modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 05/2009

Ellwangen Marktplatz - Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb

4. Preis

Molenaar. Architekten und Stadtplaner BDA/SRL

Architektur

Claudia Weber-Molenaar. Landschaftsarchitektin Stadtplanerin BDLA/SRL

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

städtebau
der farblich homogene stadtboden stellt die räumliche einheit der platzfolge rund um den marktplatz wieder her. die besonderheit und die qualität des platzgefüges vom philipp-jeningenplatz über den marktplatz bis hin zum karl-wöhrplatz wird wieder erlebbar und die stellung des platzgefüges im gesamtstadtgrundriss herausgestellt.
durch reduzierung der dominaten baumreihe, bündelung des ruhenden verkehrs auf der südlichen platzseite, verwendung kleinteiliger beläge und einer weitgehend niveaugleichen oberflächengestaltung wird die funktionale und gestalterische einheit der teilräume des marktplatzes wiederhergestellt, die vorbereiche der gebogenen gebäudezeile nutzbar gemacht und eingebunden. durch das transparente servicegebäude im westen des marktplatzes wird der bereich vor der kreissparkasse, zwischen landgericht, basilika st. vitus, und evang. stadtkirche angemessen wieder belebt.
die bisherigen verkehrslenkungen bleiben weitgehend erhalten.

entlang des östlichen sebastiansgrabens wird durch eine urbane hofbebauung ein städtischer raum formuliert, der die neubauten der volksbank, des neuen polizeireviers, des kinos sowie den bahnhof und das ehemalige postgebäude integriert und an den altstadtraum anbindet.
die nördliche stadtkante erfährt durch die neubebauung am oberen brühl ein gegenüber und bildet an der keuzung obere brühlstrasse/ sebastiansgraben einen städtischen platz mit gebäude an der stadtmauer, tiefgaragenzugang, steg durch die stadtmauer, kiosk und cafe. die verbindung zu den stadtteilen im norden und zum marktplatz im süden wird möglich. die historische stadtmauer als südliche platzkante wird herausgestellt. eine großzügige terrassenanlage stellt die verbindung von den schlossanlagen über den jeningen- und klostergarten mit dem methodiusplatz und dem westlichen sebastiansgraben her und weiter mit den jagstauen im westen.
der grüne ringschluss schöner graben/ sebastiansgraben stärkt die orientierung, das gesamte stadtgefüge wird mit der reizvollen umgebenden landschaft vernetzt.

verkehrsplanung
die verkehrslenkung mit zufahrt über die apothekergasse und abfahrt über die oberamtsgasse und secklergasse bleibt erhalten. der bereich wird als verkehrsberuhigter geschäftsbereich mit 20 km/h gewidmet. der ruhende verkehr soll weitgehend in die tiefgarage am klostergarten ausgelagert werden, es verbleiben im marktplatzbereich und in den angrenzenden gassen insgesamt 70 oberirdische stellplätze. die zu- und abfahrt der priestergasse erfolgt nur über das priestertörle. die verbindung jeningenplatz/ marktplatz wird für pkw-verkehr geschlossen. da der ruhende verkehr am jennigenplatz in zukunft in der tiefgarage untergebracht wird, ist in der priestergase nur noch anliegerverkehr zu erwarten. die priestergasse kann auch über die untere oberamtsstrasse abgefahren werden, sie wird als 10 km zone gewidmet.
die fahrbahnbreiten werden soweit als möglich mit min. 6,0 m geplant, der begegnungsfall ist damit problemlos möglich, so dass optional eine spätere änderung der fahrtrichtungen möglich ist.
die radfahrer werden gemeinsam mit dem pkw-verkehr auf den fahrbahnen geführt.

gestaltung
die kombination aus gut begeh-und befahrbarem, mittelsformatigem natursteinpflaster, verlegt im passe-verband, erzeugt eine geschlossenheit der platz-und strassenräume und ermöglicht eine hohe anpassung an die topographie. die traufen der angrenzenden gebäude werden mit einem streifen aus natursteinplattenbändern belegt und definieren so einen schmalen übergangsbereich der gebäude zum öffentlichen raum. dieses gestalterische mittel nimmt bezug auf die tradition der gepflasterten traufstreifen in ellwangen und verweist so neben der guten begehbarkeit auf eine einheitliches gestaltbild des stadtbodens. im zusammenhang damit und der durchlässigen anordnung von rundbänken unter den kastanien wird das ensemble marktplatz angemessen in szene gesetzt. ein großer robuster freibereich für die unterschiedlichen nutzungen wird zurückerobert.
rinnen aus natursteinplatten dienen der entwässerung und werten durch ihre gliedernde wirkung die freiflächen vor allem vor den stiftsherrenhäusern auf. homburger kanten mit einem zentimeter stich dienen der entwässerung und verdeutlichen in den angrenzenden gassen und vor den parkzonen unprätentiös den fahrbereich ohne die geschlossenheit des raums zu stören.
im bereich des sebastiansgrabens verdeutlichen die gehbereiche aus natursteinpflaster im passe-verband und ein gleichfarbiger splittmastixbelag in der fahrbahn den zusammenhang mit der altstadt.

wasser
die einbindung eines marktplatzbrunnens in die neue gestaltsprache stärkt die aufenthaltsqualität und macht das historische brunnenthema wieder erlebbar.
die offenlegung des stelzenbachs stärkt die historische bedeutung des sebastiansgrabens und unterstützt die aufenthaltsqualität entlang der wegeverbindung vom schloss bis zur jagst.

grün
der charakter der historischen steinernen altstadt wird durch die behutsame reduzierung der kastanien auf dem marktplatz betont. einzelbäume an ausgesuchten zum teil historischen baumstandorten bereichern die einzelnen platzbereiche.
die pflanzung einer doppelreihigen allee entlang des sebastiangrabens zeichnet die historische bedeutung des strassenraums nach und verbindet die östlichen und westlichen grünräume. die großzügige terrassenanlage als repräsantativer auftakt aus rampen, böschungen, mauern und hecken ermöglicht barrierefreie wege- und reizvolle sichtbeziehungen zwischen der umgebenden landschaft und den historischen grünräumen innerhalb der altstadt.

bauten
das servicegebäude wird an den westlichen rand des marktplatzes gestellt, um einerseits das historische gesamtensemble nicht zu stören und andererseits eine zeitgemäße bauliche vermittlung zwischen kloster und landgericht herzustellen. das transparente stahl/ glasbauwerk wirkt wie eine „orangerie“ im historischen kontext.
das dahinterliegende sparkassengebäude erfährt durch das transparente vorgestellte bauwerk eine zeitgemäße aufwertung, beide gebäude bilden ein ensemble. der von süden kommende gehbereich wird behindertengerecht bis zum zugang sparkasse angehoben, von norden erreicht man die sparkasse über eine großzügig angelegte treppenanlage. da die rückseite des servicegebäudes verglast ist, ergibt sich ein interessanter zugangsbereich zur sparkasse mit unterschiedlichen ein- und durchblicken.
im nördlichen teil des servicegebäudes ist im erdgeschoss die küche mit ausgabebereich und bar untergebracht, der gastraum erstreckt sich über zwei geschosse mit galeriebereich. im südlichen teil liegt die tourismusinformation. im untergeschoss sind die toiletten und die lagerbereiche mit zugang von außen untergebracht .
alternativ wird der zugangsbereich zur sparkasse ohne servicegebäude ebenso mit einer brunnenanlage und großer sitzbank vorgeschlagen.

die bebauung entlang des westlichen sebastiangrabens ist ein nach süden orientierter dreigeschossiger wohnungsbau mit garagen zwischen den wohnhäusern und wohngärten .
die bebauung nördlich des sebastiangrabens an der oberen brühlstrasse wird neu formuliert. hier werden im maßstab der altstadtbebauung baukörper zu einem ensemble zusammengefasst, die variable nutzungen ermöglichen. in den erdgeschoßzonen können läden, gastronomie und diestleistungsbetriebe untergebracht werden, in den obergeschossen büro- oder wohnnutzungen, seniorenwohnen und mehrfamilienwohnen. die erforderlichen stellplätze werden in tiefgaragen untergebracht.

licht
durch hohe reflektorleuchten wird der stadtboden gleichmäßig und blendfrei ausgeleuchtet und erscheint so in einem warmen, freundlichen farbton. blendfreie reflektorleuchten an den fassaden der stiftsherrenhäuser, dem landgericht und den beiden kirchen sowie mastleuchten der fußgängerzone entlang der gebogenen häuserzeile zeichnen bei nacht die raumkanten nach und verdeutlichen die neu gewonnene großzügikeit der platzfolge marktplatz/ philip-jenningen-platz/ karl-wöhr-platz. bodenscheinwerfer unter den kastanien akzentuieren das zentrale platzgefüge.