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Einladungswettbewerb | 02/2009

Stadtportal München Ost - Bogenhausener Tor, Vogelweideplatz

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2. Preis

03 Arch. GmbH

Architektur

Keller Damm Kollegen GmbH Landschaftsarchitekten Stadtplaner

Landschaftsarchitektur

PMI Ingenieurgesellschaft für Technische Akustik, Schall- und Wärmeschutz mbH

Bauingenieurwesen

Ifes GmbH, Institut für angewandte Energie- und Strömungssimulation

Bauingenieurwesen

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der gespeicherte Moment

Der Vogelweideplatz ist in unserem kollektiven Gedächtnis als städtischer Platz nicht präsent. Mit dem Namen Vogelweideplatz verbinden wir - wie beim Luise Kieselbachplatz - nur seine Funktion als wichtige Stadteinfahrt.
Im Zusammentreffen der Prinzregenten- mit der Einsteinstraße ist seine Funktion als Stadteinfahrt schon im Stadtgrundriss Münchens angelegt.

Momentan ist es der Blick auf das Zürichhochhaus, dass sich am Ende der Autobahn, oder von der Prinzregenten- und der Einsteinstrasse aus gesehen, unvermutet wie eine Wand vor einem aufbaut und einem scheinbar den Weg versperrt. Das ist der Moment der dem Passanten im Gedächtnis verhaftet bleibt. Es ist der Moment des sich Öffnens, der beim Durchfahren zwischen den Baukörpern entsteht, indem der Stadtraum, als Torsituation für jedermann erlebbar wird. Nur so wird dieser Raum derzeit über die gespeicherte Erfahrung innerhalb Münchens verortet.


Der unmittelbare Stadtraum

Genau in diese stadträumlichen Situation greift der Entwurf ein. Er ruft den im kollektiven Gedächtnis gespeicherten Moment ab und steigert, durch die präzise Setzung der neuen Baukörper, das Erlebnis des Durchfahrens dramaturgisch, so dass die einzelnen Hochpunkte nicht zu symbolhaften Zeichen einer Stadteinfahrt werden, sondern der Stadtraum zwischen den Volumen selber als sich öffnendes und schließendes Stadtportal unmittelbar erfahrbar wird.



Im Licht der Perspektive

Die Bauvolumen sind einfache polygonale Körper mit zwei durchgehenden Höhen, die mit ihren Fassaden senkrecht auf dem Boden stehen.
Durch die prismatische Grundrissform bricht sich das Sonnenlicht in den Fassaden und im Tagesverlauf entsteht immer wieder ein Kontrast zwischen leuchtenden und im Schatten liegenden Flächen.
Erst im Zusammenspiel mit der menschlichen Perspektive entfalten die Körper ihre volle Dynamik. Beim schnellen Durchfahren oder langsamen Durchschreiten, der Änderung der Blickpunkte des Betrachters zusammen mit den wechselnden Lichtverhältnissen, entsteht ein Spiel von Licht und Schatten, von Ein- und Durchblicken, bauen sich Fassaden hoch auf, verlaufen sich perspektivisch steil in den Himmel oder verschließen einem als Wand das geheimnisvolle Innere.


Das richtige Maß

Auf diese Weise entsteht ein Stadtraum, der gerade im Zusammenhang mit dem Maßstab und der Dynamik des Verkehrs seine Faszination erhält.
Die urbanen Räume entlang der Allianzarena, der zukünftigen Effnerplatz mit der Skulptur Mae West und der Olympiapark beschreiben Münchner Beispiele, in welchen Architektur und Verkehrsraum zu einer untrennbaren Stadtlandschaft, zu einem bewegten faszinierenden Stadtbild verbunden worden sind.
Mit der selben Sorgfalt, mit der wir uns der Gestaltung des Stadtportals gewidmet haben, wurden die Baukörper zur Ausformung eines geschützten inneren Raums positioniert. Von der Strasse aus schieben sich kurz die Baukörper in der Perspektive auseinander und geben einem einen Einblick in einen Garten. Wie im Olympiapark wechselt im Inneren der Maßstab. Die vorher abstrakte Architektur materialisiert sich und wird vertraut - in der Mitte entsteht ein urbaner öffentlicher Raum.


Der Goldene Garten

An einen Ort zu gelangen den man noch nie zuvor gesehen hat, der Geheimnisse birgt, das ist die Idee des Goldenen Gartens.

Es ist der geschützte Ort, der Ort der Wünsche und Geschichten. Er kann schützen, bergen, neugierig machen und Phantasien beflügeln. Er lässt uns innehalten, verweilen, entspannen, spielen und Tagträumen. Er ist offen für alle und bietet doch jedem Rückzug.

Gewaltige Geweihbäume bilden das Dach dieses Gartens, den man von außen nach Innen durch mehrere Schalen aus zart geschwungenen Hügelrücken betritt, die sich, wie sich der Rücken eines Karpfens sanft aus dem Wasser hebt, aus der Ebene formieren. Die Hügel schützen vor Lärm und laden im Winter zum rodeln ein. Die golden wogenden hohe Gräser ziehen zwischen Ebene und Höhe eigene Bahnen. Im Inneren des Gartens wird man von einer zarten Mulde empfangen auf deren Grund ein goldenes Wasser funkelt. Hier ist man völlig zurückgezogen, ohne Lärm, in einer eigenen Welt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Städtische dieses Konzepts liegt in der strengen Wiederholung gleicher Gebäude; aber hier in diesem schwierigen baulichen Umfeld werden sie zu Raumwerken, hohen, zurecht gestutzten Bauten, zu kraftvollen markanten Vertretern einer neuen städtebaulichen Dichte. Es ist überzeugend, wie die zu erwartende bauliche Dichte nicht auf die Konvention und den Blockrand setzt, sondern das Brüchige der heutigen Situation zu einer offenen rhythmischen Verwebung mit dem grünen Raum kultiviert.

Die Verfasser vertrauen nicht auf ein urbanes Vokabular, sondern fördern einen neuen Maßstab, eine angesagte Interpretation der Stadtlandschaft, kraftvoll vorgetragen und sehr gut in Bildern und Atmosphären auch ins Landschaftsgrün übersetzt.
Auf dem städtischen Grundstück findet der kleine Platz zunächst eine schöne bauliche Fassung, der Übergang zum hohen Bauteil ist vielleicht die schwächste Stelle. Die Höhen der Gebäude mit den verschiedenen Sichtachsen sind im Grenzbereich der in der Auslobung gewünschten Ausdehnung.

Die Rigorosität, die dieser Arbeit auch attestiert werden muss, sorgt auf der einen Seite für Klarheit und Stabilität, verursacht aber auf der anderen Seite einen abrupten Bruch aus der Perspektive der Einsteinstraße. Ein fremder Maßstab, zu hoch, zu massiv, zu distanziert, zu cool - auch der Gehalt dieser szenisch modellierter Kunstlandschaft, die sich bis zum Straßenraum in das Stadtbild einbringt, wird kontrovers diskutiert – sehr geschätzt und mit einer hohen Qualität gelesen und aber auch außerhalb der gewohnten Vorbilder.

Die Idee der Freiraumgestaltung mit bewegten Grasfluren und locker überstellten Bäumen ist überzeugend. Der großflächige Grünraum soll durch seine Modellierung den Lärmschutz zur Einsteinstraße leisten und bietet eine Vielzahl von Aufenthaltsqualitäten und ein einprägsames Erscheinungsbild. Eine unzulässige Lärmbelästigung in diesen Freiflächen, auch über die Gebäude weiter getragen, wird dennoch befürchtet. Der Freiraum ist intensiv durchwegt. Die Anbindung an das östliche Entwicklungsgebiet ist gegeben. Die Realisierung in Bauabschnitten ist auch für den Freiraum gegeben. Der südliche Bau an der BASF ist nicht wie vorgeschlagen möglich.

Ein Entwurf, der saubere vermarktbare Gebäude anbietet, der sich als Lebens- und Alltagsraum von dem gewachsenen baulichen wie räumlichen Umfeld durch seine Präzision deutlich abgrenzt – und für die wichtige Forderung nach Annäherung und Orientierung noch nicht die überzeugenden Bildern liefert.
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