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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Neugestaltung und Erweiterung des Museums Neuruppin

Perspektive August-Bebel-Straße

Perspektive August-Bebel-Straße

Ankauf

worschech architects

Architektur

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Modellbau

Erläuterungstext

Der repräsentative Eingang des Noeldechen-Hauses, welches mit seiner prächtigen klassizistischen Straßenfassade „das Museum“ in der Stadt Neuruppin markiert, führt zum Empfangsbereich des Museums. Gleichzeitig wird der Besucher - von der Kreuzung aus über den Zebrastreifen gehend - für die bestehende Öffnung in der Straßenfront interessiert. Neben dem Museumsgebäude locken Einblicke in das Museumsquartier. Der hinter der Stadtmauer emporragende Pavillon im Tempelgarten und der Neubau des Museums entfalten ihre Anziehungskraft und räumliche Wirkung, je weiter man die kleine Brandgasse hindurchschreitet.

Zwei Ziele des Entwurfsbeitrages charakterisieren die funktionelle Neuordnung des Museums und seine städtebaulich-architektonische sowie innenräumliche Komposition: Zunächst bieten neben der äußerst zweckdienlichen primärfunktionellen, auf den Besucher ausgerichteten Organisation und Raumfolge, auch die sekundärfunktionellen Lokalisationen ideale Bedingungen für einen attraktiven wie wirtschaftlichen Betrieb des Museums. Gleichsam als Resultat dieser modernen museologischen Strukturbildung lässt die sensible Komposition der neuen Kubaturen den Raum zwischen Tempelgarten und Altbau wirken. Das neue Gefüge aus unterschiedlich dimensionierten Kuben erzeugt ein spannungsvolles Wechselspiel aus Blickbeziehungen, Raumproportionen, Licht- und Materialwirkungen. Es vermittelt damit zwischen den historischen und neuen Baukörpern sowie den Freiraumsystemen. Als Verbindung von Alt- und Neubau befindet sich in direkter Sichtbeziehung des historischen Hauseingangs des Noeldechen-Hauses direkt gegenüber dem auch für Gruppen ausreichend dimensionierten Foyer sowie die Kasse mit dem Museumsshop. Garderoben und Toiletten für Besucher sind im Kellergeschoss des Altbaus mit dem Haupttreppenhaus bzw. mit dem Aufzug verbunden und so auf kurzem Wege vom Empfang aus erreichbar.

Vom Foyer aus sind alle Ausstellungsbereiche direkt und übersichtlich zugänglich. Von hier aus wendet sich als Besucher der Dauer- und Wechselausstellung im Neubau zu oder er beginnt mit dem Rundgang im Altbau. Das Depot befindet sich im Neubaustreifen 2 und ist wie die Büroräume über eine zweite Fuge separat erschlossen, gleichwohl mit den anderen Funktionen verbunden. Das Foyer ist auch von der Gartenseite mit einer versehrtengerechten Erschließung direkt erreichbar, ohne dass diese wie ein notwendiges Übel wirkt. Im Gegenteil, die sanft ansteigende Rampe besetzt die Fuge zwischen der Rückseite des historischen Gebäudeteils und dem ersten Neubaustreifen, begleitet von einem Lapidarium, das in die Wandnische dieses lang gestreckten Würfels integriert ist.

Die Ausstellungsflächen im Altbau sind auf ca. 760 m² (incl. Schaudepot mit 68 m² und Schwarzer Küche mit 26 m²) erweitert und befinden sich thematisch zugeordnet im Erdgeschoss, im 1. Obergeschoss sowie im Kellergeschoss. In jeder dieser Ebenen ist ein klassischer Rundgang organisierbar. Das Dachgeschoss wird von allen fremden Nutzungen und nachträglichen Einbauten befreit und kann sowohl als Lagerfläche, aber auch als optional verfügbare spätere Erweiterungsfläche für Ausstellungen genutzt werden. Damit wird die ursprüngliche Baukörperlichkeit ohne jegliche Dachaufbauten wiederhergestellt. Im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes - direkt am Eingang in unmittelbarer Nähe zur Kasse – ist ein Büroraum für administrative Tätigkeiten und die Bibliothek in 2 Räumen, auch für Externe Nutzer, vorgesehen. Ebenfalls im Erdgeschoss, am anderen Eingang angegliedert werden zwei Seminarräume angeboten.

Der Aufzug wird neben funktionalen Aspekten auch wegen der Vermeidung störender zusätzlicher Aufbauten im Altbau angeordnet. Die Ausstellungs- und Depotfunktionen in den beiden Neubauten sind in einer Ebene organisiert und erfordern dort keinen vertikalen Transport. Über eine Brücke oberhalb des Empfangsbereichs ist die Verbindung zwischen Büroebene im Neubau 1 und dem 1.OG des Bestandsgebäudes gegeben. Damit sind kurze Wege zu den Funktionen im Altbau und die versehrtengerechte Erschließung der Büros sichergestellt.

Der Neubau gliedert sich entsprechend seinen Hauptfunktionen - Ausstellung und Depot - in zwei Baukörper, die zusammen mit dem Altbau eine spannungsvolle Baukörperkomposition bilden und die daraus entstehenden Freiräume zwischen August-Bebel-Strasse und Tempelgarten im Sinne einer erlebbaren Raumfolge als Museumsquartier mit eigenem Garten neu definieren.

Das Ausstellungsgebäude, der erste Streifen, beinhaltet die Dauer- und die Wechselausstellung. Die Ausstellungsflächen lassen sich dem jeweiligen Präsentationskonzept folgend frei und flexibel einteilen oder als großer zusammenhängender Ausstellungsraum gemeinsam nutzen. Der Innenraum wird durch die - auch verdunkelbaren - Fassadenöffnungen zwischen dem neuen Museumsgarten und dem Foyer gespannt. Oberlichter an den beiden Stirnseiten überhöhen mit ihrem indirekten natürlichen und künstlichen Licht Anfang und Ende des Raums.

In der längs angeordneten Funktionsspange des ersten Neubaustreifens befinden sich Personaltoiletten, Technikräume, Catering-Anschlüsse, sowie die Treppe zu den Büros im 1. OG bzw. zum Technikraum im UG. Vier Büroräume und ein „Besprecher“ sowie die Nebenfunktionen befinden sich über der Ausstellungsebene und damit in unmittelbarer Nähe zur Wechselausstellung und zum Depot. Die Fuge zwischen Ausstellungsgebäude und Depot beinhaltet – von den Büros gut sichtbar - Anlieferung, Klimaschleuse bzw. Ausstellungsvorbereitung.

Das Depot ist stützenfrei kann beliebig nach den Erfordernissen gegliedert werden. Die Verbindung zu den Ausstellungsbereichen ist durch die Ausstellungsvorbereitung gegeben.

Der neue Museumsgarten öffnet sich mit dem Zugang von der August-Bebel-Straße als eine sich weitende Raumfolge. Längs- und Querachsen symbolisieren die Stadt mit ihren unterschiedlichen Qualitäten und einem typischen Gefüge. Den Bezug des Klassizismus auf die Antike versinnbildlichen u.a. das mit modernen Mitteln gestaltete Lapidarium, aber auch der repräsentative, für festliche Aktivitäten sowie für die Präsentation möglicher archäologischer Funde geeignete Baum bestandene und leicht erhabene Hain vor der etwas tiefer liegenden „Kommunikation“. Im Sinne eines „Lustgartens“ treten die neuen Baukörper und die dort verweilenden Besucher in einen Dialog mit dem Musen-Tempel im Tempelgarten.

Auch vom Hügel des Tempelgartens ist das Relief der Dachlandschaft von Alt- und Neubauten als prägnante Erscheinung wahrnehmbar. Dabei ermöglicht die Neubausilhouette den Erhalt der Blickbeziehung von historischem Museumsbau zum Tempelgarten wie umgedreht. Der Museumsgarten ist gegenüber dem Tempelgarten bewusst mit weniger Grünflächen, mehr begehbaren und bespielbaren Flächen gestaltet.

Gegenüber dem Depot wird eine dem Formcharakter der Hauptgebäude bewusst folgende Einhausung der Ver- und Entsorgungscontainer und der umgesetzten Trafostation vorgeschlagen. Hier sind auch 3 Stellplätze, davon 2 behindertengerecht, untergebracht. Weitere Stellplätze und die Anlieferung des Museums sind auf der nordöstlichen Grundstücksgrenze, vom Museumsgarten getrennt, vorgesehen.

Das Brandschutzkonzept des Entwurfs geht von der Bestandssituation aus und legt zwei Brandabschnitte fest, wobei das Depot einen eigenen, den zweiten Brandabschnitt ausbildet. Die Brandabschnittsgrenze befindet sich entlang der Gebäudewand des Depots in der zweiten Fuge gegenüber dem Neubau 1. Innerhalb des ersten Brandabschnitts werden Alt- und Neubau durch Rauchschutztüren getrennt. Im Bestandsgebäude wird zugunsten der Erhaltung offener Raumstrukturen eine flächendeckende Brandmeldeanlage vorgeschlagen. Darüber hinaus wäre der Sachschutz mittels Erweiterung der BMA auch auf die Ausstellungs- und Depotflächen im Neubau empfehlenswert. Für alle Aufenthaltsräume existieren zwei bauliche Rettungswege. Feuerwehrzufahrten und Aufstellflächen sind über die August-Bebel-Straße bzw. die Kommunikation nachweisbar.

Die Neubauten werden in Energie speichernder Massivbauweise aus gemauerten Wänden erstellt, die auf Bodenplatten bzw. Massivdecken lagern. Die Außenwände sind mit einer monolithischen Beton-Außenschale vor einer Zusatzdämmung versehen und erhalten nach der Feinspachtelung einen lasierten Anstrich. Die Flachdächer werden ebenfalls mit Betonplatten belegt, um die kubische Wirkung auch in der Aufsicht und die Homogenität der Ansichten zu betonen. Jegliche Metallabdeckungen und Einfassungen sollen vermieden werden.

Die Räume der zentralen Betriebstechnik sind in einem teilunterkellerten Bereich des Neubaus untergebracht. Die Führung der Zu- und Abluftleitungen erfolgt in Bodenschächten, mit Quellluftöffnungen im Fußboden und Absaugung im Deckenbereich.

Baukonstruktion und Gebäudetechnik sind so ausgelegt, dass eine hohe Wirtschaftlichkeit bei Errichtung und Betrieb sowie die Einhaltung bzw. Unterschreitung von Umweltschutz-Grenzwerten zu erwarten sind. Die Grundsätze der Nachhaltigkeit sind mit dem Entwurf erfüllbar.
Perspektive Museumsgarten

Perspektive Museumsgarten

Ansicht August-Bebel-Straße

Ansicht August-Bebel-Straße

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Schnitt B-B

Schnitt B-B