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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Neubau Fachhochschule Düsseldorf, Campus Derendorf

2. Preis

Schuster Architekten

Architektur

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

KUNKEL + Partner Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

HHP - West, Beratende Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

Stahl+Weiß, Bauphysik und Energiekonzeption

Bauingenieurwesen

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Fachhochschule Düsseldorf (FHD) erhält ein neues Zuhause. Es entsteht eine signifikanter Campus, der durch eine exzellente, integrale Architektur geprägt wird. Die Überlegungen zu Qualität und Zukunftsfähigkeit sind gemeinsam mit den Überlegungen zu Raum-, Nutzungs- und Gestaltqualitäten entwickelt und zur Grundlage einer nachhaltigen Architekturqualität geworden.

Die Gebäude der FHD in einem hochverdichteten, innerstädtischen Quartier neu zu errichten, bzw. neu zu denken, führt zu einer besonderen Typologie. Aus dem Ort und der Besonderheit der Aufgabe wird eine neue identitätsstiftende Struktur entwickelt. Die Balance der Integration einer eigenständigen signifikanten Bebauung in den besonderen städtischen Kontext Derendorfs prägt das Entwurfskonzept.

Eine Hochschule ist ein Ort des Lehrens und Lernens, des Forschens und Ausprobierens und zugleich ein Ort der Begegnung und der Kommunikation. Es entstehen Netzwerke durch das nahe Beieinander verschiedener Fachdisziplinen. Die integrale Planung von Architektur und Freianlagen soll diesen mannigfaltigen Ansprüchen genüge tun. Es entstehen Orte, die den freien Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden genauso fördern wie den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Hochschule, die daneben aber auch Orte der Erholung und des Ausruhens sind.

Die städtebaulichen Kanten der charakteristischen Baustruktur und die Vorgaben des B-Plans werden aufgenommen. Sie stecken den Rahmen für die weitere Entwicklung ab. Nach Außen fügt sich die Bebauung in die Baustruktur Derendorfs, während Innen eine campusartige Mitte entsteht, das lebendige Herz der neuen FHD.

Die konstituierenden Elemente sind die Mantelbebauung mit den Fachbereichen, der Campus, der zentrale Hochschulplatz, und die beiden Sonderbauten des CampusCenters und der Mensa bzw. Ausstellung in den denkmalgeschützen, ehemaligen Schlachthofhallen.
Der charakteristische, öffentliche Grünzug quert den Campus. Es entsteht ein spannendes Gegenüber der beiden prägenden Freiraumtypologien. Der baumbestandene Campus wird auf selbstverständliche Weise als besondere Etappe in der Abfolge des 2. Düsseldorfer Grünrings deutlich und führt zu einer engen Vernetzung von Stadt, Quartier und Hoch-schulcampus. Der markante, städtische Raum des lärmgeschützten Campus bietet den Angehörigen der Hochschule ein attraktives Ambiente und besitzt beste Voraussetzungen zu einem spannenden Ort der Begegnung zwischen Hochschule und Öffentlichkeit zu werden.

Die Gebäude der sieben Fachbereiche schließen an die bestehende Bebauung an der Münsterstraße an und tragen zur Definition des Straßenraums der Rather Straße bei.
Nach Innen hin formulieren sie die charakteristische Campusfläche. Die Bebauung ist durch eine robuste Struktur gekennzeichnet, die allen Fachbereichen die gleichen Rahmenbe-dingungen bietet. Die Gebäude sind zusammengefasst und durch die Eingangshallen sowie die Hörsaal- und Seminarzonen zwischen den Fachbereichen gegliedert. Die Atrien der Eingangshallen führen zu einladenden Entrees, die individuell bespielt werden können und eine großzügige Erschließung zulassen. Sie bilden den lebendigen Kern des jeweiligen Fachbereichs. Zum Campus hin ist jeweils eine Medienwand in die Eingangszonen integriert. Die Finanzierung kann durch Sponsoren erfolgen während die Betreuung der Wände von Studenten der Fachbereiche übernommen werden kann - exzellente Voraussetzungen zur Präsentation einer Hochschule, die eine führende Stellung im Bereich der Medien besitzt und behaupten will.

Zwischen den Fachbereichen sind gemeinsame Hörsäle und Seminarräume in ablesbaren Fugen konzentriert angeordnet. Sie ergänzen die Lehrtätigkeit folgerichtig, lassen eine unmittelbare Nutzungen durch die benachbarten Lehrgebiete zu und führen zugleich zu einer wohltuenden Gliederung und informeller Kommunikation untereinander. Struktur und Funktion der Bebauung werden explizit und gliedern das große Volumen. Die vertikale Anordnung fördert die Nähe zu den Lehrgebieten. Fugen, Atrien und Lichthöhe gliedern die großen Volumen, führen zu Maßstab und Identität.

Der Campus verbindet alle sieben Fachbereiche und wird durch die zentralen Einrichtungen akzentuiert. Die historischen Gebäude der ehemaligen Großviehhalle, der Pferdehalle und das CampusCenter setzten hier besondere Akzente.

Die Integration der historischen Substanz verbindet die FHD auf nachvollziehbare Weise mit der Geschichte des Ortes und verweist auf Nutzungen, die weit über das Quartier hinaus für die Entwicklung bzw. die Versorgung der Stadt von großer Bedeutung waren. Daneben soll durch eine Bodenplastik auf die dunklen Seiten des Ortes hingewiesen werden.

Die denkmalgeschützte Substanz der beiden Hallen bietet beste Voraussetzungen für die Integration einer modernen und leistungsfähigen Mensa. Die charakteristische Halle führt zu einer großzügigen und angemessenen Atmosphäre. Die Eingriffe in die Substanz sind wohl abgewogen. Der Giebel wird zum Campus hin geöffnet. Es entsteht eine offene und einladende Baugestalt, die zu einer intensiven Kommunikation zwischen Mensa und Campus führen wird. Die nördliche Halle dient als Ausstellungsfläche sowie als Sportbereich. Beides sind Nutzungen, die die gewünschte Integration in den Alltag der anschließenden Wohn-quartiere fördern werden, die Stadt und Hochschule auch inhaltlich zusammenwachsen lassen. Die historischen Hallen stehen dem CampusCenter als kongeniale Ergänzung gegenüber und verleihen dem Campus ein besonderes Gesicht.

Im CampusCenter werden die übrigen zentralen Einrichtungen zusammengefasst. Inhaltlich und formal entsteht ein spannungsvoller Dialog zwischen Center und Randbebauung mit den einzelnen Fachbereichen. Vielfalt und Komplexität führen zu einem ganz besonderen Ausdruck. In Reaktion auf die inhaltliche Gliederung und ihre funktionalen Erfordernisse entsteht eine kommunikative, differenzierte und signifikante Mitte. Ein einladendes und offenes Foyer empfängt die Studenten. Das Foyer der Bibliothek im 2. und das des ITM im 3. Obergeschoss sind auch unabhängig vom Hörsaalzentrum zu erreichen. Die Bürozonen der beiden Einrichtungen verfügen über eine unabhängige Erschließung. Die Lufträume über der Bibliothek verleihen der offenen Leselandschaft einen hellen und freundlichen Charakter. Die Hochschulverwaltung befindet sich in den beiden Obergeschossen. Sie wird über begrünte Höfe belichtet und entsprechend den funktionalen Erfordernissen gegliedert. Sie wird unabhängig von den publikumsintensiven Einrichtungen erschlossen.

Die Schrägstellung des CampusCenters lässt differenzierte Eingangsbereiche entstehen, großzügige Aufweitungen kontrastieren mit intimeren Rückzugsbereichen. Regelmäßig gepflanzte Hainbuchen (Carpinus betulus) bilden ein zusammenhängendes Baumdach, welches dem Campus ein besonderes Gepräge verleiht und mit dem öffentlichen Grünzug verwebt. Die Gehölzwahl ist auf die Überdeckung der Tiefgarage abgestimmt. Dabei lässt die Setzung der Bäume flexible und vielfältige Nutzungen des Campus zu. Vor den Zugängen werden Sitzmöglichkeiten und Fahrradabstellplätze angeboten. Durchzogen wird die einheitliche Campusfläche von dem öffentlichen Grünzug, einem Teil des „ 2. Grünen Ringes“ um die Düsseldorfer Innenstadt. Der mäandrierende Parkweg wird der bestehenden Planung angepasst. Die Höhendifferenz zur Münsterstrasse wird durch eine behindertengerechte Rampe überwunden.

Senkrecht zum Grünzug verknüpft eine Abfolge differenzierter Freiraumelemente die Rather Strasse im Westen über den Campus hinweg mit der S-Bahnhaltestelle im Osten. Die geschützte Pferdehalle ist der ideale Ort für ergänzende studentische Einrichtungen, die eine weitere Verbindung mit den anschließenden Quartieren fördern. Die historischen Gebäude von Großvieh- und Pferdehalle bilden die markanten Pole der West- Ostverbindung.

Mit Ausnahme des Grünzugs befindet sich unter dem gesamten Hochschulquartier eine Tiefgarage mit ca. 1240 Pkw-Stellplätzen. Über kreisrunde Öffnungen wird die Verbindung zum Campus hergestellt. Tageslicht setzt wichtige Akzente in der Garage und ist Basis einer guten Orientierung. Die Eingangshallen aller Fachbereich und das CampusCenter sind direkt an die Garage angeschlossen.

Der Campus wird vom Verkehr weitgehend freigehalten. Lediglich Sonderverkehre wie Versorgungs-, Liefer- und Rettungsfahrzeuge können den Campus befahren. Hierzu kann der Grünzug im Rahmen der mäandernden Wege gekreuzt werden. Rettungsfahrzeuge können von der Münsterstrasse kommend über die Wege und Rampen des Grünzugs den Campus direkt erreichen. Die Zufahrt der FHD erfolgt über die geplante Umgehungsstrasse im Osten, bzw. temporär über eine provisorische Rampenanlage von der Münsterstraße. Um die Belastung im Vorfeld der Mensa zu minimieren und die notwendigen Aufstellflächen vor der Einmündung sicher zu stellen, wollen wir die geplante Zuwegung nach Norden verschieben und die Rampe der Tiefgarage parallel zur Umgehungsstrasse anordnen. Eine zusätzliche Ausfahrt im Osten lässt das zielgerichtete Verlassen der Tiefgarage zu, ohne die Münsterstraße weiter zu belasten.
Im Osten der Campusbebauung befinden sich die Fachbereiche, die eine gesonderte Anlieferung benötigen. Über die hier vorgesehenen Aufzüge können alle Etagen entsprechend den Erfordernissen versorgt werden. Nördlich der ehemaligen Pferdehalle befindet sich ein Experimentierfeld für die Architekturstudenten. Hier sind die Werkstätten zusammengefasst.

Die Bebauung der FDH kann in mehreren Abschnitten realisiert werden. Sinnvoll erscheint eine Zäsur entlang des öffentlichen Grünzugs. Der östliche Teil kann unabhängig von den weiteren Arbeiten genutzt werden. Bis zur Realisierung der gesamten Maßnahme kann die Zuwegung der FH als auch die der Baustelle über den Grünzug erfolgen. Die Mensa kann bereits im ersten Bauabschnitt realisiert werden auch wenn ihre besonderen Qualitäten erst mit der Realisierung des Campus wirksam werden können. Die Rampe zur Münsterstraße muss vor der Fertigstellung des Grünzugs realisiert werden.

Erweiterungsmöglichkeiten sind im Bereich über den Hörsaalfugen vorgesehen. Diese Flächen zwischen den einzelnen Fachbereichen bieten ein hohes Maß an Flexibilität hinsichtlich Zuschaltbarkeit und Nutzungsmöglichkeiten, um auf wechselnde Erfordernisse reagieren zu können.

Nördlich der FHD vermittelt Kindertagesstätte, Jugendfreizeitstätte und eine studentische Wohnanlage zu der geplanten Wohnbebauung. Die Kindertagesstätte soll zweigeschossig in die geplante Wohnanlage integriert werden, während das Jugendhaus als Solitär entwickelt wird. Die so gewonnenen Grünräume führen bei Wahrung der städtebaulichen Setzungen zu besonderen Freiraumqualitäten, die insbesondere den Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen.

Die Baustruktur reagiert in besonderer Weise auf die Forderung nach offenen und kommunikativen Lehr- und Lernformen. Prägend ist die Nähe von Bürozonen, Laboren und offenen Arbeitsplätzen, die jeweils um die zentralen Atrien organisiert sind. Labore und Büros sind entweder über die Außenwände oder über die Atrien belichtet. Austausch und Kommunikation sowie konzentrierte Forschen und Lernen ergänzen sich wechselseitig. Open Lounges und Focusräume sind dezentral in den Fachbereichen angesiedelt und ergänzen die traditionellen Lehr- und Lernformen.

Bei der Entwicklung der Baustruktur sind die Belange des vorbeugenden Brandschutzes berücksichtigt worden. Alle Gebäude werden an eine zentralen Brand- und Rauchmeldeanlage angeschlossen. Die Zonierung der Mantelbebauung führt zu einer selbstverständlichen und klaren Gliederung in einzelne Brandabschnitte mit kurzen Flucht-weglängen. Die publikumsintensiven Hörsäle besitzen ebenerdige Fluchtmöglichkeiten, so dass die Laufbreiten der einzelnen Fluchttreppenhäuser ausreichen. Die Atrien sind mit Rauchabzugsöffnungen ausgestattet. Auch die Mensa wird mit den notwendigen Rauchabzugsöffnungen versehen.
Die Tiefgarage ist in einzelne Brandabschnitte untergliedert und erhält eine Sprinkleranlage. An die Sprinkleranlage angeschlossen sind die vier unteren Geschosse des CampusCenters. Auch hier können die publikumsintensiven Hörsäle ebenerdig entfluchtet werden.

Die vertikale Fassadengliederung folgt der Primärgliederung in Fugen und Atrien und wird in Übereinstimmung mit den jeweiligen Nutzungen weiter ausdifferenziert. Es entsteht ein abwechslungsreiches Fassadenbild, das dem Image einer modernen und lebendigen Hochschule entspricht. Zu den angrenzenden Quartieren hin werden die Häuser mit strukturierten und eingefärbten Betontafeln verkleidet, während die dem Campus zugewandten Fassaden eine helle Haut aus profilierten, reciclierten Aluminiumtafeln, bzw. einer recyclinggerechten Konstruktion erhalten. In Abhängigkeit zur Funktion kommen feststehende oder bewegliche Sonnenschutzlamellen zum Einsatz. Beim CampusCenter wechseln geschlossene und differenziert geöffnete Fassadenelemente und lassen das komplexe Innenleben in der Gebäudehülle ablesbar werden. Die großen Glasflächen sind durch den unregelmäßigen Wechsel von integrierten Trag- und Sonnenschutzelementen sowie durch Glaselemente unterschiedlicher Transparenz rhythmisiert.

Beim Neubau der FHD werden die verschiedenen Aspekte zeitgemäßen Bauens zur Deckung gebracht. Es entsteht ein „Gleichklang“ zwischen Ökonomie und Ökologie, technischer Leistungsfähigkeit und soziokulturellen Aspekten sowie dem verantwortungs-vollen Umgang mit Ressourcen und Energie. Das Ensemble bietet eine gute Grundlage zur Umsetzung zukunftsorientierter Lehr- und Lernformen. Unterstützt durch den Grünzug entsteht eine intensive Verknüpfung von Hochschule und Stadt. Die Freiräume bieten ein wunderbares Ambiente für eine innerstädtische Hochschule. Die exzellente Architektur besitzt Maßstab, Signifikanz und Identität, beste Voraussetzungen, um sich im Wettbewerb der Hochschulen behaupten zu können.