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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2009

Realisierungswettbewerb Eingang und BĂ€rengehege Zoologischer Garten

Ankauf

KISSLER EFFGEN + PARTNER Architekten BDA PartG mbB

Architektur

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Wettbewerb Zoologischer Garten, Eingang und BĂ€renanlagen, Frankfurt

ErlÀuterungen

Leitidee
Der Zoo wird als artifizieller Landschaftsraum begriffen, bei dem GebĂ€ude, Gehege und Besu-cherflĂ€chen ineinander ĂŒbergehen und miteinander verschmelzen. Aus diesem Gedanken heraus wird das Leitmotiv des Entwurfs entwickelt: EingangsgebĂ€ude und BĂ€renanlage werden als Teil der modulierten Zoo-Topographie in einem fließenden Übergang gestaltet, die GebĂ€ude treten nicht als „HĂ€user“, sondern als Landschaftselemente in Erscheinung, prĂ€gen den Ort und geben dem Zoo ein unverwechselbares Gesicht.


Architektonisches Konzept
- EingangsgebÀude
Durch die Überformung der Landschaft ordnet sich das EingangsgebĂ€ude dem rĂ€umlich domi-nierenden Gesellschaftshaus sowohl in Proportion als auch in der architektonischen Haltung unter, es entsteht keine Konkurrenzsituation zum historischen HauptgebĂ€ude.
Mit im Grundriss geschwungenen Wandscheiben wird der Zoobesucher in das Foyer hineinge-leitet. Foyer und Zooshop sind mit einer lichten Raumhöhe von ca. 4,50 m großrĂ€umlich organi-siert und mit einer Glaswand optisch verbunden. Zwischen den Funktionsbereichen sind in Ver-bindung mit den notwendigen NebenrĂ€umen die KassenplĂ€tze angeordnet. Alle Funktionen sind erdgeschossig erreichbar, ein Untergeschoss ist nicht erforderlich. Die zentrale Toilettenlage befindet sich im rĂŒckwĂ€rtigen Teil des Ein-/AusgangsgebĂ€udes und ist somit insbesondere fĂŒr alle sich bereits im Zoo befindenden Besucher leicht auffindbar. Zum Zoogesellschaftshaus wird eine interne Verwaltungszone mit reduzierter Raumhöhe und natĂŒrlicher Belichtung vorge-sehen.

- BĂ€renhaus
Das BĂ€renhaus bildet den optischen RĂŒcken fĂŒr die Freigehege. Das zweigeschossige GebĂ€u-de wird ĂŒber eine zentral dem nördlichen Betriebshof zugeordnete Treppe mit Lastenaufzug erschlossen. Direkt am Eingangsbereich sind die FutterkĂŒche, sowie Personal - und LagerrĂ€ume angeordnet. Die Belichtung der einhĂŒftig angelegten Innengehege der BrillenbĂ€ren erfolgt ĂŒber die teilverglaste Flurwand des Pflegegangs. Im Obergeschoss sind die Rostkatzenzuchtanlage sowie die KĂ€figflĂ€chen fĂŒr diverse Tierarten als Mittelfluranlage organisiert. Flur und Gehe-geflĂ€chen erhalten Tageslicht ĂŒber ein Oberlichtband. Die KĂ€fige sind ĂŒber Laufstege miteinan-der verbunden und erschließen jeweils am Ende die Außenvolieren.

- Konstruktion
Zur kostengĂŒnstigen Umsetzung bestehen beide GebĂ€ude aus massiven, einschaligen Wand- und Deckenkonstruktionen. AußenwĂ€nde sind als Leichtbetonkonstruktionen ausgefĂŒhrt (Ein-haltung der erforderlichen DĂ€mmwerte), wobei durch das lagenweise VerfĂŒllen der Schalung mit unterschiedlichen Zuschlagstoffen eine horizontal leicht bewegte Wellenstruktur in Beton ent-steht, die den naturnahen Charakter der Gesamtanlage unterstĂŒtzt. Geometrisch besteht das Tragwerk aus im Grundriss teilweise kreisförmigen Wandscheiben, auf denen ebene Flachde-cken aufliegen. Diese Grunddisposition wird von der Landschaft ĂŒberformt, erst dadurch ent-steht ein dreidimensionales, plastisches Erscheinungsbild.


Erschließung und WegefĂŒhrung
Von dem naturnah gestalteten Eingangshof mit dem erhaltenen Bestandsbaum ist sowohl das Foyer mit Kassenzone als auch der Zooshop direkt erreichbar. „Schau“-Fenster in das Innen-gehege der NasenbĂ€ren geben dem Besucher bereits von außen aber auch aus dem Foyer Einblicke in den Zoo. Nach dem Lösen einer Eintrittskarte gelangt der Besucher entlang der inneren Leitwand (SponsorenflĂ€che) in den inneren Teil des Zoos.
Ein erster Höhepunkt ist die „Besucherhöhle“ . Aus ihrem Innern erhĂ€lt der Besucher in Augen-höhe Einblicke in die Freianlagen der BrillenbĂ€ren und ist den Tieren ganz nah. Der Innenraum bietet Platz fĂŒr Zoodidaktik rund um den BĂ€r. Die FreigehegeflĂ€chen steigen in Richtung Norden sanft an, so dass auch Tiere, die sich im vom Besucher abgewandten Teil der Gehege aufhal-ten, beobachtet werden können. Die Einfriedung der BĂ€renfreigehege besteht aus FelswĂ€nden im Wechsel mit Glas und ist dabei so gestaltet, dass keine harte Grenze zwischen Besucherweg und Gehege entsteht. Bodenbelag und Bewuchs innerhalb der Gehege werden gestalterisch auch innerhalb der Gehwege eingesetzt.

In umgekehrter Richtung fĂŒhrt der Weg zum Ausgang durch den Zooshop hindurch. Der fĂŒr die Feuerwehr frei zu haltende Bereich zwischen Gesellschaftshaus und Ein-/ AusgangsgebĂ€ude kann optional auch fĂŒr Großgruppen als Ausgang genutzt werden. FĂŒr die FlĂ€che des ehemali-gen „Happy BĂ€r“ wird als zukĂŒnftige Nutzung ein Vortragsraum, bzw. ein Zoomuseum vorge-schlagen. Dieser Raum kann unabhĂ€ngig vom Zoobetrieb genutzt werden. Entsprechend wer-den die zugehörigen NebenrĂ€ume im UG des Gesellschaftshauses neu organisiert.

FreiflÀchenkonzept

- Vorplatz Gesellschaftshaus
Durch die Verlagerung des EingangsgebĂ€udes gelingt es, die mit dem Alfred-Brehm-Platz kor-respondierende, reprĂ€sentative VorflĂ€che des Gesellschaftshauses wieder herzustellen und sie gleichzeitig den heutigen Anforderungen an den Zoo- und Theaterbetrieb anzupassen. Die urs-prĂŒngliche Figur und der „historisierende Charakter“ der Anlage werden dabei erhalten bzw. wiederhergestellt. Notwendige Anlagen des Wirtschaftshofes sowie StellplĂ€tze (Sicherung durch Versenk- oder Klapp-Poller) werden sĂŒdlich des Gesellschaftshauses angeordnet.
Die Straßenbahnhaltestelle wird mit einem Mittelbahnsteig außerhalb des GrundstĂŒckes reali-siert.
Zur historischen Anlage gehörte die Einfriedung mit schmiedeeisernen ZĂ€unen und Toren, die den halböffentlichen, beziehungsweise privaten Charakter des Anwesens verstĂ€rkte. Diese Geste wird wieder aufgenommen, den heutigen Anforderungen jedoch durch zusĂ€tzliche und großzĂŒgigere Toranlagen angepasst.

- Außengehege Zoo
Beim Verlassen des EingangsgebĂ€udes betritt der Besucher eine dem natĂŒrlichen Habitat der BrillenbĂ€ren nachempfundene Waldlandschaft, der Blick in die Gehege wird jeweils durch Fels-wĂ€nde oder Gehölzstrukturen begrenzt . Die baulichen Anlagen des BĂ€rengeheges sowie deren Abgrenzungen treten in den Hintergrund und werden durch rĂŒckwĂ€rtig ansteigende Fels- und Vegetationsstrukturen verdeckt. Die Trennung zwischen Zoobesucher und -bewohner wird durch eine spannungsreiche Abfolge aus Fels- und Vegetationsstrukturen sowie GlaswĂ€nden erreicht. Gitter werden bewusst nur in nicht direkt einsehbaren Abschnitten eingesetzt. Die ZugĂ€nge der Innengehege werden durch FelsvorsprĂŒnge verdeckt oder wie HöhlenzugĂ€nge ausgebildet. Eine dieser sichtbaren Felsenhöhlen kann der Besucher betreten. Hier vermitteln Informationstafeln NĂ€heres ĂŒber die Lebensweise der BĂ€ren. Von hier aus hat er auch Einblicke in die geschĂŒtzteren Bereiche des Geheges 2 sowie in eine typische BĂ€renhöhle (Gehege 3). Dieses Gehege wird lediglich durch eine Felsspalte von Gehege Nr. 2 getrennt. Im weiteren Verlauf wird der Besucher ĂŒber flach im Boden eingearbeitete Felsen gefĂŒhrt, die auch als Sitz- und Verweilgelegenheit dienen. ZusĂ€tzliche Blickmöglichkeiten in die Gehege entstehen.
Ein Wasserfall mit Bachlauf und Badestelle der BĂ€ren im Vordergrund sowie verschiedenste Kletter-, Aufenthalts- und RĂŒckzugsbereiche ergĂ€nzen die Vielfalt der dargestellten Landschaft.

Zur Vernetzung der einzelnen BÀrengehege untereinander bieten sich GrÀben an. Durch zu-sÀtzlich bewegliche Rampen und Stege können dauerhafte und / oder temporÀre Vernetzungen zwischen den Gehegen der BrillenbÀren sowie dem Absperrgehege geschaffen werden.


Energiekonzept
Aufgrund der großen Speichermassen sowie durch die Überdeckung mit VegetationsflĂ€chen können alle GebĂ€ude vermutlich ohne zusĂ€tzliche KĂŒhlung im Sommer betrieben werden. Die winterliche Beheizung erfolgt mittels in die Stahlbetonkonstruktion integrierte FlĂ€chenheizungen im Boden bzw. teilweise in den WĂ€nden (Betonkernaktivierung). Die notwendige Heizenergie wird ĂŒber eine Erdsondenanlage in Verbindung mit einem WĂ€rmetauscher erzeugt. Beide GebĂ€ude erhalten eine Zu – und Abluftanlage mit WĂ€rmerĂŒckgewinnung. Die Verteilung der Zuluft erfolgt im Bereich des EingangsgebĂ€udes ĂŒber BodenkanĂ€le, im Bereich des BĂ€renhauses in dem durch die abgesenkten PflegegĂ€nge entstehenden Hohlraum in der Deckenkonstruktion ĂŒber EG. Die Abluft wird an zentraler Stelle (EingangsgebĂ€ude: Bereich NebenrĂ€ume - BĂ€renhaus: Bereich PflegegĂ€nge EG / OG) abgesaugt.