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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Erweiterung der Evang. Hochschule in Freiburg-Weingarten

4. Preis

Planfabrik SPS

Architektur

FC-Gruppe

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

/ Die Stadt /
Weingarten West ist geprägt durch die Architektur und den Städtebau der 60er
Jahre. Charakteristisch ist die heterogene Durchmischung mit Hochhäusern und Flachbauten wie auch die in die Jahre gekommenen Aussenräume mit wildem Bewuchs und steinernen Landschaftsgebilden.
Die Hochschule aus den 70er Jahren leidet darunter besonders: Die Aussenräume ,
zwar mit beachtlichem Baumbestand, sind entweder verkrautet oder ungestaltet, die Zugänge schwer auffindbar, die Orientierung unbefriedigend.

Vorrangiges städtebauliches Ziel des Entwurfs ist es daher, dem Erscheinungsbild der Hochschule und seinem direkten Umfeld wieder Klarheit und Struktur zu geben,
Selbstdarstellung ja, aber mit der Verpflichtung zur Verbesserung und Neugestaltung
der Situation über das Neubauprogramm hinaus.

/ Die Bausteine /
Dieser Vorstellung entsprechend werden zwei neue Bausteine vorgeschlagen, die den Bestand der Hochschule zukünftig ergänzen sollen: das Forum und der Winkel-bau.
Parallel zur Grundstücksgrenze begleitet nach Abbruch des AVZ ein langes Haus die Wegeachse von der Bugginger Strasse nach Süden. Abmessungen und klare Formensprache verweisen auf die Hochschulnutzung, die Höhenentwicklung nimmt Bezug zu den Nachbargebäuden (Kindergarten, Bonhoeffergemeinde).Als flacher Sockelbau bildet es gemeinsam mit dem Forum das neue Fundament der Hoch-schule.
Im Dialog von Winkelbau und vorhandenem Hochbau entsteht ein Raum , der funktional und inhaltlich das zukünftige Herz der Hochschule versinnbildlicht :das Forum.

/ Das Entree /
Wir behalten den bisherigen Zugang zur Hochschule von Norden aus der Bugginger
Strasse bei. Aber wir rücken ihn ins Blickfeld ,dramatisieren ihn ein wenig und geben
ihm eine prägnante Adresse. Dies geschieht durch die Inszenierung der großen Treppenanlage, die in das ansteigende Gestühl der Hörsäle weitergeführt wird. Sie
ist markantes, neues Gesicht der Hochschule, Willkommengeste und Öffnung nach außen durch Darstellung von Lehre und Wissensvermittlung in den öffentlichen Raum.

/ Das Forum /
Nach dem Passieren der Hörsäle erreicht man das Forumsplateau, das mit seinem
hellen, lichtdurchfluteten ,ganzjährig nutzbaren Hallenraum den ehemals offenen Vorplatz ersetzt. Das bestehende Foyer wird hier zu einer zentralen Begegnungs-stätte erweitert, die Alt und Neu verbindet und als kommunikatives Zentrum fungiert.
Von hier werden auf einer Ebene die zukünftigen Hauptnutzbereiche erschlossen: Hörsäle, Mensa, Raum der Stille.
Das Forum ist neue Mitte, Treffpunkt und Interaktionsraum .Es kann als erweiterter Mensabereich ( Cafeteria) und ergänzende Veranstaltungsfläche dienen und es verknüpft die Erschließungswege von Nord und Süd. Es ist partiell zweigeschossig gestaltet: Eine teilverglaste Fuge lässt Licht und Luft in den Flur der Seminarräume auf der Souterainebene, die eingestellten Lifte verdeutlichen den Vertikalbezug. Im Süden öffnet sich das Forum über eine Freitreppe zum Gartenhof und empfängt den Besucher von den Parkplätzen.

/ Raum der Stille /
Den Abschluß des Erweiterungsbaus bildet am Ende des Forums der Raum der Stille. Nahezu geschlossen nach außen, aber mit gefiltertem Tageslicht von oben und über einen Dachgarten schafft er die gewünschte konzentrierte und kontem-plative Ruhe eines Sakralraums.

/ Material und Konstruktion /
Das Konstruktionsraster des Bestands wird in den Neubau übernommen. Der zwei-
geschossige Baukörper legt sich als transparenter Winkel um das Forum und zeigt sich offen nach außen. Die Glasfassade wird gegliedert durch Lüftungs / Öffnungs-flügel und geschlossene Bauteile, die mit Mehrschicht- oder Paneelplatten verkleidet werden. Diese könnten auch bei der Sanierung des Bestands Verwendung finden .und dann zu einem ganzheitlichen Erscheinungsbild beitragen.
Das Forum wird mit einem Glasdach versehen. Teilflächen sind transparent, andere
bedruckt oder an geeigneter Stelle mit Photovoltaikelementen versehen. Eine leichte,
beschwingte und frische Atmosphäre soll entstehen.

/ Technik /..
../ Wärme und Kälteerzeugung mittels Geothermie
Um den Anforderungen des Wettbewerbes und einem nachhaltigen Energiekonzept gerecht zu werden, wurde eine oberflächennahe Geothermie als System zu Grund-Wärmeerzeugung gewählt. Die Einschätzung der Lage und der Baugrundverhältnisse lässt eine geothermische Lösung als sinnvoll erscheinen. Des Weiteren kann bei einem ganzjährigen Erdtemperaturniveau von 11 °C bis 14 °C eine natürliche Kühlung realisiert werden. Diese Art der Kühlung nutzt die Temperatur des Erdreiches unter Umgehung der Wärmepumpe zur direkten, natürlichen Kühlung (siehe Schema Heizung Kälte). Um jedoch dieses Temperaturniveau sinnvoll zu nutzen ist ein Flächenkühlsystem notwendig. Im Heizbetrieb wird eine Wärmepumpe zwischen Sondenfeld und Heizsystem geschaltet und ermöglicht so eine wirtschaftliche Möglichkeit zur Gebäudeheizung. Die Dimensionierung wurde auf die so genannte Grundlast ausgelegt und wird über den Bestand zur Spitzenlastabdeckung ergänzt. In dieser Kombination werden die Vorteile einer natürlichen Kühlung und der umweltschonenden Heizung vereint.

../ Wärme und Kälteverteilung mittels Bauteilaktivierung
Um die o.g. Geothermielösung wirtschaftlich zu betreiben sind für den Kühlbetrieb bestimmte Temperaturniveaus zwingend einzuhalten. Um die die direkte Erdreichtemperatur zu nutzen ist es wichtig ein so genanntes Flächenkühlsystem als Hochtemperaturkühlung zu ermöglichen. Ähnliches gilt für den Heizbetrieb. Das wirtschaftliche Optimum einer Geothermielösung liegt bei einem geringen Temperaturhub der Wärmepumpe im Heizfall. Durch diese Anforderungen im Heiz- und Kühlfall wurde eine Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen vorgesehen. Die Bauteilaktivierung wurde jedoch auf die Grundlast der Räume (ca. 80%) ausgelegt und bedarf einer geringen Ergänzung im Tagbetrieb. Das geplante Konzept sieht einen Nachtladebetrieb im Heiz- und Kühlfall vor und wird tagsüber durch eine Lüftungsanlage, welche gleichzeitig für den Mindestaußenluftanteil zuständig ist, ergänzt.
Dadurch wird die maximale Spitzenleistung der Geotehrmieanlage begrenzt und es kann durch den Lüftungsanteil zügig auf Störgrößen oder Belegungsänderungen reagiert werden.
Für die Halle wurde anstatt der Bauteilaktivierung ein Fußbodenheizsystem vorgesehen. Diese Lösung ist der entsprechenden Raumhöhe geschuldet und entspricht ihrer Wirkungsweise der Bauteilaktivierung.

../ Raumlufttechnisches Konzept
Aufgrund des minimalen Energiebedarfs und den daraus resultierenden minimalen Leistungsgrößen für Heizen und Kühlen sind zwei Lüftungsanlagen mit einer hocheffizienten Rotationswärmerückgewinnung vorgesehen. Diese Lüftungsanlagen bringen den notwendigen Frischluftanteil in die Schulräume und ermöglichen ein individuelles Raumklima. Zusätzlich wird die relative Luftfeuchte, welche durch eine statische Kühlung ansteigt, automatisch korrigiert.
Zusätzlich wird die Zuluft für den Bistrobereich über die Halle eingebracht und kann somit die Sonneneinstrahlung im Winter zu Beheizung dieser anliegender Flächen ohne separate RLT-Anlage nutzen..

/ Aussenraumgestaltung /
Der Vorplatz an der Bugginger Strasse wird freigelegt ,eingeebnet und „entkrautet“. So weit als möglich wird der Baumbestand geschont, über Niveau liegendes Wurzelwerk wird in Pflanz-und Sitzinseln gefasst.
Während das Forum auch für die Wintermonate Treffpunkt und kommunikativen Aufenthaltsbereich darstellt, bietet im Sommer der Gartenhof im Süden das Ambiente
für Lesen ,Lernen und Gespräch. Eine Wasserwand mit bepflanztem Wasserbecken sorgt für eine entspannende Geräuschkulisse und überdeckt mögliche Störungen von den Stellplätzen. Sitzstufen begleiten ein Stück weit den öffentlichen Ost-West-weg.
Die Grünfläche südlich davon stellt eine Option für weitere Aussengestaltung dar (Bolzplatz, Liegewiese, Baumhain) und könnte als „Bürgerwiese“ ein Angebot für den Stadtteil sein. Aber auch mit einer Bebauung mit korrespondierender Höhenentwick-lung würde die städtebauliche Situation abgerundet.