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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2009

Neubau auf dem Kunst- und Mediencampus Finkenau

Perspektive

Perspektive

3. Preis

DFZ ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Neubau auf dem Kunst- und Mediencampus Finkenau, Hochbaulicher Realisierungswettbewerb
Erläuterungsbericht


konzept. Aus dem Auslobungstext: „Die bauliche Entwicklung auf dem Kunst- und Mediencampus Finkenau soll durch den im Wettbewerb ausgeschriebenen Neubau abgerundet und abgeschlossen werden.“ „...über den Campus und den Kreis der Studierenden und ihrer Lehrer hinaus sollen Gebäude und Funktionen in die Nachbarschaft, den Stadtteil und die Stadt hinein wirken.“ „In der Gebäudehierarchie aller Bauten auf dem Kunst und Mediencampus steht Fritz Schumachers Frauenklinik an erster Stelle.“
Unser Konzept für den Entwurf des Neubaus leitet sich unmittelbar aus den Gegebenheiten des Ortes und den Inhalten der Aufgabe ab. Als Teil des neuen Mediencampus muss das Haus in einen respektvollen Dialog mit seinen Nachbarn – insbesondere dem denkmalgeschützten Schumacherbau – treten. Gleichzeitig muss es eigenständig und selbstbewusst genug sein, über die Erfüllung der funktionalen Anforderungen hinaus die Inhalte des gesamten Campusgeländes nach außen zu kommunizieren. Ein Haus als Teil des Ganzen. Ein Haus als Zeichen inhaltlichen Wandels. Ein Haus als Filter zwischen Innen und Außen.

städtebauliche komposition. Der winkelförmige Neubau besetzt die freie, undefinierte Ecke im Südosten des Grundstücks und bildet damit den baulichen Abschluss des Gesamtareals. Durch die teilweise Aufnahme von Richtungsachsen, Gebäudefluchten und Höhenlinien geht er Beziehungen zu den Nachbarn ein. Gemeinsam mit den bestehenden Gebäuden definiert er den Kunst- und Mediencampus Finkenau nach innen und nach außen. Während der Neubau im Nordwesten direkt an das neue Studiogebäude von SML-Architekten anschließt und den Campus damit zur geplanten Wohnbebauung hin abschließt - der vorgelagerte eingeschossige WC-Trakt des Studiogebäudes wird mit genutzt und ist gleichermaßen Übergang und Trennung zwischen den Gebäuden, markiert die Lücke zwischen Neubau und denkmalgeschütztem Hauptgebäude einen neuen öffentlichen Hauptzugang zum Areal des Kunst- und Mediencampus Finkenau.
Die in der Auslobung genannte Höhenbegrenzung der Vollgeschosse auf die Traufkante der ehemaligen Frauenklinik als generelle Vorgabe empfinden wir als zu starr und für unseren städtebaulichen Ansatz als zu niedrig. Unser Entwurf orientiert sich in seiner Höhenentwicklung an der Knicklinie im Mansarddach des Schumacherbaus - weniger der eher willkürlich erscheinenden Linie wegen als vielmehr aufgrund der im Gesamtbild harmonischen Größen- und Proportionsverhältnisse in sich und im Vergleich mit Schumacher.

die architektur. baukörper, raumkörper, raumhülle. Kubatur und äußere Gestalt des Baukörpers entstehen in der Auseinandersetzung mit inneren und äußeren Einflussfaktoren und ihrer subjektiven Gewichtung im Gesamtkontext. Vorgegebene Funktionszusammenhänge und generelle Grundrissdisposition, Lage im Stadtraum - zu den Nachbargebäuden auf dem Campus, zum Hof, zur geplanten Wohnbebauung und zum Ufer des Eilbekkanals, aber auch die an das Gebäude gestellten Erwartungen im Rahmen der Außendarstellung als überregionalem Standort für Medienausbildung waren entscheidende Parameter im Entwurfsprozess für den Neubau auf dem Kunst- und Mediencampus Finkenau. Das denkmalgeschützte Gebäude der ehemaligen Frauenklinik (urspr. „Institut für Geburtshilfe“) dominiert schon aufgrund seiner Gebäudemasse den Campus. Der dreiflügelige Bau mit drei Vollgeschossen und einem Mansardgeschoß wird durch traditionelle Gestaltungselemente wie erhöhte Eck- und Kopfbauten, Spitzgiebel über den Gauben der Dachgeschoßräume, Erker und Loggien gegliedert und rhythmisch aufgelockert. Der projektierte Neubau hingegen erhält seine Plastizität und Gliederung durch Gestaltungselemente, die sich eher an Vorbildern aus der klassischen Moderne orientieren. Mit der Entscheidung für einen farblich an den Schumacherbau angelehnten Backstein als überwiegendem Fassadenmaterial respektieren und unterstreichen wir die Stellung des ehemaligen Klinikgebäudes als dem prägenden Gebäude auf dem Campus. Das moderne Langformat des Vormauerziegels steht dabei sinnbildlich für die Veränderung und die Eigenständigkeit des Neubaus innerhalb des Ensembles. Unseren Entwurf, als Mischkonstruktion aus Stahlbeton und zweischaligen Mauerwerkswänden aus 24 cm KS-Mauerwerk mit Vormauerschale sowie zum Teil großflächigen Glasfassaden geplant, verstehen wir in der Tradition des Weiterbauens unter veränderten Nutzungsbedingungen - als zeitgemäße Ergänzung und Komplettierung des Bestehenden in einem Spannungsfeld zwischen Anpassung und Abgrenzung.

innenraum - außenraum. materialien und fassade. Forum und Hochschulgastronomie in den Erdgeschossbereichen und Bibliothek in den beiden oberen Geschossen entlang der Uferstraße sind über ein gemeinsames Foyer miteinander verbunden und bilden zusammen den Filter zwischen Campus und öffentlichem Stadtraum. Computer Pool und Department Technik teilen sich den von der Uferstraße aus gesehen rückwärtigen, zum Campus und der im Nordosten angrenzenden Wohnbebauung orientierten Gebäudeteil mit separatem Hauptzugang vom Campus. Die Funktionen im Innern des Gebäudes und die jeweiligen Bezüge zur Umgebung bestimmen das Erscheinungsbild der Fassaden.
Während die vollflächig verglasten Bereiche des Foyers und der Hochschulgastronomie mit Außenterrassen auf beiden Erdgeschoßebenen (Höhendifferenz Uferstraße – Campus ca. 2,20 m) sowie die großzügige Freitreppe zwischen Schumacher und Neubau auch physisch die Verbindung zwischen öffentlichem (Stadt-) Raum und halböffentlichem Campus herstellen, betont der steinerne Sockel im Bereich des Forums die Ecke des Baukörpers und den Abschluss des Ensembles.
Die leicht nach innen gedrehte Fassade im Sockelbereich leitet von der Ecke zum Eingang in das Gebäude. Die horizontale Teilung des Baukörpers zwischen Cafeteria und Bibliothek wird dadurch als leichter, gegen Null auslaufender Unterschnitt bis zur Gebäudeecke fortgeführt, als Überleitung zum fünfgeschossigen Kopfbau der geplanten Wohnbebauung an der Planstraße 1, dem räumlichen Abschluss des neu entstehenden Blockrands. Damit wird zusätzlich der geplanten städtebaulichen Veränderung durch den Bebauungsplanentwurf Uhlenhorst 12 Rechnung getragen, der das Areal des Kunst- und Mediencampus in eine übergeordnete neue städtebauliche Struktur einbindet.
Direktes Licht ausblendende Dachoberlichter versorgen insbesondere den zentralen Lesesaal der Bibliothek mit diffusem, indirektem Tageslicht. Die Verwendung des Backsteins als Filterschicht vor den Fensterflächen bewirkt eine blendfreie Belichtung der Freihandbereiche und Arbeitsplätze an der Fassade. Am Tag strukturiert die spielerisch anmutende Aufteilung mit weichen Übergängen zwischen geschlossenen und bis zu 33 Prozent offenen Bereichen die Fassade des zweigeschossigen Volumens. Bei Dunkelheit zeigt sich das gefilterte Innenleben der Bibliothek und trägt damit entscheidend zum äußeren Erscheinungsbild des Gesamtbaukörpers bei.
Lediglich die zur Wohnbebauung im Nordosten orientierten permanenten Arbeitsräume der Verwaltung erhalten innerhalb der Filterstruktur klassische Lochfenster für einen freien Ausblick. Ein Rücksprung in der Fassade zwischen Bibliotheksverwaltung und Haupttreppenhaus im Übergang zum Department Technik markiert das Ende der mit Backsteinfiltern durchzogenen Hülle der Bibliothek und leitet eine leichte Verjüngung des Baukörpers in den beiden oberen Geschossen in Richtung des Studiogebäudes und des Schornsteins ein. Die damit einhergehende Rückstaffelung und Höhenteilung in der Fassade ist auch eine Reaktion auf die Höhenentwicklung der gegenüberliegenden Wohnbebauung. Eine Baumreihe entlang der Grundstücksgrenze bildet hier einen grünen Filter zwischen halböffentlichem Campus und privaten Gärten. Die als Folge weitgehend Tageslicht unabhängiger Nutzungen insgesamt überwiegend geschlossene Backsteinfassade wird durch wenige großformatige Fensterfelder akzentuiert. Öffnungsflügel in den Bereichen von Arbeitsräumen nehmen das Format der Lochfenster für die Bibliotheksverwaltung auf.
Ein vertikal strukturiertes Feld aus weißem Industriebauglas als Fassadenmaterial und schmalen, transparenten Fensterflügeln in der zum Campus orientierten Südwestfassade vermittelt in Größe und Proportion zwischen dem benachbarten Studiogebäude mit seiner ebenfalls industriell geprägten vertikalen Lamellenfassade und dem Backstein des Neubaus. Dieses „Fenster zum Hof“ als Hauptthema in der Fassade des Department Technik bildet den Werkstattcharakter der Nutzung auf der Fassade ab. Hinter dem Feld aus Profilbauglas liegen in drei Ebenen gestapelt kleine laborartige Arbeitsbereiche aus dem Bereich Video, die über Stege und Treppen aus der von oben belichteten, zweigeschossigen Halle als kommunikativem Zentrum des Department Technik erschlossen werden.
Der verglaste Erdgeschossbereich des Studiogebäudes wird als geschlossene Metallfassade im Farbton der Fensterprofile bis in den Neubau fortgeführt und markiert den Zugang zum Department Technik. Im Übergang zur Nordwestfassade von Mensa und Bibliothek liegt der vollständig verglaste Haupteingang zum Foyer. Eine schmale Glasfuge wird als Baukörpertrennung bis in die Dachfläche hineingezogen.
Der Backstein als dominierendes Fassadenmaterial setzt in wenigen ausgewählten Bereichen als Boden- und Wandbelag auch in den ansonsten durch die Farbe Weiß beherrschten Innenräumen Akzente und verstärkt dadurch die Verbindung von Innenraum und äußerer Hülle. Auch als Bodenbelag im Außenbereich wird Stein verwendet. Die 45 cm über Geländeniveau gelegene, öffentliche Außenterrasse der Cafeteria bildet dabei als Teil des Baukörpers eine klare bauliche Kante zum Ufer. Die zum Campus orientierte Mensaaußenterrasse zieht dagegen ohne klar definierte Grenzen in den Hof hinein. Schmale Streifen des dunkelroten Klinkers als Fugen zwischen großformatigen, in Reihe verlegten Platten unterstützen diese Bewegung und deuten den Bereich vor der Mensa an. Rechtwinklige Raseninseln mit Steineinfassung als Sitzgelegenheit und kleinen leichten Bäumen werden als Aufenthaltsbereiche locker über den Campus verteilt und definieren über ihre Position die Fahrwege für den Lieferverkehr. Erforderliche PKW-Stellplätze werden wenn möglich in der Nähe der Grundstückszufahrten, darüber hinaus maximal im nordwestlichen Hofbereich nachgewiesen um den Außenraum im Bereich der Mensa nicht zu beeinträchtigen. Fahrradstellplätze entstehen im Schatten zweier grüner Inseln im südöstlichen Hofbereich.