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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2009

"Bahnhofplatz Karlsruhe"

Ankauf

Bauer.Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Denkmal Bahnhofplatz

Der Wettbewerb für die Neugestaltung des Bahnhofplatzes Karlsruhe verlangt von uns eine Antwort auf den Umgang mit einem denkmalgeschützten architektonischen Ensemble.
Zahlreiche Eingriffe haben das Denkmal Bahnhofsplatz so stark verändert, dass man heute die Denkmalwürdigkeit im Sinne des Originals von 1913 - 1915 erheblich in Zweifel ziehen kann. Der jetzt erforderliche barrierefreie Ausbau der Haltestellen mit seiner starken Höhendifferenzierung des früher ebenen Platzreliefs gibt uns Anlass, eine Neuinterpretation des Bahnhofplatzes – so-wohl gestalterisch wie auch im Sinne einer verbesserten Stadtökologie – vorzuschlagen und dennoch die den Platz fassenden Gebäude ihrer Bedeutung entsprechend wirken zu lassen.

Konzept
Ein großzügiges Dach über unregelmäßig angeordneten Stützen überspannt mit einer Höhe von 7m den gesamten Bahnsteigbereich. Im östlichen Platzbereich wird als „natürliches“ Pendant dazu ein Eschenhain mit locker eingestreuten Bäumen mit ebenfalls 7m Stammhöhe gepflanzt. Er bildet vor dem Stadtgarteneingang einen Ruhe- und Aufenthaltsbereich in der ansonsten frei belassenen Platzfläche.
Die wichtigen Wegebeziehungen vom Bahnhofseingang zur Bahnhofstraße und zum Stadtgarten werden freigehalten. Durch die Höhe des Daches und der Bäume bleiben die freien Blickbezie-hungen aus der Fußgängerperspektive auf die gesamte Platzrandbebauung erhalten.
Durch die großzügigen neuen Elemente erhält der Bahnhofsplatz seine neue Identität mit gleichzeitig hoher Aufenthaltsqualität.

Die Grundelemente
Der Blick aus dem Hain in die Baumkronen und über die offenen Zwischenräume bis in den Him-mel wird in abstrahierter Form als flächige Projektion mit der Abfolge von geschlossenen und offenen Flächen auf die Dachfläche übertragen. Die offenen Zwischenräume werden verglast.
Das gleiche abstrakte Grundmuster kommt im Eschenhain noch einmal zur Anwendung, hier als direkte abstrahierte Projektion der Baumkronen auf den Bodenbelag aus 2 verschieden farbigen Granitarten.

Für den Hain wird als Baum Fraxinus excelsior ´Atlas´(Gemeine Esche ´Atlas´) vorgeschlagen. Die Bäume können bereits heute in der Baumschule mit nahezu 7m Stammhöhe bezogen werden.

Der Bahnhofsgastronomie wird ein kleiner Baumhain aus kleinkronigen, schirmförmig geschnittenen Blaseneschen (Koelreuteria paniculata) zugeordnet. Dieser Baum mit seiner lichten, hellgrünen Krone und den gelben Blütenrispen im Juli/ August erzeugt gerade an der Nordseite des Bahnhofs eine helle, einladende Stimmung. Der Name des Baums erinnert an Joseph Gottlieb Kölreuter, der ab 1763 einige Jahre Direktor der fürstlichen Gärten in Karlsruhe war.

Materialien, Ausstattung, Beleuchtung
Der Platz sollte einheitlich mit Betonpflasterplatten im Format 16/16 und in der heutigen Farbe befestigt werden; dadurch ist eine abschnittsweise Realisierung problemlos realisierbar. Die Ein-heitlichkeit des Belages ermöglicht es, auf jegliche Änderung der Verkehrsführung zu reagieren, es wird lediglich der Einbau von Leitpollern notwendig.
Der Eschenhain wird durch die Verwendung von hochwertigem Granitbelag in der Gesamtfläche hervorgehoben. Graugrüner Schweizer Andeer Granit und graugelber portugiesischer Granit wird als Plattenbelag in verschiedenen Breiten und freien Längen verlegt. Im Gleisbett, das den Eschenhain durchquert, wird aufgrund der großen auftretenden Kräfte das gleiche Material im Großpflasterformat verlegt.
Speziell ausgebildete Baumquartiere minimieren die Größe der sichtbaren Baumscheiben und ermöglichen das Verlegen des Belags bis nahe an die Baumstämme heran.

Im Eschenhain erhöhen frei geformte Kunststoffbänke die Aufenthaltsqualität.

Die durch den Verzicht auf die Stahlmasten entfallenden Versorgungsschränke werden durch ein abzustimmendes Raster von Unterflurverteilern mit Anschlüssen aller erforderlichen Medien er-setzt.

Für den Witterungsschutz an den Bushaltestellen in der Victor-Gollancz-Straße schlagen wir
übergangsweise die Verwendung von VBK - Standardelementen vor. Bei der Neubebauung an dieser Stelle sollte dafür eine integrierte Lösung in Form von größeren Vordächern oder Nischen am Neubau gefunden werden. Die wettergeschützte Verbindung zum Bahnhofsgebäude wird durch Ergänzung der vorhandenen Bahnhofsvordächer auf einfache Weise ermöglicht.

Die Beleuchtung des Platzes erfolgt mit Lichtstelen: gebäudebegleitend in Ost-Westrichtung und als Betonung der Achse Bahnhofstraße/Bahnhofseingang. Weitere Stelen begleiten die Straßen-bahngleise und können aufgrund minimierter Spannweiten durch Wandverstärkung die Abspan-nung der Oberleitungen aufnehmen.
Die Lichtstelen sind modular aufgebaut, sodass neben der Grundausleuchtung mit Flächenbe-leuchtung, Akzentbeleuchtung, Baumkronenanstrahlung oder Sondereffekten auf die direkte Um-gebung des jeweiligen Leuchtenstandorts reagiert werden kann.
Die Fläche unter dem Bahnhofsdach wird mit Strahlern an den Stützen und Downlights in der Decke ausgeleuchtet.

Konstruktion Bahnhofsdach
Die Dachkonstruktion besteht aus einer polyäthylenbeschichteten Kerto-Q- Furnierschichtholzplatte, die von einem stählernen Trägerrost getragen wird.
Die Hauptträger des Trägerrostes werden als Mehrfeldträger mit stark variierenden Spannweiten ausgebildet und werden mit den Querträgern im Abstand von ca. 3m in der gleichen Ebene bie-gesteif verbunden. Die Untersicht wird ebenfalls mit beschichteten Furnierschichtplatten ausge-bildet. Die anzusetzenden Wind- und Stabilisierungslasten werden über die Dachscheibe in die Stützen und von dort in die Gründung eingeleitet.