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Offener Wettbewerb | 10/2009

Gestaltung Max-Frisch-Platz

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Ankauf / 5. Preis

Hager Partner AG

Landschaftsarchitektur

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bigelow

Städtebauliche Einbettung
Vom Bahnhof her kommend führt die neue Unterführung ins aufstrebende Stadtquartier auf dem ehemaligen Industriegelände Oerlikons. Wo früher Reihen geschäftiger Arbeiter in grossen Hallen riesige Maschinenteile gossen und zusammenbauten, stehen heute zeitgenössische Wohn- und Bürobauten, die nur mehr wenig an die Vergangenheit erinnern.
Die neu geplante Quartierverbindung stärkt eine bisher untergeordnete Achse von der Schulstrasse auf der Seite des Zentrums von Oerlikon in Richtung Max Bill Platz in Neu-Oerlikon. Ihre leuchtendgelben Dachaufbauten setzen ein auffallendes Zeichen und markieren den wichtigen Übergang. Ziel ist es, auf der Seite des Max Frisch Platzes diesen stark frequentierten Ankunftspunkt freizuhalten und als öffentlichen Raum zu etablieren.
Eine klare räumliche Gliederung und die weitgehende Freihaltung der eigentlichen Drehscheibe am Aufgang der Unterführung bedingt eine Umorganisation der Bushaltestelle in Abweichung von der vorgeschlagenen Bestvariante. Als zusätzlicher Vorteil resultiert eine höhere Sicherheit für Fussgänger und Velofahrende. Sämtliche Bushaltestellen sind unter einem Dach angeordnet, so dass die Umsteigenden rasch, trockenen Fusses und mit minimalen Querungen von Bus zu Zug und umgekehrt gelangen können.

Der neue Platz
Ein grosszügig offener Platz sorgt für eine übersichtliche Ankunftssituation mit Blickbeziehungen in alle Richtungen. Ein willkommenes Cafe unter den Arkaden lockt zum Innehalten und Pausieren. Der Busbahnhof schliesst unmittelbar östlich an die Quartierverbindung an und vereint sich mit der Perrondachlandschaft.
Dach und Aufbauten sind bewusst in der Sprache des Baldachins der Quartierverbindung gehalten. Die laternengleichen Aufbauten nehmen sich demgegenüber durch Teilung und Rhythmus in der Bedeutung zurück. Ein Hain, gemischt aus hoch aufgeasteten, frei in einer chaussierten Fläche angeordneten Sophora und Eschen, bildet ein weiches Gegenüber zum Baldachin. Unter dem feingliedrigen Blätterdach findet sich etwas abseits des regen Treibens ein Ort der Ruhe und Kontemplation. Wassertisch und Sitzbänke sind betont schlicht gehalten und bilden einen ruhenden Pol. Das Wasserbecken besteht aus anthrazitfarbenem Stahl, seitlich fliesst ein dünner Wasserfilm über den Rand in ein Klangbecken. Im Schatten der Bäume, mit der erfrischenden Geräuschkulisse des Brunnens lässt es sich zurücklehnen und innehalten.

Frischgewebe
„ Die Funktion der Literatur in der Gesellschaft, meine ich, ist die permanente Irritation, dass es sie gibt. Nichts weiter.“ (Max Frisch: Schwarzes Quadrat – zwei Poetikvorlesungen, Suhrkamp Verlag 2008).
Im Fokus der Platzgestaltung auf künstlerischer Ebene steht Max Frischs literarisches Werk. Es finden zwei Interventionen statt, die dies auf unterschiedliche Weise bewerkstelligen: Frischs Werktitel bilden das Belagsmuster des Platzes und zeigen einen Überblick über sein gesamtes literarisches Schaffen. Exemplarisch werden seine Fragebögen in bestehende Informationsmedien, wie z.B. Fahrpläne, integriert und verschränken so Literatur und Alltag.
Die Titel von Max Frischs Werken bilden ein rechtwinkliges Geflecht und breiten sich, einem Teppich gleich, über den Platz aus. Es entsteht ein Muster aus Buchstaben und Wörtern, das je nach Blickwinkel als Text lesbar bleibt oder sich in Flächen und Linien auflöst. Die Ausrichtung der Werktitel entspricht den Verkehrswegen der Fussgänger zwischen Bahnhofplatz und Neu-Oerlikon und den parallel zu den Geleisen führenden Wegen von Passanten, Fahrradfahrern und Bussen.
Die Verflechtung der Werktitel kann gelesen werden als Metapher auf das Schreiben und Denken: Ein Roman, eine Schrift, ein Gedanke ist keine abgeschlossene, autarke Einheit, vielmehr erwächst eines aus dem andern, beeinflussen sich Arbeiten gegenseitig, bestärken sich oder stellen sich in Frage; aus einer Tagebuchskizze kann ein Roman oder ein Drehbuch entstehen, ein Gespräch mutiert zum Theaterstück oder zum Hörspiel.
Als zweite Intervention tauchen Auszüge aus Max Frischs denkwürdigen Fragebögen in Fahrgastinformationen und auf Werbeflächen, wie Plakatwänden oder Litfasssäulen, auf. Unerwartet im Kontext eines Bahnhofplatzes entfalten Frischs lakonische Fragen ihr entwaffnendes Potential. Bezugnehmend zum Belagsmuster des Platzes werden die Fragen subtil – Passagiere werden nicht irritiert oder behindert – in ein vermeintlich bekanntes Umfeld verwoben: Passanten stossen an ungewohnten Orten auf Literatur und werden zum Nachdenken angeregt; über sich selbst oder über Max Frischs Werk und lernen so vielleicht neue Aspekte seines Schaffens kennen.

Verkehr
Die neue Anordnung der Busse ergibt neben den städtebaulichen Vorteilen insbesondere eine Verbesserung der Verkehrssicherheit. Durch die Verlagerung der Haltekannten Richtung Osten wird der westliche Platzbereich von dieser Nutzung befreit. Die gewonnene Fläche ermöglicht eine verbesserte Situation für den Veloverkehr (keine Mehrzweckfläche mehr). Weiter sind sämtliche Haltekanten unter dem Dach und direkt, ohne eine Fahrspur zu queren, an den Bahnhof angebunden. Die Umsteigewege sind kurz und die zusammengefasste Anordnung der Busse vereinfacht es für den Nutzer.

Landschaftsarchitektur
Hager Landschaftsarchitektur AG

Architektur
Boesch Architektur GmbH

Verkehrsplaner
Kontextplan AG

Kunst
Beat Zoderer

Ingenieure
Ingenieurbüro Heierli AG
Walt und Galmarini
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