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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 05/2010

"Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle"

Teilnahme / 2. Phase

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Erinnerungsstätte an der Grossmarkthalle

Behutsam wird zu der Erinnerungsstätte an der Großmarkthalle herangeführt. Entlang des Bahndamms wird der Grüngürtel Frankfurts bis zum Mainufer komplettiert.

Die Annäherung erfolgt in vier Schritten.

1. Aufmerken „Weg des Aufmerkens“
Der Auftakt des Grünstreifens entlang der Bahntrasse wird an Nord- und Südseite deutlich durch Mauern mar-kiert. Die benachbarte Landschaftsgestaltung der Europäischen Zentralbank, ist so bis an den Bahndamm herangeführt.
Die so entstehende Topographie der Böschungen ist entlang des Weges eingeschnitten. Hier weisen Informa-tionstafeln auf die Bedeutung des Ortes hin. Der Weg der Deportierten wird hier „schlagwortartig“ auf das Verhältnis zu den Frankfurter Bürgern und Behörden in der Zeit des Nationalsozialismus aufmerksam machen.
Der Weg mündet überraschend in einen Platz.

2. Nachdenken „Platz der Bestimmung“
In deutlicher Form eines Quadrates wird ein Platz um das ehemalige Stellwerk hervorgehoben. Das zunächst ästhetisch anmutende Bauwerk der „expressiven Moderne“ gibt bei näherer Betrachtung ein fünfzehn Meter breites Textfeld mit der Aufschrift: „BESTIMMUNGSORT“ frei. Die in den Boden eingelassenen Originalgleise weisen auf den Bezug zur Großmarkthalle hin und bilden die Spuren der Deportation ab. Reflektion über den Ort und seine Geschichte findet hier statt.
Das ehemalige Stellwerk dient als Informationspunkt für Angehörige, Interessierte und Schulklassen. Ein Raum für Einführungsveranstaltung entsteht. Die Geschichte und das unmenschliche Geschehen an diesem Ort wird hier erklärt. Sitzmöglichkeiten befinden sich an der süd-östlichen Kante des Platzes.

3. Fühlen „An das Licht führen“
In Form der wieder installierten Treppe wird der
Besucher auf die Ebene der Gleisanlage geführt. Aus dieser Perspektive wurde von „Frankfurter Bürgern“ die Deportation betrachtet. Ein Blick auf den quadratischen „Platz der Bestimmung“ lässt die Begriffe der organi-sierten Vernichtung erkennen:
Erfassung, Enteignung, Demütigung, Entrechtung .
Tafeln mit Bildern und Texten erläutern die Situation der Enteignung und der „Deportation“ in den Kellerräu-men der Großmarkthalle. Die Vorstellung, dass während des gewohnten und alltäglichen Betriebs des Groß-markts die menschenverachtenden Segregationen (Selektionen) aus dieser Sicht zu beobachten waren, er-möglicht ein aus heutiger und zukünftiger Betrachtung deutlich merkbares, ungutes Gefühl.



4. Gedenken „Platz des Lichtes“
Gegenüber dem Stellwerk befindet sich ein Platz der „Ruhe und der Leere“. Durch bis zu sieben Meter hoch ansteigende Wände aus „Lichtbeton“ begrenzt, wird die Umgebung gefiltert und abgeschirmt. Der Bezug zu den Kellergeschossräumen der Großmarkthalle wird mit einer lenkenden Geste hergestellt. Die Betonwände wirken durch lichtleitende Glasfaserröhren transluzent. Die Wände werden nachts zu einer indirekt beleuchte-ten Skulptur. Die 28 Verschleppungen werden im Boden durch Bänder chronologisch strukturiert dargestellt. Das jeweilige Datum wird in gefärbte Betonplatten eingelassen. Bleiplatten mit den Namen der Opfer können über Jahrzehnte eingelegt werden und zeigen den niemals abzuschließenden Prozess des Gedenkens. Der Verlauf der Gleise wird durch Aussparungen im Oberbelag (Invertieren) verdeutlicht. Der Blick fällt zurück zum Stellwerk und der Brückendurchfahrt mit der Aufschrift „Bestimmungsort“
Durch den Sicherungsgraben der EZB wird der Platz der Ruhe begrenzt. Auf der Grundstücksgrenze zwischen Platz und Gedenkstätte ist ein eingeschränkter Zugang durch geschultes Personal möglich. Der Gesamtzu-sammenhang des Ortes zu den Kellerräumen wird über die ehemalige Rampe erfahrbar gemacht.

Die entstehende Situation ermöglicht vielschichtige Herangehensweisen an die Erinnerung und den kontinuier-lichen Prozess der Vergangenheitsbewältigung. Sie belehrt nicht und wird zum Merkzeichen in der modernen Stadtlandschaft Frankfurts.
Landschaftsarchitektur+ | Visualisierung

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan

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