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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2009

Realisierungswettbewerb Eingang und BĂ€rengehege Zoologischer Garten

Ankauf

Nieto Sobejano Arquitectos

Architektur

Maria Iza

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Beginnen wir das Projekt mit einer Frage: Wie ist es möglich, ein StĂŒck zeitgenössischer Architektur in einen zoologischen Garten zu integrieren, ohne dass man den falschen naturalistischen oder folkloristischen Imitationen verfĂ€llt, die schon allzu oft durchlaufen wurden.
In der Vergangenheit behandelten die alten Menagerien die wilden Tiere wie eingesperrte KuriositĂ€ten als Folge der neuen Entdeckungen des 16. und 17. Jahrhunderts. SpĂ€ter, im Barock und dem 19. Jahrhundert, wurden die Zoos als Parks mit architektonischen und landschaftlichen BĂŒhnenbildern verstanden, in denen die Außengehege durch BĂ€ume, WĂ€lder und Schuppen definiert wurden und die Architektur nur eine zweitrangige Rolle spielte. Mit der Ausnahme einiger wertvoller moderner Werke wie z.B. das Pinguin-Becken von Lubetkin oder die von Cedric Price geplante Voliere in London, ist die Architektur in den zoologischen GĂ€rten in vielen FĂ€llen zu einer schlechten Parodie falscher Stile verkommen, welche vorgeblich mit den natĂŒrlichen LebensrĂ€umen der gezeigten Tiere zu assoziieren sind.

Die programmatische Lösung des EingangsgebĂ€udes, der Zugangskontrolle und des BĂ€rengeheges wird in unserem Projekt einer klaren architektonischen Idee ĂŒberlassen. Wir schlagen eine einzige gefaltete FlĂ€che vor, einen Teppich oder eine artifizielle Topografie, die sich erhebt oder absenkt durch zueinander immer parallel liegenden Faltungen, um so die Außenbereiche der Tiere, die ĂŒberdeckten Zonen, Höfe, Anhebungen, Rampen fĂŒr die BĂ€ren, Wasserbecken und Stege fĂŒr die Besucher zu bilden, in einer wechselnden Landschaft, die sich immer aus der gleichen geometrischen Regel entwickelt. Auf diese Weise wird erreicht, dass die Hauptdarsteller des Geheges – die BĂ€ren – von den Besuchern von den verschiedensten Standpunkten aus beobachtet werden können, im Außengehege oder Innenraum, von unten oder oben, bis einschließlich durch eine GlasflĂ€che im Foyer des Hauptzugangs des Zoos. So gelingt, dass die Besucher und die Tiere sich dieselbe physische und konzeptionelle Ebene teilen.

Der im Norden angeordnete Eingangsbereich erlaubt eine vom Vorplatz und Gesellschaftshaus unabhĂ€ngige Nutzung und erhĂ€lt das ursprĂŒngliche GefĂŒge mit dem zentralen Springbrunnen. Die Bereiche fĂŒr An- und Ablieferung etc. werden auf dem sĂŒdlichen Teil des GrundstĂŒcks organisiert.

In unserem Projekt wird das EingangsgebĂ€ude Bestandteil der gleichen architektonischen Struktur, die auch die Innen- und Außenanlagen fĂŒr die BĂ€ren beherbergt. Nach Passieren des Kassen- und Garderobenbereichs kann der Besucher sich entscheiden, direkt auf dem gleichen Niveau weiter zu den Außengehegen der BĂ€ren zu flanieren oder ĂŒber breite Rampen auf die angehobene Plattform zu steigen, von wo aus man im Freien die Aussicht auf die BĂ€rengehege genießen kann. Die BrillenbĂ€ren werden auf drei miteinander verbundene Außengehege, welche direkt an die korrespondierenden Innengehege angeschlossen sind, verteilt. Die NasenbĂ€ren werden in einem unabhĂ€ngigen Außengehege, welches jedoch mit den drei vorangegangenen Gehegen verknĂŒpft ist, untergebracht. In beiden FĂ€llen gestattet die gefaltete Plattform, ohne in eine Form von Mimikry zu verfallen, unterschiedlich geneigte FlĂ€chen zu definieren, welche eine Art Felsen- oder Erdabbruchpanorama erzeugen, das die Brillen- und NasenbĂ€ren in ihrem natĂŒrlichen Lebensraum in SĂŒdamerika umgibt. Die BĂ€ume, neu und alt, fĂŒgen sich in die verschiedenen AußenflĂ€chen ein, wo WasserflĂ€chen, Bepflanzungen und andere natĂŒrliche Materialien sich mit der klaren Geometrie der neu geschaffenen Plattform, welche die Architektur des Projekts definiert, verbinden. Ein offener Bereich fĂŒr die Rostkatzen und eine Serie von Gehegen fĂŒr andere Tiere vervollstĂ€ndigen die geforderten FlĂ€chen des Raumprogramms. Die Bereiche fĂŒr die Zooangestellten besitzen im Norden, an der Grenze zur ThĂŒringerstrasse, eine eigene Zufahrt fĂŒr Fahrzeuge. Am Ende einer Rampe wird im ersten Untergeschoss die An- und Ablieferung organisiert. Ohne die Ausblicke der Besucher zu behindern, sind die FlĂ€chen der Pfleger mit den Gehegen und ServicerĂ€umen im Erdgeschoss verbunden. Die zukĂŒnftige Weiterentwicklung des Projekts macht es möglich, gemeinsam mit den Verantwortlichen des Zoos die landschaftsplanerischen Elemente detaillierter zu definieren, die Schnitte der geneigten FlĂ€chen anzupassen, WasserflĂ€chen zu integrieren und die genaue Trennung der einzelnen Außengehege zu bestimmen. All dies erfolgt auf eine natĂŒrliche Art und Weise, ohne dass man befĂŒrchten muss, dass das architektonische Bild eines Projekts, welches durch ein geometrisches System und eine Idee entwickelt wurde, durch eine fixe vordefinierte Form zerstört wird.

Die neue, von Besuchern und BĂ€ren genutzte, architektonische Landschaft, wie fĂŒr den Frankfurter Zoo vorgeschlagen, suggeriert, dass sich immer noch Möglichkeiten bieten, die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf andere Art und Weise zu erforschen.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Modellaufsicht

Modellaufsicht

Modellansicht

Modellansicht