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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2009

Ideenwettbewerb Gesundheitszentrum Appenzell

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Tiemann-Petri Koch Planungsgesellschaft mbH

Architektur

Erläuterungstext

Standort

Das Gesundheitszentrum Appenzell wird am heutigen Standort weiterentwickelt. Spital, Praxen und Pflegeheim bilden ein Ensemble, in das sich das historische Spitalgebäude harmonisch einfügt. Tradition, Funktion und Wirtschaftlichkeit begründen dieses Konzept.
Das historische Spital bildet den Auftakt der neuen Gebäudegruppe und behält seine für die Identität der Gesamtanlage prägende Wirkung.
Die um einen Hof gruppierten Gebäude rücken dicht zusammen, wie es aus Gründen der Funktion notwendig ist. Es entsteht ein Gesundheitszentrum der kurzen Wege, dies trifft auf alle Bauetappen zu. Sollte das Gesamtkonzept nicht mit allen Etappen realisiert werden können, sind die funktionalen Vorteile der kompakten Anlage besonders vorteilhaft.
Die Weiterentwicklung am heutigen Standort gewährleistet eine hohe Wirtschaftlichkeit, zum einen unter dem Aspekt von guter Betriebsorganisation und gemeinsamer Infrastruktur, zum anderen aufgrund der Mitverwendung von bestehender Bausubstanz.
Die Flächen beim Bürgerheim und das Grundstück ’Spitalguet’ bleiben unbebaut und stehen für langfristige Entwicklungen zur Verfügung.


Städtebau

Das Ensemble des Gesundheitszentrums führt die Bebauung an der Sonnehalde weiter und schließt diese mit einer U-Form ab, die mit dem historischen Spital ihren Endpunkt findet. Gliederung und Höhenentwicklung der Baukörper fügen sich in den städtebaulichen Kontext ein, ohne ihre besondere Funktion und Bedeutung als Spital zu verleugnen.
Die Talaue wird von Bebauung freigehalten. Der Bleichenwäldlibach wird in einem weiten Bogen in einem offenen Bachbett um das Spitalareal geleitet. Durch die Renaturierung wird die Überflutungsgefahr gebannt und gleichzeitig ein reizvoller Naturraum im Vorfeld des Spitals geschaffen.
Die Fußwege im Planungsgebiet werden vernetzt. So gibt es eine neue Verbindung vom Bürgerheim über das Gesundheitszentrum zum Spitalgässli, wie auch eine durch die Talaue aufgewertete Anknüpfung des Ortszentrums an das Spitalgässli.
Die Gruppierung der einzelnen Gebäude um einen Hof führt zu einer guten Orientierung. Neben dem historischen Spital wird das Pflegeheim angeordnet. Die Pflegebereiche sind nach Süden und Osten orientiert und bieten einen schönen Ausblick zur Talaue.
Im Norden schließt das neue Spital an das Pflegeheim an stellt auf diese Weise die kurze und direkte Verbindung der beiden Funktionen sicher.
Die Praxen sind in einem separaten, Baukörper westlich des Spitals benachbarten Baukörper untergebracht. Somit können die Praxen in engem Verbund mit dem Spital oder auch in separater Organisation betrieben werden, da sie direkt an der Straße liegen.
Die Parkierung wird am bestehenden Standort beibehalten, durch ein begrüntes Parkdeck wird die Stellplatzzahl entsprechend Bedarf erhöht.
Im Anschluß an das Parkdeck wird entlang der Gaiserstraße eine Bebauungsfläche für längerfristige Erweiterungen ausgewiesen.


Erschließung

Spital und Pflegeheim ist eine gemeinsame zweigeschossige Eingangshalle vorgelagert, die die beiden Zugangsebenen verbindet. Besucher des Pflegeheims benutzen den unteren Eingang, der auf dem heutigen Niveau zwischen historischem Spital und Sanitätshilfsstelle zur Eingangshalle führt. Patienten und Besucher des Spitals gelangen auf der oberen
Eingangsebene entlang der Praxen zum oberen Hallenzugang. Damit werden die Besucherwege getrennt und gleichzeitig in der Halle zusammengeführt.
Ein weiterer Zugang wird zwischen Spital und Pflegeheim geschaffen, damit man von den Parkplätzen bequem in den Komplex gelangt.
Die Liegendkrankenvorfahrt befindet sich zwischen Praxengebäude und Spital und wird über eine nördliche Umfahrung erreicht, die auch als Feuerwehrzufahrt dient.
Die Ver- und Entsorgung wird über einen abgedeckten Wirtschaftshof organisiert, der auf dem Küchenniveau zwischen Sanitätshilfsstelle und historischem Spital liegt. Damit kann die heutige Lieferzufahrt entfallen.


Funktionskonzept

Das Spital wird von gehfähigen Patienten über die Eingangshalle erreicht, liegende Patienten und Notfälle kommen über die Zufahrt im Norden am Liegendkrankeneingang an. Die Eingänge sind so positioniert, dass beide von einem gemeinsamen Empfang mit Information, Rezeption und Aufnahme bedient werden.
Im Bereich der Notfallversorgung am Liegendkrankeneingang sind die Funktionen Erstversorgung und Ambulatorium benachbart angeordnet, um eine flexible Nutzung zu erleichtern. Der Erstversorgungsraum hat eine direkte Verbindungen zu Röntgenraum und Labor, die Diagnostikräume sind über den nördlichen Flur direkt zu erreichen. Der Weg vom Notfallbereich in die Operationsabteilung erfolgt über die zentrale Aufzugsgruppe, die als Durchladeaufzüge vorgesehen sind. Sie werden von der Seite des Haupteingangs von Patienten und Besuchern betreten, auf der Notfallseite ist ein weiterer, abgeschirmter Zugang geplant, über den Notfallpatienten in den OP oder vom Hubschrauberdachlandeplatz in den Notfallbereich gebracht werden können.
Der Überwachungsraum der IMC ergänzt den Notfallbereich. Dadurch können kritische Patienten durchgehend vom Personal der Notaufnahme überwacht werden, der Bereich eignet sich auch für die Nachtaufnahme.
Die Diagnostik ist gleichzeitig vom Haupteingang entlang des Lichthofs gut zu erreichen, Raumzuschnitte und -belichtung lassen ebenfalls eine Nutzung als Arztdienstraum zu.
Auf der anderen Seite des Innenhofs mit Zugang direkt neben dem Haupteingang ist der Therapiebereich angeordnet, der einen direkten Ausgang in einen Therapiegarten hat. Natürlich belichtete Flure, der Ausblick nach Osten zum Bach wie auch der vorgelagerte Freibereich lassen eine hohe Raumqualität entstehen.
Im 1.Obergeschoß des Spitals sind der Operationsbereich und die Gebärabteilung angeordnet. Der Operationsbereich liegt direkt über der Notaufnahme, damit er auf kurzem Weg zu erreichen ist. Die Sterilgutversorgung der Operationsbereichs erfolgt aus dem direkt angeschlossenen Sterilgutlager der Zentralsterilisation.
Der Patientenweg bei ambulanten Operationen führt über die zentral gelegene Tagesklinik in den OP und zurück. Die Tagesklinik grenzt direkt an den Aufwachraum an, damit ein gemeinsamer Pflegestützpunkt ermöglicht wird.
Die Gebärabteilung nimmt die östliche Hälfte des Obergeschosses ein. Damit ist sie vom Haupteingang gut zu erreichen, aber auch gleichzeitig in einer ruhigen Lage mit Ausblick und Grünbezug. Über den nördlichen Flur führt ein kurzer Weg in den OP.
Über den südlichen Flur wird eine Verbindung zum Praxisgebäude hergestellt, um die gynäkologische Praxis anzubinden.
Das 2. Obergeschoß des Spitals nimmt die stationäre Akutpflege des Spitals auf. Es entsteht eine Pflegeebene mit ca. 30 Betten in 1- und 2-Bettzimmern mit guter Besonnung und Ausblick. Die Station kann je nach Bedarf mit einem mittigen Pflegestützpunkt für 30 Betten oder 2 getrennten Pflegestützpunkten für Pflegegruppen mit 15 Betten organisiert werden.
Der östliche, über der Gebärabteilung befindliche Bereich ist für die Wöchnerinnenpflege vorgesehen, die Säuglingspflege grenzt unmittelbar an.
Der mittige Erschließungskern des Spitals wird auf die Dachebene hochgeführt und stellt die Verbindung zum Hubschrauberdachlandeplatz her. Die Lage des Landeplatzes im Nordosten des Spitalareals mindert die Schallimmissionen für das angrenzende Wohngebiet.
Die Arztpraxen werden in einem separaten, aber mit dem Spital verbundenen Baukörper untergebracht. Ihr Zugang liegt an der Liegendkrankenvorfahrt gegenüber des Spitalzugangs, damit eine leichte Patientensteuerung möglich ist.
Die Praxen sind um eine mittige Erschließung gruppiert, die unterschiedlichste Größen für die einzelnen Einheiten zulässt.
Im 1. Obergeschoss ist das Praxisgebäude mit dem Spital über einen Flur verbunden, dadurch ist eine ebengleiche Verknüpfung zwischen Gynäkologischer Praxis und Gebärabteilung gegeben. Die oberste Ebene des Praxisgebäudes nimmt die Erweiterungsfläche auf.
Auf der Südseite des Gebäudes werden die Personalwohnungen angeordnet. Auch sie werden über das separate, abtrennbare Treppenhaus erreicht.
Das Pflegeheim schließt in südöstlicher Richtung an die Eingangshalle an und ist von beiden Hallenniveaus zugänglich. Das Pflegeheim umfasst 3 Ebenen mit jeweils 20 Betten, durch eine Aufstockung können weitere 20 Plätze hergestellt werden.
Die mittlere Ebene liegt ebenengleich mit Notfall, Diagnostik und Physiotherapie. Die Aufzugsgruppe des Pflegeheims ist benachbart zum Spital positioniert, damit die Verbindung zu allen Pflegeheimebenen gut funktioniert.
Im Übergangsbereich von Spital zu Pflegeheim befindet sich die Kapelle, die als eigenständiges Volumen die Nordseite des Pflegeheims gliedert. Ihr Zugang liegt auf der mittleren Ebene des Pflegeheims, eine Galerie ermöglicht, dass auch Pflegeheimbewohner der darüber liegenden Ebene ohne Aufzugsfahrt die Kapelle besuchen können.
Die Pflegestationen sind um einen begrünten Innenhof organisiert. Dadurch entsteht ein natürlich belichteter Flur, der sich zum Flanieren eignet. Auf dem Weg um den Flur trifft man auf mehrere Aufenthaltsbereiche, die zum Verweilen einladen. Terrassen nach Osten und Süden mit Ausblick ins Grüne ergänzen das Raumangebot.
Der Pflegestützpunkt ist mit Blick auf die Zugangssituation angeordnet, verfügt aber auch gleichzeitig über Sichtbeziehungen zu den Aufenthaltsbereichen.
Personalräume, Besprechungs- und Mehrzweckräume liegen in der westlichen Nutzungsspange mit Blick zum Eingangsbereich.
Das Gebäude für die Verwaltung ist über die unterste Pflegeheimebene direkt mir dem Ensemble verbunden. Seine Nutzung wird beibehalten, es dient für Krankenhausleitung und -Verwaltung, Bibliothek, Sozialdienst, Medizinische Betreuung und Informatikzentrum.
Die weitere Infrastruktur wird in zwei Ebenen unter Spital und Pflegeheim zusammengefasst.
Hangseitig an die untere Hallenebene angrenzend, d.h. im Untergeschoß des Spitals werden Bettenaufbereitung, Wäscheversorgung und Wartung und Reparatur um einen Tiefhof gruppiert. Diese Betriebsstellen liegen dicht bei den Aufzugsgruppen von Spital und Pflegeheim. Die Archivflächen sind direkt unter der Aufnahme angeordnet. Die Sanitätshilfsstelle wird durch die Personalumkleiden genutzt.
Eine Geschoß tiefer, auf der Ebene der Küche, werden die weiteren Ver- und Entsorgungseinrichtungen zusammengefasst. Dafür wird eine Zufahrt westlich des historischen Spitals hergestellt, über die ein überdeckter Wirtschaftshof angefahren wird. Von diesem Wirtschaftshof aus wird die Küche von ihrer Rückseite beliefert, sowie auch Apotheke und zentrales Lager unter dem Spital versorgt.
In diesem Geschoss entsteht ein geradliniger Ver- und Entsorgungsflur, der die Rampe des Wirtschaftshofs mit Küche, Lager, Apotheke und den Aufzugsgruppen von Spital und Pflegeheim verbindet.
Im vorderen Bereich dieses Geschosses, im Sockel des Pflegeheims, liegen Cafeteria und Personalspeisesaal. Eine große, überdeckte Terrasse bietet Sitzmöglichkeiten zur Talaue hin und kann auch von vorbeikommenden Spaziergängern frequentiert werden.
Die Bewirtschaftung der Cafeteria erfolgt auf kürzestem Wege von der benachbarten Küche.
Der Eingang, der sich zwischen historischem Spital und Cafeteria befindet, bietet die Möglichkeit, am Innenhof entlang die Aufzugsgruppe des Pflegeheims zu erreichen. Auf diese Weise können Besucher direkt vom Parkplatz aus in Pflegeheim und Spital gelangen und die Höhendifferenz zur Eingangshalle bequem und behindertengerecht überwinden.
Die Technikzentralen sind in den Untergeschossen platziert, um die oberirdische Kubatur zu begrenzen.


Bearbeiter:

Tiemann-Petri & Partner: Meltem Bekler, Genadi Mladenov
Beratung: Heinrich Limacher, HLP, Schweiz
Ebene 1

Ebene 1

Ebene 2

Ebene 2

Schnitt / Ansicht

Schnitt / Ansicht

Etappierung

Etappierung

Modell

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