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Offener Realisierungswettbewerb mit Ideenteil | 09/2009

Campus Rütli - CR²

3. Preis / Ideenteil

Büro für Architektur und Städtebau

Architektur

URBAN CATALYST

Landschaftsarchitektur

StudioC

Tragwerksplanung

PRG Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Campus Rütli CR2 – Wissen durch Interaktion - Städtebau

Von der Rütli Schule zum Campus Rütli
Mit dem eingeleiteten Kooperationsverbund zwischen der Rütli-Hauptschule, Heinrich-Heine-Realschule und Franz-Schubert-Grundschule sowie weiteren Partnern aus dem schulischen, sozialen und berufsbildenden Bereich ist für den Campus Rütli der Grundstein für ein Schul- und Bildungskonzept gelegt, das die traditionelle Sozialraumaufteilung und die bestehenden Ressortstrukturen radikal aufbricht. Nicht nur für das pädagogische, auch für den räumlichen Entwurf hat der Sprung von der Schule zum Campus weitreichende Konsequenzen. Prägen Schulgebäude und Pausenhof die klassische Schule, so entsteht der Campus aus einem feingliedrigen Netz aus Wegeverbindungen, Plätzen, Erholungsflächen, Gärten, Höfen und eingebetteten, solitären Gebäudevolumen. Identität durch Verantwortung, sowie die Idee Bereiche selbst zu gestalten und zu betreiben sind Leitgedanken des städtebaulichen Konzepts.

Leitgedanken des städtebaulichen Konzepts.
Städtebauliches und freiraumplanerisches Konzept
Das städtebauliche Konzept basiert auf der Idee des Campus als Kontinuum aus unterschiedlichen räumlichen Einheiten und Atmosphären. Fünf Prinzipien sind maßgeblich:

Autonome Orthogonalität.
Zwischen Weser- und Pflügerstraße nimmt der Campus in seiner Orthogonalität die Struktur der angrenzenden Stadtblöcke auf ohne selbst einen Block zu bilden.
Gebäudevolumen besetzen wichtige Raumkanten, definieren gleichzeitig jedoch wichtige Öffnungen in die angrenzenden Nachbarschaften. So entsteht einerseits ein Geflecht aus stadtkontextuellen Raumbezügen, gleichzeitig ist der Campus ein autonomes, offenes Raumgefüge, das entgegen der umliegenden Blockinnenhöfe unterschiedliche Raumatmosphären, -nutzungen und –zusammenschlüsse zulässt.

Thematische Felder
Die Freiräume prägt eine vernetzte Feldstruktur. Angebunden an die benachbarten Quartiere spannt sich ein Teppich aus multifunktionalen Spielflächen, Gärten, Pausenflächen, (Werk-) Plätzen und introvertierten Nischen auf. Je nach Lage eignen sich die Felder für unterschiedliche Nutzungen:
die Wiese im Westen für Gymnastik und Erholung, die östliche Freifläche als Garten und Experimentierraum
die zentrale Multifunktionsfläche zum Freispiel, Sport, Konzerte, Treffen, Schulbasare
die Flächen vor der Quartiershalle für klassische Sportarten
die Eingangsplätze als zentrale Treffpunkte, Orte des Kommens und Gehens
bzw. als Platz mit Amphitheater (Eingang Pflügerstraße)
gebäudebezogene Freiflächen als erweitertes Klassenzimmer, Werkplätze oder Pausenhöfe
Die Felder differenzieren sich durch jeweils eigene Oberflächen. Je nach Nutzung können sie in kleine Einheiten oder aber zusammengeschaltet werden. Felder und Gebäude bilden ein symbiotisches System der Wissensaneignung und – produktion.

Feingliedriges Wegenetz
Die Campus-Feldstruktur gliedert ein hierachisiertes Wegenetz. Rückgrat bildet die Rütlistraße mit ihrem beeindruckenden Baumbestand und der Kopfsteinpflasterung. Die Straße soll in ihrem jetzigen Charakter beibehalten werden. Freigestellt von parkenden Autos und aufgewertet durch Sitzplattformen aus Holz wird die Rütlistraße zum zentralen Bewegungs- und Aufenthaltsraum des Campus. Die Achse mündet an den Eingängen auf jeweils einen Platz und vermittelt Besuchern und Schülern eine starke Orientierung auf dem Campus.
Von der Campusachse aus werden in einer orthogonalen Wegestruktur die seitlichen Flächen und Räume erschlossen. Das Wegesystem hat einen diffundierenden Charakter: es gibt immer mehrere Wege, um an einen Ort zu gelangen. Die linear ausgerichtete Rütlistraße wird ergänzt durch ein System aus schmaleren Nebenwegen, die durch kleinteilige, unerwartete Raumsituationen führen.
Die Allee an der Rütlistraße wird ergänzt durch in Ost-West-Richtung verlaufende Baumreihen aus Säuleneichen entlang der Nebenwege.

Bebaute Felder
Der existierende Gebäudebestand wird durch weitere solitäre Baukörper ergänzt, die eigene Felder besetzen und so in die Feldstruktur des Campus integriert sind. Die Schüler erfahren den Campus im ständigen Wechsel zwischen bebauten und unbebauten, zwischen offenem und geschlossenen Raum. Die neuen Gebäude zeichnen sich durch eine fein abgestufte Höhenstaffelung aus, die Dachflächen bilden als Terrassen, Sportfelder oder offene Werkräume eigene Felder aus.
Städtebaulich formuliert die Quartiershalle an der nördlichen Seite mit dem Zentrum für Arbeitslehre, Berufsorienenden Angeboten und Beratenden Diensten die Eingangssituation zum Campus. Die Schulerweiterung schließt sich südlich daran an.
Die gebäudebezogenen Freiräume haben unterschiedlichen Charakter. Sie sind Pausenhof, erweitertes Klassenzimmer, Schulgarten oder offener Arbeitsraum.
Besonderes Element des Campus sind Follies, kleine Pavillions oder Unterstände, die als Treffpunkte, Kiosk, Gerätehaus, Spielverleih, Workshopraum besondere Orte auf dem Campus ausbilden. Vorstellbar ist auch, dass geeignete Lauben als Follies umgenutzt werden.

Wissen durch Interaktion
Nicht nur die Gebäude, der ganze Campus wird zum lernenden Ort. Spielen, lernen, bewegen, testen, austauschen: Wissen entsteht auf dem Campus Rütli durch Interaktion zwischen Schülern unterschiedlichen Alters und Schulbildung, zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, zwischen jungen Menschen und den Räumen des Campus. Die differenzierte Raum- und Freiflächenstruktur bietet vielfältige Formen der Aneignung und fordert zur individuellen Raumgestaltung auf, sei es durch den Bau von Freiraummöbeln und Spielgeräten, gärtnerische Aktivitäten, einen Skulpturenparkworkshop, den Entwurf von Follies oder Rampenbau auf der Skatefläche.

Bauphasen
Die Umsetzung des städtebaulichen Konzepts ist in folgenden Stufen vorgesehen: Quartiersporthalle mit angrenzenden Sportflächen. Elternzentrum, Pädagogische Werkstatt und VHS Zentrum für Arbeitslehre, Berufsorientierenden Angeboten und Beratenden Diensten mit angrenzenden Freiflächen. Schulerweiterung mit angrenzenden Freiflächen. Zentraler Multifunktionsplatz und Skaterbahn.

Freianlagen
Der Campus Rütli entsteht nicht auf der grünen Wiese, sondern in Transformation. Das Gestaltungskonzept für die Erweiterungsflächen bezieht die bestehenden Materialien ein und fügt neues hinzu. Die Materialverwendung ist robust und schlicht:
Nebenwege als wassergebundene Decke, Multifunktionsfeld aus Asche
Sportflächen aus Tartan
Mobiliar aus Holz
Skatefläche aus Asphalt
Unversiegelte Flächen als Wiese/ Sand oder Garten
Pausenhöfe Rasen/ Kopfsteinpflaser/ oder wassergeb. Decke
Rütlistraße Bestanderhalt

Vergleichbar mit der Aktion Rütliwear soll auch zusammen mit den Schülern ein eigenes Rütlimobiliar entworfen und gebaut werden Dazu zählen Sitzplattformen, Tribünen und ggf auch Follies. Es ist vorstellbar, dass einzelne Bäume, Heckenelemente oder 2-3 Lauben aus der Kleingartensiedlung als Elemente der vormaligen Nutzung auf den Feldern erhalten bleiben.

Stellplätze
Die geforderten 500 Radstellplätze verteilen sich auf die 6 Eingangssituationen des Campus. Ergänzend sind Fahrradstellplätze entlang der Rütlistraße vorgesehen. Unter der Tribüne des Amphitheaters gibt es überdachte Fahrradstellplätze. Als zusätzliche Funktion ist hier eine Fahrradwerkstatt vorgesehen, die von Schülern betrieben werden kann.
Die geforderten 8 Kfz-Stellplätze für Behinderte befinden sich an der Pflügerstrasse im Bereich des Nordeingangs zum Campus.

Campus Rütli CR ² - Wissen durch Interaktion - Quartiersporthalle

Als erster Baustein des Campus werden mit der Quartiersporthalle wesentliche städtebauliche Prinzipien umgesetzt und das Gebiet städtebaulich aufgewertet und das Image des Campus nachhaltig geprägt.
Die Sporthalle steht längs zur Pflügerstraße. Der nach Süden gestaffelte Baukörper generiert sich zunächst aus den funktionalen Anforderungen. Durch die Setzung des Foyers an die Stirnseite des Baukörpers erhält die Quartiersporthalle eine eindeutige Orientierung mit einem zentralen Zugang an der Rütlistrasse und dem neu geschaffenen Nordentree zum Campus. Der Zugang ist als Einschnitt in den Baukörper ablesbar und so angelegt, dass die Eingänge der einzelnen Bereiche (Foyer, Umkleiden, Dach) zusammengefasst werden und trotzdem eine unabhängige Erschließung ermöglicht wird. Durch den Einschnitt wird das Foyer in ein großes und kleines Foyer geteilt, die im Innern miteinander verbunden sind. Das kleine Foyer dient als Eingangsbereich des Umkleidentraktes, außerdem sind hier die Besuchertoiletten untergebracht. Das große Foyer dient als Zugang für öffentliche Veranstaltungen in der Quartiersporthalle. An der Schmalseite ist eine Treppen- und Tribünenanlage vorgesehen, die eine unhabhängige Nutzung des Foyers für Ausstellungen und kleinere Veranstaltung unterstützt. Die projektierte Nutzung sämtlicher Dachflächen dient einerseits der Unterbringung der geforderten Sportanlagen, andererseits der Ergänzung der Freiflächen des Campus. Beides ermöglicht letztendlich die Erweiterung der ansonsten programmatisch definierten Ausnutzung des Grundstückes durch nutzungsoffene Bereiche. Gleichzeitig wird durch die Nutzung der Dachflächen und der erforderlichen Schutzvorrichtungen die Sporthalle baulich überhöht und erhält so eine städtebaulich Präsenz, die die Gesamtanlage des Campus Image prägend unterstützt. Das Fassadenkonzept der Quartiersporthalle sieht eine großflächige Gestaltung der Fassaden vor, die auf die unterschiedlichen Anforderungen reagiert, so dass das Gebäude von den verschiedenen Seiten andersartig wirkt. An der Nordfassade an der Pflügerstraße ist oberhalb eines Sockels aus Beton eine Verglasung aus Profilbauglas vorgesehen. Darüber befindet sich eine hohe Umwehrung der Dachfläche aus engmaschigem Metallgewebe. Ein prägnantes Element dieser Fassade sind V-Stützen aus Stahlbeton, die sich hinter der Profilbauglasfassade befinden. Die großzügige Verglasung ermöglicht eine sehr gute Belichtung der Halle und lässt die Benutzung der Halle für Veranstaltungen außen erkennen. Die Fassade an der Rütlistraße ist im Bereich der Foyers weitgehend verglast und öffnet den Raum der Foyers zum Nordentree des Campus. Über dem großen Foyer schwebt eine transluzente Fläche aus einem engmaschigem Metallgewebe, die an dieser Stelle die genutzte Dachfläche nach außen räumlich abschließt. Diese dient nach außen als Display für die Quartiersporthalle und den Campus. Wir schlagen hier ein Raster aus Leuchtmitteln vor, das programmiert unterschiedlich bespielt werden kann. Die Programmierung und Bespielung kann mit verschiedenen Akteuren entwickelt und aktualisiert werden (wie z.B. bei der Bespielung der Fassade am Haus des Lehrers). Die Südfassaden erhalten eine Struktur aus horizontalen Lamellen aus Stahlbetonfertigteilen. Diese gewährleisten Sonnen- und Sichtschutz und ermöglichen eine flexible Anordnung der dahinterliegenden Fensterflächen. Die Westfassade wird geprägt durch eine vorgehängte Treppe, die einen unabhängigen Zugang der Dachflächen ermöglicht. Zusätzlich ist hier eine Nutzung der Fassade als Kletterwand vorgesehen, die das Erscheinungsbild charakterisiert. Auf der Innenseite erhält die Halle zur Verbesserung der Akustik dreiseitig eine Verkleidung aus Holz. Lediglich die Nordfassade oberhalb der Tribüne verbleibt als Profilbauglaswand. Als Maßnahme zur Verdunklung sind hier Vorhänge vorgesehen. Auf der Südseite sind es in die Holzverkleidung integrierte Läden. Entsprechend des Farbkonzeptes erhalten die Vorhänge unterschiedliche Farben und Holzverkleidungen eine farbige Beschichtung.
Die an die Halle angrenzende Wand des Foyers erhält ebenfalls eine Verkleidung aus Holz. Die Treppenhauswand besteht aus Stahlbeton. In der Halle ist flächen- oder mischelastischer Sportboden nach Wunsch mit Beschichtung oder Sportlinoleum vorgesehen. Die Bodenbeläge aller Verkehrsbereiche in der Halle sind aus maschinell geglättetem Zementestrich.