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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2009

Seepark Zülpich - Landesgartenschau 2014

Anerkennung

TOPOTEK 1

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Analyse
Die Umgebung um den Zülpicher See ist durch eine offene, leicht wellige, meist landwirtschaftlich geprägte Landschaft charakterisiert. Im Kontrast zu dieser steht der See. Er ist von einem dichten Gehölzgürtel umgeben und sein Ufer fällt steil zum See hin ab. Diese Umstände machen eine Berührung mit dem See schwer und lassen ihn in der Landschaft verschwinden. Die Vegetation öffnet sich lediglich im Bereich des Bade- und Surfstrands. Dort weicht sie zurück, gibt den Blick auf den See frei und die Topografie läuft flacher zum Ufer hin aus. Fehlende Wege und Wegeverknüpfungen jedoch machen das Erleben des Sees und der Topografie seines Ufers kaum möglich.
Konzept: Vegetation und Topografie
Das Spiel mit der Vegetation und der Topografie sollen zum Hauptthema des vorliegenden Entwurfs werden. Ein Spiel mit Geschlossenheit und Offenheit, Verdichtung und Auflösung, Steilheit und Flachheit, Höhe und Tiefe. Der dichte Gehölzgürtel, welcher sich direkt um das Ufer des Sees legt, wird in einem Offset nach außen verlegt. Er zieht sich als waldartiger Gehölzstreifen an den Rand des Parks zurück, öffnet sich zum Ufer hin und beginnt sich in Form kleiner malerischer, parkähnlicher Baumgruppen zum See hin aufzulösen. So werden in Richtung Ufer große, offene Wiesenflächen geschaffen. Die Topografie schwingt von Nord nach Süd flach aus und so fallen die Wiesenflächen in unterschiedlichen Neigungen zum See hin ab. Die waldartigen Gehölzstreifen am Rand des Parks werden aus natürlich vorkommenden Laubbaumarten und Hecken gebildet. Die Baumgruppen, die sich in Richtung See aus ihnen herauslösen, werden aus Parkbäumen, markant in Habitus, Blüte und Herbstfärbung, geformt. Sie geben ihnen einen besonderen, skulpturalen Charakter.
Der dichte Gehölzring wird durch Wege und Sichtachsen immer wieder durchschnitten. Er bekommt so einen parkähnlichen Charakter und gibt immer wieder den Blick auf die Wiesen, den See und seine Kulisse frei.
Die differenzierte Ausformulierung von Vegetation und Topografie markieren zudem die zwei unterschiedlichen Seiten des Parks: die Stadt- und die Landschaftsseite. Im Norden bis Nordwesten des Parks, wo die Stadt auf den Park trifft, formt die Topografie eine Art Stufe. Gleichmäßig, in architektonischer Manier fällt das Ufer zum See hin ab. Im Berührungspunkt von See und Landschaft im Süden und Südwesten fällt die Topografie sanft zum See hin ab. Öffnungen im Vegetationsgürtel holen visuell immer wieder kleine Sequenzen der umgebenden Landschaft in den Park.
Konzept: Wege
Weiteres Thema ist die Vernetzung des Parks, die Bewegung durch diesen und damit das Erleben dessen über ein Rundwegesystem, welches die verschieden Höhen der Topografie, die unterschiedlichen Räume, Facetten und Ausblicke am und entlang des Sees erfahrbar machen.
Das Wegenetz wird durch eine auf verschiedenen Höhen, zum Ufer parallel laufende Wegschleife bestimmt. Sie verbindet die Eingänge miteinander und wird zu einem Rundweg, entlang dessen alle Aspekte des Seeparks erlebbar werden. Sie unterteilt sich in den direkt am Wasser entlang führenden Uferweg und den oberhalb des Ufers angelegten Parkweg. Der Uferweg verläuft als Holzsteg von Nord bis Nordwest direkt entlang des Wassers, zieht sich dann hinter dem Freibad vorbei bis zur Seebühne, weiter durch dichte Gehölzgruppen und verbindet sich schließlich mit dem Parkweg. Der Parkweg verläuft als breiter in wassergebundener Wegedecke ausgeführter Weg entlang der Oberkante des Ufers. Von ihm aus bieten sich immer wieder Aussichten über die Wiesen und den See. Senkrecht verlaufende Abzweige verbinden den tiefer gelegenen Uferweg mit dem höher verlaufenden Parkweg und bilden innerhalb der Wegschleife kleinere Schleifen aus. Sie lassen so ein System aus unterschiedlich großen Rundwegen entstehen. Je nach Frequentierung und Funktion sind die Wege unterschiedlich ausgebaut. Der Parkweg ist in seinem Verlauf entlang der oberen Uferkante am breitesten. Dort wird er von Joggern, Radfahrern, Inlineskatern und zu LaGa-Zeiten auch vom Shuttelbus genutzt werden. Der Uferweg und die Abzweige sind schmaler ausgeführt. Der Uferweg wechselt direkt am Ufer seine Materialität und wird zu einem Holzsteg, damit steht er hauptsächlich den Fußgängern zur Verfügung.
Römerstraße und Bastion
Die historische Römerstraße bildet die direkte Verbindung von der Stadt zum See und wird nach der LaGa zum Haupteingang des Seeparks werden. Ihrer historischen und verknüpfenden Bedeutung soll in Anlehnung an römische Straßen, durch einen dreireihigen alleeartigen Ausbau Rechnung getragen werden. Als Reminiszenz an Italienische Landschaften werden Säulenpappeln als Alleebäume gewählt. Ihre Andersartigkeit hebt diese Straße hervor und ruft Erinnerung an mediterrane Landschaften wach. In ihrem Ende trifft die Römerstraße direkt auf den See und schiebt sich wortwörtlich als eine Bastion über dessen Uferkante hinaus. Mit dieser Geste deutet sie zum einen die ursprüngliche Kontinuität der Römerstraße, die durch den Braunkohletagebau unterbrochen wurde, an und lässt zum anderen die Steilheit des Ufers und den Höhenunterschied zum Wasser erkennen. Sie schafft einen großzügigen Stadtbalkon mit Blick über den See und den Park und bildet einen angemessenen Auftakt in den Seepark. An der Bastion setzt ein langer hölzerner Pier an, welcher direkt auf das Wasser hinaus führt. Dort inszeniert er als Belvedere den Blick über den See, macht eine Kehrtwendung und setzt über sein Gefälle in seinem Ende an den unteren Uferweg an. Die Rampenartige Ausbildung des Piers garantiert eine behindertengerechte Verbindung von der Bastion auf den Uferweg und wird gleichzeitig Anleger für das LaGa-Shuttelboot.
Seepark und Seebühne
Der Seepark spannt sich zunächst von Nord nach Nordwest als schmales Band, zwischen den beiden Hauptwegen am Wasser und oberhalb des Ufers auf. Das ehemalig sehr steile Ufer wird sanfter abfallend formuliert und wird so zu einer Liegewiese mit Blick über den See. Der Uferweg führt hier als Holzsteg direkt am Wasser entlang. Er faltet sich im Berührungspunkt mit dem Hang auf und wird zu einer langen integrierten Bank. Freitreppen führen von diesem zum höher gelegenen Parkweg hinauf und binden direkt an die Eingänge zur Landwirtschaftsausstellung bzw. zum späteren Wohngebiet an.
Nach Süden hin öffnet sich der Seepark zu einer weitläufigen, sanft zum Wasser hin abfallenden Parklandschaft mit offenen großen Wiesenflächen und einer sich zu den Rändern verdichtenden Vegetation. Der Seepark umschließt das Freibad, die Seebühne und den Surfstrand. Seine geraden Wege stehen im Kontrast zu den vielfältig ausformulierten, sich in Richtung See auflösenden, zersplitternden Baumgruppen. Ihre Vielfältigkeit generiert eine Vielfältigkeit an Sichtbeziehungen und immer wieder neuen Raumerfahrungen zwischen Licht und Schatten, Enge und Weite, Natürlichkeit und Künstlichkeit.
Die Seebühne wird nicht als temporäre vertikale Konstruktion verstanden, sondern fügt sich als Landschaftsbühne, als ein klassisches Parkelement, in den Seepark ein. Sie nutzt die vorhandene Topografie, überhöht diese und inszeniert die Aussicht auf das Wasser. Feine Betonsitzstufen zeichnen als Streifen die Topografie nach. Eine ebenmäßige Fläche vor Stufen markiert die Bühne, die während der LaGa unterschiedlich bespielt werden kann und sich danach als Rasenfläche in die umgebenden Wiesen einordnet
Grünes Band
Das Grüne Band wird neben der Seeterrasse ein weiterer Haupteingang zum Seepark mit Anschluss an den Park am Wallgraben. Die bestehenden Obstbäume werden im Grünen Band erhalten, als Thema aufgegriffen und als weitläufiger Obstbaumhain weiterentwickelt. Der Obstbaumhain weist somit auf den heute gärtnerisch genutzten Wallgraben hin und seine kleinmaßstäblicheren Obstbäume setzten sich bewusst von den vertikal orientierten Säulenpappeln der Römischen Straße ab. Das Thema des Obstbaumhains wird als Grünstreifen im Wohngebiet „Zülpicher Seegärten“ fortgeführt. Sie bereiten die Grünstruktur des zukünftigen Wohnquartiers vor. Sie liegen entlang der Verbindungsstraßen vom Wohnquartier in Richtung Park und leiten so in diesen über.
Strandbad
Das Strandbad liegt südwestlich, geschützt im Ellenbogen des Sees und verfügt über einen großzügigen Sandstrand. Schmale Wege strukturieren die Liegwiese. Baumgruppen umgeben und schützen den Umkleide-und Kioskbereich. Der Eingangsbereich des Strandbades befindet sich direkt neben dem Seerestaurant. Im Zusammenspiel mit diesem bilden sie ein Gebäudeensemble an der Südseite des Sees, welches über einen Weg vom Parkplatz erreicht werden kann.
Marina, Seerestaurant und Terrasse
Die Marina führt als breiter Holzsteg in der Verlängerung des vom Parkplatz kommenden Wegs auf den See hinaus. Die Seeterrasse schließt direkt an den Steg an, nimmt dessen Materialität auf und umschließt das Seerestaurant. Entlang ihrer Längsseite führen Treppen auf das Seeniveau hinab. Das Seerestaurant nimmt während der LaGa beide Geschosse des Gebäudes ein. Nach der LaGa wird das Untergeschoss von den Vereinen als Bootslager genutzt und die Treppen bieten die Möglichkeit das Boots ins Wasser zu lassen.
Das Seerestaurant, wie auch das Eingangsgebäude des Strandbades nehmen in ihrer Formensprache und Materialität die Merkmale der regionaltypischen Bebauung auf, interpretieren und entwickeln sie weiter. Ein hölzernes Satteldach wird zum bestimmenden Merkmal – ja zum Gebäude selbst, welches sich direkt aus der hölzernen Terrasse zu erheben scheint.
Südlich der Marina und des Restaurants befindet sich der Surfstrand. Die Marina trennt so den Surfstrand vom Badestrand wird aber mit dem Restaurant und der Terrasse zum Mittel- und Treffpunkt beider.
Konzept Landesgartenschau 2014
Die LaGa soll dazu dienen die Grundzüge des Parks mit „LaGa-typischen“ Elementen und Pflanzungen zu bespielen, zu unterstreichen und zu markieren. Neben einem die Wege begleitendem Gartenband werden die Bereiche des Haupteingangs, des Strandbads, des Surfstrands und die der Ausstellungsflächen für die Landwirtschaft intensiver bespielt. Ein Shuttelbus fährt den Haupteingang und die Eingänge Grünes Band und Römerstraße an. Als Pendant dazu verkehrt eine LaGa-Fähre zwischen Bastion und Seerestaurant über den See.
Gartenband: In einem polygonal mäandrierenden Band begleiten üppige Pflanzflächen die Rundwege. Changierende Farben, unterschiedlich verwobene Blatt- und Blütenformen im Kontrast zwischen Land- und Wasserpflanzen bespielen dekorativ und atmosphärisch das Motiv Seepark. Die Pflanzung wird in Staudenpflanzungen, Wechselflor und Wasserpflanzen ausgeführt. In den schattigen bis halbschattigen Bereichen der Gehölzpflanzungen zeigen sich in ihrer Farbe und Höhe eher zurückhaltende Stauden des Gehölz und Gehölzrandes. Im Kontrast dazu sind die sonnigen und repräsentativen Bereiche für die Wechselflor vorgesehen. Ein fein abgestimmtes, wechselndes Farb- und Formenspiel von Sommerblumen und Stauden bestimmt hier die Atmosphäre. Entlang der Uferbegleitenden Wegepartien, ziehen exotische Schwimm- und Sumpfpflanzen den Blick auf sich.
Haupteingang: Zur LaGa werden sich im Süden des Parks der Haupteingang und der Parkplatz befinden. Von dort leitet ein breiter Hauptweg direkt auf den See zu und als Verlängerung dessen führt die Marina auf den See hinaus. In seiner Mitte nimmt er üppige Wechselflorpflanzungen und den Gartenmarkt auf. Sie bilden den Auftakt in das Gartenschaugelände. Der Parkplatz und der Hauptweg werden nach der LaGa in ihrer Dimensionierung zurückgenommen und fügen sich in die Hierarchie des Wegenetzes des Parks ein. Die Fahrspuren des Parkplatzes sind in Asphalt und dessen Parkbereiche in Schotterasen ausgeführt.
Strandbad und Surfstrand: Das Strandbad ist während der LaGa Ort für temporäre Installationen wie einen Sprungturm und aufblasbare Wasserspielgeräte. Die Wiesenflächen werden als Ausstellungsflächen für Dünen- und Gräsergarten genutzt. Am Surfstrand können Tretboote in Form von großen Schwänen geliehen werden und so der See in eigener Initiative erkundet und befahren werden.
Landwirtschaftsausstellung: Die Landwirtschaftsausstellung findet auf den zukünftigen Baufeldern des neuen Wohngebiets „Zülpicher Seegärten“ statt. Die Ausstellungsfelder werden entsprechend dem Thema Landwirtschaft rechtwinklig strukturiert und nehmen Themen wie Küchengarten, nachwachsende Rohstoffe und charakteristische landwirtschaftliche Produkte auf.