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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2009

":Eitorf - Sprung an die Sieg - Entwicklung des Bahnhofsumfeldes"

1. Preis

REICHER HAASE ASSOZIIERTE GmbH

Stadtplanung / Städtebau

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Grüne „Tasche“
Der Landschaftsraum an der Sieg wird als grüne „Tasche“ ausgebildet und zur Stadt hin ausgeweitet. Er fließt bis an die südlich gelegenen Bahngleise heran und stellt mit dem Siegpark die Verbindung zwischen dem Ortskern und der Sieg her. Die Grenze zwischen Stadt- und Landschaftsraum wird neu definiert und durch gezielte städte-bauliche und freiraumplanerische Eingriffe gestärkt.

Stadtschiene
Nördlich der Bahngleise wird die Stadtschiene angelegt, die in mehrere flexibel nutzbare Flächen unterteilt ist. Unterschiedlich gestaltete Plätze strukturieren die Stadtschiene und werten gleichzeitig das Bahnhofsumfeld auf. Von hier aus führen neue Wegeachsen zur Sieg. Durch Parken unter Bäumen wird die derzeitig ungünstige Stellplatzsituation neu geordnet und effizienter gestaltet. Die Stadtschiene kann, je nach Bedarf und abhängig von der zukünftigen Entwicklung von Eitorf, schrittweise bebaut werden. Parallel zum Fortschritt der Baumaßnahmen an der Stadtschiene, würden die Stellplätze dann über Parkpaletten in kompakter Form neu organisiert.

Sprungbretter
An vorhandenen Bahnübergängen bzw. Unterführungen werden durch Platz- und Freiraumgestaltungen und städtebauliche Eingriffe die „Sprungbretter“ ausgebildet, über die der Sprung Eitorfs an die Sieg geschafft wird. Neben den vier physischen Sprungbrettern, die einen Übergang über die Bahn hinweg ermöglichen, wird über ein weiteres visuelles Sprungbrett der Blick von der Krewelstraße über die neue Wegeachse hinweg zur Sieg freigegeben. (...)

STADTBAUSTEINE

Stärkung der Ortseingänge
Der Bahnhofsbereich stellt (von Westen kommend) eine wichtige Eingangssituation für Eitorf dar. Der Baustein „Umbau alter Güterbahnhof“ (Biostation) soll mit einer baulichen Ergänzung in Form eines 4-geschossigen Kopfbaus den Eingang markieren. Der Stadteingang an der Brückenstraße wird durch den neuen Theaterplatz markiert und erhält mit den Neubauten südlich der Gleisanlage auch einen baulichen Abschluss. Beide Eingänge werden hierdurch neu definiert um die Ablesbarkeit des Ortsbildes zu stärken.

Neugestaltung des Bahnhofumfeldes
Das Gelände südlich der Bahngleise wird neu strukturiert. Die bestehende Bebauung, das Parkhaus, der Bauhof und die Feuerwehr, werden zugunsten einer neuen Bebauung aufgegeben. Die Schulgasse wird nach Norden verlegt und verläuft parallel zur Bahn. Die bestehende fragmentarische Blockrandbebauung wird somit durch die neue Bebauung ergänzt. Am Bahnhofplatz entsteht ein neues Parkhaus. Im Osten schließt eine Wohnbebauung an, die mit einzelnen Büroeinheiten kombiniert wird. Die Büroeinheiten richten sich nach Norden zur Bahn, wohingegen die Wohneinheiten sich zum Blockinnenbereich orientieren. An der Brückenstraße schließt die Bebauung mit einem höheren Baukörper ab, der den Ortseingang an dieser Stelle markiert. Hier sind seniorengerechte Wohnungen mit kleineren Ladenlokalen für den täglichen Bedarf im Erdgeschoss vorgesehen.

Bauliche Arrondierung der bestehenden Strukturen im Park
Die Erweiterung des Gymnasiums durch das Naturwissenschaftliche Zentrum ermöglicht eine klare Strukturierung des Schulgeländes und seiner Lage im Park. Eine neue Kulturwerkstatt stärkt den Kulturstandort im Park und schafft klare ablesbare Baustrukturen, die sich in den neuen Park integrieren. Die Erweiterung der Hauptschule durch die Mensa klärt die Grenzen von Freiraum und Bebauung.

Entwicklung neuer Wohngebiete
Das bestehende Gewerbegebiet an der Sieg wird langfristig zu einem Wohngebiet umstrukturiert. Hierbei werden die vorhandenen Wohnbebauungen erhalten und arrondiert. Der Parkrand wird durch die neue Bebauung gestärkt und kann kurzfristig den Prozess einleiten. Die Stadtvillen an der Hardtstraße definieren als Solitäre im Park einen fließenden Übergang zwischen gebauter Struktur und Freiraum.

Aufwertung der Straßenräume
Die Bahnhofstraße wird in Anknüpfung an die historische Situation durch neue Baumreihen aufgewertet. Im Verlauf der Brückenstraße wird der Eipbach optisch in Form einer steinernen Wasserrinne sichtbar gemacht und von einer Baumreihe begleitet. Die Wasserrinne verbindet Markt und Theater und attraktiviert die Geschäftslage von Eitorf.

FREIRAUMKONZEPT

Der vorhandene Siegauenpark der Stadt Eitorf wird durch das Wettbewerbsgebiet erweitert. Der Siegauenpark ist mit geschwungenen Wegen, weiten Rasenflächen und einzelnen Strauch- und Baumpflanzungen nach dem Vorbild eines klassischen englischen Landschaftsparks gestaltet. Der neue Siegauenpark erweitert diesen Park als zeitgemäße Ergänzung. Lineare Wegeführungen ermöglichen eine direkte und klare Verbindung von Stadt und Sieg. Großzügige Rasenflächen mit auetypischen Baumpflanzungen bilden das räumliche Gerüst des Parks.

Der „Sprung an die Sieg“ beginnt mit einem „Sprung über die Bahn“. Parallel zur Bahnlinie entsteht eine Stadtschiene, die zunächst die Park & Ride Funktionen mit ca. 300 Parkplätzen unter Bäumen übernimmt. Sollte sich für diese Stadtschiene ein Nutzungsdruck für Wohn- und Bürogebäude entwickeln, wären diese Parkplätze temporär und würden durch ein Parkhaus ersetzt werden.

Vier unterschiedlich große Plätze bilden die Attraktoren für eine mögliche städtebauliche Entwicklung der Stadtschiene. Die Plätze ermöglichen den direkten, physischen „Sprung über die Bahn“ durch vorhandene Unterführungen oder den visuellen „Sprung über die Bahn“ z. B. durch Fortführung einer Straßenverbindung. Sie werden an der Nordseite durch eine Siegauenpromenade verbunden, die durch die Höhenlage der Stadtschiene von ca. + 1,50m einen hervorragenden Blick in den Siegauenpark zulässt. Die Parkplätze werden zur Siegauenpromenade durch Heckenpflanzungen abgeschirmt. Auf den Plätzen entstehen Sport- und Spielangebote wie Basketball, Skateranlage, Beachvolleyball, Streetsoccer und ein Quartiersspielplatz für Kinder und Jugendliche. Die Plätze sind durch Rasenstufen mit dem Siegauenpark verbunden. Im Südosten des Siegauenparks entsteht der Theaterplatz als Entrée von der Brückenstraße in den Park. Durch die bauliche Fassung des Baches und der Ausbildung einer Südstufenanlage entsteht ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität als Eingang von der Stadt in den Siegauenpark und gleichzeitigem Vorplatz für das Stadttheater.

Die Plätze bilden die Ausgangspunkte der linearen Verbindungen zur Sieg. Am Ende der Wegeverbindungen aus der Stadt entstehen an der Sieg drei unterschiedlich ausgebildete Aufenthaltsbereiche. Siegstufen, Siegsteg und Siegbalkon ermöglichen verschiedene Perspektiven auf die Sieg. Die touristische Nutzung der Sieg innerhalb des Naturschutzgebietes wird durch die Anlage der drei punktuellen Aufenthaltsbereiche minimiert jedoch ermöglicht.

Durch bauliche Erweiterungen und Rahmenpflanzungen aus Bäumen werden der Schule und dem Hallenbad klare Freiräume zugeordnet. Zwei Vorplätze, eine Liegewiese, ein Schulgarten und ein Schulhof definieren die halböffentlichen Freiräume innerhalb des Siegauenparks. Als erweitertes Angebot zum Hallen- und Freibad entsteht ein Badesee mit einer Seeterrasse und einem Café in der vorhandenen Senke des alten Freibadbeckens, welches zur Zeit als Skateranlage genutzt wird.

Südlich des neuen Siegauenparks wird das direkte Bahnhofsumfeld neu geordnet. Der Bahnhof erhält einen neuen Bahnhofsplatz. Er wird im Westen durch einen neuen Busbahnhof unter einem großen Glasdach und im Osten durch einen Baumhain und ein neues Parkhaus räumlich begrenzt. Unter dem Baumhain werden Kurzparken und Taxistellplätze angeordnet. Auf dem Bahnhofsplatz deutet eine Wasserschale auf den „Sprung an die Sieg“ hin. Eine Sonnenlounge aus mehreren Holzdecks dient wie ein großes Möbel als Treffpunkt vor dem Bahnhof mit hoher Aufenthaltsqualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser gliedert den Gesamtbereich klar in eine „multifunktionale Stadtschiene“ und den als „grüne Tasche“ bezeichneten Landschaftsraum. Der Bahnhofsvorplatz wird gefasst und differenziert gestaltet, die verkehrstechnische Anbindung erscheint jedoch unzureichend. Durch die Verlegung der Schulgasse an den Bahnkörper wird eine qualitätvolle südausgerichtete Bebauung an der Schulgasse ermöglicht, die ihren Abschluss in einer an dieser Stelle der Brückenstraße sinnfälligen Einzelhandelsnutzung findet.

Die verkehrstechnische Anbindung der Schulgasse an die Brückenstraße erscheint schwierig, insbesondere da die Unterführung unzureichend beachtet wurde. Die langgestreckte Stellplatzanlage für P + R-Plätze mit Zufahrten von Osten und Westen ist sowohl gestalterisch als auch verkehrstechnisch gelungen; die Option einer ggf. späteren sukzessiven Bebauung eröffnet der Stadt vielfältige Entwicklungsoptionen in einer klar vorgegebenen Struktur. Der Übergang von Bahnhof in den Landschaftsraum gelingt über einen breit gelagerten Platz, vor dem sich der Grünbereich öffnet. (...)

Die Ausbildung des Theaterplatzes mit der Stufenanlage zum Eipbach wertet die Situation auf. Mit der Ergänzung einer Kulturwerkstatt werden Kinder- und Tennishalle zu einem Ensemble zusammengefasst, welches klar Bebauung und Grünraum differenziert.

Die im Westen des Grünraums angeordnete aufgelockerte Reihung von Stadtvillen fasst den Grünraum angemessen. Der Landschaftsraum, der bis an die „Stadtschiene“ herangeführt ist, ist sensibel akzentuiert und mit wenigen Wegen durchzogen, die die Verbindung von der Stadt zur Sieg und entlang der Sieg schaffen.

Insgesamt leistet die Arbeit einen guten Beitrag, der sensibel die Räume gliedert und ergänzt und der Stadt gute Optionen für die Entwicklung bietet.