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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2009

Oberhof 2015 Städtebaulicher Ideenwettbewerb

Lageplan Oberhof 1:1000

Lageplan Oberhof 1:1000

2. Preis

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Idee und Konzeption
In einer schrittweisen städtebaulichen Entwicklung soll in Oberhof in den nächsten Jahren eine neue Ortsmitte entstehen, die im Zusammenwirken mit der weiteren Schaffung von öffentlichen Räumen, Promenaden und Wegeverbindungen ein fein verästeltes Netz schafft, welches nachhaltig zur Stärkung und Attraktivierung des Tourismusstandortes beitragen wird. Die gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenraum der neuen Ortsmitte sorgt für Verkehrssicherheit und mehr Aufenthaltsqualität nach dem Prinzip des „shared space“ und stellt die Verknüpfung zwischen Ober- und Unterland her.
Als städtebauliches Rückgrat fungiert die direkte Verbindung zwischen den sportlichen Attraktionen am westlichen Skigebiet Fallbachhang/ Bergerlebnispark Schützenbergwiese und der östlich gelegenen Rennsteigtherme als neue ‚Kurachse’, in deren Zentrum sich die neue Ortsmitte als zentraler Platz mit Aufenthalts- und Versorgungsangeboten befindet. Neue zentrale Stellplatzangebote ermöglichen eine schnelle Erreichbarkeit und gute Verteilung der Besucher zu den verschiedenen Angeboten. Die neuen baulichen Nutzungen werden behutsam unter Beachtung der kleinteiligen, gewachsenen Struktur in die bestehenden Quartiere integriert und an die touristischen Attraktionen angebunden.

Städtebauliche Einbindung
Das ca. 24 ha große Plangebiet befindet sich in zentraler Lage Oberhofs zwischen dem bisher getrennten Oberland im Norden und dem Unterland im Süden auf einem Hochplateau inmitten des Thüringer Waldes. Die ÖPNV Anbindung erfolgt mit einer Busverbindung über die Ortsmitte zu den umliegenden Skigebieten und zum südlich gelegenen Bahnhof. Die Anbindung an das MIV-Netz erfolgt über die westlich der Ortslage vorbeiführende L3247 mit dem südlich gelegenen Autobahnanschluss ‚Oberhof’. Als zentrale Ortsdurchfahrt fungiert in Ost-West-Richtung die Gräfenrodaer Straße, die direkt zum neuen Skigebiet an der Schützenbergwiese führt. In Nord-Süd-Richtung kreuzt die Crawinkler Straße /Zellaer Straße den neuen zentralen Platz. In dieser Verbindung wird zukünftig die Aufenthaltsqualität und Orientierung für Fußgänger gestärkt und der MIV reduziert. Wichtige Fuß- und Radwegeverbindungen kreuzen das Planungsgebiet in Nord-Süd und Ost-West Richtung und werden mit dem übergeordneten Erschließungsnetz verbunden. Die Umgebung des Plangebietes ist im Norden geprägt von ein- bis zweigeschossigen Wohnhäusern und Pensionen sowie mehrgeschossigen Hotelkomplexen. Im Süden schließen zwei- bis dreigeschossige Wohn-, Pensions- und Versorgungseinrichtungen an, teilweise mit mehrgeschossigen Wohnbauten der DDR. In der Zentrumsnähe befinden sich mehrere solitäre Einzelbauwerke die eng mit dem Tourismus verknüpft sind.

Landschaft und Freiraum
Mit dem zentralen Grünzug, der östlich an den neuen Zentrumsplatz anbindet erhält Oberhof einen großzügigen Freiraum, der die bereits vorhandenen Brachflächen aufnimmt, schärft und die wesentlichen Ost-West und Nord-Süd-Verbindungen aufnimmt. Mit dem aufgewerteten Grünkorridor wird zum einen die Anbindung an die umgebende Naturlandschaft des Thüringer Waldes mit dem Rennsteig als Fernwanderweg hergestellt und gleichzeitig das Bedürfnis der Touristen und Bewohner nach attraktiven Freiräumen (Liegewiesen, Ballspielen, Spazieren,...) gedeckt. Am südlichen Rand des neuen Landschaftsparks mit weiten Wiesenräumen schaffen große Baumbosquets eine räumliche Fassung und Abgrenzung zu den zentralen Stellplatzflächen. Im westlichen Bereich geht der landschaftliche Parkteil in die intensivere Nutzung des überarbeiteten Kurparks mit erhaltenswertem Altbaumbestand über, der sich nördlich weiter entlang der neuen Verbindung bis zur Rennsteig-Therme erstreckt und zusätzliche Freizeitangebote, wie den Klettergarten aufnimmt. Formale Baumpflanzungen im Bereich des Stadtplatzes bilden die Fortsetzung des Parkbandes zum Skihang und weiter in die natürliche Landschaft. Vom neuen Zentrumsplatz bieten sich auf der Ostseite attraktive Ausblicke in den Kurpark und den landschaftlicheren Parkteil. An der Westseite ermöglicht die stark unterbrochene Bebauung die optische Verbindung mit der umgebenden Waldlandschaft.

Erschließung
Das Erschließungssystem ist einfach und klar strukturiert und unterstützt die Orientierung im Quartier.
Eine neue zentrale Wegeverbindung zwischen dem Skigebiet am Fallbachhang und der Therme bildet dabei das Rückgrat und verknüpft alle wichtigen Attraktionen und Einrichtungen.
Von der inneren Erschließung der Gräfenrodaer Straße wird der Individualverkehr zügig auf den neuen zentralen Parkplatz gelenkt, der räumlich geschickt platziert wird. Von hier aus können über sinnvolle kurze Wegeverbindungen alle relevanten Tourismuseinrichtungen schnell erreicht werden.
Im oberen Bereich des Skigebietes an der Schützenbergwiese entsteht im direkten Anschlussbereich der Ortsdurchfahrt eine weitere großzügige Stellplatzfläche, die den Ski- und Freizeittouristen ohne langen Suchverkehr den direkten Zugang zu den Wintersportattraktionen und zur neuen Bergstation des Lifts ermöglicht.
Im Gegenzug soll dafür die Nord-Süd-Verbindung über die Crawinkler/ Zellaer Straße verkehrsberuhigt ausgeführt und als Fußgängerzone aufgewertet werden. Der zentrale ÖPNV-Halt für den Busverkehr wird in die Platzfläche integriert. Zusätzlich kann bei stark frequentierten Ereignissen der bereits vorhandene Stellplatz nördlich der Therme genutzt werden. Dieser Stellplatz versorgt zugleich die in diesem Bereich verorteten Hotels und Pensionen. Das Rathaus wird durch eine direkte Verbindung durch den Park an das Haus des Gastes angeschlossen.

Bebauungsstruktur
Im Bereich der zentralen Ortsmitte entsteht eine multifunktional nutzbare Platzfläche für Veranstaltungen unterschiedlicher Größenordnung und Sonderattraktionen (z.B. Eislauffläche) die von zwei- bis dreigeschossigen Wohngeschäftshäusern auf der West- und Südseite gefasst wird und das Schloss mit anbindet. An der Westseite bleibt die Bebauung dabei so transparent, das Ausblicke in die Landschaft gewährleistet sind. Als Kopfbau entsteht eine neue Einzelhandelseinrichtung mit Verbindung zum zentralen Stellplatz am Verknüpfungspunkt zur Zellaer Straße/ Gräfenrodaer Straße. Als neuer Anfangs- und Endpunkt der zentralen Wegeverbindung bildet der solitärer Baukörper der Bergstation des Lifts den Ausgangspunkt für die touristische Nutzung an der Schützenbergwiese und bildet vom Platz aus zugleich einen Bezugspunkt zur Identität und Tradition des Ortes. Dem Weg weiter folgend wird zwischen dem Haus des Gastes und der Therme ein Hotelkomplex angeordnet, der somit in attraktiver Nähe und günstiger Erschließungslage zu allen Einrichtungen liegt.
Die gewünschten Ferienhäuser werden behutsam im Bereich nördlich des Haus des Gastes in den Bestand anstelle der bisherigen gewerblichen Nutzung integriert. Entlang der Gräfenrodaer Straße werden Baulücken und Brachflächen mit attraktiven Wohn- und Geschäftshäusern geschlossen.

Nachhaltigkeit und langfristige Perspektive
Der Entwurf bietet ein flexibles städtebauliches Gerüst an, das Anpassungen an eine veränderte Nachfrage erlaubt ohne an Qualität zu verlieren. Die Integration qualitativ hochwertiger Freiräume unterstützt dabei den Anspruch Oberhofs auf dem Weg zu einem Wellnessort mit hoher Aufenthalts- und Angebotsqualität. Zahlreiche Flächen im Stadtgebiet bieten die Möglichkeit, die Bebauung für Wohn- und Ferienwohnnutzung weiter zu konzentrieren und zu verdichten. Sollte dieses Potential erschöpft sein, so kann im nördlichen Parkteil im Bereich der Therme weiter verträglich Wohnnutzung integriert werden.
Die Entwässerung der neu geschaffenen Flächen kann über offene Mulden-Rigolen-Systeme erfolgen. Die Nutzung regenerativer Energiequellen sollte geprüft werden.

Stadtplatz und Kurpark 1:250

Stadtplatz und Kurpark 1:250

Neue Kurachse

Neue Kurachse

Kurpark

Kurpark

Stadtplatz

Stadtplatz

Neuer Landschaftspark

Neuer Landschaftspark