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Einladungswettbewerb | 06/2008

Neugestaltung und Realisierung des Grünzugs Hohenhorst

1. Preis

KFP Kontor Freiraumplanung Thomas Tradowsky

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Sport-, Freizeit- und Kleingartenpark Hohenhorst

Die Gestaltung der 60 –und späten 50 Jahre lassen grüßen; im besten Sinne. Eine großzügige Parkanlage ist 2 Generationen vor unserer Zeit für das insgesamt sehr grün angelegte neue Quartier geplant worden. Vermutlich hat man ein Einweihungsfest organisiert und das offensichtlich auch verdientermaßen. Das damals noch spärliche Grün ist wohl bereits zu diesem Anlass ausreichend begossen worden so das es in den folgenden Jahren bestens gedeihen konnte.
Der Baumbestand ist endlich erwachsen und erzeugt eine sehr gute Raumproportion für den Park. Weitläufige Wiesenflächen wechseln sich spannungsvoll mit Schatten spendenden Bauminseln, fast schon Wäldchen, ab. Das Wegesystem erfasst dabei völlig entspannt all diese Raumqualitäten.
Die anspruchsvolle Kunst, auch Ausdruck dieser Entstehungszeit und heute eine echte Seltenheit, ist wirkungsvoll in den Park gesetzt.
Kurz gesagt : Es ist alles da. Ein Berg, See, Wiese, Wäldchen und Sportflächen -ideal.

Fast ideal.

Bei der guten Verknüpfung in Nord-Süd Richtung zu einem Grünzug fällt die mangelnde Verknüpfung insbesondere in die westliche Richtung auf. Während nach Osten Grünfinger verlaufen, die auch städtebaulich durch Hochhaussolitäre begleitet werden oder durch Raumbildung der Ein -und Mehrfamilienhäuser entstehen, fehlt eine solche Anbindungsqualität nach Westen.

Im südlichen Bereich des Parks ist leider eine Verinselung der grossen Sport- und Kleingartenflächen zu verzeichnen. Der Park findet hier z.Z. seinen Abschluss. Das Ziel des Günzuges - die Landschaft - wird nur über zwei enge Korridore erreicht, von denen der westliche vorher an einer zwar sehr schönen aber privat genutzten Pferdewiese stecken bleibt.

Das Einkaufszentrum am Berliner Platz lässt selbigen vermissen. Gleichwohl hat es hier seinen Haupteingang. Der südliche Eingang ist funktionsfähig, der östliche hingegen fast nicht zugänglich. Das Zentrum zeigt hier zum Park an einem seiner ehemaligen Schwerpunkte seine Rückseite. Entsprechen lieblos ist das jetzige Erscheinungsbild. In direkter Beziehung dazu und wohl auch immer so gedacht liegt der ehemalige Wasserplatz. Ein heute immer noch spannungsvoller Raum mit hohem Potential.

Der kleine See südlich der Schöneberger Straße liegt leider unveränderbar tief und hat z.Z. sehr steile Böschungen, die eine einfache Annäherung an die Wasserfläche nahezu unmöglich machen. Überdies ist er auch an seinen strassenabgewandten Seiten zugepflanzt.

Maßnahmen

Wertung und Darstellung der Eingänge Die Zentrumsfunktion des EKZ am Berliner Platz gibt hier mit dem Eintritt der Schöneberger Str. in den Park einen bedeutenden Eingangsbereich vor. Der Autofahrer tritt hier in den Park ein ohne ihn allerdings zu benutzen. Diesem wird hier durch die umgestalteten Verkehrsinseln ein aufmerkendes Signal gegeben. Eine einfach umzusetzende Rasenplastik mit angeschrägten und leicht geschwungen Bordsteinen. Der Parkbenutzer indes hat hier die Richtungswahl.
Nach Norden übernimmt der wieder aktivierte Wasser- und Eingangsplatz am Zentrum diese Aufgabe. Auf dem rasterartig baumbestandenen Vorplatz wird wieder ein Brunnen gesetzt, der den Beginn des neuen ‚Wassergartens’, dem Blauen Garten, darstellt. Die stilechten Mauern und Bänke werden – as found - übernommen. Eine exakte Rasenböschung schafft wieder eine waagerechte Fläche, auf der eine mit naturnahen Stauden wie Günsel, Frauenmantel, Cardamine, Iris sibirica(wild), Polygonum bistorta etc. besetzte blau anmutende Wiese entwickelt werden kann (ehemaliger Beckenboden scheint nicht entfernt worden zu sein, einige Pflanzen wie Wiesenschaumkraut lassen zumindest ein leichten Stauwasserhorizont erkennen). Auf der neuen Platzfläche lässt sich Boule spielen, man trifft sich. Es entsteht wieder ein Ort. Östlich des Weges ergibt sich alternativ auch ein potentieller Standort für das neue Community-Center .

Nach Süden wird der Parkeingang durch den dargestellten (bevorzugten) Standort des Community Centers bestimmt. Der Standort ist eng mit dem See verknüpft. Beides wertet sich gegenseitig auf. Der Parkbereich zwischen Schulgelände und See wird flach modelliert und zur Wasserfläche hin orientiert.

Der vom Auslober benannte Nordeingang ist u.E. durch den „Panther“ und die Parköffnung angemessen markiert, bedarf allerdings einer Renovierung. Der wirkliche Nordeingang an der Ellerneckstraße sollte ähnlich umgestaltet werden.
Die vorhandenen und potentiellen Zugänge sind über das Wettbewerbsgebiet hinaus, in gleicher Manier zu entwickeln.

Inselbildung Kleingarten und Sport Durch zwei sehr geringfügige Bauaufwendungen lässt sich dieser Bereich für den Park öffnen. Durch Abschneiden und Ansetzen des nördlichen Sportplatzes lässt sich eine „Verschiebung“ erzeugen. In der so entstehenden Lücke kann eine baumbegleitete Wegeverbindung in Ost-West-Richtung entstehen, Einblicke auf das sportliche Geschehen tragen zur Atmosphäre eines aktiven Parks bei. Der östliche Korridor kann nahezu unverändert übernommen werden.
Das „innere“ Wegesystems des bestehenden Kleingartengeländes kann sehr gut ohne Nutzungseinschränkung zu einer qualitätvollen zentralen Parkverbindung umgebaut werden. Durch leichte Veränderung nur einer Parzelle ist dies sogar idealtypisch machbar. Der westliche Korridor gibt die jetzt doppelläufige Wegeführung zugunsten neuer Kleingartenflächen auf.
Hierdurch entsteht eine mitten durch das Gesamtgebiet führende Verbindung, die die Atmosphäre eines verbundenen Sport-, Freizeit- und Kleingartenparks erzeugt. Auch so wird soziale Kontrolle erreicht.
Sportangebote wie der neue Joggingrundweg mit natürlichem, gelenkefreundlichem Laufbelag und der Playfit-Parcour komplettieren die Anlage.

Spielplatz In der Nähe des See und seinem neuem Schwerpunkt Community Center oder Steganlage über dem Wasser, wird der jetzige Spiel- und Bolzplatz eher zu einem interessanten Ort umgestaltet. Eine im Zusammenspiel mit den neuen Raumkanten der Kleingartenerweiterung wirkender und sich empor wickelnder Holzsteg schafft dazu den Rahmen. Von hier aus erobern Seil- und textile Installationen den Raum der Baumkronen. An den Masten und Stegstützen werden skurrile Hängematten nutzbar sein. Hier ist weniger das kindliche Spielverhalten als vielmehr das „erwachsene“ Sehen und Gesehen werden im Focus.


Kontor Freiraumplanung
Möller • Tradowsky