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Offener Wettbewerb | 09/2009

Umgestaltung Heinrich-König-Platz Gelsenkirchen

Blick über den Platz

Blick über den Platz

Anerkennung

Preisgeld: 3.500 EUR

3freiräumer Götze, Grafe, Löffler GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

IDEE
Der Heinrich-König-Platz im Herzen Gelsenkirchens wird zu einem großzügigen offenen Platz umgestaltet, der in hohem Maße Aufenthaltsqualitäten aufweist und funktionaler Verteiler- und Umlenkpunkt ist. Als zentraler Treffpunkt für Jung und Alt bietet er Raum für individuelle Nutzungen und Aktivitäten. Als identitätsstifender Platz im Stadtgefüge wird er als gestalteter Freiraum so angenommen und genutzt, dass es zu einer Belebung des Ortes kommt.

KONZEPT
Die neue Mitte von Gelsenkirchen stellt einen homogenen Platz dar, der frei begehbar und bespielbar ist. Bestehende Einbauten (Cafépavillon, U-Bahnzugänge, Fahrstühle) liegen wie selbstverständlich auf dem Platz. Besondere Orte stellen der Neumarkt und der Propsteikirchvorplatz dar. Sie werden in ihrer Gestaltung als attraktive Aufenthalts- und Kommunikationsorte gestärkt. Durch Materialwechsel und die Begrenzung durch im Gelände verlaufende Stufen werden diese Orte markiert und hervorgehoben. Weitere funktionale Bereiche wie beispielsweise Außengastronomie setzen sich ebenfalls über diesen Belagswechsel optisch ab. Sie führen mit ihrer bandartigen Ausformung die Formensprache der bestehenden Fußgängerzone fort. Als neutrale Plattform bietet der neugestaltete Heinrich-König-Platz Raum für individuelle Ereignisse und Aktivitäten wie Floh- und Weihnachtsmarkt, Konzerte oder auch LiveÜbertragungen auf einer Großleinwand. Somit trägt der Platz zur Identifizierung der Bewohner mit ihrer Stadt Gelsenkirchen bei. Dem Neumarkt als Antrittsplatz zwischen der Fußgängerzone in der Bahnhofstraße und dem Heinrich-König-Platz kommt eine besondere Stellung zuteil. Hier entsteht ein Ort der alle Generationen zum Verweilen und kommunizieren einlädt. Ein spritziges Wasserspiel ergänzt neben dem lockeren Baumhain und den Einzelbänken die Gestaltung und trägt zur Belebung
des Ortes bei. Anknüpfend an ankommende Straßenzüge laufen bestehende und ergänzte Baumreihen auf den Platz und begleiten die funktionalen Bereiche. Der Neumarkt und der Vorplatz der Propsteikirche werden durch locker stehende Bestandsbäume und Neupflanzungen aufgewertet und stellen besondere Orte zum Verweilen und Kommunizieren dar. Der Blick zum neuen Hans-Sachs-Haus wird weitestgehend von Baumreihen freigestellt und rückt somit wieder ins Bewusstsein.
Als einheitlicher Belag durchfließen helle Granitplatten im Längsformat den gesamten Platzraum und verleihen ihm eine eigene neue Identität. Rostfarbener Klinker markiert die Funktionsbereiche und setzen sich dadurch ab. Stufen aus hellen Betonstreifen zeichnen die Bereiche nach und betonen diese. Alle Bodenbeläge sind glatt und ebenerdig verwendet, sodass der Platz barrierefrei zu erreichen und zu nutzen ist. Die Stufenanlagen nehmen die bestehenden Höhenunterschiede im Bereich der Ahstraße und des Neumarktes auf und
verlaufen sich im Gelände um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Die neuen Zugänge zum U-Bahnbereich sind in ihrer Erscheinung reduziert und mit einem überkragenden einfachen Glasdach ausgestattet.

Das Beleuchtungskonzept unterstreicht den Entwurf. Stableuchten verlängern die wichtigen Zugangsstraßen auf den Platz und begleiten die Durchgangsbewegung auf dem Platz. Die im lockeren Hain stehende Bäume vor der Propsteikirche und auf dem Neumarkt werden über Bodenstrahler effektvoll illuminiert und bieten den Besuchern auch in den Abendstunden stimmungsvolle Aufenthaltsbereiche. Als Besonderheit werden die Stufen über eingelassene Leuchtstreifen betont und beleben des Platz auch nach den Geschäftsöffnungszeiten. Das leuchtende Prisma wird in seiner besonderen Einzelstellung unterstützt.
In Anlehnung an das Corporate Design werden Ausstattungselemente wie Bänke,
Papierkörbe und Stableuchten sparsam und einheitlich eingesetzt. Sie beschränken sich größtenteils auf die ausgewiesenen Funktionsflächen um die Durchgängigkeit des Platzes zu wahren. Vorhandene Skulpturen sowie das Heinrich-König-Denkmal finden ihren besonderen erhöhten Platz vor der Propsteikirche im Rahmen des Baumhains.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Leitidee einen homogenen Platz zu bilden, wird vom Grundsatz begrüßt. Eine Zonierung des Platzraums erfolgt durch unterschiedliche Elemente in den verschiedenen Räumen: Die Zone zwischen Cafépavillion und U-Bahn-Zugang wird durch Außengastronomie besetzt, in die auch der Aufzug integriert wird. Entlang der Hausfassade wird die erforderliche Erschließung nachgewiesen.

Der Neumarkt wird durch einen dreiecksförmigen Platzbereich mit Baumhain definiert, der sich durch Sitzstufen von der Bahnhofstraße abgrenzt. Das Bemühen hier einen ruhigen Raum abzugrenzen wird allerdings dadurch erkauft, dass hier eine starke räumliche Zäsur entsteht. Zwischen Altstadtkirche und Propsteikirche wird ein spannungsreicher Raum aufgespannt, welcher die Fassaden des Augustinums als Raumkante nutzt. Der großzügige in den Platz hineinragende Treppenanlage bewältigt die bewegte Topographie des Platzes.

An der Propsteikirche wird der Baumbestand zu einem Baumhain ergänzt, der an dieser Stelle aufgrund der eingeschränkten räumlichen Wirkung der Propsteikirche kritisch gesehen wird. Baumreihen vor den Hausfassaden, in denen in Teilbereichen die notwendigen Möblierungselemente untergebracht werden, sind am Heinrich-König-Platz richtig gesetzt. Durch diese Anordnung ist auch der nicht überfahrbare Platzbereich gesichert. An anderen Stellen - wie an der Altstadtkirche - kann das Element der Baumreihe nicht überzeugen.

Das vorgegebene Corporate Design wird im Entwurf aufgenommen und in Form von
Lichtstelen zur Definition der Platzkante genutzt. Als Belag werden helle Granitplatten vorgeschlagen, die im Längsformat den gesamten Platz überspannen und ihm Identität verleihen sollen.

Zum Absetzen der Funktionsbereiche (Außengastronomie, Platz am Neumarkt) wird ein rostfarbener Klinker verwendet. Der Farb- und Materialkontrast kann hier nicht hinreichend überzeugen.

Die Vorgaben zu den U-Bahn-Zugängen sowie zur Entrauchung werden berücksichtigt, allerdings bleiben die Aussagen zur architektonischen Gestaltung schematisch. Die Anordnung der Entrauchung sowie der östliche Aufzug sind nicht überzeugend in das Gesamtkonzept eingebunden. Die Abgrenzung zwischen Fahrverkehrsflächen und den Bereichen mit Zufahrtsbeschränkung werden nicht hinreichen erläutert. Der erhöhte finanzielle Aufwand durch die vorgeschlagene Materialität wird relativiert durch seine wirtschaftliche Stadtmöblierung, Beleuchtung und schlichten Einbauten.

Insgesamt stellt die Arbeit einen interessanten Beitrag dar, der die Scharnierfunktion des Heinrich-König-Platzes durch einen eigenständigen, lang gestreckten Platz neu interpretiert, allerdings in der Ausformulierung von Teilräumen (Verbindung zur Bahnhofstraße, Platz am Neumarkt) nicht in gleicher Weise überzeugen kann.
Plan 01

Plan 01

Plan 02

Plan 02

Blick über den Platz bei Nacht

Blick über den Platz bei Nacht

Lageplan

Lageplan

Detail

Detail