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begrenzt offener, einstufiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem qualifizierten Auswahlverfahren | 01/2005

Sanierung und Erweiterung der Müller-Guttenbrunn-Schule und Neubau einer 3-Feld-Sporthalle mit Freiraumgestaltung

1. Preis

Trapez Architektur GmbH

Architektur

fd-ingenieure, Dipl.-Ing. Frank Dröse, Tragwerksplanung, Brandschutz, Thermische Bauphysik

Bauingenieurwesen

zweitraum - büro für architektur

Architektur

Erläuterungstext

Leitgedanken

Die neue Grundschule Klein Flottbek erhält ein selbstbewusstes Profil über einen Baukörper, der sich trotz seiner Größe maßstäblich in die bauliche und natürliche Umgebung einfügt und sich ebenso maßstäblich seinen Nutzern gegenüber darstellt.
Die strahlenförmige Grundrissfigur des Schulbaus mit dem gemeinsamen, zentralen Treppenraum ermöglicht, neben abgeschlossenen Flächen zur konzentrierten Vermittlung von Lerninhalten, ein großes Maß an kommunikativen Flächen für das soziale Miteinander.
Von außen betrachtet erscheint die neue Schule hell und freundlich. Die Fassaden lassen mit ihrer Tiefenwirkung den vielschichtigen Aufbau der passivhausgerechten Konstruktion erahnen. Im Innern der Schule wird den Schülern einerseits über warme Farbtöne und Oberflächen eine Geborgenheit vermittelt und andererseits über unterschiedliche räumliche Überraschungen der Entdeckergeist wach gehalten.


Städtebau

Sporthalle und Schule wurden zu einem Baukörper verschmolzen, um einerseits möglichst wenig Oberfläche zu erzeugen und andererseits den komplexen Anforderungen an die Umgebung gerecht zu werden.

Straßenseitig wird das Gebäude zurückgesetzt. Der bestehende Grünstreifen wird reduziert in Länge und Höhe. So entsteht eine Vorplatzsituation im Zugangsbereich der Schule als geschützter Sammelplatz für den morgendlichen Ansturm. Die Schüler können hier mit dem Auto abgesetzt werden, mit dem Fahrrad und zu Fuß direkt diesen Vorplatz erreichen.
Der straßenseitige Baukörper wird in einen zwei- und einen dreigeschossigen Gebäuderiegel geteilt. Die Stirnseiten dieser Gebäuderiegel wurden über die vorgesetzten Treppenhäuser schlank gehalten, um der ansonsten kleinteiligen Bebauung Klein Flottbeks keine zu große Gebäudemasse entgegenzusetzen.

Im Osten des Gebäudes befindet sich der geschützte Schulhofbereich, gegliedert in verschiedene Nutzungsebenen und –zonen. Hier kann unterschiedliche Aktivitäten parallel nachgegangen werden. Eine Durchwegung dieses Bereichs durch Bewohner oder Schüler des Gymnasiums ist nicht vorgesehen, um hier den grundschulspezifischen Außenraum zu schützen. Der südlich angrenzende Gebäuderiegel wurde im zweiten Obergeschoss so gestaffelt, dass der Schulhofbereich großzügig besonnt wird.

Entlang der Westseite des Gebäudes wird ein befestigter, doch unversiegelter Weg als Quartiersdurchwegung und Zuwegung zum Gymnasium angelegt. Dieser Bereich wird ebenfalls zum Parken für größere Veranstaltungen freigegeben. Die Sporthalle mit Nebenräumen wird auf dem Höhenniveau der Paula realisiert, so dass diese nicht über die Höhe des zweigeschossigen straßenseitigen Riegels hinausragt und sich im Gegenüber zur kleinteiligen Bebauung Klein Flottbeks zurücknimmt.

Wir haben wert darauf gelegt, dass bei unserem Entwurf der gesamte wertvolle Baumbestand erhalten werden kann.


Funktion

Der kommunikative Mittelpunkt der Grundschule Klein Flottbek wird der zentrale, offene Treppenraum sein, den man direkt über den Windfang des Haupteingangs erreicht. Von diesem zentralen Treppenraum aus werden alle Funktionsbereiche erschlossen und die erdgeschossige Aufweitung dient als kleines Foyer zum zuschaltbaren Musikraum mit „Sitzrampe“ im Erdgeschoss und Zuschauergalerie im Obergeschoss. Aus diesem Foyer gelangt man direkt zum Vorschulbereich und zum Hort, hat Einblick in die Bibliothek und erreicht direkt einen Ansprechpartner im Bereich der Lehrer und der Verwaltung. Auch die Sporthalle wird von hier aus durch die Grundschüler direkt erschlossen.

Zur besseren Orientierung der Schüler wurden farbige „Nester“ in den zentralen Treppenraum gehängt. Diese „Nester“ bergen die gemeinsam genutzten Differenzierungsräume. Sie können von nahezu jedem Standort im zentralen Treppenraum entdeckt werden und sind von allen Klassen auf kurzem Weg zu erreichen.

Die Vorschule wurde in drei Bereiche gegliedert und so angelegt, dass unter anderem dem Bewegungsdrang der Vorschüler bei jedem Wetter nachgekommen werden kann. Jeder Vorschulbereich hat einen direkten Zugang zum Schulhof und dort zu den verschiedenen Spiel- und Bewegungsflächen. Im Gebäudeinnern kann der Vorschule bis zur Umsetzung der Tribüne diese Fläche als Spiel- und Bewegungszone zugeschlagen werden. Eine innere Fassade trennt dort Sporthalle von der Spiel- und Bewegungszone, dem optionalen Tribünenbereich. Im Falle der Einrichtung der Tribüne kann diese Fassade dann mit geringem Aufwand in Richtung Vorschule verschoben werden. Die Vorschule sehen wir als offenes Raumkontinuum, in dem auch abgeschlossene Räume über mobile Elemente, wie Schiebetüren, elementierte mobile Trennwände oder auch Vorhänge je nach Bedarf gebildet werden können. Einige feststehende Wandelemente im Bereich der auszuweisenden Gruppenräume strukturieren den Raum, wechselnde Boden-, Decken- und Wandbeläge lassen die unterschiedlichen Bereiche haptisch, wie akustisch differenziert wahrnehmen.

Der Hort wird ebenfalls im Erdgeschoss untergebracht. Auf Grund der Nutzungszeiten des Horts wurde hier eine Zusammenschaltung der beiden Hortbereiche geplant, die sowohl den direkten Zugang zum Schulhof erlaubt, als auch die mittägliche Sonne in die Raumtiefe holt. Hort und Vorschule wurden WC-Einheiten zugeordnet, so dass hier keine langen Wege durch das Schulgebäude zurückgelegt werden müssen.

Die Klassenräume befinden sich im ersten und zweiten Obergeschoss. Jede Klassenstufe hat ihren eigenen Bereich, ihr „Zuhause“, mit eigenem Zugang zum zentralen Treppenraum, eine Situation, die dem Klassenhausprinzip entspricht und eine Überschaubarkeit der Räumlichkeiten für die Schüler ermöglicht. Jedem Klassenraum wird ein Gruppenraum zugeordnet, der sich flurseitig als Nische widerspiegelt. Auf der Fassadenseite der Gruppenräume wird die innere Ebene des Kastenfensters nach innen verschwenkt und die Laibung farbig markiert, so dass der Gruppenraum und die Gruppenarbeit sich über das reflektierende Licht immer anders darstellen wird als der Klassenraum und der Unterricht dort.

Die Sporthalle befindet sich auf dem Höhenniveau der Paula und somit unterhalb des Zugangsniveaus vom Klein Flottbeker Weg. Vom Foyer aus gelangen die Grundschüler über den zentralen Treppenraum direkt zur Sporthalle und zu den Umkleiden. Die Schüler des Gymnasiums und externe Nutzer begehen die Sporthalle über den nördlichen Zugang.


Konstruktion / Energiekonzept

Die Erdgeschossebene beherbergt sehr unterschiedliche Nutzungen mit unterschiedlichen Anforderungen an die Konstruktion, während die Obergeschosse auf Grund der homogenen Nutzung durch Klassen- und Gruppenräume eine klare Struktur aufweisen.

Dem begegnen wir mit einer Tischkonstruktion in Massivbauweise. Stahlbeton-Fertigteil-Wandscheiben tragen eine massive Stahlbetondecke, die als Speichermasse in die energetische Betrachtung mit einfließt. Oberhalb dieses Tisches werden Wände und Decken aus vorwiegend CO2-neutralen und CO2-speichernden Baustoffen in Holztafelbauweise erstellt; Wände als Holzständerwände mit dem entsprechenden Aufbau für die statischen Anforderungen, den Brandschutz, den erhöhten Schallschutz und den erhöhten Wärmekapazitätsbedarf; Decken als Brettstapeldecken mit schwimmendem Estrich und unterseitiger Bekleidung, Akustik aus gelochter, zementgebundener Faserplatte mit Dämmauflage. Über die Wahl der Oberflächenmaterialien kann ein gleichmäßiges, schwankungsarmes Raumklima gesichert werden.

Die passivhaustaugliche und zertifizierte, thermische Hülle wird gleichermaßen über alle Gebäudeteile gestülpt. Auf Vor- und Rücksprünge in der Fassade wurden zur Vermeidung von geometrischen Wärmebrücken verzichtet. Die außen liegenden Treppenhäuser liegen außerhalb der thermischen Hülle und werden lediglich frostfrei gehalten. In der thermischen Hülle gibt es geschlossene und verglaste Flächen. Die geschlossenen Flächen werden in wärmebrückenfreier Holzbauweise mit Zellulosedämmung erstellt und die verglasten Flächen werden im Kastenfensterprinzip mit innen- und außenseitiger Doppelverglasung vorgesehen. Die Kastenfenster auf Basis einer Pfosten-Riegel-Konstruktion mit Brettschichtholz-Profilen haben Öffnungsflügel in der äußeren und der inneren Glasebene, was sowohl eine raumbezogene Unterstützung von Lüftung und Heizung, als auch eine sommerliche Nachtauskühlung ohne Energieverbrauch erlaubt. Die verschiedenen Möglichkeiten der Öffnung von Fensterflügeln werden in einer technischen Einweisung veranschaulicht und ermöglichen einen spielerischen Zugang zum Thema Energie. Im Fensterzwischenraum werden Jalousien geführt, die als Blendschutz dienen und durch die Form der Lamellen die einstrahlende Sonne unter die Decke reflektieren, so dass selbst bei heruntergelassener Jalousie ausreichend Tageslicht genutzt werden kann.

Um eine große Kompaktheit des Gebäudes zu erzielen, positionierten wir zwei Flügel der Schule als Einspänner direkt an der Sporthalle. Einerseits konnte dadurch auf zwei Außenfassaden der Sporthalle verzichtet werden, andererseits resultiert daraus ein größerer Flurflächenanteil, was jedoch aus energetischer, wie wirtschaftlicher Sicht nachrangig zu bewerten ist.

Auf der Sporthallenebene wird eine Holzpellet-Anlage für Heizwärme und Warmwasser sorgen. Über einen Erdwärmetauscher unterhalb des Gebäudes wird die Luft für die Lüftungsanlage des gesamten Gebäudes im 2.OG vortemperiert. Für die Stromerzeugung wird eine Photovoltaikanlage auf dem Sporthallendach installiert, die auf Grund von Einspeisevergütungen und über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet, nicht nur die Investitionskosten sondern noch darüber hinaus einen Gewinn erwirtschaften wird. Die Elektrozentrale wird auf dem 1.OG eingerichtet.
Foyer

Foyer

Foyer

Foyer

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss EG