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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Neubau Gymnasium, Jugendhaus und Dreifeld-Sporthalle sowie dazugehöriger Freianlagen im Stadtteil Riedberg

Anerkennung

mvm+starke

Architektur

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee - Städtebauliche Einbindung

Riedberg ist ein Stadtbezirk von Frankfurt am Main, der sich von 1997 bis 2017 (geplant) entwickelt und mit 266 ha Gesamtfläche zurzeit eines der größten städtebaulichen Vorhaben in Deutschland darstellt. Die im Schulentwicklungsplan der Stadt Frankfurt am Main vorgesehene erste weiterführende Schule in Riedberg ist zentral im Quartier Mitte, unmittelbar am westlichen Teil des Kätcheslachparks gelegen, geplant. Der Neubau soll für 1.350 Schüler konzipiert werden. In direkter Nachbarschaft zum Gymnasium soll ein Jugendhaus entstehen, das für die Jugendlichen des Stadtbezirks Riedberg Freizeitmöglichkeiten unterschiedlicher Art bietet.
Leitidee für die Umsetzung der Bauaufgabe ist es einen Schulstandort zu entwickeln, der sowohl eine abgeschlossene Schulanlage mit charakteristischer Präsenz im neuen Stadtgefüge, als auch ein bauliches Gefüge mit differenzierten Bezügen zur Umgebung darstellt. So wird die stadtvillenartige Wohnbebauung entlang des Kätcheslachpark aufgenommen und in Form vier gleichgestalteter Schulhäuser interpretiert. Sie grenzen den eigentlichen, internen Schulhof nach Norden ab. Nach Süden wird die Schulanlage durch einen zweihüftigen Riegel zur Wohnbebauung hin markiert, so dass sich zur Altenhöfer Allee im Osten und zum neuen Quartiersplatz im Westen zwei grosszügige, prägnante Eingangsgesten über die Schulhöfe abbilden, welche in dem zentralen Baukörper der Aula (Pausenhalle und Foyer) münden. Ähnlich der Pausenhalle wird die Sporthalle vis a vis des Gymnasiums am Quartiersplatz positioniert und somit ebenso dem öffentlich Raum zugeordnet. Den Abschluss der Gesamtanlage im Westen bildet das Jugendhaus mit dem Hauptzugang von der Grünanlage "Römische Strasse", wodurch zwischen Sporthalle und Jugendhaus eine Hofanlage entsteht, die als interner Aussenbereich des Jugendhauses herangezogen wird.

Innere und äussere Erschliessung
Die zentrale Aula bildet das Forum der Schule und ist erste Anlaufstelle, Treffpunkt,
Pausenhalle und Veranstaltungsort. Von dort wird die Schule innenräumlich über die
pausenhofbegleitenden Gänge erschlossen. Im Bereich der Mensa, unmittelbar an der Schnittstelle zur Verwaltung befindet sich der Personen- und Lastenaufzug der Schule, welcher die barrierefreie Erschliessung des Obergeschosses ermöglicht.
Ein wesentliches Prinzip der Schule ist, neben der innenräumlichen, zentralen
Erschliessung über das Foyer, ebenso die dezentrale Erschliessung über den Pausenhof. So besitzt jedes Schulhaus einen separaten Eingang von der Pausenfläche, sei es unmittelbar im Erdgeschoss oder über den vorgelagerten Pausenbalkon im Obergeschoss.

Räumliche Organisation
Die städtebauliche Figur der Schule spiegelt unmittelbar die interne Organistion der
Schule wieder. Die Schulhäuser am Kätcheslachpark repräsentieren die jeweilen
Jahrgangsstufen als geschossweise, abgeschlossene Einheit mit unmittelbaren Zugängen am jeweils zugeordneten Pausenhof. Eine Ausnahme bildet der Musik- und Kunstbereich. Im Erdgeschoss des aulazugewandten Schulhauses profitiert er von den Freiklassen in Richtung Kätcheslachpark und kann rückwärtig zur Bühne wie gefordert zu deren Andienung herangezogen werden.
Der Südriegel ist den übergeordneten Funktionen,Mensa und Verwaltung, sowie
Naturwissenschaften und EDV-Räumen vorbehalten. Die lineare Anordnung der
Fachräume ermöglicht die vorteilhafte Organisation von Fachräumen und Sammlungen im jeweiligen Wechsel miteinander.
Der Mensa sind schulhofbegleitend die Ruhe- und Freizeiträume angegliedert, die jeweils durch das Angebot eines separaten Aussenraums, der Gartenlounge ergänzt werden. Die Verwaltung schliesst unmittelbar an das Foyer Richtung Altenhöferalle im Erdgeschoss an und ist auch über einen gesonderten Zugang vom Aussenraum (Oberstufenhof) zugänglich.
Von der Friedrich-Dessauer-Strasse wird die Andienung der Schule organisiert.
Tiefgaragenzufahrt, Anlieferung und Entsorgung sind in den Baukörper integriert. Gleiches gilt für den ausreichend bemessenen Fahrradunterstand an der Süd-West-Ecke des Schulriegels.

Architektursprache - Fassadengestaltung
Der zweigeschossige Gebäudekomplex ist Vermittler zwischen drei- bis viergeschossiger Wohnbebauung und den umgebenden Parklandschaften. Proportionen der Gebäudekubatur und der Fassadengestaltung tragen diesem Ziel Rechnung. Dennoch soll die Eigenständigkeit durch eine identitätsstiftende Fassadenformulierung geprägt werden.
Das durchgehende Konstruktionsraster von 1,20m wird mit einer elementierten
Lochfassade im Sinne der Passivhausthematik bespielt. Elemente mit
Dreischeiben-Isolierverglasung stehen im Wechsel mit einer eingefärbten
Betonfertigteilverkleidung, welche sich durch eine prägnante Profilierung über eine
ausgewählte Matrizenschalung als graffitiabweisende Fassade darstellen.

Freianlagen
Das Gymnasium, das Jugendhaus und die 3-Feld-Halle liegen eingebettet in den
Kätcheslachpark und den Grünzug Römische Straße. Die den Gebäuden zugeordneten Freiräume sind in sich geschlossen, öffnen sich jedoch in ihren Sichtbezügen zum Park. Durch die Ausrichtung der Vegetationselemente wird die Nähe zum Park erlebbar. Die Abgrenzung der Freibereiche zur Wohnbebauung vermindert störende Emissionen. Ein prägendes Element der Gestaltung ist das durchgehende Bewegungs- und Aufenthaltsband, das die zentralen Funktionen von Bildungs- und Freizeiteinrichtungen durch die Glasfassaden hindurch verbindet. Es betont die Eingänge und zeigt die Öffnung der Schule. Durchgehende Beläge, großformatige Betonplatten und modellierter Farbasphalt, verbinden die einzelnen Teilräume, so entsteht eine Zusammengehörigkeit, außerdem wird eine intensive Nutzung ermöglicht. Die Vegetationsbereiche, immergrüne Heckenpackete, Pflanzinseln mit Ziersträuchern und Solitärbäume, sind klar von den intensiv bespielten Bereichen abgegrenzt. Die Vegetationselemente erlauben eine vielfältige Nutzung schaffen jedoch auch eine Zonierung in Sitzgruppen.

Pausenhöfe
Mittelstufen- und Oberstufen Pausenhof sind durch das Foyer beziehungsweise die
Pausenhalle räumlich voneinander getrennt. Multifunktionale Bewegunsflächen sollen
die Schüler durch die Modellierung zur Bewegung anregen, gleichzeitig wird durch die topographische Gestaltung eine barrierefreie Zugänglichkeit in alle Bereiche ermöglicht. Die Absenkung einzelner Bereiche schafft interessantere Räume, in den Randbereichen entstehen Sitzkannten und schräge Ebenen. Durch die Bepflanzung entsteht eine Gliederung in Teilbereiche. Das mittige Band wird von zwei Bewegungsstreifen begrenzt, die sich in Ihrem Niveau in den Ein-und Übergangsbereichen mit dem Niveau des mittigen Bandes treffen. Sonnen- bzw. Regenschutz bietet der durchlaufende Steg, der sowohl als Sonnendeck dient als auch den Außenbereich um eine weitere Bewegungs- bzw. Aufenthaltsebene bereichert. Er stellt den schulinternen Verbindungsweg zu den Sportflächen dar, die so während der Pausen an den Pausenhof angeschlossen sind.

Freifläche Sport
Die Sportfelder, das Kleinspielfeld, das Basketballfeld, die Kurzstreckenbahn und die
Weitsprunganlage sind eingebettet in multifunktionale Bewegungsflächen. Der
Verbindungssteg kann in diesem Bereich auch die Funktion einer Tribüne erfüllen. Die Sportfläche ermöglicht durch ihre Gliederung in Teilbereiche eine parallele Nutzung verschiedener Klassen, außerdem wird durch Sitzbänke und Sitzkanten um die Pfanzinseln eine Aufenthaltsqualität für Zuschauer und die Pausennutzung erreicht.

Öffentlicher Verbindungsweg
Der öffentliche Verbindungsraum zwischen Bildungs- und Freizeitzentrum stellt keinen Bruch dar, sondern wird als Einganssitzuation genutzt. Es entsteht eine offene einladende Geste über den öffentlichen Stadtplatzbereich zur Stadt. Auch in Richtung Park entsteht eine Öffnung des Gebäudekomplexes und eine Anbindunung über den Park an die angrenzenden Wohnquartiere.

Gartenlounge
Südlich an die Pausenhöfe öffnen sich kleine Räume die an Besprechungsräume und den Speiseraum angrenzen. Durch gestaffelte Heckenpackete und Sitzbänke entstehen hier Ruheräume für Gespräche und zum Rückzug. Ein bepflanztes Ranknetz ist im Erdgeschoss offen und bildet in den Obergeschossen eine Raumkannte.

Außenbereich Klassenzimmer
Die Außenbereiche der Klassenzimmer sind in den Sommermonaten für den Unterricht nutzbar. Durch das mittige Pflanzbeet und die Abstufung in zwei Ebenen können die einzelnen Bereiche auch gleichzeitig von verschiedenen Klassen bespielt werden. Der Raum ist differenziert gestaltet ermöglicht jedoch kreative Ergänzungen von Seiten der Schüler. Durch die Nutzung als Schulgarten oder als Plattform für Installationen sollen`Bezugsortes´ der einzelnen Klassen und Lerngruppen geschaffen werden. Die Außenbereiche der Klassenzimmer stellen weder eine Beschränkung in der Schülerzahl dar, noch entsteht hier eine verlorene Atmosphäre bei Einzelgesprächen. Auch hier öffnet sich die Schule zum Park.

Freifläche Jugendhaus
Die Adresse des Jugendhauses bildet der öffentliche Grünzug, somit ist eine direkte
Vernetzung mit dem Gebiet erreicht. Das Jugendhaus hat nach Westen einen
überdachten Vorplatz der Hof dient als Bewegungsfläche und Aufenthaltsbereich.

Energiekonzept - Technische Gebäudeausrüstung
Der Schulneubau des Gymnasiums Riedberg soll als Passivhaus konzipiert werden. Die Gebäudekonzeption wird im Passivhausbausteine aufgegliedert, die jeweils separate, dezentrale Lüftungsanlagen mit WRG erhalten. Zwischenbereiche wie Verbindungsgänge können als Pufferbereiche bzw. Windfänge genutzt werden.
Wesentliche Massnahmen können wie folgt beschrieben werden.

GWA-Technik
Die Sanitärbereiche werden mit wassersparenden Armaturen ausgestattet. Die
Erwärmung des Brauchwassers erfolgt soweit möglich über Solaranlage (Kollektoren). Der diesbzgl. Restwärmebedarf wird über elektrisch unterstützte Heizelemente bewerkstelligt.
Regenwasser wird in unterirdischen Speichern für die Aussenanlagenbewässerung
zurückgehalten, dies verringert den Trinkwasserverbrauch.
Die Grundwärmeversorgung wird mittels Erdwärmetauscher abgedeckt, welche über die Erwärmung der Zuluft dem Raum zugeführt wird. Ein zusätzlicher Wärmebedarf
kann über die Beheizung mit Wärmepumpen und oberflächennaher Geothermie realisiert werden.
Eine mechanische Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung, adiabater
Verdunstungskühlung und Erdwärmetauscher wird eingerichtet. Über Luftklappen in den Lüftungskanälen sind die Räume von Grundlüftung auf Bedarfslüftung einzeln manuell steuerbar. Zulufteinbringung erfolgt über die Innenwände aus der Decke Abluft wird über schallgedämmte Überströmelemente in den Fluren und WC abgesaugt. Ein Erdwärmetauscher temperiert die Luft vor Eintritt in das Lüftungsgerät. Alternativ ist die Luftvorwärmung durch einen Solar-Luftwärmetauscher evtl. integriert in die Fassade zur Nutzung von Solarstrahlungsgewinnen in der Heizperiode einrichtbar. Kühlung ist durch Befeuchtung der Fortluft als adiabate Kühlung einzurichten. Grosse Luftklappen in
den Klassenräumen werden ausserhalb der Nutzungszeiten zur Nachtauskühlung
während der Sommernächte automatisch angesteuert.
Ein zusätzliche Kühlung in den Sommermonaten wird durch eine zentrale Kühlung
(Turboverdichter) erbracht.

ELT-Anlagen
Dimmbare Spiegelrasterleuchten mit Präsenzschalter und tageslichtabhängiger
automatischerBeleuchtungssteuerung tragen zur Minderung der Stromverbrauchskosten bei.Tageslichtlenksysteme im Sonnenschutz sorgen für ausreichende blendfreie Tageslichtversorgung bei hoher Sonneneinstrahlung.Bei Optimierung des Energieverbrauchs ist ein grosser Teil - Ziel 50% - der elektrischen Energie aus regenerativer Solarenergie zu decken.