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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2008

ArchÀologischer Landschaftspark Erftstadt

Erftquerung

Erftquerung

2. Preis

100Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Kilga Popp Architekten

Architektur

ErlÀuterungstext

Der Ort ist ein typischer Ort der Zwischenstadt. Seine zunĂ€chst periphere Erscheinung paart sich mit einer potentiell dichten, fast urbanen Vernetzung des Ortes zu den umgebenden Siedlungsstrukturen. Wir begreifen die Idee eines Parks an diesem Ort als eine offene und öffentliche Struktur, deren Nutzungs- und Erlebnispotential gesteigert werden kann; sich vor allem jedoch aus dem Vorhandenen generieren muss. Hierzu zĂ€hlen die landschaftlichen Momente am Ufer der Erft, die Weite der fruchtbaren Ackerfurchen mit Blick auf die Eifel, der hartnĂ€ckig rauschende Autobahnverkehr – und die archĂ€ologischen Fundorte aus der Römerzeit. Das Konzept sieht eine Aktivierung des Ortes durch punktuelle Akzentuierungen vor, welche als zeichenhafte VerstĂ€rkung der vorhandenen landschaftlichen Strukturen funktionieren.

Via Agrippa: Anlass und Potential hier einen Park zu schaffen ist die Inwertsetzung der fragmentarischen Landschaftsstruktur der Römerstrasse zwischen Köln und Trier. Wir schlagen vor, die Trasse im Landschaftspark als Gehölzkante in landschaftlicher Dimension lesbar zu machen. Auf den zugĂ€nglichen Strecken der Römerstrasse im Planungsgebiet soll die Trasse mit einer geringen Dammlage als „neue Römerstrasse“ fĂŒr FußgĂ€nger und Radfahrer begehbar und erfahrbar werden. Diese WegstĂŒcke weisen annĂ€hernd die originale Breite der Römerstrasse von sechs Metern auf. Die AbschlĂŒsse der “neuen Römerstrasse“ an den Anschlusswegen werden jeweils mit einer Strecke von mindestens zwei Metern als Ortbetondecke gefasst und weisen als “Antritt” auf die Besonderheit des Weges hin.

Erftquerung: An der Erft wird in linearer Fortsetzung der Trasse der Römerstrasse an beiden Ufern eine jeweils sechs Meter breite Treppe bis in den Fluss gefĂŒhrt. Bei minimalem Eingriff in den GewĂ€sserquerschnitt bleibt so die Spekulation ĂŒber die tatsĂ€chliche (römische) Querung mit BrĂŒcke oder Furt offen. Die Treppe schafft jedoch - analog zum Erlebnis einer Furtquerung - mit der BerĂŒhrbarkeit des Wassers einen attraktiven, spielerischen Moment.

Villa Frauenthal: Analog zur Neuschaffung der Römerstrasse schlagen wir vor, den GebĂ€udegrundriss der römischen Straßenmeisterei (?) zu ĂŒberdecken. Auf eine Asphaltdecke wird mit Straßenmarkierungsfarbe eine vereinfachte Interpretation des GebĂ€udegrundrisses aufgezeichnet. Dieses „historische Plateau“ in der archĂ€ologischen Parklandschaft ermöglicht den Besuchern, spielerisch “durch das Haus zu laufen.” Die FlĂ€che kann jedoch auch als SkaterflĂ€che genutzt werden.

Schaustelle: Zentraler Zugang zum Park und gleichzeitig Anlass fĂŒr regionale und ĂŒberregionale Besuche wird der neue Parkplatz im SĂŒdwesten des Parks. Über seine Grundfunktion als Stellplatz hinaus ist er ein Ort fĂŒr sich – und dient als Schaustelle der MobilitĂ€t. Beginnend bei der Zufahrt wird Straßenkultur (mit zeitgenössischer Signaletik und Elementen des Straßenbaus) vermittelt. Im Fahren und Begehen bietet sich dem Besucher ein ungewöhnliches Erlebnis. Der Stellplatz geht in einen leicht ansteigenden Damm ĂŒber – und verweist somit auch auf die umliegenden StraßendĂ€mme. In der befahrbaren und begehbaren Kehre werden unter der Strasse Ausstellungs- und FunktionsrĂ€ume fĂŒr Besucher angeboten. Die Kehre funktioniert auch fĂŒr FußgĂ€nger und Radfahrer als Aussichtskanzel in Landschaft und mit leichter Aufsicht auf die Neue Römerstrasse. Leitplanken dienen hier als atmosphĂ€risches Motiv – und als BrĂŒstung. Der Zu- und Abfahrtbereich der Schaustelle wird mit einer lockeren Gruppierung von solitĂ€ren ParkbĂ€umen zum „Drive-In Park“ und schafft gleichzeitig eine Raumfassung zur Kreisstraße.

SchaurĂ€ume: Die Wendeschlaufe wird somit zu einer Art von einfachster BrĂŒckenkonstruktion welche rĂ€umlich zwischen Verkehrsinfrastruktur und Landschaftspark vermittelt. Dabei entsteht eine Situation, welcher das Erinnerungsbild von AutobahnunterfĂŒhrungen hervorruft – ĂŒber die spezifische MassstĂ€blichkeit und Nutzung dieser Bauten jedoch den Bezug zum Menschen schafft und Teil der Szenographie der Landschaft wird. Die RĂ€ume sind als eine offen zugĂ€ngliche Ausstellung mit Informationstafeln zum Ort und zum allgemeinen Thema der MobilitĂ€t konzipiert. Sie können ĂŒber einfachste Elemente wetterfest gemacht werden oder im Sommerfall zur Landschaft offen sein.

Aussichtsturm: An der Schnittstelle von Autobahn und Römerstrasse, von der Schaustelle einfach zu erreichen, bietet ein Aussichtsturm die Möglichkeit in der Mitte der Trassenachse den linearen Verlauf der Römerstrasse axial zu erleben. Die Überkragung des gut 24m hohen Turms ĂŒber die Neue Römerstrasse wird durch die rhythmische Verschiebung der Treppen und der entsprechenden Anpassung der TreppenlĂ€ngen erreicht. Die Gehölzkante der bestehenden Forsten wird an die freigestellte Position des Turms angepasst und schafft somit ein freies Blickfeld auch auf den Autobahnverkehr. Die einfache Stahlkonstruktion wird entsprechend im Park und entlang der Autobahn zum Merkzeichen und vermittelt sinnlich die Schnittstelle von 2000 Jahren Straßenbau.

Vernetzung: Wenige Eingriffe ergĂ€nzen das bestehende Wegenetz aus Strassen, Radwegen, Wirtschaftswegen und erschließen einen nun grĂ¶ĂŸeren Teil des GelĂ€ndes zu einem zusammenhĂ€ngenden Parkerlebnis.
Schaustelle und Turm

Schaustelle und Turm

 Schaustelle

Schaustelle