auslo-ber für den Ideenwettbewerb Wohngemeinschaft Demenz erweitert und sind Grundlage der nachfolgenden Entwurfsüberlegungen.

Allgemeine Voraussetzungen:
Die Wohngruppe soll im ersten und zweiten Obergeschoss des Gebäudes untergebracht werden. Wohnungsbegrenzend ist ein Freisitz vorgesehen. Für die Freiräume der Wohnanlage existiert bereits ein abgestimmtes und genehmigtes Freiflächenkonzept.

Freiflächenkonzept Wettbewerb:
Das hier vorliegende Freiflächenkonzept überarbeitet das bestehende Konzept dahingehend, dass zusätzlich zum Freisitz den Bewohnern der Wohngruppe ein geschützter Aufenthaltsbereich im Innenhof (räumlich nah zum Treppenhausausgang gelegen) angeboten wird, der in Begleitung aufgesucht werden kann.

Lage des Sitzbereichs:
Der Aufenthaltsbereich im Innenhof wurde so gewählt, dass er in der Nähe des Treppenhausausgangs liegt und man von dort das Geschehen im Hof und das Kleinkinderspiel beobachten kann.

Gestaltung:
Der Sitzbereich selbst ist so ausgebildet, dass er weitgehend geschützt ist (Hecke im Rücken, Baumdach als Sichtschutz von oben) und in Form einer langen Bank Platz für bis zu 16 Personen bietet. Ein kleiner Tisch ermöglicht es, zusätzlich mitgebrachte Gegenstände abzulegen. Die Hecke und die Bäume bieten angrenzend an den Sitzplatz verschiedene Blattformen, -farben und Gerüche an, die zusätzlich zu den Beobachtungen des Hofgeschehens erlebt werden können. Als Bodenbelag wird das gleiche Betonpflaster wie im übrigen Hof gewählt, sodass die Bewohner der Wohngruppe auf einem druchlaufenden Belag vom Treppenhaus bis zum Sitzbereich gelangen können.

Barrierefreiheit - Belichtung - Materialien:
Einige wesentliche Merkmale die den Charakter der Wohngemeinschaft Demenz in der Willy-Brandt-Allee kennzeichnen sollen:

- alle Zugänge, auch der Zugang auf die Gemeinschaftsterrasse sind absolut schwellenlos geplant. Die Terrassentüre wird mit Hilfe einer Magnetschwelle so konstruiert, dass sie schwellenlos begehbar und dennoch Wind und Regendicht ist.
- Die Wohnung ist in allen Bereichen beidseitig belichtet, daher wird nahezu zu jeder Tageszeit direkt die Sonne in die Wohnung scheinen. Die Erschließungsflure sind durch Treffzonen geöffnet, so dass auch in diesen Bereichen immer für ausreichend Tageslicht gesorgt ist.
- Als Bodenbelag wird ein gebleichter Eichenparkett gewählt. Er garantiert eine hohe Robustheit ohne allzu viel Licht zu absorbieren. Der Belag wird, außer in den Bädern, in allen Räumen durchgängig verlegt, er vermittelt ein angenehmes Erscheinungsbild und vermeidet jede Assoziation mit einem Heim oder einer Pflegeeinrichtung.
- Die Bäder sind in großformatigen braungrauen Fliesen vorgesehen, die in Verbindung mit geradlinig gestalteten Einrichtungsgegenständen eine großzügige aber warme und wohnliche Atmosphäre vermitteln.

Erschließung - Konzeption - Funktion:
Das Treppenhaus 4 an der Nordostecke der Wohnanlage ist durchgängig rollstuhlgerecht angelegt, auch die Zuwegung aus der Tiefgarage ist über Rampen und mit Hilfe motorgetriebener Türen gewährleistet.

Die Regelgeschosse sehen eine Wohnungserschließung über Laubengänge vor. Im 1. und 2. OG wird die zu einer Einheit verschmolzene Wohnung direkt vom Treppenraum erschlossen. Die frei werdenden Laubengänge werden zum Teil der Wohnung als Diele zugeschlagen (Norden) zum Teil als Wintergärten genutzt (Osten).

Die Wohngemeinschaft ist an zentraler Stelle erschlossen, man bewegt sich von Norden über die Diele in den offenen Wohn-Ess-Kochbereich, von dort verteilen sich, wie an einem Kniegelenk, die Zimmer mit Sanitäreinrichtungen über einen Flur nach Süden und ebenso über einen Flur nach Westen.

Die Kernzone der Wohngemeinschaft gliedert sich in
drei Teile:

- den Koch-Essbereich, Hauptaufenthaltsbereich des Betreuungspersonals
- den Wohnbereich 1 beispielsweise für fernsehen etc.
- den Wohnbereich 2 für spielen, lesen

Den Bewohnern wird durch diese Raumstruktur ermöglicht sich in der Gemeinschaft den passenden Ort zu suchen. Dabei bleibt dennoch durch die Offenheit der Raumverbindungen die Übersichtlichkeit für die Betreuer erhalten.

Direkt vorgelagert ist der großzügige, schwellenlos begehbare Balkon. Er ersetzt keinen Garten ist aber als Freisitz für die gesamte Gruppe ausreichend.

Die Bewohnerzimmer sind über Stichflure erschlossenen, die nach Osten bzw. Norden Aufweitungen haben, die Tageslicht und Orientierung bringen und zugleich Rückzugzonen für Bewohner und Betreuer gleichermaßen sein können.

Die Bewohnerzimmer selbst sind in Lage und Größe alle nahezu gleichberechtigt, sie haben alle vorgelagerte Balkone. Die Erfahrung kann zeigen, ob die Balkone für jeden frei zugängig sein sollen, oder ob sie in fortgeschrittenen Krankheitsstadien oberhalb
der Brüstung aus Sicherheitsgründen verglast werden müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Außenanlagen: Stellvertretend für die drei teilnehmenden Teams wurden in dieser Arbeit Vorschläge gemacht, wie die Ausgestaltung der Freiflächen in dem von vier- und siebengeschossigen Zeilen eingefassten Innenhof im Sinn einer Nutzung durch Demenzkranke verbessert werden kann. Vorgeschlagen wird ein von der allgemeinen Verkehrsfläche in der Nähe des Treppenhauses zugänglicher, aber „abgegrenzter“ Bereich, der einen Beobachterstatus ermöglicht und durch Hecken bzw. Bäume geschützt wird. Die Erkennbarkeit eines eigenen Bereichs, der aber aus denselben Materialien und Elementen hergestellt wird, bildet eine gute Synthese und wertvolle Ergänzung zu den in den Stockwerken vorgegebenen Balkonen. Der Vorschlag sollte unbedingt weiter verfolgt werden.

Zum baulichen Vorschlag: Die Verfasser erschließen den zentrale Wohnraum von der Nordseite und bieten einen weiteren Zugang (zur Küche) im Süden an. Die Laubengänge werden geschlossen und zu Wintergärten umgewandelt. Dies kann ohne Eingriffe in die Bausubstanz erfolgen und bietet den Bewohnern die Möglichkeit, die Flächen kostengünstig selbst zu bepflanzen und zu unterhalten. Die Nutzung der Lauben vor den Einzelzimmern ist fraglich und müsste durch bauliche Maßnahmen gesichert werden. Allerdings bleibt die Übersicht für das Personal eingeschränkt. In der Mitte der Wohnung bildet sich ein geräumiger Wohn-Essbereich, der durch den vorhandenen Einschnitt der Terasse leider nicht als Gesamtfläche genutzt werden kann, wenngleich er aus gut nutzbaren Teilflächen besteht. Die Küche ist großzügig angelegt und bietet Anreiz und Gelegenheit zu gemeinsamer Arbeit. Hausarbeitsraum und Speis sind sinnvoll zugeordnet. Die Terrasse ist günstig gelegen: ein einseitiger Zugang würde genügen. Die Erschließung der Zimmer wird über direkt belichtete Erweiterungen lebendig und gut nutzbar gemacht. Die Bäder, wohl ein Zwang aus der bestehenden Struktur, sind etwas zu klein, aber gut zugeordnet. Die Zimmer selbst sind gut proportioniert und möblierbar. Insgesamt ein überaus praktikabler Versuch, der im Mittelbereich noch großzügiger gestaltet werden könnte.
Foto 2

Foto 2

Ansicht

Ansicht

EG mit Freianlagen

EG mit Freianlagen

Nähe zum Eingang - Blickbeziehungen - räumlicher Schutz/Beläge

Nähe zum Eingang - Blickbeziehungen - räumlicher Schutz/Beläge

Grundriss OG

Grundriss OG

Schnitt

Schnitt

Lageplan

Lageplan

Materialien

Materialien

Flächen

Flächen

Preis 5 / 5