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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

"Umbau und Erweiterung Österreichisches Schlösschen"

2. Preis

F29 Architekten

Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Beurteilung des Preisgericht:

Das Österreichische Schlösschen erfährt eine Erweiterung durch die Addition eines
skulpturalen Baukörpers an der Nordflanke. Der Anbau verschmilzt mit dem Altbau zu einer kraftvollen Einheit. Die so entstehende Symbiose von Alt und Neu spricht eine eindeutige, zeitgemäße Sprache. In der Fuge zwischen beiden Baukörpern, die als über alle Geschosse durchlaufender Luftraum ausformuliert ist, entsteht ein spannungsvoller Innenraum.
Die vom Verfasser als „Wendelstein“ bezeichnete Vertikalerschließung dominiert
als offene, dreiläufige Treppe den Luftraum. Der aus Brandschutzanforderungen
resultierende, notwendige Raumabschluss ist nicht dargestellt und scheint nur mit hohem Aufwand in die räumliche Situation integrierbar. Die gestalterische Qualität einer gefalteten Wellblech-Außenhaut kann nicht überzeugen. Der beabsichtigte skulpturale Effekt wird durch die Differenzierung zwischen Fassade
und Dachhaut massiv gestört. Die als Idee- und Konzeptherleitung dargestellte Einheit von Wand und Dach ist skulptural wesentlich stärker und sollte weiter verfolgt
werden.
Die Anlagerung des Neubaukörpers an das Österreichische Schlösschen klärt die städtebauliche Situation und lässt einen wohlproportionierten Abschluss der östlichen Marktfront entstehen mit spannungsvollen Raum- und Sichtbezügen zum Kreuzgarten. Die Weite des Marktplatzes wird geschickt in den angrenzenden Stadtraum eingeleitet. Durch Weiterführung der historischen Dachfläche wird die Traufhöhe des Schlösschens an die gegenüberliegende Bebauung herangeführt.

Aus Sicht des Nutzers besteht eine Sicherheitsproblematik in Bezug auf die vorgeschlagene Schleusensituation. Eine Aufsichtsfunktion ist nur schwer realisierbar. Backoffice und Sortieranlage erscheinen gut gelöst. Die Auskunftsplätze werden zusammengefasst, sollten jedoch auf 2 Ebenen angeordnet werden. Die Dualität der Zugänge wird positiv bewertet, wobei der Nordzugang als untergeordnet empfunden wird und eine eindeutige Stärkung erfahren muss. Die Studienzone auf Ebene 3 sollte eine Attraktivitätssteigerung erfahren, Einzelarbeitsplätze sollten abtrennbar sein. Als überaus positiv werden die Leseplateaus im Luftraum gewertet, die mit den historischen Erkern des Altbaus
korrespondieren. Die Ausführung der Plateaus hat leider umfangreiche Eingriffe in die
Denkmalsubstanz zur Folge, die so nicht akzeptiert werden können. Der Veranstaltungssaal im 2. UG ist folgerichtig als Ergänzung der Gastronomie angeordnet. Der Einblick von der darüber liegenden Empore verspricht einen spannenden räumlichen Bezug. Aus Sicht der Denkmalpflege sollten die Eingriffe in den Bestand deutlich reduziert werden.

Die ortsuntypische vorgeschlagene Blechfassade wird als befremdlich empfunden,
bestätigt jedoch den Altbau in seiner historischen Materialität. Die Dominanz bleibt
demzufolge eindeutig beim Altbau.

Der vorgeschlagene Entwurf wird als konsequenter und leidenschaftlicher Beitrag zur
Wettbewerbsaufgabe gewertet.