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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Kö-Bogen 2. Bauabschnitt: Internationaler städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb

3. Preis

Eller + Eller Architekten

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Architektur und Freiraumplanung für den Kö-Bogen

Mit dieser Entwurfsaufgabe wird im Herzen von Düsseldorf eine dem Standort angemessene Architektur und Freiraumplanung mit modernen Ansprüchen und Einbindung der urbanen Geschichte entstehen. Nach der Planung der Kö-Bogen-Gebäude im ersten Bauabschnitt werden im zweiten Abschnitt weitere Vorgaben für die Gestaltung und Strukturierung des Planungsgebietes untersucht und weitere Realisierungsbausteine definiert.

Die Bereiche des Fokus West, Nord, Mitte und Süd werden über Achsen miteinander verbunden. Die Architektur und die Freiraumgestaltung nehmen die städtischen Strukturen auf. Es entsteht ein zusammenhängender Stadtraum mit unterschiedlichen Angeboten im städtischen Raum.

Begrünte Stadtwege und Alleen vernetzen die vier Planungsbereiche miteinander und führen den Besucher durch das Gebiet. Der Hofgarten wird entlang eines Boulevards in die Stadt hinein bis zum Martin-Luther-Platz verlängert. Über die Josephinenstraße und die Steinstrasse wird die Baumallee bis zur Königsallee geführt. Der Martin-Luther-Platz wird gefasst und mit den Seitenstrassen, die zur Königsallee führen, aufgewertet. Die Hofgartenterrassen werden zur Landskrone hin abgetreppt und bieten Aufenthalts- und Freizeitbereiche, die zum Verweilen einladen.

Die geplante Bebauung am Gustaf-Gründgens-Platz und die Tuchtinsel ergänzen das Stadtbild als Lückenschluss einer Straßenflucht und als raumbildende Platzkante. Das Drei-Scheiben-Haus und das Schauspielhaus werden in den städtischen Kontext am Gustaf-Gründgens-Platz mit eingebunden, bewahren aber ihren einzigartigen, solitären Charakter am Hofgarten.

Drei auf das Schauspielhaus ausgerichtete Achsen strukturieren die neue Bebauung und setzen das Schauspielhaus von den Standpunkten des Liebeskindbaus, der Schadowstraße und dem östlichen neuen U-Bahn-Ausgang in der Schadowstraße in den Fokus der Wahrnehmung. Die Hauptinszenierung erfährt die zentrale Achse mit ihren Wasserbecken, ausgerichtet auf den Haupteingang des Schauspielhauses und
bewusst orthogonal auf seine Gebäudeausrichtung, parallel zum Drei-Scheiben-Haus. Es ist aber nicht einfach eine Blickachse von der Schadowstraße auf das Schauspielhaus, sondern sie erhält durch die Neubebauung der Tuchtinsel einen zweiten Endpunkt, die Bedeutung der zentralen Achse wird gestärkt. Das Schauspielhaus und mit diesem das Drei-Scheiben-Haus rücken von einem rückwärtigen Stadtraum in die erste Reihe. Die Freiraumstruktur schafft eine direkte Wegeverbindung zum Haupteingang der Libeskind-Bebauung.

Das Schauspielhaus erhält einen repräsentativen Vorplatz mit hoher Aufenthaltsqualität durch Cafes und Restaurants entlang der neuen Bebauung die den Platz fasst. Zwischen den Gebäuden führt ein Weg vom Eingang des Schauspielhauses entlang eines Wasserbeckens zur Schadowstrasse. Durch die neuen axialen Wegebeziehungen, nördlich von der Reiterallee und südlich von der Schadowstraße, rückt der Gustaf-Gründgens-Platz stärker in den Mittelpunkt des städtebaulichen Kontextes, gewinnt an Bedeutung und stärkt somit die städtebaulichen Funktionen sowohl der neuen Gebäude als auch der umliegenden Freiräume. Grüne und steinerne Stadtlandschaft werden vernetzt.

Die neuen Hofgartenterrassen am Ende der Reiterallee und der neu gestaltete Martin-Luther-Platz bilden die Gelenkpunkte dieser Vernetzung. Das verbindende Element sind die neue Achse und Allee des Hofgartenboulevards entlang der Straßenbahnlinie. Diese wird zu einem neuen identifikationsstiftenden Alleinstellungsmerkmal der Stadt Düsseldorf. Sie schafft Orientierung und erleichtert die Wahrnehmung der einzelnen städtebaulichen Einheiten.

In ihrer Formsprache nehmen die Hofgartenterrassen als Umlenkpunkt zwischen dem Hofgarten-Boulevard, der Reiterallee und der Altstadt die Dynamik der beiden Bogenbewegungen auf. Der obere Weg des Kö-Bogens bindet in einer langen Abwärtsbewegung an das Niveau des unteren Weges an. Somit entwickeln sich einzelne Terrassenebenen. Ein großzügiger Aufenthaltsort am Wasser entsteht. Die Kö-Bogen-Promenade wird entsprechend der Hofgartensatzung durch zwei höhenversetzte Wege mit einer Sitzstufe am unteren Weg ausgebildet.
Der Platz südlich der Tuchtinsel stärkt die Verbindung zum Hauptbahnhof über die Immermannstraße.

Die Materialität der neuen Wegeoberflächen im Planungsgebiet ist geprägt von einer an den Hofgarten angelehnte Farb- und Oberflächenstruktur. Auch durch die Materialität soll eine der Intentionen des Entwurfs, nämlich die Verankerung des Hofgartens in der Innenstadt gestärkt werden. Neben der starken Vernetzung durch die neuen Baumsetzungen ist insbesondere der beige Farbeindruck der wassergebundenen Wegeflächen des Hofgartens Ideengeber für die Belegung der Oberflächen. Der Entwurf sieht auf den befestigten Wegeflächen einen beige bis grau, bewusst changierend eingesetzten Naturstein aus Granit vor, welcher durch lineare helle Bänder aus Beton gefasst wird und durch ihre unterschiedliche Ausrichtung auf den städtebaulichen Kontext reagiert. Das Format und das Verlegemuster nimmt das Motiv der drei versetzten Scheiben des Drei-Scheiben-Hauses auf. Dieses Motiv ordnet sich aber der bewussten Flächigkeit des Belages unter und bleibt somit subtil.
Die beiden Gebäude stehen versetzt zueinander, so dass der Blick von der Schadowstraße auf den
Gustaf-Gründgens-Platz gelenkt und der Weg in Richtung der Kö-Bogen-Gebäude erweitert wird. Die Schadowstraße weitet sich zu einem attraktiven neuen Platz mit Geschäften und Cafes und führt die Stadtkante der Einkaufsstraße weiter Richtung Schadowstraße und der neuen Kö-Bogen-Straße.

Die Tuchtinsel gliedert sich in den städtischen Kontext ein, bildet aber Ihrer Lage entsprechend eine eigenständige Grundform. Nach Norden bildet die Fassade einen Abschluss der Achse zum Schauspielhaus. Nach Süden wird die Fassade orthogonal zur Berliner Allee hin ausgerichtet und bildet mit einem Hochpunkt einen baulichen Abschluss im Kreuzungspunkt zur Immermannstraße. Die beiden zusammenhängenden Gebäude stehen versetzt zueinander, um den Straßenraum zu fassen. Der Bereich zwischen Johanneskirche und Schauspielhaus wird durch die Architektur und Freiraumplanung gestärkt und dadurch besser wahrgenommen.

Die Höhen und Geschossigkeiten der Neubauten orientieren sich an der umgebenden Bebauung im Süden und an der Schadowstraße. Von der Börse und der Johanneskirche aus staffeln sich die Gebäudehöhen zur Schadowstrasse hin ab. Das Drei-Scheiben-Haus bleibt der Hochpunkt im Herzen von Düsseldorf als „Landmark“ weithin sichtbar.

Die Gebäude können in mehreren Bauphasen realisiert werden. Als erster Baustein kann das westliche Gebäude am Gustaf Gründgens-Platz geplant werden. Unabhängig von der bestehenden Bebauung an der Schadowstraße sind damit sind die wesentlichen Voraussetzungen für die Umsetzung des Entwurfes gegeben. Das bestehende Gebäude am Gustaf-Gründgens-Platz und das Gebäude auf der Tuchtinsel können in weiteren Phasen durch Neubauten ersetzt werden.

Für die Gebäude am Gustaf-Gründgens-Platz sind jeweils drei Untergeschosse zwischen der Tiefgarage unter dem Gustaf-Gründgens-Platz und den Tunnelbauten geplant. Die Spindel der bestehenden Tiefgarage unter dem Platz bleibt in ihrer Funktion erhalten, hierüber werden die auch die Parkplätze der neuen Gebäude erschlossen. Um eine Eigenständigkeit der Tiefgarage unter dem Drei-Scheiben-Haus zu gewährleisten, kann hier alternativ eine interne Erschließung vorgesehen werden.

Der Wettbewerbsbeitrag verbindet die vielfältigen Anforderungen, die an diesen Ort gestellt werden. Gestalterisch werden die unterschiedlichen Stadtstrukturen miteinander verbunden. Eine kulturelle Identität im Zusammenhang mit dem Selbstbewusstsein einer modernen Stadt kommt in dem Entwurf zum Ausdruck. Mit einer interessanten Freiraumgestaltung, attraktiven Aufenthaltsbereichen und einer
klar strukturierten Nutzung und Erschließung wird hier ein bürgerfreundliches und repräsentatives Zentrum gestaltet, welches einen positiven Beitrag zur weiteren Entwicklung der Stadt leisten kann.



Licht für den Kö-Bogen

Übergreifender Gedanke des Konzepts ist die Bewegung und der Fluß der Menschen, ihrer Geschwindigkeit und die sie beeinflussende Atmosphäre im Stadtraum.

Der Boulevard bildet das Rückgrat des Gebiets und erhält mit seiner wegbegleitenden, niedrigen Lichtpunkthöhe unterhalb der Baumkronen und einer Akzentuierung des Blattwerks eine hochwertige, stimmungsvolle Beleuchtung. Er leitet den Fußgänger entlang dieser Achse durch den Raum und mündet schließlich in den Platz an der Landskrone.
An den Unterbrechungen der Baumallee erhält der Nutzer einen freien Blick in die Querachsen, zu den Plätzen und Architekturen. In den Abendstunden unterstützen im Boden eingelassene Lichtfugen die Blick- und Bewegungsrichtung des Passanten und markieren gleichzeitig Übergangsbereiche; am Tag übernehmen mattierte Metallstreifen diese Funktion.

Lichtstelen säumen die städtischen Achsen und verteilen sich in den Platzbereichen für eine gleichmäßige Grundbeleuchtung. Zur besseren Orientierung erhalten die Stelen entlang der Achsen jeweils eine andersfarbige Banderole auf Augenhöhe. So wird die räumliche Struktur für den Nutzer leichter verständlich. Das modulare System der Lichtstelen erlaubt eine optimale Anpassung der Leuchtenköpfe an die jeweilige Straßen- oder Platzsituation (breitstrahlende Optiken, unterschiedliche Wattagen, Höhen...)

Auf den Plätzen gibt es neben der Ausleuchtung über hohe Stelen im Boden integrierte Akzente. Kleine Lichtstreifen unterstützen Achsen (Gustaf-Gründgens-Platz) und definieren das Zentrum der Platzfläche (Johanniskirche). Tagsüber glitzern nach gleichem Prinzip im Boden integrierte Metallelemente und beleben so die Fläche. Am Platz an der Landskrone lädt niedriges, in die Stufe integriertes Licht am Wasser zum Verweilen ein und öffnet den Blick zum Schauspielhaus.

Die verschiedenartigen Architekturen säumen die Straßenzüge und Plätze. Während die für die Stadtidentität relevanten Baukörper wie das Schauspielhaus, das Dreischeibenhaus und die Johanniskirche eine Fassadenbeleuchtung von außen erhalten, strahlen die modernen Architekturen mit ihren großen Glasflächen von innen heraus; eine Differenzierung der unterschiedlichen Fassadenstrukturen und Baustile wird ablesbar.

Tageslicht hat von allen Lichtquellen die höchste Qualität und eine essentielle Bedeutung für den Menschen. Ein Spiel von Sonnenlicht und Farbe wertet den Gustaf-Gründgens Platz, als vielschichtig genutzte Freifläche und wichtiger Ort im Bereich des Kö-Bogens, auf. Ein auf der höchsten Scheibe des Dreischeibenhauses positionierter, sehr schmaler Streifen aus dichroitischen Farbfiltern läßt einen Farbstreifen mit wanderndem Sonnenstand über die Platzfläche und das Schauspielhaus streifen, ohne selbst einsehbar zu sein. Diese freundliche Geste des prominenten, hoch aufragenden Gebäudes erfrischt die Präsenz des Gebäudeensembles in ihrer "neuen Umgebung".