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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2009

":chemergie - Industriegebiet Knapsack"

Kühlturm

Kühlturm

Anerkennung

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

:chemergie – Knapsacker Hügel


Verbindungen und Konzentrate
Der Entwurf konzentriert sich bei seinen planerischen Interventionen auf die vier öffentlichen Orte des Standortes, die Umgebung des Kühlturms, das Feierabendhaus, das Tor zur Landschaft an der Infrastrukturbrücke und die Akademie / Eingang Hürth.
Diese vier Konzentrate werden verbunden zum öffentlichen Produktionsband, zu einem Parkband mit den vier charakteristischen Hauptfunktionen Bildung und Wissenschaft, Tor zur Landschaft, lokale Events und Landmarke. Es schafft Raum für Ausstellung, Information und Selbstdarstellung.
Farbleitung
Die „Farbleitung“ in besagtem Parkband ist ein knallig roter Asphaltweg, der die 4 Spots miteinander in Beziehung setzt, der Orientierung gibt und eine neue Kommunikationsplattform zwischen diesen Punkten schafft. Der Verlauf der Farbleitung wird durch Obstgehölze begleitet. Diese bewusste Überspitzung und Kontrastierung zu den gigantischen Industriestrukturen schafft neuen Raum im menschlichen Maßstab.

Mittendrin statt nur am Rand
Der Entwurf sieht den inneren Rand als Aktionsraum der Öffentlichkeit und nicht den äußeren Rand, die Membran, als Kontaktfläche der Kommunikation.
Raster, Gitter und Struktur
Der scheinbar chaotischen und verwirrenden Struktur der industriellen Komplexe liegt ein unscheinbares Ordnungsprinzip zu Grunde, welches für die hochtechnologisierte und rationelle Produktion unabdingbar ist. Am augenfälligsten ist dies an der Struktur der Pipelines zu erkennen. Neben der Farbleitung als Verbindungsstrang zwischen den 4 Konzentraten sieht der Entwurf seinen Ansatz in der Transformation dieses Ordnungsprinzips der Produktionsstätten, dem Pipeline-Gitter und dem Straßenraster in die angrenzende Stadt- und Kulturlandschaft. Er setzt sich so räumlich mit diesem scheinbar „feindlichen“ Produktionsort und dessen Auswirkungen und Potentialen mit seiner Umgebung auseinander. Die neue Überlagerung schafft großräumige Beziehungen zwischen Innen und Außen, initiiert eine Kommunikation der Räume über den Zaun hinweg ohne dabei die Grenze, die Einfriedung zu ästhetisieren, zu instrumentalisieren oder zu verharmlosen. Eine Beziehung zwischen Industrie und Umwelt wird möglich und deutlich ohne aber ihre Grenzlinie in Frage zu stellen.
Das neue Außengitter verbindet und vernetzt die Industrie-, Siedlungs- und Naturräume für den Menschen vor Ort. Die Installation von Industrieskulpturen am Ende der Blick- und Wegeachsen überhöht diese lineare Struktur und stärkt die Wahrnehmung des Gitters.

Lupenraum 1: Eingang Hürth
Die Schnittstelle mit dem städtischen Raum Alt-Hürth bildet der Auftaktplatz an der Straßenkreuzung Industriestraße, Kendenicher und Hürther Straße. Dieser wird über eine großzügige Rampe an den großen Platz, der sich zwischen dem Werkstor und dem Erweiterungsbau der Rhein-Erft-Akademie aufspannt, angebunden. Der große Platz verbindet 2 minimalistische kubische Baukörper. Deren Wechsel¬ständigkeit verkörpert die Dualität und Ambivalenz des Bildungs- und Arbeitsstandortes. Platz und Baukörper bilden eine Einheit. Die Dimension des Platzes verschafft Weitblick und Luft. Seine Farbigkeit birgt Menschlichkeit und Orientierung. Er fungiert als repräsentative Vorfläche für Campus und Akademie und gewährleistet die logistischen Abläufe am Werkstor. Die beiden rechteckigen Felder im Platzraum – das Baumdach und das Rasenfeld um die Industrieskulptur, betonen sowohl durch ihre Fläche als auch in ihrer Vertikalität die Dualität und Ambivalenz von Lehre und Industrie, gliedern den Platz und bauen eine räumliche Spannung auf.
Der Zugang zum Campus wird durch die Perforierung des Zauns ermöglicht. Großzügige Rasenfelder und gestreut gepflanzte Bäume schaffen gewisse Intimität, gewährleisten jedoch in ausreichendem Maß Zugänglichkeit und Öffentlichkeit auf dem Campus-Gelände.
Der vorgesehene Erweiterungsbau der Rhein-Erft-Akademie wird in der nördlichen Verlängerung des derzeitigen Hauptgebäudes platziert und dient als Auftaktgebäude sowohl für den neu zu errichtenden Campus wie auch für die öffentliche Wegeverbindung zwischen Hürth und der Landmarke Kühlturm. Die Eingangsseite mit Empfang für die REA richtet sich nach Süden in Richtung überdachter Platz. Im Neubau sind neben dem Haupteingang auch sämtliche Erweiterungsflächen der Seminar- und Büroräume untergebracht.
Der Hochschul-Campus entsteht durch die Verlegung des Sicherheitszaunes um die Fakultätsgebäude herum und bildet einen öffentlich begehbaren Trittstein zwischen Industriestandort und dem Alt-Hürther Stadtteil.
Dem Erweiterungsbau gegenüber liegt das als Begrüßungsgebäude ausgebildete Eingangstor des Werkteils Hürth mit den erforderlichen Einrichtungen für ankommenden LKW Verkehr und dem Bereich der Wasserstofftankstelle. Auf die Unterbringung des Infopavillons und der Unternehmenspräsentation an diesem Standort wurde bewusst verzichtet. Diese beiden Bereiche werden auf dem Kühlturm, an der Nahtstelle zwischen Energie und Chemie, dem eigentlichen Mittelpunkt des Industrieparks untergebracht.

Lupenraum 2: Areal im Umfeld des Kühlturms
Farbleitung endet oder beginnt auf den großen roten Platz des Kühlturms. Die rote Farbleitung wird zur Fuge zwischen Energie und Chemie. Platz ist multifunktional für Ausstellungen, Trödelmarkt, Konzerte und Open Air-Veranstaltungen nutzbar. Basis des Kühlturms ist eine repräsentative Wasserfläche, die der Landmarke mit überregionaler Ausstrahlungskraft Rechnung trägt. Wiederkehrende Gestaltungselemente wie die rechteckigen Felder mit Rasenfeld und Industrieskulptur verstärken die Raumidentität des gesamten Parkbandes.
Der obere Abschluss des Kühlturms wird mit einer signifikanten, leichten und offenen Skulptur inszeniert. Eine lichtdurchlässige, rot eingefärbte Kunststoffmembran überspannt das in der Umgebung weithin sichtbare Tragwerk und überdeckt sowohl die Aussichtsplattform wie auch die drei kreisförmig angeordneten Pavillons für Gastronomie, Tagung und Unternehmenspräsentation. In ca. 70m Höhe erhält der Besucher Aussicht in drei verschiedene Richtungen, beispielhaft dargestellt durch den Naturraum, den Bereich der Energie und den Bereich der Chemie. Die Geschossdecke der Aussichtsplattform ist an drei Stellen durchstanzt und ermöglicht einen nicht weniger interessanten Einblick in das ausgeleuchtete Rund des Kühlturm-Innenraums. Erschlossen wird die Plattform über eine Verlängerung der bestehenden Kerne mit einem Treppenraum und vier Aufzügen.
Die Oberfläche der Überdachung verändert sich je nach Lichtsituation. Während sie tagsüber von der durchscheinenden Sonne nur sanft erleuchtet wird verwandelt sie sich nachts in ein laternenartiges Zeltdach und übernimmt im Industriepark die Funktion eines strahlenden Lichtobjekts. Die Skulptur unterstützt mit ihrer freien, wolkenartigen Form den Imagewandel des im Chemie- und Energiepark vollzogenen Strukturwandels und bildet ein adäquates Zeichen zur Außendarstellung der angesiedelten Unternehmen.
Lageplan

Lageplan

Lupenraum 01

Lupenraum 01

Lupenraum 02

Lupenraum 02

Aussichtsplattform Kühlturm

Aussichtsplattform Kühlturm

Rhein-Erft-Akademie

Rhein-Erft-Akademie