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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2009

"Energieberg Georgswerder" in Hamburg-Wilhelmsburg

Engere Wahl

club L94

Landschaftsarchitektur

Holzer Kobler Architekturen

Architektur

Erläuterungstext

SITUATION
Die Nachbarschaften der ehemaligen Deponie Georgswerder können nicht vielfältiger sein. Industriegebiete, Autobahnen, Kleingärten und Wohnquartiere von Wilhelmsburg stehen in räumlichen Bezug zum Areal.
Die Grüne Blase wirkt als Fremdling im landschaftlich- und städtebaulichen Umfeld - LANSCHAFTLICHE INTERVENTION.
Die Erwartungshaltung der Kommune und der Betreiber an den Konversionsprozeß `vom Müllberg zum Energieberg` sind hoch. Vielleicht zu hoch. Den Imagewechsel vom Müllskandal zum Erlebnisberg zu vollziehen ist das Ziel.
GRÜNE KUPPE aber kein Golfplatz, kein Park kein klassischer Freiraum.
Ökologischer Saum-GREENBELT und ein Wiese voller Störungen, Einbauten - TECHNISCHE INTERVENTION auf der man laufen und liegen kann.
Auf der Suche nach dem neuen, dem `besseren` Image sind Potentiale vorhanden. Das naheliegende Nutzen. Während die Halde mit ihrem verborgenen Innenleben über Jahrzehnte vor Eroberung geschützt wurde, haben sich ökologische Systeme entwickelt. Seltene Arten von Fauna und Flora konnten sich in diesem geschützten Umfeld entwickeln.
Was könnte dem Berg eine größere Chance geben ein neues Image zu verleihen als eine außergewöhnliche Ausstellung in einem spannenden Haus und dann auf der großen Wiese die Sonne und den Wind zu spüren- KULTURELLE INTERVENTION.

LEITIDEE
Die grüne Erhöhung mit den neu gestalteten Elementen steht für den neuen Energieberg. Es gilt, seine versteckte Geschichte zu durchleuchten, und die Zusammenhänge menschlicher Eingriffe in die Umwelt zu erörtern. Das Informationszentrum als Basis wirkt dabei wie ein Portal, das zu einer Expedition einlädt.
Der Weg zum höchsten Punkt des Energieberges, markiert durch das Windrad - als Landmark, entwickelt sich vom umbauten Raum zum offenen Raum. Als Rundgang führt er von innen nach außen, vom Dunklen ins Helle. Oben angelangt kann sich der Besucher frei auf dem Gelände bewegen. Er wird vom Beobachter zum Akteur. Der Parcours lässt sich thematisch in 2 Bereiche gliedern:

DAS AUFLADEN
Mit der BASIS - dem Informationszentrum am Eingang des Areals - beginnt der Rundgang. Hier findet die eigentliche Einführung in die Thematik statt. Die SCHLEUSE im Inneren des Gebäudes stellt das Bindeglied zwischen Innen und Außen dar. Hier erfährt der Besucher vertiefende Informationen zu einzelnen Themen. Die Schleuse öffnet sich stetig und entlässt den Besucher am Ende auf den WEG. Auf dem Weg begegnet der Besucher verschiedenen Themenstationen, die in direktem Zusammenhang mit dem Energieberg stehen. Der Weg führt abschließend zum höchsten Aussichtspunkt des Energieberges, dem Windkraftwerk mit seinem HÖHENPLATEAU. Auf der höchsten Stelle des Geländes mit Blick auf Hamburg wird das Thema Energie in Form von Licht visualisiert: Die WKA sendet bei Dunkelheit "Energiebotschaften" in die Stadt: je stärker der Wind weht, desto stärker ist das Lichtsignal.
Auch die Flächen um die technischen Einbauten könnten mit fluoreszierenden Materialien umgeben sein. Diese laden sich bei Tage mit der Energie der Sonne auf, und könnten in der Dämmerung leuchten.
DAS ENTLADEN
Sobald der Besucher das Plateau unterhalb der WKA über die Freitreppe verlässt, betritt er das FREIE GELÄNDE. Hier beginnt der direkte und interaktive Kontakt mit dem Energieberg. Die individuelle Expedition führt an den technischen Ausrüstungen des Berges vorbei, die künstlerisch durch Schutzvorkehrungen wie Ausstellungsobjekte inszeniert werden. Eine Transformation vom beobachtenden Stadtmenschen zum aktiven Forscher findet statt.
An bestimmten Stationen gibt es zu festgelegten Uhrzeiten, ähnlich wie die Fütterung der Affen im Zoo, Gasverbrennungen. Diese würden für die Besucher die innenliegende Energie imposant veranschaulichen.
Entscheidend ist der Gedanke des Freigelassen sein. Aufgeladen mit den Themen zum Berg bleibt es dem Besucher frei überlassen wie er den Rückweg zur Basis gestaltet.

INHALTLICHE UND KÜNSTLERISCHE UMSETZUNG
Die Ausstellung beginnt mit Wissensvermittlung, setzt sich dann mit dem Ort direkt auseinander und letztendlich auch mit der Stadt Hamburg und endet mit der Interaktion zwischen Energieberg und Besucher. Der architektonische Raum löst sich dabei immer mehr auf, die Ausstellungsinhalte beginnen medial, werden dann immer haptischer: der Besucher wird vom Voyeur zum Akteur.
Auftakt der Ausstellung bildet eine Preshow in regelmäßigen Abständen, mit der der Besucher in die Gesamtthematik eingeführt wird. Diese Präsentationsform vermag die Komplexität der Themen und Geschichten rund um den Energieberg in kurzer Zeit eindrücklich aufzuzeigen.
Im darauf folgenden Raum - der SCHLEUSE - werden verschiedene Schwerpunkte rund um den Energieberg vermittelt.
Im ersten Themenbereich „MUTTER DER ERDE“ werden anhand von Funktionsmodellen entlang der Wand Zusammenhänge zwischen Natur und Energie aufgezeigt. Der Besucher kann hier anschaulich, interaktiv die Prozesse erfahren. Im weiteren Verlauf des Ganges öffnet sich der Lichtschlitz in der Außenfassade und der Außenraum wird immer spürbarer. Der folgende Themenbereich „SCHWARZMALEREI“ gibt Einblicke in die Geschichte der Mülldeponie. Eine plastische, künstlerische Darstellung aus Abfallprodukten verbildlicht den Lebenslauf des Mülls. Die Klimaauswirkungen werden mittels Diagrammen, Grafiken und Bildern parallel dargestellt. Am Ende des Ausstellungsganges öffnet sich der gebaute Raum fast komplett und ein Ausblick auf den Energieberg und seine Windkraftanlagen wird möglich. Hier verlässt der Besucher den konditionierten Innenraum.
Das Thema „RESET!“ wird mittels einer haptisch erfahrbaren Skulptur vermittelt. Sie löst dazu assoziative Bilder aus. Das Gespür für regenerative Energie und die Möglichkeiten jedes Einzelnen dazu beizutragen werden veranschaulicht.

WEG und AUSSTELLUNG
Über eine große Öffnung in der Außenwand verlässt der Besucher die Basisstation und betritt den gebauten Weg, der den Besucher nach oben zum Hochplateau führt.
Der Weg versteht sich als geführter Raum in der Materialität des Gebäudes. Seine Wände werden als Ausstellungsflächen zur Verfügung stehen. Der Weg erfährt eine Transformation während er der Topografie des Berges folgt und den ökologischen Saum durch stößt. Die Raumhülle löst sich sukzessive auf. Öffnungen in den Wänden geben Blicke frei. Wenn vorhandene Straßen gekreuzt werden schiebt sich der Betonweg als Belag durch den Asphalt. Das Dach öffnet sich und wird zur Pergola, die Wandscheiben entwickeln sich zu Brüstungen und sind am Ende nur noch Weg.
Das Hochplateau ist gleichzeitig Fundament des WKA` s. Es schaut ca. 60 cm aus dem umliegenden Gelände heraus. Am Ende des Plateaus bilden 4 Stufenbänder den Abschluss der Figur. Hier kann man sitzen, beobachten oder die Wiesenfläche begehen.
Er kann sich an den technischen Einbauten weiter informieren, sein Wissen überprüfen. Er hat aber auch die Möglichkeit den Freiraum als Bewegungs- oder Spielfläche zu nutzen. Ein Picknick auf der Wiese, Purzelbaum und Fangenspiel gibt die Rasenkuppe her. Die Weite der Fläche hat genügend Raum sich abzusetzen, sich zurück zu ziehen, den Wind und die Sonne zu spüren.