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Einladungswettbewerb | 12/2008

Geschäftshaus am Rotkreuzplatz

Blick von der Nymphenburger Strasse

Blick von der Nymphenburger Strasse

3. Preis

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Feimann Engineering GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Leitgedanke: Der gute Nachbar
Es geht um die Frage der angemessenen Haltung an diesem an Erinnerungen und Identifikationen so reichen Ort am Rotkreuzplatz und an der Nymphenburger Straße.
Was wir uns als Verfasser des vorliegenden Entwurfs wünschen ist, dass er von den Bewohnern des Stadtteils Neuhausen als guter Nachbar wahrgenommen wird, der das architektonische Vokabular der Nachbarbebauungen und der Vorkriegsbebauung aufnimmt und trotzdem dem Ort einen positiven neuen Impuls verleiht, an dem auch die Nachbarn partizipieren.

Umsetzung des Leitgedankens
Der Fußabdruck des Gebäudes folgt der Kontur des Grundstücks. Dachschrägen und Erker stehen im Dialog mit den weiteren Gebäuden im Block. Auch die direkten Nachbarn können und werden sich ggf. weiter baulich entwickeln, so dass sich die Frage nach einem nachhaltigen Anschluss insbesondere bei der Dachlandschaft stellt. Zwei große Gauben, die auch – gemäß der Vorkriegsbebauung – als kleine „Türme“ lesbar sind, vermitteln durch eine Akzentuierung zu den heutigen aber auch zukünftigen Anschlusshöhen und Dachformen der Nachbarbebauungen. Städtebaulich stehen diese Akzente im Dialog mit den wichtigen Orten und Blockpunkten der Umgebung. Die größere Gaube ist Fixpunkt für den sich auf der Nymphenburger Straße von Norden nähernden Betrachters, als auch Akzent und neuer Adressgeber am Rotkreuzplatz. Die kleinere Gaube nimmt Bezug auf den vis-à-vis liegenden Karl-Albrecht-Hof als zweiten Quartiersplatz in Sichtweite der neuen Eckbebauung. Der Neubau spannt somit den erforderlichen Bogen zwischen direkter und weiterer Nachbarschaft.
Zu einem „guten Nachbarn“ gehört auch, sich in eine Gemeinschaft einzuordnen und nicht in allerletzter Konsequenz unter Ausnutzung sämtlicher baurechtlicher Möglichkeiten eine Flächenmaximierung vorzunehmen. Auf großmaßstäbliche straßenseitige Fassadenvorsprünge wurde daher aus Rücksicht auf die Kleingliedrigkeit der Nachbarbebauungen ebenso verzichtet, wie auf eine abgetreppte Kubatur zum Hof, die jedoch zu großer räumlichen Enge und schlechter Belichtung der Hofanrainer geführt hätte.

Umsetzung der funktionalen Vorgaben
Die Ausnutzung des Grundstücks wurde daher insbesondere durch eine optimale Grundrissentwickung erreicht. Gemäß Landesbaurecht Bayerns wurde mit nur einem Fluchttreppenhaus gearbeitet. Der zweite Fluchtweg kann beim vorliegenden Gebäudetyp über das Anleitern mit Hubfahrzeugen der Feuerwehr sichergestellt werden – eine entsprechende Aufstellfläche ist vorgesehen. Auch bei funktionaler Dreiteilung der Obergeschosse haben alle Nutzungsbereiche Anschluss an die straßenseitige Fassade und können somit von hier angefahren werden. Selbstverständlich sind die Untergeschosse über zwei separate Treppenhäuser zu entflüchten. An den Ausgang dieses zweiten Fluchttreppenhauses sind auch alle dienenden Funktionen wie Zugang zu Technik- und Lagerflächen (auch Müll/Wertstoffe) angelagert, so dass das hochwertige Haupttreppenhaus vor evtl. Verunreinigungen und Beschädigungen durch den laufenden Betrieb verschont bleibt.
Das Haupttreppenhaus ist zum Rotkreuzplatz orientiert. Alle Mieter im Haus haben somit die Adresse des Platzes. Die eingezogene Eingangszone bietet Schutz vor Witterung und kann in den Nachtstunden verschlossen werden. Das 1.OG ist neben der möglichen Verbindung mit den Ladenlokalen im EG auch vom Haupttreppenhaus direkt zugänglich und ermöglicht somit alternativ zur Laden- auch die Büronutzung.
Die OGs sind als Einzel-, Kombi- und Großraumbüro nutzbar und können in bis zu drei Einheiten unterteilt werden.

Materialität
Bei der Wahl der Materialität des Gebäudes werden folgende Parameter berücksichtigt: Eingliederung in die Umgebung, lange Haltbarkeit, einfache Pflege und positives Verhältnis von Investitions- zu Baunutzungskosten. Wir schlagen daher vor, die Fassade aus einem regional gewonnenen Naturstein zu erstellen, der besonders beständig gegen Umwelteinflüsse und dessen Oberflächenbehandlung unanfällig für Verschmutzungen ist. In Abstimmung mit der Farbgebung der Platznachbarn empfehlen wir den Wachenzeller Dolomit, diamantgesandstrahlt.
Für die Fenster schlagen wir thermisch getrennte Aluminiumprofile vor. Die vorspringenden Kastenfenster in den OGs erhalten eine Bekleidung aus dunkel eloxiertem Aluminium.
Die Schaufenster im EG erhalten Markisen, um den Geschäftshauscharakter der Fußgängerebene zu betonen. Eine einheitliche Farbigkeit der Markisen ist ein Muss. Ladenwerbung sollte nur als Namensaufdruck auf den Markisen erlaubt sein, darüber hinaus sind Werbungen in den Schaufenstern möglich.

Konstruktion, Energetik, Wirtschaftlichkeit und Durchführbarkeit
Das Gebäude ist als Stahlbetonskelettbau geplant. Die gewählten Flachdecken ermöglichen eine Deckeninstallationsebene bei minimalem Platzverbrauch und stellen gegenüber einem System mit Unterzügen die wirtschaftlichere Lösung dar. In Fassadenebene ist lediglich jede 4. Stütze zwingend statisch notwendig. Jede 2. „Stütze“ wird als dezentrale Lüftungseinheit ausgebildet, was ein höchst individuelles Abstimmen auf Mieterwünsche und Nutzerverhalten und somit minimale Betriebskosten garantiert. Die Lochfassade ist auf ein optimales Verhältnis zwischen geschlossenen und verglasten Fassadenflächen abgestimmt. Die vorgehaltene Technik macht eine natürliche Lüftung nicht erforderlich. Um jedoch auch den psychologischen Faktor der Fensterlüftung sicher zu stellen, werden Fenster mit erkerähnlichem Vorbau installiert, welche durch die vorgelagerte Prallscheibe eine zusätzlich schallgedämmte natürliche Lüftung ermöglicht. Sämtliche Glasflächen werden als von innen zu reinigen ausgeführt.
Das Gebäude garantiert somit das Eingehen auf individuelle Mieterwünsche, geringste mögliche Betriebskosten und größtmögliche Investitionssicherheit.
Das Konzept ist mit den Fachgewerken vorabgestimmt. Der Technikflächenbedarf ist ermittelt und im Konzept berücksichtigt. Zusätzlich Technikaufbauten werden somit vermieden. Der Entwurf kann kurzfristig zur Bauantragsreife geführt werden.

Technische Anlagenbeschreibung
Die exponierte Lage des Projektes sowie die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten erfordern eine sinnvolle Technik zur nutzungsgerechten Raumkonditionierung.
Desweiteren ist die hohe Flächeneffizienz zu berücksichtigen und der Flächenverbrauch durch technische Einrichtungen zu minimieren. Hierbei gilt es die Systemauswahl hinsichtlich folgender Ansprüche wie:

• Alleinstellungsmerkmal gegenüber marktteilnehmenden Immobilien
• Höchster Komfortanspruch an Temperatur und Behaglichkeit
• Optimierte Betriebskosten
• Größtmögliche Flexibilität bei minimierten Vorhalte-/u. Umbaukosten
• Abdeckung eines breiten Raumnutzungsspektrums

zu treffen.

Der geplante Baukörper erfüllt durch seine Konzeption und Ausrichtung hervorragend den Umgang mit den äusseren Einflüssen und reduziert damit den technischen Anlagenaufwand auf ein Minimum.

In der DIN EN ISO 7730 sind die Komfortanforderungen für die Art der Nutzung festgeschrieben. Zur Erreichung optimaler Bedingungen ist der Einsatz einer Teilklimaanlage erforderlich.

Statt einer zentralen Luftaufbereitungsanlage werden dezentrale Fassadenlüftungsgeräte entsprechend dem Fassadenraster vertikal orientiert.
Luftansaugung und Luftabführung werden in die Fassade integriert
Die Wärmerückgewinnung wird innerhalb des Gerätes realisiert.

Ein wesentlicher Vorteil hinsichtlich minimaler Betriebskosten stellt der präsenzgeführter Komfort- / Standby-Betrieb mit Abschaltung bei Fensteröffnung durch Nutzer dar. Individualversorgung und –konditionierung der Räumlichkeiten bei minimalen Betriebskosten sind somit sichergestellt.

Durch Einsatz der dezentralen Lüftungsgeräte kann die Lüftungszentrale sowie das gesamte Kanalnetz entfallen (incl. Steigeschächte). Verbleibende zentrale Einrichtungen sind:

- Abluftanlage Tiefgarage
- Zu- u. Abluft Gewerbeeinheit (1. UG/EG/OG)
- Fernwärmeübergabe
- Trinkwassereinspeisung
- Elektroeinspeisung
- Kälteerzeugung.

Die dezentralen Fassadenlüftungsgeräte können modular ausgebaut werden. Je nach Nutzungsanforderung können folgende Behandlungsstufen individuell geschaffen werden:

- Heizen
- Heizen /Lüften
- Heizen/Kühlen/Lüften
Blick vom Karl-Albrecht-Hof

Blick vom Karl-Albrecht-Hof

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss