modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Neubau eines Hallen- und Freibades am Auedamm

Anerkennung

4a Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Architektur und Städtebau:

Bei der Besichtigung der Anlage und Analyse der Lage des gigantisch schönen Grundstücks wurde deutlich, dass das neue Hallen- und Freibad als Teil der Auenlandschaft entlang der Fulda angesehen werden muss. Das neue Gebäude und die dazugehörigen Außenanlagen wachsen daher zum Fluss und die Auenlandschaft selbst wird an das Bad herangezogen.

Im Bereich der ehemaligen Stützmauer entsteht also eine neue Art Mauer, von der sich die Dächer, die Grundrissgeometrien und die Außenanlagen zum Fluss hin entwickeln und sich nach und nach auflösen. Ähnlich ziehen sich Elemente von Fluss und Landschaft möglichst weit in das Gebäude, um Innen und Außen ineinander übergehen zu lassen.

Im großzügigen Eingangsbereich, der den mit einem weiten Blick über die Badelandschaft bis hin zur Fulda verwöhnt, trennen sich die Wege von Badegästen, Saunagästen und Zuschauern.

Die Saunagäste begeben sich direkt auf Freibadebene, um das eher horizontale Saunieren genießen zu können. Die hier am nördlichen Teil des Grundstücks gelegene Saunalandschaft bietet mit ihrem introvertierten Nass-Kalt-Bereich, dem Luftraum über zwei Geschosse hinweg verschiedenste Raumeindrücke. Im anschließenden Außenbereich mit Gastronomie, Feuerstelle und Außenbecken wächst die Sauna immer mehr zu Fulda hin. Bei einer Saunaerweiterung in Richtung Osten schließt sich an den erhöhten Ruheraum ein Steg an, der über den Promenadenweg hinweg bis in den Fluss reicht. Die Faulna (Flusssauna in der Fulda - Schwitzen über dem Fluss, Abkühlen im Fluss) ergibt sich nun wie von selbst, wodurch eine äußerst attraktive, sehr besondere Saunaanlage geschaffen werden kann, die überregional von großer Anziehungskraft sein wird.

Die Badegäste bleiben auf Höhe das Auedamms und kommen somit barrierefrei durch die entlang des Auedamms platzierten Umkleiden auf die Badeplatte. Diese sitzt ca. 2,60 Meter über der Freibadebene und bindet mit ihren Schneisen, Nischen und zahlreiche Austritten die Natur in das Gebäude ein. Das Gebäude wächst ebenso in verschiedenen Höhen und Flächen mit seinen Ruhezonen und Decks in Richtung Fulda.

Die Zuschauer werden über eine Treppe auf die Tribüne geleitet, wovon sie einen überragenden Blick auf das Sportgeschehen haben. Die Tribüne und die dahinterliegende Terrasse sind flexibel nutzbar. So benutzen die Badegäste beispielsweise bei reinem Freizeitbetrieb die beheizte Tribüne und die Terrasse als Verweil- und Ruhezone mit Abendsonne im Westen.

Schüler und Schwimmvereine benutzen bei Bedarf einen separaten Eingang in Höhe der Sammelumkleiden. Von hier aus können sie die nahe gelegenen Sport- und Lehrschwimmbecken mit den angeschlossenen Schulungsräumen schnell erreichen.

Die Badverwaltung sitzt ebenerdig und gut zugänglich direkt am Foyer und ist durch das Badpersonal auch separat erschließbar.

Der 2-geschossige Gastronomieblock ist getrennt nutzbar und somit gut verpachtbar. Die kompakte Anordnung verspricht einen wirtschaftlichen Betrieb, da Personal eingespart werden kann. Die logistische Erschließung erfolgt intern über ein Treppenhaus und einen Speiseaufzug. Auf Freibadebene versorgt die Gastronomie Sauna und Freibad, auf Auedammebene versorgt sie Eingangshalle und Freizeitbad.

Freibadgäste erschließen das Grundstück weiter südlich über einen separaten Eingang. Die ursprüngliche Balkonsituation ist an dieser Stelle erhalten geblieben, da die Umkleidespange des Freibades direkt an die noch bestehende Stützmauer anschließt. So können sich die Gäste noch vor dem Betreten auf ihr neues Freizeitangebot freuen.


Außenanlagen:

Aus freiraumplanerischer Sicht endet das Wettbewerbsgebiet nicht an dem Ufer der Fulda, sondern bildet gemeinsam mit dem Flussraum eine großräumige, offene Flusslandschaft. Daher wird der Außenraum durch weiche, fließende Formen bestimmt. Diese Formen bilden eine Einheit mit dem Landschaftsraum des Flusses.

In die flächige und offen gestaltete Wiesenlandschaft werden verschiedene Bänder aus Kies, Holz und bunten Sitzwellen gelegt. Teilweise ragen diese Elemente über das Niveau der Wiesenfläche hinaus und geben so den Blick über den Fluss frei. Gestaltete Sitz- und Liegeflächen, an der Schnittstelle von Gebäude und Landschaft bilden informale, spielerische Aufenthaltsbereiche. Aber auch Umgangsflächen von Wasserflächen, die Becken selbst, Beachvolleyballfeld und Spielfeld ordnen sich diesem System unter.

Der Saunabereich ist direkt mit dem Außenbereich verbunden. Durch verschiedene Wasserelemente, Materialien und Pflanzungen entsteht ein „Garten der Gegensätze“. Sinnhafte Erfahrungen wie heiß-kalt, offen-geschützt, hell-dunkel werden hier thematisiert.

Der öffentliche Fußweg teilt den Fluss und den Gartenbereich. Idealerweise sollte der Weg so wenig wie möglich im Blickfeld liegen und den Ausblick auf das Wasser nicht stören. Es wird daher vorgeschlagen den Weg auf der Länge des Grundstückes abzusenken. Ein Höhenunterschied von ca. 40-50 cm reicht aus, um den Weg besser zu integrieren.

Platziert in einer Schilf- und Gräserzone werden die Zaunelemente in die Landschaft integriert. Als Zaunelemente werden schmale, gräserförmige Elemente (z.B. aus Fiberglas) vorgeschlagen. Die Zaunelemente können aus der Haltung gelöst und so von der Uferzone entfernt werden.


Tragwerksbeschreibung:

Das weit gespannte Dach über dem Sportbereich wird mit Stahlverbundträgern, bestehend aus geschweißten Doppel-T-Profilen, die im Abstand von ca. 5,4 m angeordnet werden und einer 15cm dicken Stahlbetonplatte, ausgeführt. Die Stahlbinder werden auf Pendelstützen hinter der Tribüne aufgelagert und an der Nordfassade aufgelagert.

Die Dächer über der Eingangshalle und dem Freizeitbereich werden als weitgespannte Stahlbetonflachdecken mit einer maximalen Stützweite von 12x12m hergestellt und punktförmig auf Stahlverbundstützen mit einbetonierten Stahlpilzen aufgelagert. Zur Gewichtseinsparung wird die 40cm dicke Stahlbetonplatte als „Bubbledeck“ ausgeführt.

Die Aussteifung des Daches erfolgt in Quer- und Längsrichtung erfolgt über Rundstahlverbände in der Fassadenebene und den massiven Rutschenturm.
Das Dach der Sauna ist ein Stahlträgerrost mit Überkopfverglasung, auf dem außenliegender Sonnenschutz (optional auch PV), opake und tranluzente Elemente befestigt sind.

Die massiven Bauteile im EG und UG werden in monolitischer Stahlbetonbauweise erstellt. Die Decken werden als punktförmig und linienförmig gelagerte Flachdecken konzipiert und bilden zusammen mit den tragenden Stahlbetonwänden einen steifen Kellerkasten aus.

Die Wasserbecken werden als fugenlose Stahlbetonwannen in WU-Betonbauweise ausgeführt. Zur Reduzierung der Zwangsspannungen und der daraus resultierenden Rissweiten werden die Becken mit umlaufenden Dehnfugen und Konsolen von der UG-Decke und den darunter liegenden Stützen und Schwallwasserbehältern abgetrennt.

Das Bauwerk wird auf einer massiven, fugenlosen, 50cm dicken Bodenplatte gegründet, welche die gebäudelasten über eine elastische Bettung in den tragenden Baugrund ableitet.