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Offener Wettbewerb | 06/2009

Forum :terra nova

Turm

Turm

3. Preis

Preisgeld: 3.500 EUR

LORBER PAUL Architektur und Städtebau

Architektur

hermanns landschaftsarchitektur umweltplanung

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

KONZEPT LICHTUNG - TURM
Der Entwurf basiert auf zwei typologisch klar definierten Raumfiguren. Das Bild
der Lichtung bestimmt die landschaftlichen Entwurfsmerkmale – Der hochbauliche Entwurfsteil wird als Turm vorgestellt.
Beide artikulieren sich als eine klar artifizielle Setzung. Durch die Reduktion ihrer Erscheinung auf einfachste geometrische Grundfiguren – dem Kreis und dem Quadrat – wird eine eigene Identität gegenüber den gigantischen Ausmaßen des Tagebaus hergestellt. Der unfassbaren Weite der Landschaft wird ein leicht verständliches geometrisches Gefüge entgegengesetzt.
Der Turm des Ausstellungsgebäudes markiert in der Landschaft einen weithin
wahrnehmbaren Ort der Information und des Erlebens.

LICHTUNG
Um das Erleben der Tagebaulandschaft entwurflich zu unterstützen sind die
landschaftsplanerischen Maßnahmen auf ein Minimum reduziert.
Lediglich die große halbkreisförmige, als blühende Wiese angelegte Lichtung
überspannt den Raum zwischen dem Informationsgebäude und der Hangkante
des Tagebaus. Am Rande dieser Lichtung führen in den Waldrand vertiefte
Spazierwege vom Gebäude zu einem Holzsteg, der die Hangkante auf der vollen
Länge der Lichtung begleitet.
Diese Elemente schaffen einen neutralen, einfachen Bildrahmen für das
Spektakel des Landschaftsumbaus der nächsten 40 Jahre und führen dem
Betrachter dessen Radikalität somit präzisiert vor Augen.
Der Ausblick auf das Abbaufeld wird durch verschiedenartig verdichtete
räumliche Figuren spannungsreich geleitet. Die halbkreisförmige Lichtung vor
dem Aussichtsgebäude dient bei der Ankunft des Besuchers als Distanz
schaffender Bildmittelgrund – durch sie wird die Dimension des Tagebaus zwar
vorstellbar doch noch nicht in ihrer Gänze erlebbar. Das Cafe mit seinen
Außenanlagen schafft hier einen Ort zum Verweilen.
Entlang des Waldrandes wird der Blick auf die Lichtung und die Hangkante nur
selektiv und ausschnitthaft freigegeben – die Weite bleibt jedoch stets in
spürbarer Nähe. An Aufweitungen des Weges sind Verweilorte mit Parkmobiliar
vorgesehen. Ziel des Weges ist der gradlinige Holzsteg, der sich in zwei
Sitzstufen zum Tagebau hin abtreppt. Hier vermittelt nichts mehr zwischen dem
Betrachter und der Landschaft. Die Ausmaße der sich wandelnden Landschaft
werden vollständig erfassbar.

TURM
Das freistehende Gebäude ist als Aussichtsturm und Ausstellungsgebäude
konzipiert. Das Haupterschließungselement ist ein luftoffener Treppenturm, der
in die Kubatur des Gebäudes eingelassen ist. Durch diesen können die Besucher
unabhängig von Öffnungszeiten des Cafés oder der Ausstellung die
Panoramaterrasse ersteigen und die Weitsicht genießen.
Die Choreographie der Ausblicksmöglichkeiten wird - in der Höhe gestaffelt –
variiert. Ist das Café noch weitgehend durch seine weiten Öffnungen und seine
großzügige Raumhöhe mit seiner Umgebung verzahnt, wird das Blickfeld des
Besuchers in den beiden darüberliegenden Ausstellungsgeschossen bewusst
begrenzt. Durch ausstellbare, perforierte Metallläden vor der
Fassadenverglasung lässt sich die Umgebung zwar wie verschleiert wahrnehmen
– der umfassende Rundumblick wird jedoch erst auf der Panoramaterrasse
geboten. Die Ausstellung steht somit in einem unmittelbaren Kontext zur
Landschaft, wird jedoch durch architektonische Mittel in den Fokus des
Betrachters gerückt. Die unterschiedlichen Nutzungsbausteine Café,
Betriebsstätte, Ausstellung und Panoramaterrasse lassen sich allesamt jeweils
autark von den anderen erschließen und nutzen. Ein Verpachtungskonzept für
die Gastronomie wie auch eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre in dem
Bürogeschoss können somit ohne jegliche Einschränkungen umgesetzt werden.

KONSTRUKTION LANDSCHAFT
Der Holzsteg besteht aus einer reduzierten Holzbohlenkonstruktion, der zwei
jeweils etwa halbmeter große Sitzstufen vorgelagert werden. Einzelne
Sitzauflagen aus Corian®-Kunststoff gliedern die Konstruktion. Auf Trittstufen
wird bewusst verzichtet, um die Konstruktion so zurückhaltend wie möglich zu
gestalten. Auf der oberen, eigentlichen Stegebene werden keine Sitzauflagen
angeboten, um den Besucher auf das Höhenniveau der Wiesenebene zu führen
und die offene Lichtung für die Café-Besucher maximal erlebbar zu halten.
Die Böschungskante wird frei von hoher Vegetation gehalten und entsprechend
der Stegform ausgestaltet.
Sämtliche Wege werden in wassergebundener Bauweise ausgeführt. Auf den
Lichtungswegen werden an ausgewählten Stellen Aufweitungen angeboten, die
einfaches Sitzmobiliar aus behauenen Eichenstämmen oder Betonkuben
aufnehmen.
Die Wiesenfläche zeigt ein Spektrum von Arten der annuellen Ackerbegleitflora
im Zentrum der Fläche bis hin zu belastbaren und kurz geschnittenen
Rasensorten an den Lichtungsrändern. Unterschiedliche Pflegeintensitäten
führen zu einem harmonisch übergehenden Gesamtbild, das sich dennoch von
den übrigen, als (Mäh-) Weide genutzten Flächen des Time Parks abhebt.
KONSTRUKTION GEBÄUDE
Der Turm ist eine einfache Stahlbetonkonstruktion. Der Treppenturm ist als
eingestelltes in sich ausgesteiftes und mit dem Betonbau verankertes luftoffenes
Stahlgerüst konzipiert. Die Lasten werden weitestgehend an den Außenseiten in
die Vollsicherungsunterkonstruktion abgegeben, der Lift liegt folgerichtig auf
der Nordecke des Gebäudes. Die Decken der Gastronomie und der
Ausstellungsgeschosse werden aus Stahlbetonfertigbauelementen und
aufbetonierten Ortbetondecken gebildet. Die Hohlräume der Betonträger
erlauben die Aufnahme der für die Großräume benötigten Gebäudetechnik,
insbesondere der Lüftungsführung.
Die Fassadengestaltung des Gebäudes wird von handelsüblichen
Trapezprofilplatten, die in Bereichen der Öffnungselemente vollflächig
perforiert werden, bestimmt. Auf Stahlrahmenunterkonstruktionen befestigt,
lassen sich diese zu einer differenzierten Licht- und Ausblickssteuerung als
übergroße Fensterläden mechanisch aufstellen.
Ein weitergehend perforierter Stahlblechvorhang trennt den Treppenturm vom
freien Außenraum und gewährleistet somit den Schutz der Besucher vor
Schlagregen.
Der artifizielle Charakter des Gebäudes und dessen Bezug zu der industriellen
Nutzung der Landschaft wird somit durch seine Materialisierung noch
unterstützt.
Die gewählten Konstruktionen sind übliche Bauweisen für Gebäude dieser Art.
Hierdurch ist die Erstellung unter Einhaltung der Wirtschaftlichkeit gegeben.

GEBÄUDETECHNIK-ENERGIE
Entwurf und Konstruktion des Turmes berücksichtigen konsequent einen
sorgsamen Umgang mit Energie. Technikminimierung, Nutzung passiver
Elemente und eine bedarfsgerechte und zielgenaue Regelung über die
Gebäudeleittechnik zeichnen den Entwurf aus.
Bereits in seiner Kompaktheit und dem folglich günstigen A/V-Verhältnis setzt
der Turm auf niedrigen Gesamtenergieverbrauch. In der Ausplanung helfen vor
allem konstruktive Maßnahmen, den Energieverbrauch bei künftigem
Betriebsablauf gering und wirtschaftlich zu halten. So wird dank der massiv
ausgeführten Betonwände und –decken eine das Innenraumklima unterstützende
Bauteilaktivierung möglich. Die großen Glasflächen der Ausstellungs- und
Cafégeschosse werden durch die im Fassadenkonzept vorgesehenen, im Bereich
der Öffnungen aufstellbaren, Trapezprofilplatten verschattet. Eine übermäßige
Aufheizung der Innenräume wird so bereits vor der Glasebene vermieden. Der
Fassadenaufbau zeigt neben einer angemessen dimensionierten Dämmschicht
eine Hinterlüftung der Metalleindeckung, welche einer natürlichen
Feuchteregulierung sowohl im Wandaufbau wie in den Innenräumen gerecht
wird.

BRANDSCHUTZ
Das Gebäude lässt sich leicht in horizontale Brandabschnitte unterteilen. Das
Erdgeschoss kann ebenerdig entfluchtet werden. Die Bereiche oberhalb des
1.Obergeschoss werden über den als Sicherheitstreppenraum geltenden
luftoffenen Treppenturm entfluchtet. Ein zweiter Rettungsweg ist somit nicht
mehr erforderlich, kann jedoch über die Fassaden zusätzlich erzeugt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Grundidee des Entwurfes basiert auf zwei Gestaltungselementen, einer als Wiese belassenen halbkreisförmigen Freifläche und einem rund 20m hohen Turm. Der Eingriff in die Umgebung stellt eine minimalistisch gestaltete Maßnahme
dar, die sich um wesentlichen auf die Akzentuierung der Tagbebaukante mit einem abgetreppten Steg beschränkt.
Gerade dieser zunächst unsichtbare Akzent wurde als wertvoller Bestandteile des Entwurfes gewertet. Dagegen wurde die romantisch-industrielle Verkleidung des Turmes kontrovers diskutiert. Eindeutig positiv gewertet wurde die Begehbarkeit
des Daches. Die Stahlbetonkonstruktion wirkt in Anbetracht der äußeren Gestaltung etwas überraschend.
Die Konstruktion ist kompakt und steht im vollsten Einklang mit den Auflagen der Auslobung. Diese kompakte Bauweise dürfte sich auf die Energiebilanz des Gebäudes positiv auswirken, hierzu würde auch die bewegliche Verkleidung der
Fassade einen Beitrag leisten.
Die Erschließung funktioniert problemlos. Die Lokalisierung der Parkplätze jenseits der Straße ermöglicht, dass die Freifläche zwischen dem Turm und der Tagebaukante in ihrer wohltuenden Schlichtheit erhalten werden kann. Die
Verteilung der Funktionen auf vier Geschosse bringt funktionelle Nachteile, die jedoch mit kompakter Bauweise und dem Ausblick aufgewogen werden.
Gesamtkonzept Lichtung + Turm

Gesamtkonzept Lichtung + Turm

Aussichtsdach

Aussichtsdach

Ausstellungsraum

Ausstellungsraum

Steg Tagebaukante

Steg Tagebaukante

Umgang Lichtung

Umgang Lichtung