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als Mehrfachbeauftragung | 09/2008

Städtebauliches Gutachten Neuordnung Bereich Rathaus/Friedhof

1. Rang

arabzadeh.schneider.wirth architekten

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Michaels-Kirche und das historische Rathaus, die sich beide um den Friedhof gruppieren, stellen ein wichtiges historisches Gebäudeensemble in anspruchsvoller Topographie in Unterensingen dar. Mächtige, teilweise unter Denkmalschutz stehende Natursteinwände sowie alte großkronige Laub¬bäume sind zusätzlich wesentliche Merkmale dieses Ortes.
Die neuen Baumaßnahmen (Parkierungsanlage, Rathauserweiterung, Friedhofsgebäude) sollen den historisch gewachsenen Städtebau stärken, in dem sie vorhandene Strukturen, Materialien und Ge-staltungsmittel ergänzend aufgreifen:

Aus der östlich des historischen Rathaus gelegenen Natursteinmauer entwickelt sich die steinerne monolithische Kubatur einer zukünftigen Rathauserweiterung. Dahinter verbirgt sich eine Parkierungsebene mit 14 Stellplätzen für Rathaus und Friedhof. Die Einfahrt in die Parkebene erfolgt – wie selbstverständlich – durch die Natursteinwand von der Kirchstraße in einem Bereich mit geringerem Gefälle. Abhängig von der zukünftigen Grundrißgestaltung der Rathauserweiterung verbindet ein Aufzug alle Ebenen sowie den Rathausvorplatz behindertengerecht miteinander. Eine großzügige Treppenanlage entwickelt sich aus der Natursteinmauer und verknüpft die Bereiche Friedhofsvorplatz und Rathausplatz.
Das historische Rathaus, die zukünftige Rathauserweiterung und die Pfarrscheuer bilden ein En¬semble, in dessen Zentrum eine Platzfläche liegt. Ein hochwertiger Werksteinbelag als Band spannt sich über die Kirchstraße hinweg und markiert so einen neuen Mittelpunkt für die Gemeinde. Die Brunnenschale – nicht am Rand, sondern auf dem Platz stehend – verstärkt die Mitte, die ein gefaßter Garten mit blühenden Pflanzen südwestlich davon ergänzt. Eine filigrane, fast immaterielle Pergola verbindet historisches und neues Rathaus. Insgesamt entsteht so ein „Dreiklang“ aus den historischen Gebäuden Rathaus und Pfarrscheuer sowie der neuen Rathauserweiterung.
Der topographisch bedingte Höhensprung zwischen Schul- und Kirchstraße stellt sich durch eine weitere Natursteinmauer mit Bezug zum zukünftigen Gebäudeensemble dar. Eine begrünte Pergola über der Terrasse mit Aussicht verbessert die Aufenthaltsqualität und schafft einen Ort zum Verweilen und zur Kommunikation.
Das Friedhofsgebäude setzt die Gestaltungsidee „Mauer“ konsequent fort. Über einen Vorplatz, an dessen östlichen Rand sehr einfach anzufahrende Parkplätze für die oft älteren Friedhofsbesucher liegen, gelangt man durch ein Tor zwischen den Natursteinmauern in den Friedhof. Ein Baumplatz vor der Aussegnungshalle ist der Sammelpunkt für die Besucher und die Trauernden. Von dort aus führen die Wege strahlenförmig zu den Grabfeldern. Ein Wasserbecken schafft Distanz und eine fast mythische Atmosphäre in denen zum Wasser hin transparent geöffneten Aufbahrungsräumen. Ein Wasservorhang sowie Stelen verhindern den Einblick in die intimen Räumlichkeiten. Der Weg aus dem Friedhofsgebäude verläuft über einen Steg, der Weg über das Wasser stellt ein subtiles Symbol für den Abschied dar. Durch seine Höhenlage duckt sich das Friedhofsgebäude in den Hang und kragt nur geringfügig über den Sockelbereich von Haus Kirchstraße 19 aus. Ein begrüntes leichtes Flugdach schwebt über den Aufbahrungsräumen und den überdeckten Außenbereich, während sich das Dach der Nebenräume aus den Wänden heraus in Naturstein monolithisch fortsetzt. Das Friedhofsgebäude als auch Haus Kirchstraße 19 teilen sich den weitläufigen Blick über die Dachlandschaft Unterensingens bis zum Albtrauf.

Mit dem Thema „Mauer“ und dem Material „Naturstein“ wird das historische Ensemble von Michaels-Kirche, Rathaus und Pfarrscheuer städtebaulich durch behutsam an die Topographie angepaßten Neubauten zu einem städtebaulich sensiblen Raum gefügt. Der Charakter des historisch gewachsenen Kerns bleibt erhalten, das Fachwerkrathaus bleibt städtebaulich dominant, aber auch die Rat-hauserweiterung nimmt selbstbewußt einen Platz im neuen städtebaulichen Kontext ein.
Die Mischung aus einer Parkierungsebene sowie offenen Stellplätzen ist wirtschaftlich mit hoher Akzeptanz im täglichen Gebrauch.
Das Friedhofsgebäude ordnet sich bescheiden unter, die Räumlichkeiten sind jedoch mit wenigen Mitteln subtil gestaltet, dabei berücksichtigen sie auch die besondere Lage mit spannenden Blickbe¬ziehungen. Eine grundsätzliche Gestaltungsidee und ein immer wieder kehrendes Material sowie der sensible Umgang im Detail verknüpfen Alt und Neu zu einem neuen selbstverständlichen Ort.