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Einladungswettbewerb | 12/2008

St. Urbanus Kirchplatz Gelsenkirchen

1. Preis

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

dreibund architekten

Architektur

Erläuterungstext

Konzept
Eine schmale Einfassung markiert das direkte Umfeld der Kirche und bildet eine neue „Domplat-te“ aus.
Im Bereich der verbliebenen Bestandsbäume schält sich diese Platte mit bis zu drei Stufen aus dem Platz und nimmt den vorhandenen, aus dem früheren Kirchhof begründeten Höhen-versprung auf. Mit Sitzbänken unter den Bestandsbäumen wird dieser Ort zum ruhigen, auch spi-rituellen Aufenthaltsbereich, während der Platzrand eher zu einem lebhaften Ort werden soll.
Vor dem neuen Gebäude entsteht ein fast dreieckiger Raum, der weitgehend offen gestaltet ist. Nur ein kreisrundes, in den Boden eingelassenes Wasserspiel schafft einen Mittelpunkt.
Die angrenzenden Strassen werden als Strassenräume aufgefasst und entsprechend mit zwei seitlichen Bändern gegliedert. Dabei orientiert sich die Ausrichtung des Bandes an den vor- und zurückspringenden Gebäuden. Auch der Russelplatz wird als Strassenraum gesehen, so daß der Kirchplatz eine eindeutige und klare Abgrenzung erhält.
Der Übergang nach Osten zur De-la-Chevallerie-Strasse hin, erhält eine klar gestaltete Treppen-Rampenanlage. Die Auffindbarkeit der Marientorpassage wird damit verbessert. Die Stufen kön-nen über das Grundstück in Privateigentum weitergeführt werden, könnten aber auch davor an die vorhandene Situation anschließen.

Nutzungen
Der neue Platz soll den vielfältigsten Nutzungen zur Verfügung stehen. Einbauten werden daher nur im Umfeld der Bestandsbäume vorgesehen, wo durch die Bäume und den Höhenversprung sowieso Nutzungseinschränkungen bestehen. In den Bänken, die an „normalen“ Tagen zum Ver-weilen einladen, sind die für die Märkte und Veranstaltungen erforderlichen Strom- und Wasser-anschlüsse untergebracht. So werden störende Einbauten auf dem Platz vermieden.
Die Marktaufstellung, die sich um die Stufenanlage sowie eventuell auch entlang der Kirche gruppieren kann, wendet den heute leer stehenden Ladenlokale nicht den Rücken zu, sondern bindet diese in einen Marktrundlauf mit ein.

Material
Für den Platz sind großformatige Betonplatten (60/60/18, 60/90/18, 60/120/18) vorgese-hen. Das Farbspiel der einzelnen Platten kann von warmgrau bis beige changieren, wobei die Domplatte etwas heller ausfallen kann. Die Stufen und die Einfassung werden aus Betonmulden-rinnen in einem ähnlichen beigen Farbton vorgesehen. Hierüber erfolgt die Entwässerung des Platzes.
Die Bänke, ebenfalls aus glatten Sicht- oder Glasfaserbeton erhalten als Sitzflächen und an den beiden langen Seiten eine Holzauflage. Die Strom- und Wasseranschlüsse sind hinter der seitli-chen Holzauflage mit einer Klappe zugänglich.
Das Wasserspiel wird als leicht sich zur Mitte vertiefende Mulde ausgebildet. Im Winter, mit aus-geschaltetem Wasserspiel wird der Brunnen zum Teil des Platzes. Es wird vorgeschlagen, den vorhandenen Brunnen aufzulösen und die Figur als zentrales Element in dem neuen, kreisrunden Wasserspiel einzubinden. Falls der Weiterbau des Brunnens so nicht möglich sein sollte, sollte zumindest der mit dem runden Wasserspiel vorgeschlagene Standort als neuer Ort für den Brun-nen vorgesehen werden.

Lichtkonzept
Eine helle, weiße Grundbeleuchtung wird über Leuchten, die an den Fassaden montiert werden, erreicht. Eine warme, differenzierte Ausleuchtung der Fassaden und der Kirche schafft ein atmo-sphärisches Licht. Dies wird unterstützt durch in den Boden eingelassene, kleine verstreut lie-gende Leuchten im Bereich der Bänke unter den Bäumen. So wird hier, neben der athmosphäri-schen Wirkung, die Schattenwirkung des von oben ausgeleuchteten Platzes aufgehoben. Die Stu-fen erhalten an den seitlichen Kanten Stufeneinbauleuchten.
Die Strassenräume, die zum Platz führen, erhalten eine lineare Lichtführung über Lichtstelen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ohne die historische Kontinuität des Ortes zu brechen stellt der/die
Entwurfsverfasser/in ein eigenständiges, in die Zukunft weisendes Platzkonzept vor.
Die Grundstücksgrenzen des ehemaligen Kirch- und Friedhofs stehen den Linien der
geplanten Stufenanlage als historische Zeugen zur Seite. Die Stufenanlage wird, wo
keine Niveauunterschiede zu überbrücken sind, als ein die Beläge von Kirchhof und
Stadtplatz trennendes Band fortgeführt.
Beide Beläge werden als zeitgemäße Betonplatten vorgeschlagen, die dargestellte
Plattengröße wird mit Rücksicht auf das zur Verfügung stehende Budget zu
überprüfen sein. Der städtische Platz wird im Nordwesten durch ein in den Belag
integriertes Wasserbecken mit Brunnenskulptur wohltuend akzentuiert, die
Funktionalität ist an dieser Stelle in Bezug auf Überfahrbarkeit und Wenderadien
nachzuweisen.
Die geschickte Integration der topographischen Gegebenheiten in das Kirchhofband
als sich verschleifende Freitreppenanlage ermöglicht eine gute Erreichbarkeit aller
Orte auch mit Kleinfahrzeugen und Kinderwagen. Die Freistellung der Kirche in den
Sichtachsen entspricht den denkmalpflegerischen Vorgaben und präsentiert die
Kirche in würdevollen Rahmen in der umgebenden Stadt. Die technische Infrastruktur
zur Versorgung von Stadtevents und Märkten wird in die vorgeschlagenen
Möblierungen und Lampen integriert.
Insgesamt überzeugt der Entwurf durch die kontinuierliche hohe städtebaulich
objektplanerische Qualität.