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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2009

Ausbau des Ausbildungs- und Fortbildungszentrums der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB) in Berlin e. V.

Campus

Campus

3. Preis

heinlewischer

Architektur

KMG Ingenieurgesellschaft für Gebäude- und Versorgungstechnik

TGA-Fachplanung

KASPAR SCHULZ Brauereimaschinenfabrik & Apparatebauanstalt

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Städtebau

Idee
Der Neubau der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei (VLB) wird in Form von 4 verknüpften Riegeln auf dem Campusgelände verortet. Es entsteht eine Übereinstimmung von städtebaulicher Figur und inhaltlich funktionalem Ansatz.

Gebäudeform und –situierung
Die Proportion eines Riegels orientiert sich am vorhandenen Sudhaus und verlängert dieses in Richtung Süden. Ausgehend vom Sudhaus entwickelt sich der Baukörper im gleichmäßigen Takt nach Westen und markiert selbstbewusst die neu entstehende Platzsituation. Die einzelnen Gebäudeteile werden über eine zurückliegende Magistrale miteinander verbunden, sodass Vor- und Rücksprünge entstehen. Die grundrissliche Abtreppung des gegenüberliegenden Bestandes wird als Thema im Neubau aufgenommen und in einen ruhigen, prägnanten Takt übersetzt, wodurch eine spannungsvolle Wechselbeziehung zwischen alt und neu erzeugt wird. Dieses Bild wird an der Platzseite durch das konsequente Verhältnis von offenen zu geschlossenen Flächen unterstützt.
Der aufgeständerte Baukörper des Trockenhauses wird im Zuge dieser Maßnahme versetzt und findet seine neue Position mitsamt Hopfengarten ca. 25 m weiter westlich auf dem Wettbewerbsgebiet.

Erschließung von der Seestraße
Der Besucher wird am bestehenden Sudhaus vorbei auf den Campus geführt an dem sich der Haupteingang befindet. Eindeutig auffindbar wird der Haupteingang mit einfachen Mitteln herausgearbeitet, indem die ansonsten geschlossenen Stirnseiten ein einziges Mal über zwei Geschosse geöffnet werden. Diese Situation bildet neben der Eingangsfunktion gleichzeitig das Schaufenster für die dahinterliegende Versuchsbrauerei, die als Herzstück des Neubaus adäquat in Szene gesetzt wird.

Erschließung von der Amrumer Straße
Der gesamte Anlieferverkehr erfolgt über die Gebäudesüdseite. Hier befindet sich auch das Tor mit Anschluss an das Technikum. Der Lastenaufzug befindet sich unmittelbar neben dem Tor, damit die Wege so kurz wie möglich gehalten werden. Über die Zufahrtsstraße kann im weiteren Verlauf das komplette Gelände erschlossen werden. An der Westseite des Neubau sind die Behindertenstellplätze mit Kurzanbindung an den Haupteingang positioniert. Schräg gegenüberliegend befinden sich die Fahrradstellplätze.


Grundrisskonzeption

Der Grundriss wird als funktional leistungsfähige Kammstruktur mit eindeutigen Wegebeziehungen und leichter Orientierung aufgebaut. Die Verteilung im Gebäude erfolgt auf kurzem Wege über den nördlichen Haupteingang mit unmittelbarer Anbindung an die Personenaufzüge und die Magistrale. Die notwendigen Treppenhäuser mit Versorgungsschächten schließen an die Magistrale an. Im Eingangsriegel wird das notwendige Treppenhaus auf die Südseite verlagert, damit das Raumensemble Foyer/Versuchsbrauerei von einengenden konstruktiv notwendigen Elementen freigehalten wird. Um die Veranstaltungsfläche im Bedarfsfall auch auf die Galerie im Obergeschoss zu erweitern, befindet sich gegenüber den Aufzügen eine zusätzliche offene Treppe, die als Möbel interessante Blickbeziehungen in den Innenraum eröffnet.

Die einzelnen Institute werden über die Magistrale direkt angebunden und können autark betrieben werden. Um die Funktionalität zu erhöhen wird auf der Südseite eine zusätzliche Erschließungsspange als Shortcut angeordnet. Auf diese Weise wird die Flexibilität erhöht und unterschiedlichste Institutsgrößen lassen sich realisieren. Abgehend von der Magistrale werden grundsätzlich zwei Bereiche unterschieden: nördlich befinden sich in den Köpfen der Riegel Sonder- bzw. Allgemeinnutzungen, südlich schließen die Laborflächen in Kombination mit Büroflächen an. Die Magistrale wird neben der Erschließungsfunktion als interdisziplinärer Raum aufgefasst wo Kommunikation und informelle Treffen ermöglicht werden. Die Teeküchen werden institutsübergreifend in dieser Zone angeordnet.

Die zweigeschossigen Bereiche bilden eine Sonderstellung im Erdgeschoss. Ausgehend von der Versuchsbrauerei gruppieren sich um diese Zone Technikum, Lehr- und Studienbrauerei. Die Versuchsbrauerei schließt als Herzstück des Neubaus von außen bereits sichtbar an das Foyer an und kann mit diesem für Veranstaltungen zusammengeschaltet werden. Auf kurzem Wege erreicht man rückwärtig das Technikum mit freier Aufstellfläche, das je nach Bedarf optional für Veranstaltungen erweiterbar ist. Eine Austrittsmöglichkeit in den Innenhof wird zusätzlich vorgesehen. Die Sudhäuser verlaufen parallel zur Magistrale und können über einen linearen Versorgungsstrang effizient angebunden werden. Insgesamt ergibt sich zusammen mit dem Technikum eine leistungsfähige T-förmige Anordnung, die sich im Keller fortsetzt und die Funktionalität unterstreicht. Die zweigeschossige Sudhausspange wird im weiteren Verlauf noch durch das Technikum der Bio- Verfahrenstechnik ergänzt. Dieser, ebenfalls zweigeschossige Raum bindet im 1. OG an die weiteren Flächen dieses Instituts über eine interne Erschließungstreppe an.

Neben dem Zentrum für Brauereiwesen gruppieren sich im Erdgeschoss die Institute BSA-Seminarbereich, Studienbrauerei und Verpackungsprüfung. Alle Institute können auf kurzem Wege über den südlichen Shortcut an das Technikum angebunden werden, was besonders für die Verpackungsprüfung von Vorteil ist.

In den Obergeschossen setzt sich die Zweibundstruktur fort, wodurch die Anzahl an unbelichteten Räumen auf ein Mindestmaß reduziert werden kann. Aufgrund der räumlichen Anforderungen reduzieren sich die Flächen mit ansteigender Geschosszahl. Zum einen ergibt sich dadurch der Vorteil, dass Terrassen ausgebildet werden können, zum anderen verbessert sich dadurch die Belichtung der Innenhöfe. Die Terrassensituation oberhalb der Sudhäuser mit Anbindung an die Magistrale fördert durch zusätzliche Anordnung der Teeküchen Kommunikation und Aufenthaltsqualität.

Mit dem Neubau lassen sich alle Anforderungen an die Barrierefreiheit umsetzen. Räume die ausschließlich über Treppen oder Rampen erreicht werden können sind nicht vorhanden.


Raumprogramm

Das Soll-Raumprogramm wurde dahingehend interpretiert, dass die geforderten Flächen in Form von gutproportionierten Räumen dargestellt werden. Die Laborräume werden in einer 7,20 m tiefen Spange angeordnet, die Büroräume und vergleichbaren Räume in einer 4,20 m tiefen Spange. Vorzugsweise wurden die Räume als 3-Achs-Räume oder einem vielfachen davon geplant. Bei diesen Raumzuschnitten ist eine optimale Nutzbarkeit durch beidseitige Anordnung von Laborbänken bzw. Arbeitstischen und einem dazwischen liegenden Bewegungsraum gegeben.


Konstruktion

Das Tragwerk wird als Stahlbetonbau in gemischter Fertigteil- und Ortbetonweise errichtet. Die Riegel werden mit tragenden Außenwandscheiben und einer Mittelstützenreihe geplant. Die Stützweiten der Geschossdecken betragen jeweils 6,60m. In Längsrichtung sind die Mittelstützen im Abstand von 7,20 m angeordnet. Die Außenwandscheiben werden aus geschosshohen Fertigteilelementen hergestellt, die untereinander und mit der Ortbetondecke verbunden sind. Die tragenden Pfosten der Wandelemente sind im Abstand von 2,40 m angeordnet und bilden gemeinsam mit der Betonbrüstung die Lochfassade. Die Stirnseiten der Riegel werden komplett mit geschosshohen Elementen geschlossen. Der Haupteingangsbereich bildet hier die Ausnahme. Eine Ortbetonscheibe in den beiden oberen Geschossen ruht auf zwei seitlich angeordneten Ortbetonwänden, sodass der Eingangsbereich mit vergleichsweise sehr geringem Aufwand stützenfrei gehalten werden kann. Die Gründung wird als Flachgründung vorgesehen.


Fassade

Jeder Riegel wird mit einem Bügel aus Backstein gerahmt. Die lebhafte Textur wirkt in den großen geschlossenen Flächen und korrespondiert mit dem Bestand. Die zurückliegende Magistrale wird verglast und öffnet sich zum Campus hin. Die nebeneinander stehenden Riegel öffnen sich zueinander und wecken die Assoziation des forschenden Miteinanders.
Auf der Südseite erhält sowohl die Magistrale, als auch die Verbindungsgänge weiter unten einen feststehender Sonnenschutz. Die Ost- und Westfassaden erhalten eine Bandfassade mit hinterlüfteten Paneelen. Der Fensterflächenanteil von ca. 50 % ist so optimiert, dass er eine gute Tageslichtversorgung gewährleistet, aber eine übermäßige Erwärmung der Büroräume und Labore vermeidet. Um die Labore mit ausreichend Tageslicht zu versorgen und gleichzeitig die solare Zustrahlung zu reduzieren, wird ein Sonnenschutz aus Alu-Raffstores in Kombination mit Tageslichttransportelementen vorgesehen.


Gebäudetechnik

Das Gebäude wird aus dem öffentlichen Versorgungsnetz eingespeist. Die Erschließung mit Wasser erfolgt über gut verteilte Steigepunkte an den Treppenhäusern. Die Steigepunkte an den Treppenhäusern sind für Nachinstallationen von weiteren Medien derart ausgebildet, dass diese ohne weiteres möglich sind. Die Schmutzwasserentsorgung erfolgt gleichermaßen über die vorgenannten Schächte.

Heizung
Die Liegenschaft kann zukünftig entweder direkt mit Fernwärme (Primärenergiefaktor = 0,567) oder indirekt über einen Brennwertkessel mit Erdgas beheizt werden. Der Wärmebedarf wird ca. 200-250 kW betragen. Der erforderliche Dampf für den Brauprozess wird von einem mit Erdgas befeuerten Dampfkessel erzeugt mit einer Leistung von ca. 250 kW.

RLT-Anlagen
Das Gebäude, welches als Niedrigenergiegebäude eingestuft wird, sollte in sämtlichen Bereichen mechanisch be- und entlüftet werden. Gedacht ist an Geräte mit indirekter adiabater Kühlung in Verbindung mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen, so dass im Winter ca. 80 % der Abluftwärme zurückgewonnen werden kann und im Sommer die Außenluft um max. 8 °C heruntergekühlt werden kann.

Dies in Verbindung mit guten Speichermassen im Gebäude und nächtliche Auskühlung mittels RLT-Anlagen im Hochsommer schafft ein Klima in den Räumen, was vergleichbar ist mit Spitzenkühlung. Dies ohne jegliche mechanische Kühlung, d. h. ohne Primärenergieeinsatz.

Über Präsenzmelder wird die Lüftung, da wo es sinnvoll ist, schaltbar ausgeführt, so dass die Gesamtluftmenge mittels Drucksensoren und Frequenzumformer reduziert werden kann (Bedarfslüftung). Die Gesamtzu- und -abluftmenge beträgt ca. 20.000 m³/h.

Strom
Der Gesamtstrombedarf beträgt ca. 400 kVA. Die bestehende Netzstation muss aus dem Baufeld verlegt werden und wird neu, außerhalb des Gebäudes, aufgebaut. Von hieraus erfolgt die Versorgung des Neubaus niederspannungsseitig. Die Gebäudehauptverteilung ist im Kellergeschoss vorgesehen.
Eingang Seestraße

Eingang Seestraße

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss