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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Neubau eines 4-zügigen Gymnasiums mit 3-fach-Sporthalle in München Ost / Stadtbezirk 15 Trudering-Riem

1. Preis

schürmann dettinger architekten

Architektur

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Situation
Die Auslobung stellt die Herausforderung, ein anspruchsvoll großes Bauvolumen an
einer sowohl in der Heterogenität der umgebenden Bebauung, als auch in der
besonderen Bedeutung der landschafts- und grünräumlichen Gliederung,
empfindlichen Lage sensibel zu integrieren.

Baukörper + Geschossigkeit
Wir schlagen einen schmalen Baukörper vor, der in der Längenausdehnung mit dem
Maßstab der bandartigen Siedlungsstrukturen korrespondiert und mit der sechsteiligen
Gliederung des Bauvolumens den Übergang zur kleinteiligen Wohnbebauung im
Westen und zgl. eine Lärmabschirmung der Schulaussenflächen erreicht. Die
3-Geschossigkeit reduziert bewußt den Maßstabssprung zur Siedlung, der zur
Markgrafenstrasse vorgelagerte flache Riegel und das Zurücktreten von der
Strassenfront reduzieren die Erscheinung des großen Volumen um ein weiteres.
Zuletzt erscheinen drei Geschosse sowohl im Sinne einer Schulgemeinschaft aber
auch in konstruktiven und brandschutztechnischen Fragen eine sinnvolle Grenze zu
sein.

Gliederung
die Aula bildet in ihrer Bedeutung als Veranstaltungraum für Schule und Stadtviertel
einen zeichensetzenden Auftakt des Gymnasiums und strahlt markant in den
Grünraum der Friedenspromenade aus.
die Pausenhalle . verknüpft Aula ( deren Foyer sie sein kann ) und Schule
Der südlich anschließende Erdgeschoss - Bereich der Schule bildet mit allen zentralen
Einrichtungen die "Promenade" und erschließt in einer Reihe von Himmelstreppen die
Klassenkörper.
Die Sporthalle bildet den mit der Schule verbundenen, aber autark organisierten
korrespondierenden Schlusspunkt in Korrespondenz zur Aula.

Die Klassenkörper
Über die wie ein Rückgrat das EG durchziehende Promenade werden die
zweigeschossigen "Klassenkörper" erschlossen. Diese Körper gliedern im
sechsteiligen Rhythmus den Baukörper. In ihrer solitären Reihung sind sie die weithin
sichtbaren "Kerne" der Schulanlage.
Die Struktur dieser Klassenkörper ist stringent aus dem vorgeschlagenen Konzept
vielfältiger pädagogischer Nutzbarkeit entwickelt.

Räume zum lernen . pädagogisches Raumkonzept
Die erschließungstypologische und räumliche Konfiguration eines Schulgebäudes
beeinflusst als "dritter Lehrer" ganz wesentlich das Potential an möglicher sozialer und
pädagogischer ( Inter- ) Aktion !
Analog zu den immer mehr geführten pädagogischen Diskussionen um Vielfältigkeit
des Lernens und der notwendig immer komplexeren interdisziplinären
Bildungsvermittlung schlagen wir ein Raumgefüge vor, daß alle Formen des
gebunden, freien, individuellen oder gruppenbasierten Lernens in einer "zu lebendiger
Schule anstiftenden" Räumlichkeit abbilden will.

Struktur + Raumschaltungen
( vom zweibund zur lernlandschaft )
Ausgangspunkt des Raumkonzeptes der "Klassen-Körper" ist ein konventioneller
Zweibund, der allerdings durch Fluchtreppen so gegliedert ist, daß über maximal eine
angrenzende Klasse, also ohne die Inanspruchnahme des "Flures", in zwei
Richtungen geflohen werden kann.
Die Flure werden somit weitgehend brandschutzanforderungsfrei. Das erhebliche
Potential der sonst monofunktionalen Erschliessungsflächen kann damit als
pädagogische Fläche genutzt werden.
Dies kann in erster Annäherung durch die schlichte Inbesitznahme der "Flurräume"
geschehen ( z.B. in den Naturwissenschaften ... ) .
Die von uns vorgeschlagene ( auch konstruktive ) Struktur ermöglicht jedoch eine je
nach Auslegung - auch unterschiedlich zu handhabende - fortschreitende Auflösung
des raumgebundenen Klassenverbandes bis hin zu freien Schullandschaften
vielfältigster Lernorte,die Zonen der Kontemplation und Ruhe mit kommunikativen
Zonen verbinden.

Strukturelles potential und variablität
Das vorgeschlagene erschließungstypologische und konstruktive Strukturkonzept
ermöglicht durch die hohen beschriebenen Freiheitsgrade eine weitreichende
Variablität der Raumauslegung.
Verteilungen und Zuordnung der Unterrichtsräume sind zum Einen ohne wesentliche
Änderungen der Grundparameter des Gebäudes bestimmbar. Ein mögliches
weitgreifendes Trennen der Tragstruktur von den Systemen des Raumabschlusses
würde darüberhinaus sogar eine spätere Umorganisation erlauben.

Aussenanlagen
Auftakt der Aussenanlagen der Schule ist der offene Platz als repräsentativer
öffentlicher Raum in der Friedenpromenade. Die überdachten Fahrradplätze werden
an der Turnhalle angeordnet, direkt am vom Grünzug kommenden F/R-Weg, was
einer Entflechtung der Verkehrsströme dient und der externen Nutzung der Turnhalle
entgegenkommt.
Die zum Grünzug orientierte Freifläche ist Pausen- und Sportbereich. Sie umfasst die
optisch direkt in den Grünzug übergehende Rasenfläche, das den „Häusern“
vorgelagerte „Pausenband“ und den abgesenkten Sportbereich.
Durch die Tieferlegung um 3 Sitzstufen und die Bepflanzung und Möblierung des
Pausenbandes wird eine Störung während der Unterrichtszeit vermieden, in
Pausenzeiten kann der gesamte Sportbereich mitgenutzt werden. Auch die östlich
gelegene Wohnbebauung erhält so einen gewissen Lärmschutz.
Das Bepflanzungskonzept orientiert sich am Umfeld, eine Besonderheit stellt das
Pausenband mit der „Felsenbirnenwolke“ dar. Die Möblierung ist weitgehend in die
bauliche Gestaltung integriert bzw. aus dieser entwickelt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser erreichen mit ihrem schmalen dreigeschossigen Baukörper, korrespondierend mit der östlichen bandartigen Siedlungsstruktur, und der Gliederung in 7 ablesbare Baukörper sowie dem vorgelagerten Trakt mit Schulgarten an der Markgrafenstrasse eine gute Integration in die vorhandene Wohnbebauung. Auch ist mit ihrem Gebäude eine wirksame Lärmabschirmung zur südwestlichen Wohnbebauung gewährleistet.
Über einen an der Friedenspromenade vorgelagerten Platz wird die Schule am vorderen Teil der Markgrafenstrasse gegenüber der Wohnbebauung erschlossen.
Die TG-Einfahrt ist hier richtig angeordnet.
Durch Lese-/ Schulgarten und Werkhof wird aus städtebaulicher Sicht ein weicher verträglicher Übergang zur Wohnbebauung im Südwesten geschaffen.

Die Lage der Pausenhalle ermöglicht eine gute Orientierung zum Ganztagesbereich, zur Aula und zur Schulpromenade. Von dieser werden die Klassentrakte über sogenannte Himmelstreppen erschlossen. Durch die großzügig dimensionierte Promenade wird eine günstige Verteilung der Schülerströme erreicht. Die Aufweitungen vor den Treppenhäusern bieten eine gute Orientierung innerhalb des Klassentrakts. Die Lage der Fachlehrsäle im ersten OG ist im Schulbetrieb günstig. Die Zuordnung der Garderoben im EG zu den Treppen ist sinnvoll. Der Ansatz der flexiblen Klassenzimmernutzung wird positiv anerkannt, und bietet vielfältige Nutzungsvarianten. Das langgestreckte Pausenhofband überzeugt in seiner Ausformung allerdings nicht. Die Fahrradstellplätze sind vom Eingang sehr weit entfernt.

Die Sporthalle hat nicht die erforderliche Breite, eine Verbreiterung erscheint aber machbar.

Die Aula ist gut als eigenständige Einheit abgetrennt vom Schulbetrieb nutzbar.
Durch den gegliederten Baukörper, die Lichtführung innerhalb des Schulgebäudes und die transparenten Holz-Glas-Fassaden überzeugt die Arbeit gestalterisch.

Die Freisportbereiche sind richtig angeordnet.

Der Übergang zum öffentlichen Grünzug ist gut gelungen, insbesondere da mit einer zurückhaltenden Gestaltung die Flächen selbst wirken und großzügige Räume entstehen.
Die Sitzbänke vor dem Eingangsbereich sind ein gutes Angebot für diesen Platz.
Der regelmäßig mit Bäumen bestandene Vorplatz fügt sich selbstverständlich in den Grünzug der Friedenspromenade ein und betont darüber hinaus, dass hier der Auftakt für die Schule ist.

Es wird jedoch bedauert, dass der tatsächliche Eingang der Schule nicht darauf reagiert und in der Markgrafenstraße situiert ist.
Die baurechtlich Anforderungen sind im wesentlichen eingehalten.
Der Wettbewerbsbeitrag weist niedrige BRI - und BGF - Werte aus, was insgesamt zu günstigen Investitions- und Betriebskosten sowie zu einem niedrigen Primärenergiebedarf führt. Der kompakte Baukörper mit relativ geringem Fassadenanteil wirkt sich ebenfalls günstig aus.

Der vorgeschlagene Entwurf ist insgesamt ein sehr gelungener Wettbewerbsbeitrag.