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Wettbewerb nach RPW 2008 | 09/2009

Protokollbereich Bundesregierung und Verfassungsorgane am Flughafen BER

Perspektive Luftseite

Perspektive Luftseite

4. Preis

HENCHION REUTER ARCHITEKTEN

Architektur

EiSat GmbH, Engineered Structures

Tragwerksplanung

Prof. Michael Lange Ingenieurgesellschaft mbH

Transsolar Energietechnik GmbH

Bjorn Rolle - Visualisierungen

Visualisierung

Katrin Helmbold l ArchitekturModellbau

Modellbau

Erläuterungstext

LEITGEDANKEN ZUM VORLIEGENDEN ENTWURF

- Ein elegant schwebendes Dach auf präzisen Holzkörpern ruhend, eingebunden in einen Kiefernwald empfängt und verabschiedet die Reisenden.
- Ein Ort der formalen Reduktion, konzentriert und entspannt.
- Das neue Empfangsgebäude für Staatsgäste präsentiert sich als offenes, seriöses und zeitloses Bauwerk.
- Ziel ist eine ausgewogene und angemessene Geste.
- Es soll das demokratische Verständnis der Bundesrepublik zum Ausdruck gebracht werden.

Das neue Empfangsgebäude für Staatsgäste besteht aus einer differenziert gefalteten Dachstruktur, welche auf Holzkörpern abgelegt scheint und durch eine zweischalige Glashülle umgeben ist. Durch die Faltung erzeugte Oberlichtbänder, sowie Innenhöfe belichten und zonieren das Gebäude. Es entsteht ein auf den ersten Blick einfaches, jedoch reiches und spannendes Raumgefüge mit unterschiedlichen Raumqualitäten - dem Ort, der Aufgabe und den Anforderungen entsprechend.
Die zweischalige Glasfassade ermöglicht eine gute Umsetzung der Funktionen Schallschutz, Sicherheit, Wärmeschutz, Sonnen-/Blendschutz sowie Sichtschutz bei gleichzeitig hoher Transparenz. Mit der Grundrissanordnung wurde das vorgegeben Funktionsschema ohne Kompromisse umgesetzt. Das Gebäude wird auf dem Grundstück in einen für die Region typischen Kiefernwald eingebetet. Wir verstehen den Ort als „Filter“ zwischen Himmel und Erde, zwischen einer langen Reise und wichtigen Terminen und Gesprächen - im besten Falle ein Ort des kurzen Innehaltens.
Die Nutzer sollen nicht nur visuell sondern auch emotional durch das Ansprechen aller Sinne berührt werden. Dabei spielen z.B. die Gebäudematerialien Holz und Naturstein, der Geruch eines Kiefernwaldes im Morgentau, die Transparenz und gleichzeitig die Introvertiertheit über einen Innenhof ins Gebäudeinnere oder der Schutz vor Schallemissionen eine große Rolle.


ERSCHLIESSUNG / RÄUMLICHE ORGANISATION

Von der Landseite wird das Gebäude ausschließlich über die Eingangshalle erschlossen. Hier sind die Check-In-Schalter, der Zugang durch die Personenkontrolle in den Abflugsbereich, der Zugang durch die Personenkontrolle in den Pressebereich, der Ausgang aus dem Ankunftsbereich, eine direkte Zugangsmöglichkeit in den VIP-Bereich sowie die Zugänge zu den Bürobereichen vorgesehen.
Der VIP-Bereich wird über den Zugang von der Luftseite erschlossen. Intern sind gute Verbindungen zur Eingangshalle Landseite, dem Abfertigungsbereich Luftseite sowie zum Pressebereich mit separatem Zugang möglich.
Der Pressebereich wird über eine eigene Personenkontrolle direkt von der Eingangshalle aus erreicht. Es besteht eine direkte Verbindung zu den Protokollrasen.
Der Abfertigungsbereich Land-/Luftseite liegt kompakt organisiert an zentraler Stelle.
Die Büroräume des AA sind auf der Landseite im Obergeschoß vorgesehen. Das Büro des Leiters des Empfangsgebäudes erhält ein Überblick über die gesamte Luftseite.
Die Räume für Bundeswehr, Bundespolizei, Zoll und BKA sind in direkter Nähe zur Eingangshalle bzw. zu den Personenkontrollstellen angeordnet.
Sämtliche Räume sind barrierefrei erreichbar.
Unter dem Aspekt der Sicherheitsanforderungen sind sämtliche VIP-Bereich der Luftseite zugewandt und/oder zu einem Innenhof orientiert.


MATERIALKONZEPT

Bodenbeläge:
Hallen-/Abfertigungsbereiche/Erschließungsflächen etc. in hellem Naturstein
poliert (Kalksandstein)
VIP-Salon Parkett (Nussbaum) und Teppich
Bürobereich Teppich
WC Bereiche in hellem Naturstein poliert (Kalksandstein)

Wandmaterialien:
EG Holzvertäfelung Nussbaum, Massivbau/STB mit Gipsputz

Deckenmaterial:
Gipskartondecken abgehängt weiß seidenmatt lackiert

Fassaden:
Außenhülle als Einfachverglasung in VSG 20 mm (durchwurfhemmend) +
zusätzliche Sicherheitsanforderung, geklebt auf lasergeschweißte Profile.
Innenfassade Pfosten-/Riegelkonstruktion aus lasergeschweißte Profilen mit
Isoliervergasung.


TRAGWERK / KONSTRUKTION

Die verschiedenen Funktionen des Gebäudes werden über ein gemeinsames Dach zu einem Baukörper zusammengebunden. Dabei wird die Dachebene in mehreren Ebenen abgestaffelt um eine natürliche Belichtung der inneren Bereiche sicher zu stellen.

Augenfällig ist der umlaufend auskragende Dachrand. Das Tragwerk wurde so konzipiert, dass alle auskragenden Dachbereiche nach innen über eine „Wippe“ von zwei Stützenreihen abgetragen werden. Die Hauptbinder werden als konventionelle Walzprofile im Systemraster von maximal 6,25m verlegt. Zur Minimierung der Bauteildimensionen wird eine „Zwischensparrendämmung“ vorgesehen. Als Trägerrost lassen sich die Flächen kreuzweise stabilisieren. Die zur Erzielung einer ausreichenden Steifigkeit des freien Randes notwendigen Profilgrößen (~HEB500) erlauben im Innern die Überbrückung großer Spannweiten und ermöglichen damit eine hohe Grundrissflexibilität. Im Zusammenspiel mit konstruktiven Nebenträgern aus Stahl ist die Aussteifung über Fachwerke problemlos möglich.

Die tiefer liegenden Dachdecken der Innenbereiche werden als Massivbauteile (STB) vorgesehen. Dies ist immer dann der Fall, wenn sich die relativen Spannweiten im konventionellen Bereich bis etwa 8,0m bewegen.

Der vertikale Lastabtrag wird im Wechsel über Stahlrohrstützen oder massive Wandbauteile realisiert. Wobei als tragende Baustoffe in der Regel Betonbauteile vorgeschlagen werden.
Die umlaufenden Glasfassaden können von der Dachdecke abgehängt werden. Hierdurch können die Fassadenprofile in Ihrer Abmessung optimiert werden.

Die Gründung ist als eine elastisch gebettete Sohlplatte vorgesehen. In Abhängigkeit der örtlichen Grundwasserverhältnisse wird diese in WU-Beton erstellt.

Die Aussteifung des Gesamtgebäudes ist über eine Vielzahl von Wandbereichen sowie einzelner Aussteifungsverbände ausreichend gegeben. Alle Stützen sind in diesem Zusammenhang als reine Pendelstützen auszuführen.

Die Einhaltung eines stringenten Konstruktionsrasters in Verbindung mit weitestgehend vorgefertigten Konstruktionselementen ermöglicht eine wirtschaftliche und zügige Bauweise. Die Verwendung von recyclebaren Baustoffen sichert auch bei Um- und Rückbau eine nachhaltige Ressourcenverwendung.


ENERGIEKONZEPT

1. Minimierung des Bedarfs
- gute Wärmedämmung an allen opaken Bauteilen
- transparente Bauteile mit geringem Wärmeverlust und passiv solaren Gewinnen
- kontrollierte Lüftung
- helle Raumoberflächen (Tageslichtnutzung, Kunstlichtminimierung)

2. Optimierung der Technik
- mechanische Lüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung im Winter
- Möglichkeit zur natürlichen Lüftung in persönlich zugeordneten Bereichen (Büros)
- Flächenheizung mit niedrigen Heizwassertemperaturen im Erdgeschoss (kompatibel zu regenerativen Energiequellen wie Solarthermie und Geothermie)
- Doppelfassade für erhöhten Schallschutz, Sicherheit, Wärmeschutz, Sonnen-/Blendschutz, variabler Sichtschutz
- Erhöhung der thermischen Speichermasse mittels Gipskartonplatten mit eingebettetem Phasenwechselmaterial.
- Kunstlicht: Tageslichtabhängige Schaltung, hocheffiziente Leuchtkörper (Leuchtstoffröhren oder LEDs, keine Verwendung von Halogenstrahlern).

3. Regenerative Energien
- passiv solare Wärmegewinnung über die Glasfassaden
- aktiv solare Vorwärmung der Frischluft im Winter über den Zwischenraum der Doppelfassade
- natürliche Lüftung über Fassaden (zusätzlich zu mechanischer Lüftung, die aus Schallschutzgründen erforderlich ist)
- Zisterne zur Regenwassernutzung für Pflanzen

Architektonische Vorgaben
Freier Zugang zu natürlichem Licht und Blickbeziehung nach außen sind wesentlicher Bestandteil der Konzeption. Die Beheizung erfolgt über mild temperierte Flächen (Fußboden), wodurch auch bei niedrigeren Lufttemperaturen voller thermischer Komfort in der Heizperiode erzielt werden kann. Das Eindringen kalter Außenluft über offene Türen (Passagierabfertigung/Gepäckabfertigung) verursacht somit weniger Wärmeverluste als bei einer Luftheizung.

Konzept Bauphysik
Das Empfangsgebäude ist ein hauptsächlich quaderförmiges Volumen mit relativ geringem Fassadenanteil. Ein Großteil der transparenten Flächen ist als Doppelfassade ausgebildet und bietet daher erhöhten Wärmeschutz im Vergleich zu einschaliger Fassade.

Dach
Aufgrund der großen Raumtiefe sind Dachoberlichter zur Versorgung mit Tageslicht vorgesehen.
Lichtundurchlässige Dachpartien erhalten eine großzügige Wärmedämmung. Sie halten das Dach kühl im Sommer und warm im Winter.

Fassade
Die Hauptfassade ist als zweischalige Glaskonstruktion vorgesehen. Die innere Schale ist aus Wärmeschutzisolierglas vorgesehen, während die äußere Schale aus Einfachglas (VSG) besteht. Im begehbaren Zwischenraum befindet sich ein bewegliches Lamellensystem, das als schaltbarer Sichtschutz, Sonnenschutz, Blendschutz und Lichtlenksystem genutzt wird. Die Gläser können entsprechend besonderer Anforderungen an Schallschutz und Sicherheit ausgebildet werden.
Der Fassadenzwischenraum ist aus schallschutztechnischen Gründen luftdicht ausgebildet. Im Winter dient der Fassadenzwischenraum der Vorwärmung der mechanisch zugeführten Luft. Dadurch werden Feuchtigkeitsprobleme von geschlossenen Hohlräumen vermieden und gleichzeitig solare Gewinne im Winter erschlossen. Im Kühlbetrieb wird Fortluft, die kühler als Außenluft ist, in den Fassadenzwischenraum eingeblasen. Die Doppelfassade fungiert somit als thermischer Puffer zwischen innen und außen.

Wärmeschutz
Die opaken Bauteile werden entsprechend den gesetzlichen Auflagen wärmegedämmt. Der U-Wert der Vertikal-Verglasungen beträgt 1,2 W/m²K.

Sonnenschutz
Der große Dachüberstand ist nicht nur eine architektonische Geste, sondern bietet auch guten Sonnenschutz im Sommer. Darüber hinaus ist im begehbaren Fassadenzwischenraum ein beweglicher Sonneschutz vorgesehen.

Speichermasse
Das Tragwerk ist überwiegend als Stahlkonstruktion vorgesehen und wird durch eine abgehängte Decke aus Gipskartonplatten verkleidet. Zur Erhöhung der Wärmespeicherfähigkeit sind Gipskartonplatten mit eingebettetem Phasenwechselmaterial (PCM) geplant. Der Speicheeffekt entspricht einer 10 cm starken Betonplatte.

Konzept Haustechnik
Lüftung
Aufgrund der Nähe zum Rollfeld ist die Schallbelastung von außen hoch. Die ökologisch anzustrebende natürliche Fensterlüftung muss daher um eine schallgedämmte, mechanische Lüftung ergänzt werden. Die Lüftungsgeräte werden auf dem Dach angeordnet, wodurch Lüftungskanäle etc. kurz gehalten werden können.
Der Fassadenzwischenraum der Doppelfassade wird in das Lüftungskonzept eingebunden.
In der Heizperiode wird am Tage die Außenluft über den Fassadenzwischenraum angesaugt und mittels Sonnenenergie vorgewärmt. Geht die Lüftung in den Kühlbetrieb, so wird die Außenluft nicht vorgewärmt. Stattdessen wird die Restkälte der Fortluft genutzt indem sie in den Fassadenzwischenraum geführt wird.
Durch diesen Ansatz wird gleichzeitig für eine kontrollierte Belüftung des Hohlraums gesorgt und energetischer Nutzen daraus gezogen.

Die aufbereitete Frischluft wird nach dem Quellluftprinzip über bodennahe Luftausströmöffnungen in die Räume eingebracht. Dadurch wird höchste Lüftungseffizienz erreicht, die erforderliche Luftmenge ist dadurch minimiert.

Heizung
Die Bodenflächen werden gut gedämmt und mit Fußbodenheizung ausgerüstet. Die Feinregulierung erfolgt mittels Unterflurkonvektoren in Fassadennähe, die auch an die Lüftung angeschlossen sind. Infolge kann die erforderliche Heizwassertemperatur auf ca. 40°C gesenkt werden. Dies kommt dem Wirkungsgrad des Wärmeerzeugers zugute und gilt sowohl für einen Gasbrennwertkessel als auch für solarthermische Energiequellen oder eine Wärmepumpe

Kühlung
Die Raumkühlung erfolgt über Fußbodenkühlung (Fußbodenheizung) und zusätzlich über gekühlte Frischluft. Die Bereiche im Obergeschoß erhalten anstatt der Fußbodenkühlung eine Kühldecke.

Versorgungstechnik
Die Wahl des Wärmerzeugers richtet sich nach den vorhandenen Möglichkeiten (Fernwärme, Gas, Heizöl). Aufgrund der niedrigen Heizwassertemperaturen zum Betrieb der Flächenheizungen ist optional der Einsatz einer elektrischen Wärmepumpe bei sehr gutem Wirkungsgrad möglich. Als Wärmequelle werden dann Erdwärmetauscher eingesetzt. Dadurch ist eine Wärmeerzeugung ohne den Einsatz fossiler Brennstoffe möglich, die zudem keinen Öltank, keine Gasleitung und auch keinen Kamin erfordert.
Auf einer geeigneten Dachfläche wird ein thermischer Sonnenkollektor angeordnet, der die Vorwärmung des Brauchwarmwassers ermöglicht.
Visualisierung: Henchion Reuter Architekten

Visualisierung: Henchion Reuter Architekten

Perspektive Zufahrt

Perspektive Zufahrt

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Perspektive Wartebereich

Perspektive Wartebereich

Modellfoto

Modellfoto