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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2008

Königswinter Drachenfelsplateau/Burgruine

1. Preis

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

Schultes Frank Architekten

Architektur

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Wirkungsmacht der Ruine wiederherstellen, deren raunende Beschwörung des Imperfekts, den Nibelungenfluss in seinem Bett geniessen, der alten deutschen Mähr nachhängen – das wollen wir weder in dem schäbigen Verbau aus den 60er Jahre, schon gar nicht aber – und ausgerechnet! – in der Hinterlassenschaft der Blut und Bodenarchitektur, die dem Drachenfelsen so abträglich dicht an die Flanke rückt. Es hilft nichts – die Gemäuer müssen weg, zu sehr stehen sie jeder tieferen Empfindung von Geschichte und Landschaft im Wege. Ein nobles Plateau, nichts sonst, kein Gebäude, welcher Machart auch immer, soll sich dem Besucher in den Blick stellen, aufs Gemüt schlagen. Und unter dem Pflaster dieser Piazza aperta liegt das Restaurant, mit breitem Südblick den Rhein hinauf. Für die 700 Gäste am goldenen Oktobersonntag wird das Plateau möbliert, die Tische scharen sich um einen Tresenkern, der direkt aus der Küche darunter versorgt wird. Der Blick über das weite Land bei Königswinter wird gerahmt und vertieft durch die Plateau-'Markierung' der Pergolastelen und des Dachflügels an der Abbruchkante zum Restaurant. Alle Wege – Strasse, Zahnradbahn, Eselsweg und Serpentine – alle Wege führen zum Plateau, der zentralen Orientierung für alle Besucher. Der Weg hinauf zur Ruine – oder zur Freilichtbühne – ergibt sich dann geradezu zwangsläufig, erschliesst sich selbst dem
unerfahrenen Besucher.

Das Plateau, das Dach des Restaurants, muss gebaut werden in einem Schritt, das Gelände angepasst, da kann
es keine Bau- und Finanzierungsabschnitte geben. Die Freilichtbühne könnte später dazu kommen, die könnte
sonst den Kostenrahmen sprengen – der 'Ring' und Richard Wagner müssen halt warten.

Farbe und Licht der Berglandschaft des Drachenfelsen finden im neuen Bild des Plateaus ihren Widerhall.

Das Plateau, die Plätze und Wege, scheinen aus dem Felsen herausmodelliert zu sein.
Ihre artifiziellen, unterschiedlichen Strukturen verschmelzen und bilden gleichermaßen Kontraste zur schroffen Topografie des Drachenfelsens.

Ein Grandteppich aus fein zerstoßenem Trachyt überzieht hell und changierend die großzügige Terrasse. Er wird gerahmt von großformatigen hellen Steinbändern.
Letztere führen als Ortbetonbänder mit Trachytzuschlag hinauf zum Plateau und zur Burgruine.

Weitestgehend freigestellte Blickachsen eröffnen neue Panoramen und Blickbezüge.
Einfache Steinbänke laden an den besondern Orten und Aussichtspunkten zum Innehalten ein.

Um das nächtliche Panorama genießen zu können wird das Grundlicht auf dem Plateau sehr
differenziert und zurückhaltend geführt. Integriertes Licht in den Pergolastelen und Lichtpunkte im Boden schaffen einen sanften, wenn man so will, feierlichen Schimmer. Sie unterstreichen und verzaubern die räumlichen Konturen. Kleinteiligere Lichtquellen zusätzlicher Leuchten heben besondere Situationen, Orte und Nutzungen hervor.
Dieses Prinzip der Lichtpunkte im Boden setzt sich, nur von wenigen, niedrigen Pollerleuchten ergänzt, entlang der Wege fort.

Eine stählernen „Himmelstreppe“, als ein an den Felsen gelehntes „Stück Landart“, verbindet das Plateau direkt mit der Burgruine und von da über eine Treppe bis auf den höchsten Punkt, wo der Wächter Ausguck hielt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurf gelingt es, die Wirkungsmacht der Ruine wiederherzustellen, der Landschaft
neuen Raum zu geben, die Rheinblicke zu inszenieren und wiederherzustellen, aufzuräumen
und Platz zu schaffen. Dies wird mit einer radikalen Interpretation und Umsetzung der
Aufgabe und einer ausdrucksvollen Architektursprache erreicht. Gastronomie und
Funktionsräume befinden sich unterhalb der Terrassen. Freigestellte Blickachsen eröffnen
neue Panoramen und Sichtbezüge. Dabei greifen die Freiflächen auch weitgehend in den
Landschaftsraum ein. Himmelstreppe und Freilichtbühne sind gestalterische Elemente des
Entwurfes, die hinsichtlich einer Realisierung kritisch gesehen werden können. Die
Einbindung in das Umfeld ist im Bereich des Lichtgrabens nicht befriedigend gelöst.
Bestand und Denkmalschutz werden zugunsten der Umsetzung einer prägnanten Leitidee
negiert.

Kontrovers wird in diesem Zusammenhang die Angemessenheit der zitierten Bilder für den
Ort diskutiert.

Die Aufenthaltsqualität im Freien eröffnet vielfältige Möglichkeiten des individuellen wie
kollektiven Erlebens. Auf der Freifläche ist der Besucher den Wechselspielen der Natur
ausgeliefert. Die gastronomischen und touristischen Versorgungseinheiten sind funktional
überzeugend und kompakt angeordnet.

Das Projekt müsste in einem Zug verwirklicht werden. Ein Gastronomiebetrieb ist in der
Umbauphase nicht möglich. Eine phasenweise Realisierung ist lediglich bedingt
gewährleistet. Die Wirtschaftlichkeit der Umsetzung ist gegeben.