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Offener interdisziplinärer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil | 07/2009

Gartenschau "Natur in Tirschenreuth 2013"

Ankauf

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

mvm+starke

Architektur

wh-p Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Die qualitative Erneuerung von Innen heraus bildet die Grundlage des Entwurfs. Ein qualifizierter baulicher Stadtrand wird neu definiert und bildet einen klaren Übergang zwischen Innenstadt und Stadtfläche. Der Entwurf sieht einen direkten Kontakt zwischen Stadt und Wasser vor, analog der ehemaligen historischen Situation. Diese Ausprägung des Randes ermöglicht eine klare städtebauliche Geste der Öffnung und die Verbindung oder das Hereinführen des Altstadtareals, des Maximiliansplatzes und des zentralen Herzens der Stadt an den neuen Stadtteich. Ein sich zum Teich hin öffnender Platzraum bildet sowohl das Entree zur Stadt als auch das Tor zum Teich und hält die Sichtachsenbeziehung zwischen Maximiliansplatz und Teich über die Fischhofbrücke bis zum Fischhof frei. Darüber hinaus ist dieser Platzraum das Areal des innerstädtischen Lebens am Wasser: Sitzstufen bis ans Wasser heran, Gastronomie auf dem Holzdeck oder Flanieren auf der städtischen Teichpromenade werden konzentriert an der städtischen Seite angeordnet. Dabei bleibt die Balance zwischen Natur- und Stadtkultur erhalten. Die Ausgestaltung dieses Uferbereichs orientiert sich an der Angemessenheit des Stadtbildcharakters, zeigt aber gleichzeitig den Anspruch der Stadt nach eigenständiger Erneuerung.

Der Stadtraum wird nach Osten geschlossen. So erhält die Altstadt vom Teich aus ein neues Gesicht. Die Traufe der neuen Gebäude orientiert sich an der ortsüblichen Zweigeschossigkeit. Das `Tor zur Stadt ´steht in Analogie zum alten Brauereigebäude.

Die Entwicklung und Realisierung der neuen Gebäudekanten bis zum Natur 2013 wäre wünschenswert, ist aber für die Gartenschau nicht unbedingt erforderlich. Der Entwurf sieht in dieser Neuarrondierung trotz entsprechenden Leerstandes im Innenstadtbereich die richtige Strategie. Das Gesamtkonzept sieht als die Maxime der Herausarbeitung einer eigenständigen Ausrichtung Tirschenreuth im Hinblick auf Gesundheits- und Erholungsurlaub für Familien und Senioren vor. Aus dieser Konzeption heraus folgt eine potenzielle neue Nutzung dieser Gebäuden im Hinblick auf neue qualitativ hochwertige Beherbungslokalitäten und altersgerechtem Wohnen am Wasser. Auch sieht das Dauerkonzept entlang des Rundweges um den Stadtkern eine entsprechende Verortung von generationsübergreifenden Spiel,- Sport-, bzw. gesundheitsbezogenen Bewegungsstationen vor.
Die Verzahnung vollzieht sich nicht nur über die direkte Achse vom Maximiliansplatz kommend, sondern auch über die neue Anbindung des `Hauses am See´. Neben dieser intensiven Ausgestaltung der städtischen Teilrandzone fällt ein weiteres Augenmerk des Entwurfs auf die räumliche Erlebbarkeit und Erfahrbarkeit der historischen Inselform des Fischhofes.

Das sehenswerte Ensemble wird freigestellt. Entsprechend der historischen Form wird eine von Bäumen gesäumte „Insel-Lichtung“ ausgebildet, deren Wahrnehmung durch einen markierenden Rundweg und mit Beeten begleitet, verstärkt wird. Die Sichtachsen zum Fischhof sind von dem die Insel definierenden Baumring freigestellt.

Die Fortsetzung und die funktionale sowie räumliche Ablesbarkeit des Grünrings wird durch zwei Wegeanknüpfungen im Norden und dem Anschluss an den südlichen Bereich der Tirschenreuther Waldnaabaue erreicht. Auch wird durch die räumliche Freistellung der südlichen Fläche mit Integration der Wasserflächen die räumliche Wahrnehmung des Grünrings von dem Stadtteichareal differenziert. Das gesamte Stadtteilareal wird durch einen wassernahen Rundweg verknüpft, der sämtliche Nutzungs- und Infrastrukturen des Areals miteinander verbindet. Mit diesem Rundweg verknüpft, bietet das neuen Fuß- und Randwegenetz gleichfalls einen Rundweg des städtischen Grünrings bzw. einen „großen“ Rundweg entlang aller Waldnaabauen mit einem neu geschaffenen Wegeverband zwischen den beiden Auenläufen.

Der Bereich zwischen Mähringer Straße und Mühlbach, sprich das Areal zwischen Amtsgericht und Freibad, erhält eine Stärkung der Sport- und Freizeitidentität. Neben den gesetzten Sportplätzen sieht die Konzeption die Einrichtung eines Kletter- und Freigeländes auch über die Gartenschau hinaus vor. Durch die Positionierung eines in Tirschenreuth erforderlichen Jugendheims auf der durch die Neustrukturierung des Parkplatzes freigewordenen Fläche, wird dieses Areal nicht nur fit und fun, sondern auch noch young. Eine logische Addition von verwandten Themen gibt diesem Areal eine klare Ausrichtung.

Kleingartenanlage, Sportplätze und das Freibad ergeben eine Aktivzone die sich durch ihre Wegebeziehungen an den Stadtraum angliedert. Durch die Punktuelle Neuordnung und attraktive Ergänzungen wie Schwimmteich, Beachvolleyballfeld und Klettergarten wird der gesamte Bereich aufgewertet.
Die Mühlbühlanlage wird durch Sichtachsen, intensive Spielbereiche und eine übersichtliche Wegeführung gegliedert.
Die neue Brücke zum Fischhof lehnt sich in ihrer Grundform an die historische Steinbrücke an. Sie geht respektvoll mit den historischen Bezügen um und unterstreicht dennoch die neue Ausrichtung der Stadt und der Fischhofinsel.

Über diese konzentriert gesetzten Schwerpunkt hinaus, wird das Hauptareal insbesondere unter dem Aspekt des behutsamen Umgangs mit Biotopstrukturen und der Aufwertung von ökologischen Qualitäten entwickelt.
Hierbei sind neben der Wasserfläche, der Insel-Inszenierung, insbesondere das Element der Vegetationsstrukturen der Bachauen -ein aus „grünen Adern“ gespanntes Netz- ein den Landschaftsraum prägendes Gestaltungselement. Zusammengefasst lässt sich der Entwurf klar in drei Interventionen ablesen: starke klare neue Stadtkante am Wasser, klare Ablesbarkeit der Fischhofinsel und Generierung eines dem Ort entsprechenden Landschaftsbildes der Baum begleitenden Bachauen, mit und ohne eigentlichen Bach.

Für das Präsentationsjahr der Gartenschau Natur 2013 in Tirschenreuth wird das dauerhafte Zielbild dieses Freiraums zur Grundlage der Gartenschau gemacht. Darauf aufbauend bilden aus den Besonderheiten des Ortes, der Stadt und der nahen Region generierte Themen die Grundlage für das Ausstellungskonzept. Dies wären die 'blauen Themen' Wasser, Fisch- bzw. Teichwirtschaft und Inseln sowie die 'weißen Themen' Porzellan und Weißstorch. Also eine Gartenschau nicht nur rein ins „Blaue“ gedacht, sondern Blau-Weiß, Weiß-Blau. Dieses potentielle Motto gibt das eindeutige Konzeptspektrum der Farbwahl der Pflanzenblüten vor.

Die einzelnen Themenschwerpunkte, die sich an diesem blau-weißen, weiß-blauen Faden entlang ziehen, werden entsprechend folgender Vorschläge ausgestellt:

Ausstellungsthema des Weißstorchs wird in drei Teilbereichen inszeniert bzw. thematisch verarbeitet. Der ovale Abschnitt des Rundwegs, welcher die Feuchtwiese („Storchenland“) umschließt, erhält das Thema des Zugvogels Storch, „einmal um die halbe Welt“ stellt anhand verschiedener Länder, Städte- bzw. Regionengärten die Ostroute des Storchenzugs nach Afrika, wie zum Beispiel über den Bosporus, Sinai, Jordanien , Suez-Kanal, Nilland ,Sudan und schließlich Tansania. Akzentuiert wird die nicht begehbare Feuchtwiese durch einen Beobachtungspunkt dem erkletterbaren Storchennest. Auch die „Gärten der langen Beine“ in Anlehnung an „Langbein“, Storchennest gleich aufgeständerten Ausstellungsgärten nehmen die Thematik Weißstorch hier eher spielerisch auf.
Das andere weiße Thema des Tirschenreuther Porzellans wird in dem Ausstellungsbeitrag der „Tirschenreuther Tafel“ dargestellt. In dem zum Beispiel das Tirschenreuther Zwiebelmuster Service „ordinär blau“ in überdimensionierten Tellern und anderen Serviceteilen mit echten Pflanzen ausgestellt wird.

Die blauen Themen generieren sich direkter noch aus dem neuen „nassen“ Ort. Aber insbesondere die Fischhofinsel als neues Tirschenreuther „Inselglück“ mit seinen Atollgärten im blau-weißem Blütenmeer bildet einen Ausstellungskernpunkt. Neben diesen thematischen ortspezifischen Ausstellungsthemen reihen sich entlang des Rundwegs auch die anderen Gartenschauen originären Themen auf. Am Haupteingang „Stadttor“ sind neben den Eingangsinfrastrukturen die Hallenschauen verortet, vorzugsweise in einem Gebäude des neuen Stadtkantenensembles oder an dessen künftiger Stelle. Sollten nicht alle Gebäude bis zu 2013 errichtet sein, bilden Ausstellungsbeiträge wie der Baumschulenbeitrag oder die Hausgärten des Garten- und Landschaftsbaus nebst Infozentren die Stadtkante nach.
Gastronomien befinden sich auf der Fischhofinsel, ergänzt durch die Adebar, am Übergang zum Grüngürtel, die Teichwirtschaft und Zelten an den Standorten der zukünftigen Bebauung. Der Ausstellungsbeitrag der Grabgestaltung befindet sich auf dem Gelände neben den neu strukturierten Kleingärten. Somit sind alle intensiven Ausstellungsbereichen außerhalb des Überschwemmungsbereiches. Spielflächen, die Stationen des Generationsübergreifenden bzw. Senioren Spiel,- Sport- und Bewegungsstationen als auch ergänzende Wechselflor- und Staudenflächen sind dem Rundgang begleitend angeordnet.

Der zweite Haupteingang am temporären Besucherparkplatz funktioniert aus unserer Sicht nur einwandfrei über das Reststück der vorhandenen Brücke der Tir 1, wenn die Erschließung für die Anlieger der Lohnsitz Straße (Stadtteil Lohnsitz) mit geringem Aufwand verlegt wird. Diese Verlegung und der daraus resultierende weitergehende Rückbau der Tir 1 generiert für das Dauerkonzept zwei wichtige Funktionen. Erstens wird die historische Ausdehnung der Fischhofinsel erst dadurch räumlich darstellbar und erlebbar und zweitens kann ein aus Sicht des Verfassers sehr wichtiger Brückenschlag der beiden Auenbänder, Mühlenbach und Waldnaabauen erst durch diesen Rückbau geschlossen werden und ein sehr wünschenswerter großer Rundweg geschaffen werden. Die beiden Veranstaltungsorte befinden sich auf einer Achse. Die überdachte Veranstaltungsbühne mit Sitzplätzen für ca. 350 Besucher am Rande der Fischhofinsel vis avis zum zentralen Maximiliansplatz, dem wichtigsten Ausstellungsort außerhalb des eingezäumten Bereiches. Dieses Herzstück der Stadt sollte auch während der Gartenschau eine besondere Rolle spielen und Ort der Veranstaltung des Gärtner- und Handwerkermarktes sein. Die Integration des Grüngürtels und insbesondere die Integration der Mühlbühlanlage in das gärtnerische Ausstellungskonzept sieht der Verfasser als kritisch an. Aber das eigenständige Thema der Kunst, in Form einer Initialisierung einer Tirschenreuther Skulpturenrunde einmal um die ganze Stadt, würde eine mögliche nachhaltige Inszenierung, Wahrnehmung und Bedeutungssteigerung herbeiführen. Gleichzeitig wäre das Thema der Kunst mit seiner Problematik der Wahrnehmungsdichte innerhalb des Ausstellungskernbereichs gelöst. In diesem Kontext muss natürlich der Klettnerturm mit integriert werden, bzw. spielt eine besondere Rolle.