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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2009

Städtebaulicher Ideen- und Realisierungswettbewerb Konrad-Adenauer-Straße Stuttgart

3. Preis

asp Architekten GmbH

Architektur

Pfrommer + Roeder Freie Landschaftsarchitekten BDLA IFLA

Landschaftsarchitektur

OBERMEYER Gruppe

Verkehrsplanung

asp UM urban matters | Stadtentwicklung, Architektur und Wohnen

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Analyse
Die Konrad-Adenauer Straße zwischen Gebhardt-Müller-Platz und Charlottenplatz vereint einen Großteil der wichtigsten kulturellen und politischen Repräsentationsbauten der Landeshauptstadt. Während aber auf der Westseite die Baukörper eine Orientierung zur Innenstadt aufweisen und der Kulturmeile den Rücken zuwenden (Oper, Staatstheaters mit Kulissengebäude, Neues Schloss) bzw. abgerückt stehen (Landtag, Katharinen-Stift) wenden sich die Kulturbauten der östlichen Hangkante zum Straßenraum hin. Die westlich gelegenen Bauten haben eine gut funktionierende Anbindung an die Innenstadt, die östlich gelegenen Bauten sind, trotz ihrer hinwendenden räumlichen Geste, isoliert, nicht zuletzt auch aufgrund des Höhenversatzes des „hohen Ufers“.

Grundidee / Leitgedanken
Zentraler Entwurfsgedanke ist die Stärkung des östlichen Hangfußes mit einer großen, zentralen Anbindung an die Innenstadt zwischen Landtag und Oper. Der Hangfuß wird an seiner Ostseite verbreitert und erhält einen eindeutigen Schwerpunkt. Während die Anzahl von Verbindungen über die Konrad-Adenauer-Straße auch aus verkehrstechnischen Erwägungen heraus auf eine Zahl von vier Übergängen beschränkt werden muss, werden die Bezüge zwischen dem Hohen und Tiefen Ufer durch eine Anzahl zusätzlicher Treppen und Rampen, v.a. aber durch eine thematisch vermittelnde Bespielung der beiden Ebenen hergestellt, so dass entlang des Hangfußes eine abwechslungsreiche Stadt-Kulturlandschaft entsteht. Dies wird durch die Möglichkeit der Bespielung gekennzeichneter Bereiche durch temporäre Veranstaltungen unterstützt (Kulturnacht, Filmsommer usw.). Der Bereich zwischen Landtag und Oper, der als städtische Bühne unter freiem Himmel interpretiert wird, führt die Besucher des Oberen Schlossgartens vom Eckensee über die Konrad-Adenauer-Straße hinweg zum östlichen Ufer. Er ist zugleich als wandelbarer, vielfältig nutzbarer Aufenthaltsplatz konzipiert (Vorfahrt zum Landtag, Erweiterung der Oper ins Freie etc.). Er formuliert als stadt-räumliches Leitmotiv ein robustes T-Stück welches auch den Kunstverein und im weiteren Sinne das Kunstmuseum in ein großes „Kultur-T“ einbindet. Er ist als ebene Fläche ausgebildet und kann die verkehrliche Andienung der benachbarten Institutionen leisten. Außerhalb von Veranstaltungen ist in straßennahen Teilbereichen eine Parkierung möglich. Die Kante des „Hohen Ufers“ wird über die gesamte Länge der Kulturmeile klar ausformuliert, d.h. um das fehlende Zwischenstück an der Landesbibliothek ergänzt. Um dies zu unterstützen wird der geplante Erweiterungsbau der Bibliothek direkt an der Uferkante positioniert. Entlang der großzügigen Promenade am Hangfuß ist eine Abfolge von Stadträumen angeordnet, die orthogonal zur Straße orientiert sind und räumliche Bezüge über den Straßenraum hinweg herstellen. Diese Räume werden im Wechsel als Stadtzimmer mit intimem Charakter und Stadtbalkone mit Ausblick interpretiert - Motive, die sich im Stadtkörper oft wieder finden und nach Ansicht der Verfasser im Spannungsfeld von kleinteiliger Abgeschlossenheit eines Zimmers (Schillerplatz, Marktplatz etc.) und großartigen Blickbalkonen an den Talkanten (Uhlandshöhe, Hausmannstraße, Eugensplatz etc.) ein Wesensmerkmal von Stuttgart darstellen.

Kulturmeile – Boulevard
Der tragende Gedanke der Kulturmeile ist die Differenzierung als durchgängige Sequenz introvertierter und extrovertierter Räume. Die Eingangs- und Verweilbereiche, die im Schutz des Hohen Ufers mit Abstand zum Geschehen auf der Straße stehen bilden die Plattform der jeweiligen Kultureinrichtung zur Stadt. Dies kann sowohl aus der Fußgängerperspektive wie aus der Perspektive der Autofahrer abgelesen werden. Damit wird die Kulturmeile auf vielfältige Weise erlebbar. Die von Stirling initierte Sequenz der Binnenräume von Neuer Staatsgalerie, Kammertheater, Haus der Geschichte und Musikhochschule wird aufgegriffen und in ihrer Bedeutung als dynamische, vom jeweiligen Haus bespielte Kultur-Räume (der jeweiligen Einrichtung) gestärkt. Der neue Platz vor dem Lesesaal der Landesbibliothek und das klarer gefasste Entrée des Wilhelmspalais ergänzen diese Raumfolge. Die durch das Hohe Ufer gefassten Eingangsbereichen und Passagen werden konsequent fortgeführt, in ihrem jeweiligen Charakter als markante Raumkante weiterentwickelt und mit der Erweiterung der Landesbibliothek neu verankert. Auf der Parkseite wird am Charlottenplatz der Auftakt der Kulturmeile mittels eines Pavillon definiert, welcher einerseits den vom Verkehr dominierten Platz räumlich besser fasst, zugleich aber den Ausblick auf Schloss und Park nicht verstellt. Inhaltlich dient er als wechselnde Plattform für wichtige, nicht am Boulevard angesiedelte Kultureinrichtungen von Stadt und Land (Akademie Solitude, Landeskunststiftung etc.). Zusätzlich fasst er den Eingang zum U-Bahnhof neu. Er platziert sich auf einer durch Optimierung des Verkehrsraumes gewonnenen Fläche am Rande des Akademiegartens. Der Garten mit seinem alten Baumbestand wird nicht verändert.

Baumlandschaft
Durch die Gewichtung der Boulevard-Gliederung zugunsten der Kulturmeile wird die zentrale Gehwegachse durch eine weitere Platanenreihe zur Straße hin gestärkt. Der historische Charlottenplatz wird - respektive einer weiteren städtebaulichen Entwicklung mit Platanenachsen gefasst und die Wegeführung durch Baumergänzungen unterstützt. Entlang der Erweiterung Werkstätten Staatsoper und Königin-Katharina-Stift führt eine locker gestellte Baumachse weiter Richtung Gebhard-Müller- Platz. Die Querung Kulturmeile | Stadtgarten wird durch die Fortführung der Boulevardbaumthemen über den zukünftigen Bahnhofsvorplatz
geführt.

Beläge
Für die Hauptgehwegachse des Boulevards wird ein kostengünstiger, robuster und einfach aufnehmbarer Betonwerksteinbelag wie die Stuttgarter Platte vorgesehen, Format 100x100 cm verlegt. Für die Alleebereiche –Baumstandorte– wird grundsätzlich ein wasserdurchlässiger Belag mit sandigem Charakter verwendet, z.B. ein Stabilizer-gebundener Aufbau, in Stressbereichen dagegen sickerfähige Pflasterplatten im Format 100x100 cm. Die Querungen bestehen aus strukturierten Betonwerkstein oder Naturstein-Platten, in Bezug zur jeweiligen Architektur, und sind in den Alleeflächen mit breiten Fugen verlegt. Die Platzflächen am Boulevard werden als Pendant zu den Binnenräumen der Kultureinrichtungen mit höherwertigem robustem Natursteinbelag wie z.B. Flossenbürger Granit belegt als harmonischer Übergang von den Muschelkalkflächen des hohen Ufers. Die Platzflächen am hohen Ufer werden im Sinne der Abfolge von Binnenräumen mit Muschelkalk bzw. Flossenbürger Granit im großformatigen Kreuzverband ergänzt.

Licht und Medien
Die Akzentuierung der Gebäudeeingänge, Passagen und obere Kante Hohes Ufer wird auf die Plateaukanten des Steges und die weiteren Treppen und Rampenfiguren ausgedehnt. Die Servicegebäude werden zurückhaltend beleuchtet, um der Inszenierung des Boulevards (Skulpturen, Fontänen, Medienwand) Licht-Raum zu geben. Das zentrale Lichtobjekt zwischen Landtag und Oper erlaubt eine wechselnde Licht- und Medien-Bespielung in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kultureinrichtungen.