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Nichtoffener Wettbewerb

Realisierungswettbewerb Erweiterungsbau Schlossgut Hohenbeilstein

Übersicht / Gesamtansicht

Übersicht / Gesamtansicht

Engere Wahl

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

ERWEITERUNGSBAU SCHLOSSGUT HOHENBEILSTEIN


Der Erweiterungsbau für das Schlossgut Hohenbeilstein ist dem bestehenden Gebäudeensemble mit seiner dominanten Mauer vorgelagert. Das signifikante Gebäude wird im Innenradius der Haarnadelkurve errichtet und ist parallel zu den Höhenlinien orientiert. Bewusst wird bei der städtebaulichen Ausrichtung des Baukörpers eine traufständige Gebäudestellung gewählt und die vorhandene Anlage in ihrer Ausrichtung aufgenommen. Die frühe Zeichnung zeigt dies deutlich; Die parallel mit dem Hang ausgerichteten Gebäude bilden in Verbindung mit der Burgmauer und der Burg ein unverwechselbares Ensemble, dem mit diesem Erweiterungsbau talseits ein Schlussstein gesetzt wird.

Die Eigenständigkeit des Hauses ergibt sich aus seiner formalen Durcharbeitung, die einen skulpturalen Ausdruck erzeugt. Die aus einem Material gegossene nutzbare Skulptur ist als Zweiraumhaus konzipiert. Die Auskragung im ersten Obergeschoss und die Aufnahme der Bauflucht im Erdgeschoss sind zwei strenge geometrische Eingriffe, die zur Überhöhung des skulpturalen Ausdruckes beitragen und den Charakter dieses Solitärs stärken.

Der Zugang erfolgt über ein kleines Plateau, das die Besucher vom Straßenniveau etwas abhebt und darüber hinaus eine Verbindung zu den Eingängen ins Schlossgut sicher stellt. Gleichzeitig entsteht ein Ort, der zum Sammeln, zum Verweilen, zum Austausch über Natur, Landschaft und Wein geradezu einlädt.
Das Zweiraumhaus nimmt im Erdgeschoss den Verkaufsraum und im Obergeschoss den vom Auslober geforderten Veranstaltungssaal für bis zu 90 Personen auf. Beide Räume werden durch großzügige Öffnungen mit Tageslicht „geflutet“. Diese Öffnungen sind im Inneren aus der modularen Ordnung des Innenausbaus abgeleitet. In der äußeren Gestalt sind sie kompositorisch angeordnet und stärken die Eigenständigkeit des Hauses.

Die beiden Räume bekommen Futerals aus Holz, die im Verkaufsraum als weitere Raumschicht die Wand aufdoppeln und zu einem Raum werden lassen, der die geforderten Funktionen nahezu exemplarisch aufnimmt.

Die innere Schale im Belvedere, für Veranstaltungen gastronomischer und kultureller Art, ist um die subjektive Wahrnehmung des Raumes zu steigern mit einer Holzvertäfelung ausgebildet, darüberliegend sind hinter Tapetentüren vielfältige Funktionen und Nutzungen untergebracht.
Die geforderte niveaugleiche Anbindung erfolgt über einen gläsernen Steg zum Bestand. Hier sind die dienenden Räume; Spülküche, Vorbereitung, zukünftig auch die Bistroküche, angeordnet. Der Behindertenzugang erfolgt ebenfalls über dieses Niveau, vom Bestand kommend über einen neuangelegten mäandrierenden Weg über den Steg zum Veranstaltungsraum. Das Behinderten-WC ist dort angeordnet. Die Eingriffe in die bestehende Bausubstanz sind reduziert und beziehen sich auf den südlichen Teil. Eine „hängende“ Wand dient als Fläche zur Dokumentation der Geschichte des Ortes, der Familie und der Weinkultur.

Die formale Eigenständigkeit des Baukörpers wird durch seine Konstruktion und Oberflächenbeschaffenheit gesteigert. Während sich die äußere Schale des Hauses aus Stampfbeton mit mineralischen Farbpigmenten entwickelt, deren Endausbaustufe nicht absolut vorhersehbar ist, besteht das Futeral Raum für Raum aus einer Holzkonstruktion, die sich überwiegend auch als Holzoberfläche zeigt. Die Konstruktion mit außenliegender, tragender Wand, Kerndämmung und dem hölzernen Futeral aus Eichenholz, was auch die Holzbalkendecke zwischen Verkaufsraum und Veranstaltungsraum beinhaltet, ist höchst effizient. Die großzügigen Fenster sind naturbelassene Zedernholzfenster, die als Schiebe- bzw. Wendeflügel ausgebildet sind.

In der Flucht des Verkaufsraumes befinden sich unter dem Zwischenpodest der Treppe die zwei geforderten Büroarbeitsplätze, die durch die großzügige Öffnung einen direkten Blickbezug zu Kunden und Besuchern erlauben und auch mit dem dritten Arbeitsplatz hinter dem Verkaufstresen in Verbindung stehen.

Die energetische Optimierung des Gebäudes geht zunächst von dem Einsatz von Geothermie aus. Die gewählte Konstruktion des Gebäudes führt zu sehr günstigen Koeffizienten bezüglich der Berechnung des Energieverbrauchs. Die großflächigen Verglasungen sind mit den marktüblichen K-Wert optimierten Gläsern bestückt. Insgesamt muss der Bedarf mit der vorhanden Haustechnik abgestimmt werden, so dass gegebenenfalls durch Anschlüsse an das vorhandene Heiz- und Energiesystem eine Optimierung des Neubaus und Bestandes erfolgt. Für das Haus ist eine natürliche Be- und Entlüftung vorgesehen, die nach Berechnung unserer Ingenieure ein geeignetes Raumklima zu allen Jahreszeiten ermöglicht.

Mit dem Erweiterungsbau wird dem Schlossgut Hohenbeilstein in landschaftlich unverwechselbaren Lage ein Baustein zugeordnet, der sich in seiner äußeren Abmessung und Gestalt selbstbewusst ins Gesamtensemble einordnet. Durch seine monolithische Gestalt wird dem kleinen Eingriff ein subjektives Gegengewicht zuteil. Die beiden Raumschalen des inneren und äußeren Volumens sind konzeptionell gleich behandelt. Ein Material, eine Oberflächengestalt, eine klare Maßordnung, wenige, sorgsam gesetzte Eingriffe, die die Großzügigkeit und die Bedeutung des Hauses überhöhen. Durch die Geste der Auskragung im Veranstaltungsraum entsteht beim Vortreten an die Fenster ein Gefühl des Schwebens über dem Ort. Man schwebt den Hang hinab und genießt diesen so unverwechselbaren Rundumblick, der sich dem Besucher von Hohenbeilstein bietet.



PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein monolithischter Baublock entwickelt sich skulptural aus dem Geläne und platziert sich schmal und langgestreckt vor den historischen Gebäuden. Die schmale Berbindung zum Bestand ist präzise gesetzt. Leider wirkt das Gebäude wenig einladend, die geschlossene Eingangsseite und das vorgelagerte Podest verstärken diesen Eindruck.

Die Innenräume sind funktional entwickelt und gut möblierbar, die Öffnungen resultieren aus dem Innern und sind eher sparsam aber richtig gesetzt. Das Raumprogramm ist mit allen Anforderungen umgesetzt. Die obere Gartenterrasse bleibt vollständig erhalten.

Die wirtschaftlichen Kenndaten liegen im Vergleich aller Arbeiten über dem Durchschnitt, was sicher aus der Mehrfläche von fast 30% resultiert.

Zusammenfassend ein Entwurf, der mit einem präzisen und markanten Baukörper und geringen Eingriffen in den Bestand eine angemessene Antwort findet. Es entsteht jedoch auch der Eindruck, dass der neue Baustein sich selbst genügt und keine verbindenden und einladenden Gesten zu finden sind.
Grundriss EG / Perspektive Verkaufsraum

Grundriss EG / Perspektive Verkaufsraum

Grundriss OG / Perspektive Eventraum

Grundriss OG / Perspektive Eventraum

Ansicht West / Schnitt / Perspektive Aussenraum

Ansicht West / Schnitt / Perspektive Aussenraum

Ansicht Süd / Schnitt / Nutzungsvarianten

Ansicht Süd / Schnitt / Nutzungsvarianten