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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Modellstadt St. Goar im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal

1. Preis

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

B.A.S. Kopperschmidt + Moczala GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

Grontmij GmbH

Bauingenieurwesen

ErlÀuterungstext

Das Modell: die Stadt am Strom

Die Nachvollziehbarkeit der Wahl von St. Goar als Modellstadt am Mittelrhein lÀsst sich schnell an der exemplarischen Vielschichtigkeit von stÀdtebaulichen und freiraumplanerischen Aspekten auf engsten Raum erkennen. Aber insbesondere die gestalterischen Ansatzpunkte wie die Verzahnung von Stadt und Fluss, die Erlebbarkeit und Inszenierung des Rheins, die Inbezugsetzung mit den wichtigsten und zum Teil historischen Sichtbeziehungen und die Effizienz im Hinblick auf die knappe Ressource von ebener FlÀche am Wasser sind planerisch bei dieser Aufgabenstellung vorrangig zu bearbeiten.


Neue PrÀgnanz am Strom durch Platzaufweitungen und verbindende Baumreihen

Auch wenn die Struktur der Stadt St. Goar in seiner Gesamtheit als homogener langgestreckter eliptoider Stadtkörper beschrieben wird, sehen wir eine Zonierung der Stadt vor. Diese Struktur generiert sich zuallererst aus der Setzung des Stadtraums zwischen den beiden Kirchen als Stadtmitte. Diese beiden sichtbaren Pole der Stadt werden durch die besondere Freisetzung im Außenraum betont und sind in zwei parallele Achsen eingespannt. Die Heerstraße und die neue Loreleyallee nehmen in ihrer versetzten ParallelitĂ€t historischen Bezug zur Burg und zur Loreley. Diese Markanz von Kirche und Marktplatz einerseits und von Kirche, Rathaus und Rathausplatz andererseits wird bis an den Rhein fortgesetzt. Die Freistellung der besonderen StadtgebĂ€ude dient ihrer Wahrnehmung, aber insbesondere der klaren Ablesbarkeit von Kernstadtbereich und der stadtwirtschaftlich wichtigen FußgĂ€ngerzone in zweiter Reihe. Der Marktplatz setzt sich, den Fluchten der Kirche folgend, ĂŒber die Rheinstufen bis ans Wasser fort. Auch am Rathausplatz ist die abgestufte AnnĂ€herung an den Rhein und die Freistellung das prĂ€gende Motiv. Diese Inwertsetzung gemeinschaftlicher GebĂ€ude und ihrer Markierung am Rhein bricht nicht nur die LinearitĂ€t der Infrastrukturen und verbindet die Stadt mit dem Flussraum sondern bremst auch den Besucherstrom von der Loreley zur Burg Rheinfels und zieht sie in die Stadt.

Parkkonzept

Die Gliederung der Stadtstruktur durch die Betonung der beiden besonderen StadtplĂ€tze wird durch das Parkierungskonzept unterstĂŒtzt . Der Bereich vor dem Rathaus und vor dem Marktplatz bleibt weitgehend Stellplatzfrei. Das EntreĂ© der Stadt bilden das Lotsen Museum bzw. der neue Pavillon auf der Hafenmole, hinter beiden Bereichen befinden sich stadtnahe Bus- und Pkw-StellplĂ€tze fĂŒr die Besucher der Stadt. Zwischen der FußgĂ€ngerzone und der Uferpromenade sind die B9 begleitend Besucher- bzw. Anwohner-StellplĂ€tze angeordnet. Im Hinblick auf die eingeschrĂ€nkte FlĂ€chenverfĂŒgbarkeit und den Bedarf an StellplĂ€tzen wird eine Positionierung der Stellplatzanlagen direkt an der B9 und die damit einhergehende Doppelnutzung der StrassenflĂ€che auch als ParkplatzrangierflĂ€che vorgesehen.
Die damit einhergehende punktuelle Verkehrsbremsung durch das Ein- bzw. Ausparken ist ein positiver Nebeneffekt.
Abschnitt Kernbereich -von Kirchplatz zu Kirchplatz

Sicher wirkt sich die Trennlinie der B9 als gravierendste ZĂ€sur zwischen der Stadt St. Goar und dem Rhein aus, andererseits ist sie jedoch auch die infrastrukturelle Lebensader fĂŒr die StĂ€dte am Strom. Daher akzeptiert der Entwurf die verkehrliche Bedeutung der B9 und versucht nicht vollflĂ€chig die Hierarchie im Hinblick auf den FußgĂ€nger zu Ungunsten dieser Verkehrstrasse zu entwickeln. Es ist eine konzentrierte Intervention und Markierung an drei elementaren Orten der Stadt vorgesehen, an denen ĂŒber den Belagswechsel und Überquerungshilfen der Stadtraum mit dem Fluss verbunden wird.

Neben den beiden Markanten Orten, Rathausumfeld und Markt-bzw. Hansenplatz wird ein dritter, mittig gelegener Stadt-Fluss Übertritt gesetzt.
Im zentralen Bereich stĂ€rkt die ParallelitĂ€t der neuen Loreleyallee aus kastenförmig geschnittenen Linden zur Heerstraße die Verbindende Achse am Wasser und nimmt den schnellen Fuß- und Radverkehr auf. Sie ist nicht nur in die beiden stĂ€dtebaulichen wichtigen Punkten eingespannt, sondern erhĂ€lt mit dem neuen Rheinbalkon am Hansenplatz einen Endpunkt der den Wasser- und Loreleybezug neu inszeniert. Vom Rhein aus betrachtet schirmt sie den Verkehrsraum zum Rhein hin orientierten Freiraum ab und schließt gleichzeitig die AtmosphĂ€re des Rheinboulevards an die B9 sichtbar an. Der Transitraum erfĂ€hrt und erlebt unmittelbar die QualitĂ€t des Freiraums am Rhein. Diese Dopplung bzw. unter Mitbetrachtung der FußgĂ€ngerzone, dieses Triple an Rheinparallelen Promenaden hat insbesondere die Intention den direkten Rheinuferweg von einem Weg am Strom zu einer linearen Aufenthaltszone dem Genießen am Strom zu transformieren. Die IntensitĂ€t der Bewegung und die IntensitĂ€t des stĂ€dtischen Lebens nehmen zum Rhein hin ab und konzentrieren sich auf das Erholen am Strom.
Die innenliegende ParkflĂ€che besteht unter Respektierung der historischen Grundstruktur, insbesondere der WegefĂŒhrungen, aus baumbestandenen RasenflĂ€chen.

Abschnitt Lotsenmuseum bis zum Marktplatz -vom Strand zum Markt

Intention fĂŒr diesen Stadtbereich ist neben der StĂ€rkung des Eingangsbereiches, markiert durch das Lotsenmuseum und die schwerpunktmĂ€ĂŸige Verortung der Stellplatzanlagen unmittelbar an den Verkehrsraum der B9, die lineare Verbindung fĂŒr Fuß- und Radverkehr in die Stadt. Deshalb wurden insbesondere die BusstellplĂ€tze verlagert, um eine durchgĂ€ngige verbindende Baumreihe zu platzieren. Sie fĂŒhrt zum Loreleyblick, sie lenkt den Besucher von seinem Parkplatz zur Kernstadt, rheinseitig betrachtet markieren und akzentuieren die geschnittenen Baumkörper den Stadtraum im Kontrast zum angrenzenden Naturraum. Die vorhandenen Uferarchitekturen werden in dem Sinne neu geordnet, dass das vorhandene StrandbargebĂ€ude zweiseitig ausgerichtet wird und somit unmittelbarer den BedĂŒrfnissen der ankommenden Besuchern zugeordnet ist. ZusĂ€tzliche fliegende Bauten, Pavillon werden ersetzt. Auch die notwendigen Infrastrukturen fĂŒr den FĂ€hrbetrieb wie Toiletten, Unterstand usw. werden in einer neuen Kleinstarchitektur konzentriert. Eine besondere neue architektonische Setzung ist der Vorschlag die St.Goar Touristik und den Schiffskartenverkauf in einem neuen GebĂ€ude auf dem Marktplatz zu plazieren. Hier kommen alle Facetten der Stadt zusammen: Loreley, Weg zur Burg, FußgĂ€ngerzone, Bezug zum Rhein, Anbindung B9 und Bahnhof. Insbesondere die Wahrnehmung zum Rhein ermöglicht eine Kopplung mit der Rheinschifffahrt. Diese neue Familie von kleineren architektonischen Modulen entspringt aus einem einheitlichen Gestaltungskanon und sie akzentuieren neben der Aufnahme von Funktionen insbesondere besondere Orte und sind Anfangs- oder Endpunkt der linearen Blick- und WegebezĂŒge.

Abschnitt zwischen Rathaus und Hafen - AktivitÀt am Strom

Auch hier bilden parallele Baumalleen die Spange, in der sich neben dem Minigolfparcour, Kleinspielfeld auch der zweite Schwerpunkt des ruhenden Besucherverkehrs befindet. Die Aufenthaltsbereiche mit Sport und Spiel haben einen direkten Bezug zum Wasser und bilden durch Blickbeziehungen und Wegeverbindungen eine Einheit mit der Grundschule und der Rheinfelshalle. Die Rheinnahen Bereiche und der neue Akzent am Hafen sind dem Thema generationenĂŒbergreifendem Spiel, Sport und Freizeit am Wasser verschrieben.


MaterialitÀten

Die Zentralen PlĂ€tze, Radhausumfeld und Markt- bzw. Hansenplatz, gewinnen durch die weitrĂ€umige Gestatung mit großformatigen Basaltplatten eine zentrale Bedeutung. Beide PlatzflĂ€chen werden von hellen Betonstufen gegliedert die die Fluchten der Kirche aufnehmen und das GefĂ€lle bis ans Ufer terasieren. Die OberflĂ€che der Bundesstraße, die eine Unterbrechung der zum Wasser offenen Platzbereiche darstellt, wird farblich angepasst. Durch die Absetzung in Farbe und Textur, wird der Verkehrsteilnehmer auf die PlatzathmosphĂ€re mit dem Anschluss zur FußgĂ€ngerzone aufmerksam. Außerdem wird die Verbindung zum Wasser gestĂ€rkt. In diesem Bereich erfolgt eine OberflĂ€chenbehandlung mit Basaltspitt bzw. im Idealfall Basaltpflaster. Durchgehende Steifen von großformatigen Basaltplatten verbinden die PlĂ€tze durch die FußgĂ€ngerzone. Das mittig angeordnete Basaltpflaster unterstĂŒtzt die historischen GebĂ€ude und bildet eine farbliche Einheit mit dem Belag der StadtplĂ€tze. Eine Verbindende Wirkung zwischen Rheinstraße und FußgĂ€ngerzone entsteht durch das Basaltpflater, welches sich durch die gesamte Rheinstraße Zieht. Durch die Unterscheidung im Belag zwischen ParkflĂ€chen und Verbindungsweg entsteht auf dem eine Mischnutzung, die den FußgĂ€nger nicht einschrĂ€nkt. Die durchgehende Loreleyallee ist asphaltiert und stellt die schnelle Verbindung fĂŒr FußgĂ€nger und Radfahrer dar. Die aufgeweiteten Aufentahltsbereiche am Wasser sind durch wassergebundene Wegedecke dem Park zugeordnet.

Konzept des ruhenden Verkehrs

ParkplÀtze
Die ParkplĂ€tze an der B9 wurden neu geordnet und in das Gesamtkonzept integriert. Ziel des Parkkonzeptes ist es den ruhenden Verkehr der Tagesbesucher an den OrtseingĂ€ngen und unmittelbar an der B9 zu binden. Entlang der als Einbahnstraße ausgewiesenen Rheinstraße sollen KurzzeitparkplĂ€tze fĂŒr den Innenstadtbereich ausgewiesen werden. Der Langzeitparkplatz am Hafen wurde ebenfalls im Zusammenhang mit den BusparkplĂ€tzen neu geordnet.

BusparkplÀtze
Die BusparkplĂ€tze am Hafen sind in der Lage und Anordnung nahezu unverĂ€ndert. Eine Busumfahrt ist möglich. Die BusparkplĂ€tze am der sĂŒdwestlichen Stadtseite, unmittelbar an der B9 sind derart angelegt, dass die Abfahrt der Busse vorwĂ€rts ĂŒber die PlatzflĂ€che erfolgen kann.

Radweg
Die Radwegeverbindung vom Ortseingang zum Ortsausgang wir durch die GrĂŒnzone am Rhein gefĂŒhrt und ist von einer Baumreihe bzw. einer Allee gesĂ€umt. Die DurchgĂ€ngigkeit ist durch den einheitlichen OberflĂ€chenbelag gewehrleistet, der lediglich in den aufgeweiteten Platzbereichen unterbrochen wird und dadurch zum Verweilen in der FußgĂ€ngerzone einlĂ€d. Der Blick zum Wasser mit der Aussicht auf die Burg Katz so wie das Loreleydenkmal bleibt offen.
Der gestaltete Radweg beginnt sĂŒdöstlich am Museum und wird am Hafen wieder an die B9 gefĂŒhrt.

FußgĂ€nger
Die Verbesserung der Querungsmöglichkeit der Bundesstraße fĂŒr die FußgĂ€nger ist vor allem durch die beiden großzĂŒgigen Platzgestaltungen von den Kirchen bis an den Rhein gegeben. Diese Platzbereiche werden auch im Belag der Bundesstraße fortgefĂŒhrt und farblich hervorgehoben. Mittig der beiden Platzbereiche ist ein weiterer FußgĂ€ngerĂŒberweg mit Querungshilfe vorgesehen, der eine weitere Verbindung Rhein - Innenstadt schafft.


Zusammenarbeit:
Visualisierungen von Citrus3D