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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Neubau und Sanierung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau

Lageplan

Lageplan

1. Preis

pbr Architekten Ingenieure

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Einbindung und Masterplan
Die vorgefundene städtebauliche Struktur mit der Ausrichtung auf die Schleusenanlagen und Baufluchtausbildung entlang der Haupterschließungsstraße wird aufgenommen und in der Anlage der weiteren Zuwegung und Baukörperstellung berücksichtigt. Das beinhaltet auch die Baukörpermasse, Geschossigkeit und Positionierung im Baufeld, sowohl für den Erweiterungsbau des WSA, als auch für die im Masterplan vorgesehene, zukünftige Entwicklung eines weiteren Baukörpers von ca. 500 qm BGF.

Architektonisches Ensemble
Die gestalterische Absicht ist ein städtebaulich-architektonischer Akzent, der sich sowohl in die Umgebung einfügt, als auch einen neuen, die heutige Epoche kennzeichnenden, Gestaltungsaspekt hinzufügt.
Dafür wurde die Materialität des Altbaus gewählt und neu interpretiert. Die Gleichheit des Materials im Zusammenhang mit dem städtebaulichen Maßstab des Ortes wirkt, besonders in der Fernwirkung, einbindend in das Ensemble aus Kiosk, WSA und den weiteren Backsteinbauten. Das Sonderklinkerformat mit individuellen Ecksteinen und einer komplexen Geometrie der Silhouette des Neubaus steht dabei im Kontrast zu dem ebenfalls mit Formsteinen und Verzierungen im Detail ausgeprägten besonderen Altbau. Diese Detailausformulierung mit einfachen Mitteln charakterisiert den unverwechselbaren Unterschied zwischen 1896 und 2009.
Die Gebäudeform spielt mit der Assoziation eines Schiffes – So wird der Nutzung ein abstrakter Ausdruck verliehen, der vielfältige maritime Interpretationen zulässt – Wellen, Bug.

Funktionales Konzept
Das Raumprogramm wurde so umgesetzt, dass gesamte Abteilungen benachbart auf einer Ebene liegen (SB1 Orga/Personal Neubau EG, SB2 Projektierung Neubau OG, SB3+4 Überwachung, Öffentlichkeitsarbeit Altbau EG, Leitungsräume Altbau OG). Das Achsraster beträgt 1,30 m und kann flexibel in Drei- und Zweiachserbüros unterteilt werden. Ein Wandanschluss an die Fassade ist an jeder Achse möglich, so dass ein späterer Umbau der Raumaufteilung möglich ist.
Die Sonderräume wurden zum großen Teil im Altbau untergebracht. So befindet sich ein zusammengefasster Block von Sozialraum, Boten, Hausmeister und Arzt in Verbindung mit einer Teeküche im EG.
Die Besprechungsräume sind kombinierbar und mit einer kleinen eingebauten Teeküche ausgestattet. Die Lage ist mit einem kleinen Terrassenbereich im EG des Neubaus gewählt, so dass ein Bezug zum Vorplatz und Pegelturm gewährleistet ist.
Neubau und Anbindung an den Altbau
Der Haupteingang wird in der Fuge zwischen Alt- und Neubau gebildet. Dieser Raum erfährt eine besondere Gestaltung, bei dem der Kontrast zwischen Alt und Neu, sowie der Ausblick auf die Schleuse und Pegelturm die tragende Rolle spielt. Als ebenfalls benutzbare Eingänge funktionieren, ggf. gesichert, die bestehenden Zugänge weiter. Die Ganzglasfassade der Eingangshalle wird zur Schleuse, soweit notwendig, mit entspiegeltem Glas ausgeführt.

Baulicher Bestand
Das Hauptgebäude wird im Wesentlichen exakt gem. ES-Bau umgesetzt. Eine Optimierung des Raumprogramms führt in einigen Fällen zu geringen Grundrissänderungen. Die Qualitäten gem. ES-Bau wurden durchgängig beibehalten, ebenso die vorgeschlagenen Änderungen an Fassade und Dach (denkmalgerechter Rückbau)
Verkehrserschließung und Besucherführung
Im Zuge der beabsichtigten Öffnung der Schleuseninsel für die Öffentlichkeit wird es nötig, die Besucherströme gezielt zu führen und den PKW- und Busverkehr sinnvoll zu lenken. Erreicht wird dies durch eine geradlinige Verlängerung der nördlichen Erschließungsstraße und einige wenige, aber gezielte Eingriffe. Die klare und deutliche Zonierung ermöglicht eine schnell erfassbare Führung, kurze Wege und eine gute Zuordnung der Aufenthaltsbereiche.

Die vorhandenen Straßen- und Stellplatzflächen werden erhalten und sinnvoll neuorganisiert, durch Anordnung der Stellplätze in Senkrechtaufstellung werden notwendige Flächen minimiert.
Die störenden Stellplatzflächen südlich des Pförtnerhauses werden zurückgebaut und die Stellplatzanlage für die Lotsen auf die geforderte Stellplatzanzahl reduziert.

Das dargestellte Erschließungskonzept beinhaltet die gezielte Führung der Hauptverkehrsströme (öffentlicher Verkehr) auf der Straße „Schleuseninsel“ bis zum westlichen Ende mit der Wendemöglichkeit großer Parkplatz. Die Verkehrsflächen für Bedienstete und Besucher des WSA nördlich des Gebäudekomplexes sind vom Hauptverkehrsstrom herausgenommen und als „shared space“ ausgebildet, die ehemaligen Gehwegsflächen entfallen.

Zukünftige Besucher werden die Insel wie gewohnt von Norden betreten und jetzt den freien Blick auf die Schleusenanlage im Süden, wie er sich wahrscheinlich im Jahre 1896 darstellte, genießen. Neu geschaffene Platzbereiche vor dem Neubau und in der Achse zum ehemaligen Pegelturm laden zum Verweilen ein. Ein neuer Weg entlang des Zaunes bietet den Neugierigen Einblick auf die kleine Schleuse und bildet zusammen mit den vorhanden Wegeflächen einen Rundweg im südlichen Bereich.

Freiraumplanung
Eine angemessene Zurückhaltung und die Annäherung an den Ort sind die Maxime der Gestaltung für die Außenräume.

Das altehrwürdige Gebäude des Wasser- und Schifffahrtsamtes steht im Grünen und die achsiale Beziehung zum ehemaligen Pegelturm wird durch Heckenbosquets (Heckenkuben) unterstützt, das neue, moderne Gebäude wird im Kontrast dazu auf den Platz „gestellt“.

Der vorhandene Baumbestand bleibt so weit wie möglich erhalten und wird im Ausgleich zu den notwendigen Fällmaßnahmen im Norden der Insel behutsam ergänzt. Die Fläche des „Shared Space“ werden in sandbeschichtetem Asphalt (heller Farbton) ausgeführt, die Platzflächen erhalten einen hellen Betonsteinbelag und dienen durch ihre leichte Aufpflasterung der Vekehrsberuhigung. Bankelemente aus Holzgräting laden auf den Platzflächen zum Verweilen ein.

Westlich des Neubaus sind überdachte Fahrradstellplätze und ein Müllplatz integriert. Auf dem zentralen Platz ergänzen neue, moderne Lampen die Straßenbeleuchtung. In den angegebenen Baukosten ist die Verlegung der Regenwasserleitung enthalten.


Bauliche Anforderungen
Die Gründungen, Leitungen im Gelände, optimierte Wärmespeicherung, zweischaliges Mauerwerk, Barrierefreiheit im ganzen Gebäude, zweiter baulicher Rettungsweg und optimierte Lichtausnutzung wurde gem. Ausschreibungsunterlagen umgesetzt.
Die Dachausbildung erfolgt entsprechend des Entwurfes aus Klinkermaterial mit einer besonderen Eckausbildung durch Formsteine. Die Konstruktion ist treibregensicher.



Technische Gebäudeausrüstung
Der Neubau wird an das bestehende Gebäude des Wasser- und Schifffahrtsamtes angeschlossen. Zu diesem Zwecke werden bei der Sanierung des Gebäudes Anschlußmöglichkeiten für Wasseranlagen, Wärmeversorgungsanlagen, Starkstromanlagen und Fernmelde- und informationstechnische Anlagen errichtet. Letztere haben ihren Ursprung in der dann neu eingerichteten Serverfarm im Bunker.
Die Schmutzwasserentsorgung erfolgt gemäß DIN EN 12056 und DIN 1986-100. Fall- und Sammelleitungen werden aus SML-Gussrohr mit erforderlicher Entlüftung über Dach hergestellt. Die Schmutzwasserleitungen des Neubaus werden mit PP-Rohr an das bestehende Schmutzwasserkanalsystem angeschlossen.
Die Ausstattung der Sanitäreinrichtungen erfolgt in Qualität und Beschreibung analog zum Sanierungskonzept des Bestandsgebäudes und wird dezentral mit Warmwasser versorgt. Die Trinkwasserleitungen sind aus Verbundrohr.
Die Sanitärbereiche werden mit einer Abluftanlage ausgestattet. Die Abluft wird durch Tellerventile den Räumen entzogen und über Dach abgeführt. Rauch- und Feuerüberschlag werden verhindert. Die Zuluft strömt über Türschlitze bzw. Spalte nach.
Die Energieverteilung des Neubaus erfolgt von der Niederspannungshauptverteilung des Bestandsgebäudes über Unterverteilungen auf die Verbraucher. Die Verteilung aber auch die Schaltungen erfolgen konventionell und berücksichtigen alle erforderlichen Sicherheitseinrichtungen und -regeln.
Die Beleuchtungsstärke und Güte erfolgt gemäß DIN EN 12464. WC´s und Teeküche erhalten Downlights, Büros und Besprechungsräume werden werden durch abgependelte Leuchten mit indirekter Deckenaufhellung und tageslichtabhängiger sowie Anwesenheitssteuerung beleuchtet.
Eine Blitzsschutz- und Erdungsanlage ist vorgesehen.
Die Fernmelde- und Informationstechnischen Anlagen wird an die Bestandsanlage angeschlossen und in gleicher Qualität und Ausstattung ausgeführt. Eine Brandmeldeanlage ist gemäß Brandschutzgutachten nicht erforderlich.
Die Gebäudeautomation richtet sich nach der Ausstattung aus der Sanierungsmaßnahme, da die Versorgungseinrichtungen hier angeschlossen werden.
Die Wärmeversorgung des Neubaus erfolgt über eine Fußbodenheizung. So sollen Energiekosten gemindert werden, da geringere Vorlauftemperaturen erforderlich sind. In den Sanitärkernen werden Flachprofilheizkörper installiert.
Um der ENEV 2009 zu genügen, wird im Sitzungssaal des Altbaus ein wassergeführter bivalenter Kaminofen für vollautomatischen wie manuellen Betrieb errichtet. Dieser wird an den in den Bestandsunterlagen dargestellten Abzug am vermutlich historischen Ort angeschlossen und erhält die Frischluftzufuhr aus dem Untergeschoß. Im Untergeschoß wird die neben der Pelletbevorratung und Förderschnecke ein Warmwasserspeicher errichtet, der zur Heizungsunterstützung dient.

Beurteilung durch das Preisgericht

In der landschaftlichen und außenräumlichen Gestaltung überzeugt zum einen die klare Adressbildung mit dem neuen Vorplatz des WSA im Gebäudewinkel des Neubaus mit klarer Erschließungsfunktion in der Fuge zwischen Alt- und Neubau. Die Formulierung der Nord-Süd-Achse vom Eingangsportal des Altbaus zum Pegelturm auf der Schleusenhauptinsel im Süden und die Fortführung auch nördlich des Baudenkmals mittels "Heckenbosquets" schafft räumliche Wertigkeiten,
die der Grundstruktur der Schleusen-Gesamtanlage eine neue Aktualität verleihen.

Mit dem sehr sparsamen Eingriff in den derzeitigen Baumbestand verbunden ist zwar der Erhalt der grünen Charakteristik, ob sich hier aber durch gezielte Eingriffe nicht doch ein dem neuen Ensemble angemesseneres Landschaftsbild mit Durch-, Ein- und Ausblicken erzeugen ließe bleibt fraglich.

Die Schaffung dreier, nord-süd-gerichteter Freiräume mit der Konzentration der Gebäude in der mittleren Zone folgt der Logik des Ortes, die Verteilung und Zuordnung der PKW-Stellplätze ist den Erfordernissen angepasst. Eine etwas intensivere Über- und Abpflanzung der straßenbegleitenden Stellplätze wäre, ebenso wie eine differenzierte Materialität der Beläge für Verkehrs und
Stellplatzflächen wünschenswert.
Lageplan

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Grundriss Erdgeschoss

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan Ausschnitt

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Visualisierung

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Landschaftsarchitektur+ | Grundriss Erdgeschoss

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