modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 02/2009

Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb Konrad-Adenauer-Straße Stuttgart

1. Preis

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Auer Weber

Architektur

Pro Eleven GmbH

Visualisierung

Erläuterungstext

Kulturmeile Stuttgart
Die Neuordnung der Konrad-Adenauer-Straße bietet die Chance, der räumlichenKonzeption der Kulturmeile eine neue, durchgängige Richtung zu geben. Es stelltsich die Frage: Wie behandeln wir den Raum? Der Ansatz der lockerenSolitärbebauung der Nachkriegszeit im Bereich Landtag und Landesbibliothek sowiedie Anknüpfung an die historische Stadtstruktur im Bereich der neuen Staatsgalerie und Musikhochschule stehen zunächst im starken Widerspruch zueinander.
Die vorgeschlagene räumliche Fassung des Boulevards schafft einen klaren, die Quartiere verbindenden Straßenraum, in den die angrenzenden qualitätvollen Freiräume wirken können. Die vorhandenen Gebäude werden in einen gemeinsamen Kontext gestellt. Sie alle stehen bis auf die Erweiterung der Landesbibliothek am Höhenweg auf dem Niveau der Konrad-Adenauer-Strasse. Mittels einer Kolonade
oder einem Luftgeschoß an der Bibliothekserweiterung sowie einer neuen Brücke über die Ulrichstraße erhält der Höhenweg einen die Promenaden begleitenden attraktiven Verlauf. Folgende Raumsequenz entsteht:
Charlottenplatz
Die wichtige Blickachse auf das Wilhelmspalais, das zukünftige Stadtmuseum, wird freigehalten. Der Platz könnte zum Akademiegarten eine bauliche Fassung erhalten.
Akademiegarten
Die Fassung des Akademiegartens gäbe diesem Freiraum die ihm derzeit fehlende Intimität. Schloss und Landesbibliothek stünden weiterhin im Dialog.
Landtag
Das Landtagsgebäude behält seine Solitärwirkung. Eine bauliche Erweiterung im Bereich der derzeitigen Stellplätze kann nachgedacht werden. Allerdings würde dann die Blickbeziehung von der Musikhochschule in den Schlossgarten verloren gehen.
Museumsplatz
Der Platz vor der Oper bildet als Endpunkt der Achse vom Eugensplatz eine starke räumliche Verzahnung über die Strasse hinweg.
Alte Staatsgalerie
Der Eingangshof der Staatsgalerie wird durch die gegenüberliegende Bebauung (John Cranko Schule bzw. Proberäume der Oper) am Katharinenstift gefasst. Er wird damit - von Norden kommend - zum Auftakt der gesamten Kulturmeile.
Promenade
Auf Grundlage der vorgegebenen Verkehrsvarianten wird eine 11m weite
Rasenpromenade mit einem 2.5m breiten befestigten Weg zwischen den
Richtungsfahrbahnen und je 8-11m umfassende Promenadenwege vor den Kulturbauten vorgeschlagen. Die Linienführung der Fahrspuren ist unter Beibehaltung der Abbiegespuren am Charlottenplatz und der Alten Staatsgalerie im Sinn einer klaren, strengen Figur der Promenaden vollständig begradigt.

Das gewählte Profil der Rasenpromenade beruht auf der gewünschten Schaffung eines Großzügigkeit bietenden Gesamteindruckes der Kulturmeile und dem Angebot weiter Promenadenwege den Kulturbauten zugeordnet.
Fünf Meter breite Rasenbeete schaffen dem Flaneur einen großzügigen Abstand vom fließenden Verkehr und bilden mit der Rasenpromenade ein lediglich durch die Fahrbahnen unterbrochenes 34m weites mit Baumcarrès überstandenes Rasenband welches der Kulturmeile den Charakter eines grünen Boulevards verleiht. Zugunsten
einer deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raumes vor den Kulturbauten wird der Promenadenweg am Geländeabsatz zum Höhenweg durch einen 45cm hohen, 80cm breiten Mauersockel mit sporadischen Bankauflagen und einer 4m breiten, dreifach gestuften Hecke begleitet. Die massiven ca. 4m hohen
Stützmauern zum Höhenweg werden dadurch in ihrer Massivität gemildert, verdeckt.
Es entsteht eine nachmittaglich gut besonnte, lineare Sitzbank
welche in weitest möglicher Entfernung zum fließenden Verkehr und „im Rücken“ durch die Heckenbosquettes geschützt zu kurzweiligem Verweilen an der Kulturmeile
einläd.
Die Rasenpromenade bietet dem Besucher die Möglichkeit in Äquidistanz zu den Bauwerken der Kulturachse den Raum unter den Kronen der Mittelbaumreihe zu queren und Installationen und Skulpturen zu besuchen. Aufstellflächen für diese auf Ausstellungen und Veranstaltungen Bezug nehmende Präsentationen der anliegenden Kultureinrichtungen sind optisch wirksam im Bereich zwischen den
Baumcarrès sich vorzustellen. Ein Zusammenspiel der zeitlich begrenzten künstlerischen Interventionen im Dialog mit zwei Lichtobjekten am jeweiligen Auftakt der Kulturmeile ermöglicht eine Vielzahl künstlerischer Interpretationen des Raumes und seiner Bedeutung im Kontext des Programms der beteiligten Kultureinrichtungen. Die temporäre Konzeption spiegelt die Dynamik des hier stattfindenden kulturellen Lebens der Stadt und des Landes.
Die durch die Kronen der Bäume, z.B. Gleditsia triacanthos ‚Skyline‘, definierte Raumsequenz ist aufgespannt zwischen zwei kubischen Lichtobjekten, baulichen Volumen welche die Maße der Rasenpromenade aufnehmen, in die dritte Dimension übersetzen. Die stadträumliche Wirkung dieser wechselnd illuminierten Volumen
entfaltet sich als „landmark“ auch über den Raum des Charlotten- und Gebhard-Müller- Platzes, definieren die Strecke der Kulturmeile im Verlauf des Stuttgarter Cityringes. Die flexible und eindrucksvolle Lichtinstallationen ermöglichende Technik einer Lichtkonzeption, die den Dialog der „light cubes“ untereinander und in den umgebenden Raum hinein ermöglicht, findet Platz im Inneren der Kuben.
Die Sequenz der durch die bestehenden Baumreihen und Neuanpflanzungen entstehenden Räume der Kulturmeile nehmen die gegebenen Hierarchien der Kulturbauten auf und stärken die heute fehlende Verknüpfung der Quartiere mit dem Schlosspark, Akademiegarten, der Innenstadt.
Der so entstehende Museumsplatz auf der Kulturmeile ist möglicher Aufstellort des Schicksalsbrunnens und adäquates Gegenüber zum Eugensplatz. Die Achse des Schlosses wird als Sichtachse durch Wasserspiele unterstrichen und über die Kulturmeile hinweg effektvoll inszeniert. Der räumlich neu gefasste Akademiegarten
erhält somit einen definierten Zugang, der Straßenraum eine klare Kontur.

Vier verkehrssichere fußläufige Überquerungen der Fahrbahnen mittels Zebrastreifen werden sowohl konzeptionell inhaltlich als auch orientiert an den fußläufigen Querungsnotwentigkeiten am Charlotten-, Gebhard Müller-, Museums Platz und an der Archiv Straße angeordnet. Auf ein Versperren der informellen Querungsoption auf der gesamten Länge der Strasse wird aus Gründen einer gewünschten Großzügigkeit der Gesamtanlage verzichtet.
Der U-Bahnhof am Charlottenplatz erhält im Zuge der Herrichtung mit Neubauoption am Akademiegarten einen neuen Zugang vom Garten aus, welcher mit einer Freitreppe auf den Platz hinauf verbunden wird. Für in Ihrer Mobilität eingeschränkte Mitbürger steht hier ein neuer Aufzug zur Verfügung.
Im Umfeld der Verkehrsanlagen, so auch auf den Verkehrsinseln, werden
Rasenflächen vorgeschlagen, die konzeptionell gemäht werden können. Zu den jeweiligen kulturellen Ereignissen können im Rasen Muster durch Schnitt mit unterschiedlichen Schnitthöhen erzeugt werden.
Im Umgriff des Ideenteils wird unter Hinweis auf die Bereichsabgrenzung
grundsätzlich der Schwerpunkt der Aufgabe in einer harmonischen und sinnvollen Integration der Neuanlagen in den bestehenden Stadtraum gesehen. Eine weitere Belebung der Gehwegbereiche durch Angebote in den erdgeschossigen Zonen der Neubebauung wie zum Beispiel Cafés, Galerien wäre im Weiteren wünschenswert.
Mit der baulich – konzeptionellen Realisierung der Kulturmeile Stuttgart erhält der Umbau der Konrad- Adenauer- Straße einen über die verbesserte verkehrliche Situation weit hinaus reichenden Impuls und die Stadt einen der Bedeutung des Ortes angemessenen neuen öffentlichen Raum.