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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Imperial War Museum North – Competition to Develop External Spaces

1. Preis

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Ort
Das britische Imperial War Museum Nord in Manchester erhält neu gestaltete Außenräume. Diese werden integraler Teil des Museums und dienen gleichzeitig dazu, die Institution vor Ort zu verankern. Die historische, post-industrielle Landschaft der Manchester Quays hat eine reichhaltige Geschichte. Der Museumsort am aus dem 19.Jahrhundert stammenden Kanal war zunächst adliges Landgut und später Industriepark. Hier standen die Fabriken, die unter anderem einen bedeutenden Teil der Waffen für den ersten und zweiten Weltkrieg produzierten. Heute haben die im Entwicklungsgebiet angesiedelten Kulturinstitutionen eine treibende Rolle übernommen Manchesters Beziehung zum Wasser neu zu aktivieren. Die Landschaftsarchitektur des zwei Hektar großen Grundstücks soll Besucher anziehen und sie um und in das von Daniel Libeskind konzipierte, charismatische Gebäude geleiten. Die neue Landschaftsgestaltung stellt das Thema und die Botschaft des Museum vor, reflektiert und entwickelt sie weiter.

Konzept
Die Gestaltung zielt darauf, Libeskinds architektonischer Repräsentation des globalen Maßstabs des Krieges den lokalen Maßstab entgegenzustellen. Krieg zieht nicht nur die Linien auf der Weltkarte neu, sondern verändert Alltagslandschaften. Hier spürt man die Erschütterungen des Krieges tatsächlich. Gegründet auf einem Verständnis von Landschaft als etwas Spürbarem, bietet die neue Landschaftsarchitektur das Erleben unterschiedlicher atmosphärischer Territorien. Sich überlappende und konfrontierende Fragmente größerer Landschaften sind als formale Ergänzung des Gebäudes konzipiert, welches auf der abstrahierten Idee einer in Stücke zerfallenen Erdkugel beruht. Die Landschaftsarchitektur bildet die physischen Landschaften ab, in denen Krieg stattfindet. Wir haben hierzu vier Grundelemente der britischen Landschaft ausgewählt: Stein, Wasser, Wald und Feld. Wie ein Tarnmuster sind diese Landschaften auf Wesentliches reduziert. Die vom Militär benutzten, graphischen Camouflagemuster sind jeweils eine Abstraktion von Landschaft. Sie zeigen einen bildlichen Durchschnitt der natürlichen Umgebung. Das abgetönte Grün, Braun und Ocker ist eine Art Zusammenfassung wilder und auch kultivierter Orte.
Die um das Museum gezeigten Landschaftsessenzen werden in einer vereinenden Sprache zusammengefasst. Großformatige, leicht geneigte Ebenen umfangen und betten das Gebäude. Als eindrückliche Geste heben sich die Ebenen um den Haupteingang und überdecken auch die darunter liegenden Parkplatzflächen. Eine einnehmende, durchgehende Landschaftsgeste, die das gesamte Museum umgibt. Als Gesamtes bildet diese Landschaft eine Collage differenzierter öffentlicher Räume, in denen Exponate zum Krieg ausgestellt werden und man das Ausgestellte reflektieren kann; in denen aber auch Spiel und ungezwungene öffentliche Kultur eine Gegenwelt zum Ernst des Museums bilden können.

Vier Muster
Innerhalb der Themenfragmente organisieren geringfügige Höhenversprünge ein vielseitiges und dichtes Programm. Ganz wie der Ursprungsgedanke des militärischen Tarnmusters ist unsere Landschaftsgestaltung als Strategie zu verstehen, die sich den Gegebenheiten der Umgebung anpasst; insbesondere den wechselnden Ausstellungsszenarien des Museums.

Die Steinlandschaft wird durch das das Gebäude umgebende mineralische Netzwerk der Wege und gepflasterten Plätze repräsentiert. Die Oberflächen gewährleisten ein zusammenhängendes Besuchererleben, knüpfen Verbindungen zum umgebenden Stadtgeflecht und dienen als gut erlebbare Ausstellungsflächen. Große Exponate verankern die Eingangsbereiche des Gebäudes mit dem Außenraum und signalisieren dem Besucher schon aus der Ferne die Funktion des Museums. An der Nordostecke erstreckt sich ein fünfundzwanzig Meter breites Amphitheater aus Natursteinen hinab ans Wasser. Vor dem Hintergrund der klatschenden Wellen und vorbeiziehenden Schiffe dient dieser Ort auch als städtischer Platz und Bühne.

Die Wasserlandschaft bedient sich der großartigen nachindustriellen Uferlage. Das bestehende Anlegerniveau wird beibehalten um Wassertaxis und anderem Schiffsverkehr Zugang zum Gelände zu bieten. Entlang des Ufers reihen sich felsartige Landschaftsfragmente, die sich sanft dem Wasser zuneigen und zu einem Gang oder einer Rast am Wasser einladen. Unterschiedliche Sitzgelegenheiten inszenieren Blicke sowohl auf den Kanal, wie auch zurück auf das Gebäude.

Die Waldlandschaft an der Ostseite des Museums beherbergt eine Vielzahl unterschiedlicher Angebote an den Museumsbesucher. Große Kiefern bilden das ganze Jahr über ein lockeres Kronendach. Die typischen Stämme werden durch eine Menge von Pfählen vermehrt und imitiert, zwischen denen verschiedene Spielelemente aufgehängt werden und den Besuchern eine spielerische Eroberung des Waldes ermöglichen.

Auf der Südseite des Gebäudes bildet die gebaute Topographie einzelner Äcker die Feldlandschaft ab. Dieses Muster nimmt den größten Teil der Gesamtanlage ein und schafft ein durchgehendes, üppiges Landschaftsthema um das gesamte Gebäude herum. Am Haupteingang erhebt sich, begleitet von einer breiten Treppenanlage, ein großes Mohnfeld vom Boden und umfängt einen großen Hof, der als Treff- und Sammelpunkt für Gruppen dienen soll. Die agrarischen Fragmente überdecken die Parkplatzflächen als einfaches, zu den Seiten offenes Dach, welches von ausdrucksstarken wurzelartigen V-Pfeilern getragen wird. Die einzelnen Felder sind mit einer Auswahl an Gräsern, Zwiebelgewächsen und Stauden linear bepflanzt.

Die Umsetzung der vier einzelnen Bereiche kann unterschiedlich gestaffelt werden und erlaubt dem Museum entsprechend die einzelnen Seiten den angrenzenden Bauvorhaben anzupassen. Weiterhin ermöglichen die tektonischen Unterteilungen der Landschaftsfragmente geschickte Gestaltungstaktiken, die innerhalb der übergreifenden landschaftsarchitektonischen Strategie angewendet werden können.