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begrenzt offener, interdisziplinärer, anonymer Realisierungswettbewerb | 07/2009

Deutsche Botschaft Belgrad/Serbien - Neubau des Kanzleigebäudes

Blick von der Ul. Kneza Milosa

Blick von der Ul. Kneza Milosa

3. Preis

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Horz + Ladewig

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Trümper Overath Heinemann Römer

Bauphysik

Erläuterungstext

Leitideen

Das neue Gebäude für die Deutsche Botschaft in Belgrad ist als selbstverständlicher „Stadtbaustein“ in die Solitärreihung entlang der Ulica Knesa Milosa eingefügt. Sowohl aus städtebaulicher Sicht als auch aus Gründen der Sicherheit und Energetik wird mit dem vorliegenden Entwurf eine große Kompaktheit angestrebt.
Gleich einem dreidimensionalen Puzzle werden die Bereiche unterschiedlicher Funktionen und Anforderungen zusammengefügt (vgl. Piktogramme). Durch das Öffnen von Sichtachsen durch dieses dreidimensionale Puzzle hindurch entsteht im Inneren ein überraschend offenes und transparentes Gebäude. Zentrales Element ist hierbei ein Erschließungsraum, der alle Bereiche miteinander verbindet und den Benutzer durch das Gebäude leitet. An mehreren Stellen tritt dieser Erschließungsraum ablesbar an die Fassade und ermöglicht trotz eingehaltener Sicherheitsanforderungen eine Kommunikation des Gebäudes mit seiner Umgebung bzw. den Menschen im und außerhalb des Gebäudes. Den gleichen Zweck erfüllt die Entscheidung, das Foyer in das 1. OG zu verlegen und hier - als Teil des beschriebenen Erschließungsraums - in klassischer Manier als „piano nobile“ und vorgeschalteter Loggia das Gebäude einladend und offen zu präsentieren.
Die gewählte Symbolik der Fassade (s.u.) ist nicht vordergründig oder aggressiv, öffnet sich aber dem interessierten Betrachter und richtet den Blick auf Gemeinsamkeiten. Ein Bild, was auf die zukünftige Präsenz Deutschlands in Serbien vor dem Hintergrund der nicht unbelasteten Geschichte beider Länder geeignet erscheint.

Erschließung: Sicherheit und Offenheit

Der Erschließungsraum verbindet die Zugänge mit dem Foyer und den Räumen des Botschafters und Kanzlers:
Vom straßenseitigen Kanzleizugang/Schleuse führt der Weg über eine repräsentative Treppe (alternativ Aufzug) zum 1. OG und dann entlang der Loggia zum eigentlichen Foyer. Die eigentliche Vorfahrt wurde auf die Rückseite des Gebäudes gelegt. Dies eröffnet die Möglichkeit, die Ankommenden von der Straßenatmosphäre in eine „andere Welt“ zu führen. Auf abgesenktem Niveau blick- und wettergeschützt können hier unter der Gebäudeauskragung mit Blick und in Kontakt zu einem kleinen Garten Gäste empfangen werden. Von hier aus erreicht man ebenfalls über eine repräsentative Treppe ein kleines Empfangsfoyer mit der Möglichkeit auf eine Loggia herauszutreten und in den Garten zu blicken. Dieses zusätzliche kleine Rückzugsfoyer dient der Begrüßung oder dem vertraulichen Gespräch. Entlang des internen Hofes und den Besprechungsräumen wird das eigentliche Foyer erreicht. Der rückseitige Erschließungsraum ermöglicht auch die direkte Verbindung zwischen Vorfahrt und den Räumen des Botschafters und Kanzlers, bzw. die Verbindung von dort zum Foyer.
Die Pass- und Visastelle wird über eine separate Schleuse ebenfalls straßenseitig erschlossen. Zwei Wartebereiche - einer noch vor der Schleuse, einer aus der Schleuse erreichbar - erleichtert den Pförtnern die Zutrittsüberwachung. Im Inneren zeichnet sich die Pass- und Sichtvermerkstelle durch eine helle und transparente Atmosphäre aus. Die dreidimensionale Schachtelung dieses Bereichs mit denen der Kanzlei und die dadurch gegebenen Ein- und Durchblicke vermitteln den Antragstellern das Gefühl der Offenheit und des Willkommen Seins. Gleichwohl wird es bei Bedarf immer möglich sein, diese Durchblicke mittels Vorhängen o.ä. individuell zu steuern.
Für die schnellen Verbindungen zwischen den Geschossen der Kanzlei und den Nebenfunktionen wird ein Kern durch alle Geschosse geführt. Dieser stellt gleichzeitig die statische Aussteifung und die Vertikalverteilung der Medien sicher. Die Fluchtwegausgänge enden im Gartenparterre des Gebäudes. Von hier aus ist über die Rampen die Straße erreichabr, ggf. ist auch nach nachbarschaftlicher Einigung ein zweiter Fluchtweg vom Grundstück denkbar.

Organisation: Effizienz und Veränderbarkeit

Die Bürogeschosse werden im Sinne einer modernen Behördenorganisation mit einer klaren Typologie entwickelt. Auf einem Büroraster von 1,35m werden die Büros mit nichttragenden Wänden unterteilt, so dass auch spätere Änderungen möglich sind. Die Verkabelung und Versorgung mit Medien erfolgt über einen Hohlraumboden durch den auch nachträgliche Installationen möglich sind. Sämtliche Fenster der Büros sind öffenbar. Die Räume des Botschafters und Kanzlers befinden sich auf den obersten Geschossen mit Blick über die Nachbarschaft hinweg in Richtung Flussbrücken und Altstadt.

Fassade: Funktionaliät und Symbolik

Die Fassade spiegelt die Idee des dreidimensional verschachtelten Körpers wieder und hebt hierbei den Erschließungsraum als (halb-)öffentlichen Raum hervor. Alle anderen Bereiche werden über eine Struktur von Senkrechtlamellen zusammengefasst wodurch zum einen ein monolithischer repräsentativer Eindruck entsteht, zum anderen aber auch ein wirkungsvoller Schutz vor Einblicken in die Büroräume erreicht wird.
Die Lamellen sind darüber hinaus Symbolträger zur „Verlinkung“ des Gebäudes mit dem Ort und seiner Funktion. Zum einen ist der Ort von steinernen Gebäuden geprägt, die jedoch auch - übertragen auf eine Lochfassade heutiger energetisch und ornamental minimierter Prägung einen für eine Deutsche Botschaft in Belgrad unangemessenen strengen Ausdruck zur Folge hätte. Mit dem Einsatz der Lamellen wird das Ziel verfolgt durch einen spielerischen Umgang mit dem Thema eine material- und farbangepaßte Lösung für den Ort zu finden.
Darüber hinaus verbindet der gewählte Stein - ein hellbeiger Kalkstein - die beiden Länder und ihren gemeinsamen Wasserlauf - die Donau. Sowohl auf Ihrem Verlauf durch das Bayerische Jura (z.B. Altmühltal) als auch in der Umgebung um Belgrad (z.B. bei Ropocevo) hat sich die Donau durch erzhaltiges Kalkgestein eingegraben. Ziel ist es den Stein aus beiden Regionen zu verwenden um somit die Verbindung beider Länder zum Ausdruck zu bringen und eine lebhafte farbchangierende Fassade zu erzeugen.
Die Metalltextur, die zum Schutz vor den verglasten Flächen des Erschließungsbereichs geplant ist stellen wir uns aus gelochtem Messingblech vor, da Messing - bestehend aus Kupfer und Zink (CuZn) - für das an diesen und anderen Rohstoffen reiche Land Serbien steht und die goldene Farbe bekanntermaßen in der Deutschen Fahne vorkommt. Das vorgesehene Lochmuster wird aus einer gerasterten Aufsichtfotografie der Donau entwickelt.
Die gewählte Symbolik ist somit nicht vordergründig oder aggressiv, öffnet sich aber dem interessierten Betrachter und richtet den Blick auf Gemeinsamkeiten. Ein Bild, was auf die zukünftige Präsenz Deutschlands in Serbien vor dem Hintergrund der nicht unbelasteten Geschichte beider Länder geeignet erscheint.
Innenperspektiven

Innenperspektiven

Piktogramme

Piktogramme

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitte und Ansichten

Schnitte und Ansichten

Modell (Modellbau: Modellwerkstatt Dortmund)

Modell (Modellbau: Modellwerkstatt Dortmund)