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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Erweiterung der Evang. Hochschule in Freiburg-Weingarten

Anerkennung

Peter W. Schmidt Architekten

Architektur

VIKA Ingenieur GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Die Evangelische Hochschule Freiburg ist als kultureller Sonderbau innerhalb des Weingarten Quartiers konzipiert. Diese wichtige Stellung gilt es mit dem Erweiterungsbau und der Sanierung des Bestandsgebäudes entsprechend dem Selbstverständnis der Einrichtung wieder herauszuarbeiten.

Eine langgezogene Passarelle und eine große Freitreppe mit Vorplatz empfängt den Besucher an der Ostfassade. Dieser bildet das Rückrat des neuen Ensembles. Er ist Verbindungsweg zwischen dem Foyer des Bestandsgebäudes, dem Raum der Stille und dem Erweiterungsbau mit seinen Hörsälen, den Gruppenräumen und der Mensa. Vor allem aber gibt er der Evangelischen Hochschule Freiburg eine neue großzügige einladende Eingangssituation. Durch die Anordnung der beiden neuen Baukörper an den Enden dieser Arkaden wird ein langgestreckter Vorplatz aufgespannt. Die Treppenanlage, in die eine Rampe einschneidet, verschneidet sich mit dem Hügel, auf dem exponiert zwischen Bestandsbäumen der skulpturale Baukörper des Raumes der Stille ruht. Der Bereich des ehemaligen Vorplatzes wird durch den Säulengang zu einem introvertierten Innenhof.

Auf der Westseite besetzt der Erweiterungsbau selbstbewusst das benachbarte Flurgrundstück und spannt einen weitläufigen Campus mit der Terrasse der Mensa und Freibereichen zum Erholen und Lernen auf. Durch die warme erdige Farbe der Ziegelsteinfassade verbindet sich der neue Hochschulbau harmonisch mit dem gestalteten Landschaftsraum. Der öffentliche Weg, der zwischen Neu- und Altbau eine wichtige Verbindungsachse innerhalb des Wohnquartiers fortführt, ist mit breiten Hainbuchenhecken abgesteckt. Von der Bugginer Strasse aus lässt sich das Foyer über einen neuen Treppenkörper direkt erreichen.

RAUMKONZEPT

Die Evangelische Hochschule Freiburg erhält mit der Passarelle ein neues Gesicht zur Stadt. Mit der Erweiterung wird so aber auch die Chance genutzt den Bestand zu transformieren und seine Funktionsabläufe zu schärfen. So werden die neuen Büroflächen im Westflügel des Bestandes untergebracht und dort befindliche Vorlesungs- und Seminarräume in den Neubau verlagert. Durch die Konzentration der Büroräume in den West- und Nordflügeln, kann auch eine effizientere Klimatisierung erfolgen. Die ehemaligen Technikschächte an der Außenfassade werden zurückgebaut. Die Büros bedürfen keiner künstlichen Lüftung, wogegen dies bei den Seminarräumen im Ostflügel sowie im Neubau unvermeidlich ist. Auch kann durch Umorganisation einiger Flächen im UG Platz für einige Büroflächen des EG geschaffen werden. Der Musikraum wird ebenso wie das Audiovisuelle Studio in den Neubau verlegt. So entsteht die Chance zu einem großzügigen Foyer, an dem sich die Wegebeziehungen zwischen den Nutzungen der Hochschule als auch der Wegebeziehung zu den 3 angrenzenden Freiräumen bündeln.

Betritt man den Erweiterungsbau über die Passarelle, so befindet man sich in der Ebene der Hörsäle. Es eröffnet sich entlang der Enfilade der Blick auf den langgestreckten Campus. Das Thema dieses Aussichtsflures zieht sich durch alle Geschosse des Neubaus. Er ist jeweils Vorzone und Kommunikationsraum. Von hier öffnet sich auch der weitläufige Blick auf die südliche Berglandschaft. In den oberen Geschossen finden sich die Vorlesungs- und Seminarräume, die über eine kleine Dachterrasse zusätzlich belichtet werden. Die großen Öffnungen in dem neuen Solitärbau unterstreichen die Würde und Offenheit der Einrichtung. Durch seine wertbeständigen Materialien und das effiziente Klimakonzept ist das repräsentative Bauensemble ein Vorbild für einen nachhaltigen Stadtbaustein.


PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Verfasser schlägt als Erweiterungsbau
ein solitäres Gebäude
auf dem Südgrundstück vor, das
in Volumen und Körnung einem in
dem Quartier bekannten Maßstab
entspricht. Das in großer Ruhe ausgeformte
Gebäude entwickelt einen
Dialog mit dem Raum der Stille, der
am entfernten nördlichen Grundstücksende
als kleines Volumen platziert
wird. Verbunden sind die beiden
Gebäude mit einer langen Passarelle,
die erhöht auf Ebene 1 liegt und
auf einer Seitenfl anke auch der neue
Zugang in die Hochschule sein soll.
Erschlossen werden kann die Passarelle
über eine große Außentreppe,
die sich nur in östlicher Richtung orientiert.
Der Verfasser schlägt damit eine
großstädtische Lösung vor, die qualitätsvolle
und ästhetische Elemente
beinhaltet. Es ist unverkennbar eine
Poesie entwickelt worden, die leider
an den fehlenden städtischen Gegenüber
und der falsch gerichteten
Adressbildung leidet.
Die Passarelle ist als Entree für die
neue und auch alte Eingangssituation
gedacht. Der bisherige Hauptzugang
soll nun noch Terrasse ohne
Außenerschließung sein.
Die bestehende Fußwegeverbindung
wird linear fortgeführt, doch das Gebäude
könnte auch auf der Südseite
umgangen werden.
Auf der Ebene – 1 befi nden sich
Funktionsräume und die Mensa, der
ein großzügiger Außenraum Richtung
Westen zugeordnet wurde. Auf Ebene
1 befi nden sich beide Hörsäle, die
funktional nicht dem bestehendem
Foyer zugeschaltet werden können.
In den drei darüber liegenden Geschossen
befi nden sich Musikraum,
Audiovisuelles Zentrum, Gruppenund
Seminarräume, teilweise über
einen Lichthof belichtet. Somit wurde
das Raumprogramm weitgehend erfüllt.
Über thermisch aktivierte Massen in
Form von einer Bauteilaktivierung im
Neubau und abgehängte Kühlsegel
im Bestand wird das Gebäude geheizt
und gekühlt. Die Lüftung wird
widersprüchlich beschrieben, teilweise
wird eine mechanische Lüftung
vorgesehen, teilweise wird keine
Lüftungsanlage benötigt. Ansonsten
wird das energetische Konzept kurz
beschrieben, die Kälteerzeugung ist
unklar. Der lange verglaste Verbindungsgang
verschlechtert das A/VVerhältnis.
Vom Preisgericht wird die eindeutige
ästhetische Aussage des Entwurfes,
der sehr artifi ziell verschiedene Themen
der Architektur, des Städtebaus
und der Materialität behandelt, gewürdigt.
Leider wirkt die große Geste
für den Stadtteil reichlich unangemessen.
Auch die Wegesituation zur
Kapelle wirkt überzogen und lässt
einige Fragen aufkommen.