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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 05/2010

"Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle"

ein 2. Preis / Mit der Realisierung beauftragt

KATZKAISER Architektur und Ausstellungsgestaltung

Architektur

Erläuterungstext

Das Gedenken an die Deportationen von 1941 bis 1945 soll auf mehreren Ebenen sichtbar gemacht werden. Spuren sollen gesichert, Wege und Bezüge markiert und der Ort mit Erinnerungen überlagert werden.

Konservieren
Vorhandene Spuren werden erhalten. Der Kellerraum der Großmarkthalle sowie die erschließende Rampe samt ihrer Überbauung sollen im heutigen Zustand erhalten und saniert werden. Gleiches geschieht mit dem Stellwerk, der Fußgängerbrücke und dem Brückenauflager. Ein Ausschnitt des Gleiskörpers wird mit vorhandenen Fragmenten wiederhergestellt.

Markieren
Eine Zäsur im Gelände der neuen Bebauung markiert den ehemaligen Zugang zu den Kellerräumen der Großmarkthalle. Von dem Weg entlang des Bahndamms aus entwickelt sich ein Raum, der die Spur der ehemaligen Rampe nachzeichnet. Eine eingestellte Glasscheibe begrenzt den öffentlichen Bereich der Erinnerungsstätte. Ein darauf befindliches Zitat überlagert sich in der Perspektive mit dem Zugang der Kellerräume. Über ein schlichtes Tor ist der Gedenkraum für geführte Gruppen zugänglich.

Einschreiben
Der Ort wird an verschiedenen Stellen mit Erinnerungen deportierter Opfer überlagert. In den Boden des Kellers, an Gesimsen des Stellwerks, der Brüstung der Eisenbahnbrücke sowie auf den öffentlichen Wegen werden Zitate

Stadtraum
Teile der Erinnerungsstätte liegen im Bereich der Fuß- und Radwegeverbindung vom Mainufer zur Hanauer Landstraße. Die Gestaltung aller Grünflächen, der Baumbepflanzung, des Bodenbelags bis hin zur Beleuchtung des Stadtraumes wird durch die Elemente des Grüngürtels geprägt. Es soll bewusst kein inszenierter Stadtraum geschaffen werden. Einzig ein leicht versetzter Fahrradweg im Bereich des Gleiskörpers, der über eine platzähnliche Situation führt, bricht den Fluss des öffentlichen Weges.

Rampenraum
Die Rampe stellt eine visuelle Verbindung zwischen dem Kellerraum und dem öffentlichen Raum mit Brücke, Gleisfeld und Stellwerk her. Der Baukörper zeichnet die Spur der ehemaligen Rampe nach und zitiert die Position des ehemaligen Tores. Eine Glasscheibe trennt den öffentlich zugänglichen von dem begrenzt zugänglichen Bereich. Der Bodenbelag des Außenraumes wird in den Rampenraum hineingeführt. Die Rampe selbst, die begleitenden Wände und die Überbauung sind in Sichtbeton mit einer gesäuerten Oberfläche ausgebildet. Für geführte Gruppen ist der Raum über das Gelände der EZB durch eine Tür begehbar. Von hier wird der Kellerraum über ein schlichtes Tor erschlossen.

Gleisfeld
Der Gleiskörper wird im Bereich des öffentlichen Stadtraumes, also außerhalb der Grundstücksgrenze der EZB, erhalten bzw. wieder hergestellt. In Anlehnung an eine dokumentarische Aufnahmne von 1930 wird das Gleisfeld in den neu auszubildenden Belag des Grüngürtels integriert. In den Bodenbelag sind Zitate eingeschrieben.

Stellwerk
Das Stellwerk wird im heutigen Zustand erhalten und saniert. Es sollen aber bewusst die Spuren der Zeit erhalten werden. So werden die nicht mehr vorhandenen Elemente, wie etwa die Fenster, nicht wieder hergestellt. Alle Öffnungen werden mit Betonelementen versiegelt. Ihre Materialität stellt einen Bezug zu dem neunen Rampenelement her. Die an das Stellwerk angrenzende Pumpstation könnte, sofern es das Radwegekonzept entlang des Bahndamms zulässt, zurückgebaut werden und der ehemalige Treppenaufgang wiederhergestellt werden.

Zitate
Die Zitate sind neben der Rampe wichtige Bestandteile der Erinnerungsstätte. Sie werden an unterschiedlichen Positionen im Stadtraum, am Stellwerk und an der Großmarkthalle eingeschrieben. Die Zitate sollen in enger kuratorischer Abstimmung mit dem Jüdischen Museum der Stadt Frankfurt am Main ausgewählt und im Gelände verortet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

"Die authentischen Orte der Deportationen im Bereich der Großmarkthalle werden in ganz einfacher Form sichtbar gemacht - die Gleisharfe mit dem Stellwerk und die Rampe zum Sammelkeller unter dem Kopfbau der Großmarkthalle [...]. Die Verfasser machen diesen nicht sichtbaren Ort für alle Passanten des GrünGürtels mit einer direkten, den Betrachter in Bann ziehenden Rampe sichtbar. In der Mitte des Weges ist die Rampe aus Sicherheitsgründen durch eine Glaswand abgetrennt, auf der die Erinnerung eines Deportierten aufgedruckt ist, wie auch andere Sätze, die in die Wege eingraviert sind und die Unsäglichkeit der Verschleppung erzählen. Die Einfachheit, die Unaufdringlichkeit und die Authentizität des Stellwerkes vermeiden jede Schaustellerei und bringen die banalen Vorgänge des Schreckens ins Bewusstsein."

(Quelle: www.main-frankfurter-osten.de)