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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2009

Neubau und Sanierung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Kiel-Holtenau

Anerkennung

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

IMF Ingenieurgesellschaft Meinhardt Fulst

Bauingenieurwesen

JSK Internationale Generalplanung/Projektsteuerung GmbH (vormals: J S K International Architekten und Ingenieure GmbH)

Architektur

Erläuterungstext

Positionierung
Die Schleuseninsel gliedert sich in drei zur Schleusenkante paralelle „Streifen“. Im nördlichen Bereich die Uferzone am Auslasskanal mit geringer Bebauung, Parkplatzflächen und Baumbestand. Der mittlere „Streifen“ mit dem darin befindlichen Altbau des Wasser- und Schifffahrtsamtes, sowie dem ergänzenden Neubau hat eine erhöhte Bebauungsdichte. In unserem Masterplan für die zukünftige Entwicklung sind weitere Ergänzungsgebäude vorgesehen, die sich durch Einhaltung der Gebäudefluchten des Altbaus harmonisch in das Gesamtkonzept einfügen. Das historische Kioskgebäude bleibt erhalten und wird freigestellt, bzw. durch zwei spätere Neubauten gerahmt. Die Bebauung des mittleren „Streifens“ bildet eine Kante, die sowohl von der Schleuse, als auch vom Holtenauer Ufer aus wahrnehmbar ist. Der südliche „Streifen“ ist von Bebauung gänzlich freigehalten darüber hinaus befinden sich vor dem Hauptgebäude und dem Neubau keine Baumpflanzungen, so dass ein ungehinderter Blick zur Schleuse möglich ist. Die Uferzone bildet mit ausgedehnten Rasenflächen, einem verbindenden Wegenetz und vorhandenem Baumbestand, sowie der Nähe zum Wasser, eine besondere Aufenthalts- und Verweilqualität für Arbeitspausen. Die drei „Streifen“ werden durch vorhandene, bzw. zu ergänzende Straßen voneinander getrennt. Eine Umfahrt des gesamten Areals und der Gebäude ist somit gegeben. Es befinden sich 142 PKW Stellplätze in aufgelockerter Anordnung in dem entsprechenden Bereich der Schleuseninsel.
Der Altbau des Wasser- und Schifffahrtsamtes ist das beherrschende Bauwerk der Schleuseninsel. Der Neubau ordnet sich unter und gliedert sich in die bestehende Bebauung ein. Die vorhandenen Gebäudefluchten, sowie die Traufhöhe des Altbaus werden aufgenommen. Durch einen leichten und transparenten Übergang werden Alt- und Neubau miteinander verbunden.
Der bestehende südliche Eingang des Altbaus bleibt als Haupteingang des Ensembles bestehen. Der Neubau verfügt über einen untergeordneten und behindertengerechten Mitarbeitereingang an der Südseite. An der Nordseite befinden sich Lieferanteneingänge bzw. Zugangsmöglicheiten von den Parkplätzen aus.

Baukörper I Fassade
Der Neubau stellt sich als monolytischer Ziegelsteinbaukörper, der von einem Luftraum durchdrungen ist, dar. Das Gebäude nimmt sowohl in Form und Proportion, als auch in Materialität und Erscheinung, mit modernen Mitteln viele Bezüge zum Altbau auf. Der den Eingang betonende Rücksprung im Erdgeschoss greift die Flucht des Rücksprunges am Altbau auf und schafft somit eine gemeinsame Vorplatzsituation. Wie im Erdgeschossgrundriss und in der Südansicht erkennbar, korrespondiert der „vorspringende“ Teil an der westlichen Gebäudeecke des Neubaus mit der großen Giebelseite an der östlichen Ecke des Altbaus. Der Luftraum dringt an der Stelle des Einschnittes in Form einer gläsernen Fassade an die Außenseite und zieht somit den Besucher ins Innere des Gebäudes. Der zentrale räumlich spannende Luftraum mit eingestellter Treppe wird über ein gläsernes Dach belichtet, so dass in allen Flurzonen Tageslichteinfall für zusätzliche Qualität sorgt.
Die Fassade gliedert sich in gläserne und geschlossene Teile, sowie Bereiche mit vertikal stehenden Fensterformaten, die sich genau an der Breite der Fensterflügel des Altbaus orientieren und auf das Außbauraster abgestimmt sind. Die „Fensterfelder“ sind jeweils geschossweise gegeneinander verschoben, als Referenz an die gegenläufige Bewegung der Schiffe in den Schleusenanlagen. Der Eindruck des Richtungswechsels der Felder wird durch die leicht schräggestellten Scheiben verstärkt. Die Fenster werden je nach Geschoss an der linken bzw. rechten Seite durch ein metallisches, kombniertes Lüftungs- und Sonnenschutzelement mit Klappmechanismus ergänzt. Die Stellung der Fenster ist eine Reminiszenz an die den schrägen Erker des Direktorenzimmers und bietet unterschiedlich gerichtete Ausblicke entlang der Bebauungskante und der Schleuse. Der Besprechungsraum und der nördliche Eingang, sowie angrenzende öffentliche Büros sind für besondere Ausblicke gläsern ausgebildet.

Funktionsverteilung
Der Erweiterungsbau wird mit einem gläsernen Verbindungsgang an das bestehende Wasser- und Schifffahrtsamt angeschlossen. Aufgrund der unterschiedlichen Geschosshöhen zwischen Alt- und Neubau wird auf Erdgeschossniveau die Verbindung als Rampe ausgebildet. Die Obergeschosse des Neubaus werden über eine kurze Stufenfolge und den am Verbindungsgang positionierten behindertengerechten Aufzug mit Durchlademöglichkeit an den Altbau angebunden. Somit sind die Funktionsbereiche im EG und 1.OG des Bestandsgebäudes behindertengerecht erreichbar.
Der Altbau wird, angelehnt an die ES-Bau, im Erdgeschoss vom Sachbereich 1 belegt. Das 1. OG wird vom rückgebauten großen Sitzungssaal bestimmt. Neben dem Amtsleiter werden die Büroräume der Sachbereichsleiter des WSA angeordnet. Neben dem mit Glas abgeteilten Treppenhaus des Altbaus wird über den Verbindungsgang zum Neubau ein zweiter Rettungsweg geschaffen.

Der Erweiterungsbau wird im Inneren durch einen kompakten zentralen Luftraum und das daran anschließende mit Glas abgeteilte Treppenhaus bestimmt. Auf 3 Geschossen sind die Büroräume der einzelnen Sachbereiche als in sich zusammenhägende Einheiten angeordnet. Das Büroausbauraster von 1,30m ermöglicht flexible Änderungsmöglichkeiten für zukünftige Nutzungsanpassungen.
Im Erdgeschoss befinden sich öffentliche und stark frequentierte Büroräume, Hausmeister- und Botenräume, sowie das Rollregallager der Registratur. Im 1. und 2. Obergeschoss befinden sich neben den zwei- bis vierachsigen Büroräumen zur Schleuse ausgerichtete Besprechungsräume, sowie ein zusätzlicher Aufenthaltsraum mit Küchenzeile für die Mitarbeiter des WSA.
Je Geschoss wird ein kleiner Kopierraum sowie eine Sanitäreinheit mit Herren- und Damen WC, Teeküche und Putzmittelraum angeordnet.
Der erste Rettungsweg wird über das in Glas eingefaßte Treppenhaus mit Entrauchungsmöglichkeit im Dachbereich geschaffen. Die Fluchtweglänge unterschreitet die maximale Stichflurlänge von 15m. Ein zweiter Rettungsweg wird über den Verbindungsgang zum Altgebäude hergestellt.


Bestandssanierung
Das Bestandsgebäude wird in Anlehnung an den Ursprungszustand saniert.
Wesentlicher Bestandteil ist die Sanierung der Fenster. Die vorhandenen Kunststofffenster werden durch zweiflügelige Holzfenster mit Oberlichtflügel ersetzt. Im Bereich des Sitzungssaals wird im Giebelbereich ein rundes Fenster eingesetzt. Die Farbgebung der Fensterrahmen wird dem Ursprungszustand angepaßt und beim Erweiterungsbau wieder aufgegriffen. Das Dachgeschoss des Bestandsgebäudes wird rückgebaut und auf der Geschossdecke gedämmt, die Dachgauben entfernt, kleinere Lüftungsgauben angeordnet und die Dachflächen neu eingedeckt.
Im Inneren wird das Hauptaugenmerk auf den großen Sitzungssaal gelegt, der wieder vom 1. OG erschlossen wird. Das Treppenhaus wird mit Glas vom Flur abgeteilt.
Die Flurdeckenkonstruktionen werden freigelegt. Der Terrazzoboden wird in Teilen ausgebessert und ergänzt. Durch die Verwendung gleicher Materialien und Elemente soll aus Bestands- und Erweiterungsbau eine Einheit geschaffen werden. Beispielsweise werden die gläsernen Treppenhäuser bei Alt- und Neubau in ähnlicher Rform ausgebildet.


Tragwerkskonzeption
Die Konstruktion des Neubaus wird als wirtschaftliche Stahlbetonkonstruktion in fugenloser Bauweise mit kreuzweise gespannten unterzugslosen Flachdecken ausgeführt. Die ohne Abfangung bis zur Gründung durchlaufenden stützenden Bauteile werden im Bereich der Flurwände und der Außenfassade angeordnet. Lediglich im Bereich des Eingangs werden die Stützen der Außenfassade ohne konstruktiven Zusatzaufwand durch Stahlbetonschotten im 1.OG um ca. 1,50 m auf einer Breite von ca. 15,0 m zurückzogen Die Sohle und die notwendigen Unterfahrten für die Aufzüge werden in WU-Bauweise ausgeführt. Aufgrund des nicht tragfähigen Baugrunds wird eine Pfahlgründung gemäß den Angaben des vorliegenden Bodengutachtens erforderlich.


Freianlagen
Die neuen Freiraumstrukturen gliedern den Raum und öffnen Sichtachsen von den Neubauten zu den umliegenden Gewässern. Hierbei sind die vorhandenen Baumstrukturen berücksichtigt und im Bereich der Stellplätze zu Baumblocks ergänzt. Wegeverbindungen berücksichtigen die Funktionsverbindungen zwischen Stellplatzanlagen und den Gebäuden.
Die neue Gebäudespange, die sich in Ost-West-Richtung erstreckt, wird durch ergänzte Straßen erschlossen.
Die Fußwege gliedern und erschließen den südlichen Raum bis zur Schleuse mit Aufenthaltsmöglichkeiten zum Verweilen.

Materialität
Die Straßen sind aus Asphalt, die Wege im direkten Umfeld der Gebäude aus Pflaster. Der Neubau und das WSA erhalten einen Vorplatz aus großformatigen Betonplatten mit einer Rahmung aus Stauden und Gräsern als großzügige Eingangssituation. Hier ist auch ein eingehauster Platz für Müll und Fahrräder vorgesehen.
Alle weiteren Wege sind aus wassergebundener Wegedecke. Die Stellplätze sind aus Schieferplitt und die Fahrgassen aus Schotter kostengünstig vorgesehen.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht Süden

Ansicht Süden

Konzept

Konzept

Konzept Fassade

Konzept Fassade