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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2008

:Vermittlung von Kulturlandschaft im Raum

3. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung

Landschaftsarchitektur

integral ruedi baur

Architektur

Erläuterungstext

Landschaftsarchitektonische Interventionen
Alle Eingriffe werden behutsam vorgenommen.
Da sich die meisten Stationen im Wald oder an abgeschiedenen Orten Befinden wird bewusst auf urbane Elemente wie Pflasterbeläge, Be-leuchtung und städtisches Mobiliar verzichtet. Die Gestaltungselemente beziehen sich in Ihrer Materialität auf den jeweiligen Ort. Die Elemente werden aus dem Ort heraus entwickelt. Sie sind Informationsträger und landschaftsarchitektonisches Element in einem.

Materialität
Informationsträger an bestehenden Wänden werden als gefärbter Putz aufgebracht. Die Informationen werden mittels Schablonen auf den Putz geschrieben.
Die restlichen Informationsträger werden als Betonfertigteile hergestellt, bedruckt und vor Ort, der Situation entsprechend eingebaut. Die Kombi-nierbarkeit mit regionalen Materialien ermöglicht eine Übertragbarkeit des Systems auf Bereiche mit anderen orttypischen Besonderheiten.

Kloster Heisterbach „intra muros“
Die bestehende Gestaltung für das Kloster wird in vollem Maße respek-tiert. Ein Hauptaugenmerk liegt auf einer größtmöglichen Entsiegelung der Oberflächen und der Wiederherstellung der historischen Sichtach-sen.

Parkplatz Stenzelberg
Der freistehende Baum bleibt als zentraler Sammel- und Informations-punkt erhalten. Die Informationsträger werden um den Stamm herum angeordnet und übernehmen gleichzeitig die Funktion des Anfahrschut-zes.

Steinbruch Weilberg
Am Eingang zum Steinbruch werden unterschiedliche Steine aus dem Steinbruch arrangiert. Sie bilden gemeinsam mit den Informationstafeln das Portal zum Aussichtspunkt.
Die Kante des Steinbruchs wird mit einer Natursteinmauer aus örtlichen Steinen abgesichert. Tafeln an der Mauer bieten erläuternde Informatio-nen zu Ort, Geologie und Geschichte.
Ein freigelegter vertikaler Streifen an der gegenüberliegenden Wand veranschaulicht die unterschiedlichen geologischen Formationen.

Aussichtspunkt Weilberg
Die bestehenden witterungsanfälligen Sitzbänke werden durch langlebi-ge Sitzmauern aus Steinen aus dem Steinbruch ersetzt.
Dichte Walrandvegetation verhindert die Entstehung von Trampelpfaden hinter den Sitzbänken. Der bestehende Zaun wird, soweit dies aus Si-cherheitsgründen vertretbar ist, entfernt.

Aussichtspunkt Petersberg
Texte und Materialien der Sitzelemente Stellen einen Bezug zur Umge-benden Landschaft her. Auf radikale Eingriffe zur Wiederherstellung von Sichtbezügen wird bewusst verzichtet. Durch die erläuternden Texte auf den Informationsträgern entsteht die Landschaft im Kopf des Betrach-ters.

Abzweig Herrenweg
Richtungs- und Entfernungsangaben werden mit den „Wegweisenden Steinen“ vermittelt. „Poesie am Wegesrand“ verleitet zum kurzen Inne-halten.

Weg durch das Mühlental
Wegbegleitend werden die Informationsträger an bestehenden Wänden angebracht. Auf freier Strecke sind lineare Elemente oder Bodenplatten mit Hinweisen auf die Geschichte des Weges denkbar.
Die Fischteiche werden durch Vertiefungen in der Wiese abstrakt nach-gezeichnet – die Betrachter können auch hier die Teichlandschaft in Ihrer Vorstellung wieder entstehen lassen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit des Team 1 zeichnet sich durch ihre reduzierte Haltung aus. Die Entwicklung einer Objektfamilie konzentriert
sich typologisch auf wenige Modalitäten. Als zentrales Material wird Naturstein in verschiedenen Werk- und Nutzungsvarianten
vom Mauerwerk bis zum vielfach als Hinweisgeber existierenden Findling vorgeschlagen. Als Trägerebene
für die Informationen soll eine leicht farbig gelb getönte Putzfläche, die auf den Naturstein aufgetragenen
werden soll, dienen. Sie transportiert die unterschiedlich umfangreichen Texte sowie grafischen Elemente des Designs
und ist selbst wiederum markantes Merkmal und Identifikationszeichen der Objektfamilie.
In Bezug auf die Interventionen im Raum wird der Vorschlag unterbreitet, eine individuelle und angemessene Lösung
zu entwickeln, indem eine Gestaltung auf der Grundlage einer Begehung am Ort unter Beteiligung der Planer empfohlen
wird. Dies soll die authentischen Qualitäten des Orte bewahren und einen sanften und maßvollen Umgang mit
der Aufgabe sicher stellen.
Der Entwurf besticht durch seine konzeptionell schlüssige und sensible materialästhetische Qualität. Der Dialog zwischen
teils roh behauenen Natursteinobjekten und der klaren konturierten Putzfläche wirkt spannungsreich und ist auf
eine minimale Intervention reduziert. Die konkrete Entfaltung der Objektfamilie wirkt dagegen nicht überzeugend und
in einigen Aspekten zu wenig konsequent. Die Jury bezweifelt, dass die Objektfamilie mit ihrer unterschiedlichen Körperhaftigkeit
und Wahrnehmbarkeit vom geschliffenen Findling bis zu Natursteinmauern allein über die dann verbindenden
Putzflächen der Komplexität der Aufgabe gerecht werden kann. Sie sieht zudem Schwierigkeiten, die notwendigen
Objekte in Form bestehender und neu zu errichtender Form bereitstellen zu können, um diese dann mit Putzflächen
zur Informationsvermittlung versehen zu können.
Bei der typografischen Gestaltung der Inhalte wird eine exponierte Type vorgeschlagen, die zur Individualität des
Kommunikationssystems der Kulturlandschaft beitragen soll. Die markante Qualität wird von der Jury ebenfalls gesehen,
dennoch vor dem Hintergrund in Frage gestellt, ob sich hier und in dieser Weise die spezifischen Merkmale zur
Vermittlung der Kulturlandschaft abgrenzen müssen. Auch der Entwurf einer ornamentalen aus dem Rapport entwickelten
Zeichengebung zur Differenzierung der verschiedenen Wanderwege wirkt eher formal ästhetisch, als dem Bedarf
und Sachverhalt angemessen.