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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Gestaltung des öffentlichen Raumes Rottweil-Mitte

Ankauf

arbol landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

t17 Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ERNST+CO Beratende Ingenieure GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Stadtraum

Die Stadt Rottweil ist gekennzeichnet durch die historische Innenstadt, ihre bewegte Topographie oberhalb des Neckartals und den „Grünen Ring“, der sich um die Innenstadt legt. Der mittelalterliche Stadtgrundriss der historischen Stauferstadt Rottweil ist geprägt durch das im Prinzip der Zähringerstadt erbaute, zentrale Straßenkreuz und den sich dadurch ergebenden vier Stadtquartieren.

Ziel dieser gesamtheitlichen Planung ist es, den klaren Stadtgrundriss zu stärken. Das „Steinerne Kreuz“ wird über einen einheitlichen Stadtboden, der sich von den Belägen der umliegenden Quartiere unterscheidet herausgearbeitet und erlebbar gemacht. Eine Abfolge attraktiver Stadträume bietet höchstmögliche Aufenthaltsqualität.

Die Wiederherstellung des „Grünen Rings“ um die Innenstadt und die Stärkung des dreiseitig begehbaren Stadtgrabens ermöglicht einen attraktiven Freiraumverbund um das Stadtzentrum, der im Kontrast zu den steinernen Stadträumen steht.

Entlang des Hauptstraßenkreuzes und den direkt anschließenden Plätzen wird auf Baumpflanzungen bewusst verzichtet, um wichtige Blickbeziehungen wie zur Dominikanerkirche zu erhalten.

Stadtplätze wie der Kapellenhof und der Münsterplatz erfahren als Orte besonderer Bedeutung eine gestalterische Ausarbeitung und heben sich dadurch aus dem Kontext heraus. Der Boxhof als grüner Platz wird aufgewertet.


Verkehrskonzept

Das wesentliche Ziel der Neuordnung stellt die Attraktivitätssteigerung der Innenstadt für Fußgänger und Fahrradfahrer dar.

Die Straßenbreite der örtlichen Hauptverkehrsstraßen sowie auf dem Friedrichsplatz wird auf das notwendige Maß von 6,50 m reduziert. Der Rückbau der Verkehrsfläche auf das bedarfsorientierte Mindestmaß ermöglicht dadurch großzügig angelegte Gehbereiche, die zum Flanieren und Aufenthalt einladen.

Die separate Rechtsabbiegespur von der Hochbrücktorstraße kommend in Richtung Untere Hauptstraße wird aufgegeben. Der stadtgestalterische Zugewinn durch den Entfall der zusätzlichen Fahrspur wird als positives Signal einer weiteren Reduzierung des motorisierten Individualverkehr in der Rottweiler Innenstadt verstanden und bringt eine erhebliche stadtgestalterische Aufwertung der historisch gewachsenen Struktur am Marktbrunnen.

Der bestehende Bus-Rendezvous-Punkt am Friedrichsplatz wird ausgelagert. Der Bushalt am Friedrichsplatz wird beibehalten, aufgrund seiner Zentralität um einen überdachten Wartebereich ergänzt und somit in seiner Funktion gestärkt. Die Auslagerung der stehenden und wartenden Busse und die Verlagerung des Bushaltes auf die Fahrbahn tragen im Wesentlichen zur Verkehrsberuhigung und Lärmreduzierung am Friedrichsplatz bei.

Der neue Busrendezvous-Punkt wird in vergleichbarer Größe zur bestehenden Situation am Friedrichsplatz entlang der ÖPNV-Hauptachse am neuen Postamt in der Königsstraße vorgeschlagen.


Parkierung

In Rottweil sind auf drei Seiten der Innenstadt großzügige Parkplatzflächen vorhanden. Insbesondere das Parkhaus Stadtmitte weist derzeit noch freie Kapazitäten auf. Das Parkierungskonzept sieht deshalb vor, die Parkplätze um die Stadt inklusive dem Parkhaus Stadtmitte in ihrer Attraktivität zu stärken. In der Innenstadt konzentriert sich hingegen die Parkierung auf zwei Achsen. Stadteinwärts werden im Bereich der Hochbrücktorstraße 25 öffentliche Kurzzeitparkplätze als Schrägparker angeboten. Im Bereich der unteren Hautpstraße werden ebenfalls stadteinwärts 15 öffentliche Kurzzeitparkplätze als Längsparker errichtet. Diese Konzentration der Kurzzeitstellplätze in der Innenstadt wird den Parksuchverkehr deutlich verringern und stärkt damit die Aufenthaltsqualität des öffentlichen Freiraums zugunsten von Fußgängern und Radfahrern.


Fußgängerbereiche und Radwege

Die Hochbrücktorstraße, der Friedrichsplatz und einseitig die untere Hauptstraße erhalten separate Radwege. Die Radwege, die sowohl dem örtlichen Verkehr als auch dem sehr beliebten Neckartalradweg angehören, werden im direkten Anschluss an die Fußgängerbereiche angeordnet und erhalten somit eine hohe Attraktivität. Entlang den Radrouten werden in regelmäßigen Abständen Fahrradstellplätze angeboten.

Die Fußgängerbereiche sind in den nördlichen und westlichen Bereichen mit mindestens 4 m Breite angelegt. Sie gliedern sich in die 2 m breite Schaufensterzone und den sich anschließenden frei bespielbaren Platzbereich. Auf der Ost- und Südseite, den attraktiven Sonnenseiten des Straßenraums, ergeben sich im Bereich der Parkierung und Bushaltebereiche Gehwegflächen in einer Breite von 6 bis 8 m, in den anderen Bereichen bis zu 14 m. Diese Fußgängerbereiche bieten mit entsprechender Möblierung und Außengastronomie stimmungsvolle Aufenthaltsbereiche. Sie können ganzjährig multifunktional bespielt werden und bieten sich optimal für kleine Veranstaltungen und Märkte an.

Im Bereich der Kameralamtsgasse und der Lorenzgasse werden ergänzend zum Hauptstraßenkreuz Querungshilfen für Fußgänger angeboten.

Die Möglichkeit der Umwidmung der Straßen in einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich ist mit dieser Gestaltung für die Zukunft gegeben


Materialisierung

Das „Steinerne Kreuz“ wird über einen homogen erscheinenden Natursteinbelag in warmen Grautönen ausgearbeitet und bildet einen ruhigen Stadtboden. Der Belag, z.B. gesägter und sandgestrahlter Luserna-Gneis, gliedert die Fläche in ihre funktionalen Bereiche.

Der Fahrbahn- und Parkplatzbelag wird als diagonal verlegtes Großsteinpflaster vorgeschlagen. Diese Pflasterverlegung spiegelt die für die Stadt Rottweil charakteristische diagonale Struktur wieder und trägt wesentlich zur Minderung der Fahrgeräusche sowie zur bautechnischen Stabilität der Fahrbahn bei.

Die Geh- und Platzbereiche werden als Kleinsteinpflaster im Passe-Verband vorgesehen, eine ausgesprochen elegante Verlegeart, die ein homogenes und ruhiges Gesamterscheinungsbild ergibt. Die jeweils den Gebäuden zugewandten zwei Meter Schaufensterzonen werden durch einen Plattenstreifen markiert, der gestalterisch die Fassaden der historischen Gebäude begleitet.

Der Radweg hebt sich nur geringfügig von den Gehbereichen ab. Die optische Trennung erfolgt lediglich durch hellfarbene Trennsteine, wodurch die großzügige Wirkung der Gehbereiche erhalten bleibt.

Die Flächen um die Brunnenanlagen heben sich in ihrem Format vom angrenzenden Bodenbelag ab. Großformatige Platten im gleichen Material zeichnen dabei die Form der drei historischen Brunnen nach und betonen damit zusätzlich ihre Bedeutung als wichtiges Stadtelement im Straßenraum.

Als Hommage an die stadtprägende Rottweiler „Fasnet“ finden sich in den Fußgängerbereichen unterschiedliche Reliefplatten aus Messing. Eingebettet in den homogenen Stadtboden aus Naturstein zeigen die „Narrenmosaike“ Abbildungen der Rottweiler Narren und machen damit die jahrhundertealte Tradition der Fastnacht auch außerhalb des „Narrensprungs“ sichtbar: „Federahannes“, „Gschell“ und Co. werden zum gestalterischen Bestandteil der historischen Innenstadt.


Platzgestaltung

Der Kapellenhof als Vorplatz der Kapellenkirche ist durch sein starkes Gefälle derzeit nur eingeschränkt nutzbar. Die Terrassierung des Platzes durch 3 Treppenläufe mit je 2 Stufen steigern die Attraktivität und Nutzbarkeit des Platzes. Seitliche Rampen ermöglichen die behindertengerechte Zugänglichkeit und gewährleisten die Durchfahrt zu Anlieger- und Lieferverkehr.


Beleuchtung

Zur Beleuchtung des Straßenraums werden die Kandelaber-Leuchten vorgesehen, die heute bereits am Friedrichsplatz und in der Oberen Hauptstraße eingesetzt werden. Die klassische und schlichte Form der Leuchte fügt sich harmonisch in das historische Gesamtbild der Straßenzüge ein und schafft damit ein einheitliches Lichtkonzept in allen Straßen des „Steinernen Kreuzes“. Als Ergänzung zur funktionalen Straßenbeleuchtung erhalten die historischen Brunnen eine akzentuierende Beleuchtung, die ihre stadtgeschichtliche Bedeutung zusätzlich unterstreicht.


Möblierung

Die Bushaltstelle am Friedrichsplatz erhält auf beiden Seiten Wartebereiche mit filigranen Glasdächern, die sich in Ihrer dezenten räumlichen Wirkung gegenüber der historischen Umgebung zurückhalten.

Die übrigen Freibereiche bleiben weitestgehend frei von zusätzlichen Ausstattungsgegenständen, um die Großzügigkeit der neuen Gestaltung zu unterstreichen. Sitzbänke finden sich ausschließlich im Bereich der platzartigen Aufweitungen wie der Freifläche westlich des Spitals oder dem Abschnitt südlich des Marktbrunnens. In Querrichtung angeordnet gliedern sie diese Flächen und schaffen neben den Außenflächen der Gastronomie zusätzliche Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche.


Topographie

Ziel der Geländegestaltung ist es, das „Steinerne Kreuz“ als großzügige, durchgängige Fläche in Anlehnung an die historische Gestaltung anzulegen. Der Freiraum wird dabei bewusst ohne Abtreppung ausgeführt, um eine multifunktionale Nutzbarkeit zu ermöglichen. Einzig die straßenbegleitenden Bordsteine gliedern die unterschiedlichen Verkehrsräume.