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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Umgestaltung des Richard-Wagner-Platzes am Staatstheater Nürnberg

Teilnahme

club L94

Landschaftsarchitektur

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

Erläuterungstext

Erläuterungen zum Freiraumkonzept

Räumliche Situation:
Das Platzensemble des Richard-Wagner-Platzes mit dem Karl-Pschigode-Platz befindet sich südlich des Nürnberger Altstadtkernes zwischen dem Frauentorgraben und der Bahnlinie im Stadtteil Tafelhof und damit in prominenter Lage auf dem Weg von der Innenstadt in die Südstadt und umgekehrt. Als Kulturplatz, umgeben von den Gebäuden des Staatstheaters Nürnberg und der Agentur für Arbeit, bildet er einen „Trittstein“ in der Reihe der Elemente der „Kulturmeile“ bestehend aus kulturellen Institutionen entlang des Altstadtringes.

Konzept:
Das Konzept greift das Prinzip der „Grünen Trittsteine“ auf, indem es Bereiche mit hoher Aufenthaltsqualität auf dem Platzensemble vorsieht, die auf dem Weg von Innenstadt zu Südstadt attraktive Freiräume für Passanten und Besucher bieten und gleichzeitig die Grünflächen des Südstadtparkes südlich der Bahn mit den Grünanlagen entlang des Frauentorgrabens miteinander verbinden. Als Pendant zu den Grünen Trittsteinen werden Architektur-Trittsteine definiert, die als kulturelle Anlaufpunkte die Kette der Kulturmeile verdeutlichen.

Entwurf:
Zentrales Ziel des Entwurfes ist die Schaffung einer klaren Raumordnung für das gesamte Platzensemble. Den drei Platzbereichen werden jeweils definierte Aufenthaltsbereiche zugeordnet, deren Gestalt sich äußerlich entspricht, inhaltlich jedoch thematische Unterschiede aufweist und einen Bezug zu den angerenzenden Gebäudenutzungen herstellt.
So ist dem Eingang zu den Kammerspielen auf dem Karl-Pschigode-Platz eine „Lounge“ vorgelagert; auf dem südlichen Richard-Wagner-Platz spielt eine als „Bühne“ bezeichnete Fläche auf das zentrale Element des Schauspielwesens an und auf dem nördlichen Platz ist dem Eingang zur Oper ein als „Parkett“ bezeichneter Aufenthaltsbereich gegenüber gestellt. Alle drei „Trittsteine“ sind von einem Dach aus geschnittenen Bäumen überstellt.
Ein einheitlicher Belag aus Kleinsteinpflaster für das gesamte Platzensemble verbindet die einzelnen Bereiche miteinander.

Karl-Pschigode-Platz
Den ersten „Trittstein“ auf dem Weg von der Südstadt zur Innenstadt bildet die Lounge auf dem Karl-Pschigode-Platz. Eine rechteckige Fläche aus wassergebundener Wegedecke liegt leicht versetzt zum Eingang der Kammerspiele innerhalb des neuen Platzbelages aus Kleinsteinpflaster. Unter dem Baumdach aus geschnittenen Kastanien befinden sich locker verteilte „Loungesessel“ aus Kunststoff, die in ihrer einem Theatersessel nachempfundenen Form Bezug zum Schauspiel nehmen. Hier können sich die Besucher vor den Veranstaltungen treffen oder in den Pausen in Gruppen oder allein über die Veranstaltung sinnieren.
Westlich der Theaterlounge bietet eine Haltebucht Haltemöglichkeiten für 3 Taxis sowie 2 Behindertenstellplätze an. Zwei neue Treppenaufgänge erschließen den Richard-Wagner-Platz über den neuen Theaterbalkon.
Die Zufahrt zur Tiefgarage dient gleichzeitig als Zufahrt für die Pkw-Vorfahrt auf dem Platz. Eine lange Bank grenzt den Platzbereich von der Tiefgaragenvorfahrt ab und leitet den Besucher über eine der neuen großzügigen Treppenanlagen zum höher gelegenen Richard-Wagner-Platz.

Richard-Wagner-Platz
Südlich des Schauspielhauses wird der Richard-Wagner-Platz durch den Theaterbalkon erweitert. Auf diese Weise entsteht eine großzügigere Zugangssituation vom Karl-Pschigode-Platz auf den Richard-Wagner-Platz und zum neuen Foyer des Schauspielhauses. Dieser neue Theaterbalkon bietet Platz für Außengastronomie in Südlage mit Blick auf den Karl-Pschigode-Platz und die angrenzende Südstadt.
Eine lange Bank gegenüber dem Eingang zum Schauspielhaus lenkt den Blick weiter nach Norden auf den zentralen Bereich des Platzes und dient als Treffpunkt vor dem neuen Foyer.
Der durch die Tiefgarage bedingte Höhenunterschied auf dem Platz wird als Chance genutzt, Aufenthaltsbereich und Anlieferung voneinander zu trennen. Das Platzniveau von 310,80m NN wird auf die gesamte überbaute Fläche der Tiefgarage übertragen, sodass an der westlichen Tiefgaragengrenze, vor dem Bühneneingang, ein Höhensprung von ca. 1,20m entsteht. Die an dieser Stelle vorhandenen erhöhten Schächte zur Belichtung und Belüftung der Tiefgarage werden in das neue Platzniveau integriert. In der Flucht zwischen Opernhaus und Foyer des Schauspielhauses entsteht der Aufenthaltsbereich „Die Bühne“. Die Bühne umfasst ein großflächiges Holzdeck, aus dem sich erhöhte Holzpodeste „hochklappen“, die zum Einen als Sitzgelegenheit und Sonnenliege dienen, zum Anderen als Hochbeete, die das Pflanzen der Bäume des Baumdaches ermöglichen. Die Anordnung bzw. der Standort der einzelnen Bäume orientiert sich am Raster der Stützsäulen der Tiefgarage, um eine Baumpflanzung auf der Tiefgarage statisch realisieren zu können. Die in diesem Bereich befindlichen Tiefgaragenzugänge werden mit einer Einhausung aus Holzlamellen optisch integriert.
Das Holzdeck, die Holzpodeste und das Baumdach aus geschnittenen Platanen bilden zusammen ein Ensemble mit hoher Aufenthaltsqualität, welches den Besucher zum Verweilen einlädt.
Die zwei weiteren Tiefgaragenzugänge auf dem Platz werden teilweise neu angeordnet und architektonisch in einem gläsernen Gebäuderiegel untergebracht. Der gläserne Riegel ist in Nord-Süd-Ausrichtung der Bühne gegenübergestellt. Zwischen den beiden TG-Aufgängen an den Enden des Gebäuderiegels könnte ein kleines Café entstehen, welches den Richard-Wagner-Platz mit Außengastronomie bespielen könnte.
Der Übergang zum nördlichen Richard-Wagner-Platz erfolgt über eine großzügige Stufenanlage sowie eine kleine Rampenanlage.

Nördlicher Richard-Wagner-Platz
Der Bereich vor dem Opernhaus wird Teil des landschaftsarchitektonischen Gesamtkonzeptes. Gegenüber dem Eingang zur Oper, vor dem Sigmund-Schuckert-Hause, befindet sich der dritte grüne Trittstein: „Das Parkett“. Ein Teppich aus Natursteinplatten generiert durch die Anordnung und Oberflächenbeschaffenheit der Steine eine Parkett-Optik. Lange Steinbänke bieten Sitzgelegenheiten für Besucher und Angestellte in den Pausen und vor der Veranstaltung. Geschnittene Linden spenden Schatten und bilden eine klare Raumgrenze, die zusammen mit dem Opernhausgebäude eine Entréesituation für diesen Platz entstehen lässt und die Besucher von der Innenstadt auf den Richard-Wagner-Platz lenkt.
Um die Entreésituation zu stärken wäre eine Drehung des U-Bahnaufganges um 90° sinnvoll. Zum Einen würde so der mit der U-Bahn ankommende Besucher gleich auf den Platz gelangen, zum Anderen würde eine Drehung der Überdachung den Eingang zum Platz weiter öffnen.

Beleuchtung
Das Beleuchtungskonzept unterstützt das Prinzip der „Trittsteine“, indem es die Grünen Trittsteine sowie die Architektur-Trittsteine durch gezielte Beleuchtung hervorhebt. Die drei grünen Trittsteine leuchten von Innen heraus: unter den Bäumen positionierte Spots setzen die Baumkronen in Szene und generieren eine sanfte Atmosphäre für laue Sommernächte.
Die Fassaden der Architektur-Trittsteine werden zum Einen von außen durch Spots angestrahlt, so wie das Opernhaus, zum Anderen leuchten sie von Innen nach Außen durch die Glasfassade des Schauspielhauses und des neuen Gebäuderiegels. Darüberhinaus können die einzelnen Sitzelemente der Plätze mit Beleuchtung versehen werden, sodass zusätzlich durch das Leuchten der langen Bänke optische Anhaltspunkte für das Queren der Platzbereiche im Dunkeln geschaffen werden, die den Besucher über das Platzensemble führen.

Verkehrserschließung
Der nördliche und südliche Richard-Wagner-Platz werden vom Frauentorgraben aus erschlossen. Die Anlieferung des Staatstheaters verläuft um „Die Bühne“ herum und somit am Bühneneingang entlang. Über eine Rampe im Süden der Bühne gelangen die Fahrzeuge auf den Platz und können zwischen dem neuen Gebäuderiegel und dem Gebäude der Agentur für Arbeit über 2 kleine Rampen wieder abfahren. Die Zufahrt für die Feuerwehr erfolgt auf gleiche Weise.